Kapitel 31... Streit mit Entschluß

Joel saß daheim auf ihrer Couch und hielt eine Tasse Kaminabend - Tee zwischen ihren Händen.
Sie sah dem Tanz der Flammen in ihrem Kamin zu und dachte an Taylor.

Wieso war sie innerlich so aufgewühlt? Warum ging es ihr so schlecht?

Seit Charles wohl die Nachricht überbrachte, dass er wohlmöglich am Leben sei und nun bestätigte ihr Claudia Charles' Vermutung durch eine E-Mail, die Taylor ihr zukommen ließ, ehe sein Flug nach Kalifornien ging und die Claudia ausgedruckt und ihr übergeben hatte. Joel hielt sie nun in ihren Händen, im Umschlag und starrte ihn an, als hätte sie noch nie einen Briefumschlag von solch einer Größe in ihren Händen gehalten...

Joel erinnerte sich daran, wie sehr sie sich gestritten hatten, als sie durch seine Mutter erfuhr, dass er mit einer anderen Frau verheiratet war.
Hätte damals seine Mutter ihn und Joel nicht zum alljährlichen Thanksgiving - Essen eingeladen, wäre es sicherlich nie zur Sprache gekommen.

Aber Bethany, seine Mutter, ging auf Berechnung und lud seine Frau Martha ebenfalls zu diesem Essen ein.
So liefen sich Ehefrau und Freundin über den Weg und Bethany stellte sie gegenseitig vor.

Taylor verlor an diesem Abend seine Zukunft, sein Leben und....Joel Armstrong.

Joel sah auf den Briefumschlag, den ihr Claudia in die Hände gedrückt hatte und fiel abermals in die Vergangenheit.

                               ~~

Taylor tauchte ein paar Tage nach dem Essen bei ihr auf.
In der Zwischenzeit hatte er sie ein paar Mal angerufen und Nachrichten hinterlassen, doch Joel hatte alles ignoriert.
Sie hatte IHN ignoriert.

Er klingelte Sturm an ihrer Haustür und war total aufgebracht und wütend...auf seine Mutter...auf Martha und auf sich selbst.

Joel öffnete ihm und ließ ihn ein, ohne ein Wort an ihm zu verschwenden.
"Joel...", begann er.
Sie ging zurück ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch und sah in die Flammen.

Taylor war ihr gefolgt und blieb am Kamin stehen.
"Joel!...Es tut mir leid, dass du es so erfahren mußtest!"
"Auch noch durch deine Mutter! Das ist nicht sehr professionell gewesen,Taylor!..."

"Ich weiß, ich hab dich sehr verletzt und..."

"...Glaubst du nicht, wenn du ganz am Anfang mit der Wahrheit heraus gerückt wärst, bevor du dich mit mir gedatet hast, wie es um dich steht, dann hättest du nicht soviel Zeit hinaus geschoben und hättest dir das hier jetzt erspart...Anderson wußte von ihr, deine Mutter wusste von ihr...Also haben es andere für dich getan...

Hast du dir darüber Gedanken gemacht, wie sehr deine Mutter mich verletzt und beleidigt hat? Du hast fast nur zugesehen, wie sie mich durch den Dreck geschliffen hat.
Hat sie gedacht, ich setze mich dann immer noch mit ihr und deiner Frau an einem Tisch und feiere Thanksgiving mit ihnen? Weit gefehlt!

Stattdessen wolltest du ganz schnell mit mir verschwinden und das Problem im Raum stehen lassen.
Wann wolltest du es mir sagen?"

"Es gab bisher keinen richtigen Zeitpunkt! Jedesmal, wenn ich es dir sagen wollte, war dieser Moment ungünstig, weil das gerade ein Moment war, in dem du glücklich warst. Diesen Moment wollte ich nicht zerstören!", antwortete er ihr.

"Doch du hast ihn zerstört!"

"Ich hab nicht gewusst, dass sie Martha eingeladen hatte. Wenn sie es mir vorher gesagt hätte, wäre ich mit dir nicht dorthin gefahren."

"Genau das war doch ihre Absicht, dass deine Frau und ich uns über den Weg laufen, Taylor!"

"Ich hab wirklich gedacht, dass sie es akzeptiert hat, dass ich mit dir zusammen bin und mit dir neu anfangen will.
Ich dachte, sie meinte es an diesem Abend ernst und wollte dich kennenlernen."

"Was sie ja wohl gut überspielt hat und ein falsches Gesicht aufgelegt hat!", sprach Joel sauer.
"Stattdessen sieht sie auf mich herab und demütigt mich vor deinen Augen, Taylor!"

"Nachdem du weg warst, hab ich meine Mutter und Martha zur Rede gestellt und bin kurz darauf auch gegangen.
Doch meine Wut in mir wollte meine Mutter zurecht weisen. Ich hatte das Gefühl, ich hatte ihr noch nicht alles gesagt.
Also bin ich zu ihr gefahren.
Sie sagte mir, mit Martha wäre es abgesprochen, dass sie auch dort auftaucht. Damit wollte mir meine Mutter zeigen, wo mein richtiger Platz wäre."

"Und wo ist er, dein richtiger Platz?", fragte Joel ihn streng.

"Er ist nicht bei Martha.
Mein Platz ist bei dir, Joel!", versuchte er sie zu beruhigen und das meinte er auch sehr ernst. Wo sie war, wollte er auch sein. Wo sie lebte, wollte er bei ihr sein.

"Du hast mich angelogen, Taylor! Du hast mir das Gefühl gegeben, dass du ein freier Mann bist!"

"Das weiß ich und das war falsch, Joel!"

"Taylor! Begreifst du es denn nicht? Du hast mich glauben lassen...", und Taylor unterbrach sie, ging mit schnellen Schritten auf sie zu, zog sie von der Couch in seine starken, muskulösen Arme und küßte sie plötzlich.
Sie unterbrach ihn und stieß ihn von sich weg.

Das wollte sie eigentlich nicht. Sie wollte ihn in ihren Armen spüren. Sie wollte ihm verzeihen, doch so leicht wollte sie es ihm nicht machen. Es tat ihr weh, sich jetzt mit ihm in dieser Situation zu befinden.

"Ist das deine Art, unseren Streit so zu regeln und zu beenden?
Damit?
Mit einem Kuß?....
Merkst du denn nicht, dass du dich gerade selbst belügst?
Glaubst du, jetzt ist alles wieder in Ordnung zwischen uns?"

"Nein! Das glaube ich nicht, denn du machst es mir ja wohl gerade sehr deutlich?", fluchte er. Sie hatten sich bisher nicht einmal gestritten, seit sie zusammen waren. Das hier war der erste Streit und der war heftig.
Ja!
Joel hatte Recht. Es gab immer einen Moment, in dem er ihr die Wahrheit hätte sagen können.
Je eher, desto besser!

Sie wusste nicht mal, ob Taylor den Blickaustausch zwischen seiner Mutter und seiner Frau mitbekommen hatte.
Beide hatten gelächelt, als Joel vom Tisch aufgestanden war. Die hatten das erreicht, was sie wollten.
Sie wollten es Taylor heim zahlen.

Er liebte Joel sehr und jetzt hatte er sie enttäuscht. Er hatte ihr Vertrauen missbraucht.
Wenn er ihr nur die Wahrheit sagen könnte, dass seine Mutter ihn an Martha verkauft hatte. Dann würde er sich um Einiges besser fühlen. Er wollte es ihr sagen.
Doch wie fing er es am Besten an?

Joel ging an ihm vorbei in die Küche, um sich noch einen Tee zu machen. An der Küchentheke drehte sie sich zu ihm um und sagte enttäuscht zu ihm:
"Wie wäre es, wenn du mit der Wahrheit herausrücken würdest, Taylor Martinez?", unterbrach sie ihn in seinen Gedanken.

Doch Taylor konnte ihr nicht antworten.

"Na schön! Dann sag ich dir jetzt was!Dass du verheiratet bist, weiß ich jetzt...leider zu spät...lieber spät als nie, richtig?...
Hat es dir Spass gemacht, mit mir zu spielen und mich wie einen Lückenbüßer zu behandeln?...Deine Mutter nannte mich - neues Spielzeug. Ist dir das aufgefallen?...

Eine Frau spürt, wenn sie in einer Familie unerwünscht ist...also nicht in diese Familie hineinpasst, weil alle es so wollen...fehl am Platz...Fehl am Platz an der Seite ihres Sohnes....Für deine Mutter zählt nur das Geld ...in Millionenhöhe! Und ich bin nur eine Bürgerliche und keine Prominente. In ihren Augen bin ich eine Arme und keine Reiche. Deine Mutter teilt die Menschheit also in zwei Klassen auf!...Dass sie mich gedemütigt hat, war noch zu ertragen, aber mich boshaft betiteln, das wird sie bereuen!....Ja, ich hab den Rest gehört, den sie zu dir gesagt hat....Diese Worte muss ich nicht wiederholen! Sie hat dir und mir eindeutig zu verstehen gegeben, was sie von mir hält!"

Taylor nahm drei Anläufe, um ihr zu gestehen, was die Wahrheit war.
Es war nicht einfach für ihn, es ihr zu erklären.
Er war in diesem Schachzug seiner Mutter der Lockvogel gewesen.

Joel wartete geduldig auf seine Erklärung.
Sie liebte diesen Mann und wollte ihn nicht verlieren. Aber das dritte Rad am Wagen wollte sie auch nicht sein. So konnte auch keine Zukunft mit ihm funktionieren, wenn er nicht frei war. Sie würde es nicht dulden, dass er die Nächte bei ihr verbringen würde, obwohl irgendwo in einer anderen Stadt sie sitzen würde... Martha, seine Frau und weiß, wo er sich in diesem Augenblick befindet...bei seiner Geliebten, seine Freundin, seine Affäre...

Und Joel wartete immer noch auf eine Antwort.
Doch dann fasste sie einen Entschluß, auch, wenn es ihr jetzt sehr weh tat und schwer fiel, fasste sie diesen folgeschweren Entschluß.

Sie sah Taylor tief in seine Augen.
"Verzeih mir, wenn ich das jetzt tue!...Ich liebe dich, Taylor!...Doch es wird wohl das Beste sein, wenn du wieder zu deiner Frau zurück gehst!...Du bist frei!....Ich werd dich gehen lassen!.........."
"Was?.....Joel!....Bitte tu das nicht!....Joel!......Das wollen sie doch nur und dann haben sie gewonnen!"
Sie ließ ihren Tränen freien Lauf.
"Wie lange soll ich denn um dich kämpfen, Taylor? Wie lange soll sie es sich mit ansehen, dass du hier bei mir bist und nicht bei ihr!..Geh!.....Du sollst gehen!......Verschwinde Taylor!", schrie sie ihn an.

Taylor blieb der Mund offen stehen.
Sein Herz sagte ihm:
"Kämpfe um sie, du Mistkerl!"
Sein Verstand sagte ihm:
"Lass ihr Zeit!...Geh!"

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging er langsam voran. Er blieb neben ihr rechts stehen und griff nach ihrer Hand, legte seine um ihre Hand und hielt sie fest.
Und sie drückte ebenfalls zu.

"Ich liebe dich, Joel!...Ich hab meinen Anwalt nach Weihnachten angerufen und die Scheidung eingereicht! Wir kannten uns zwar erst ein paar Wochen, aber du gibst mir das Gefühl, wieder der zu sein, der ich einmal war und wieder sein möchte!",
dann ließ er sie los und ging an ihr vorbei und lenkte seine Schritte in die Diele.
Als er die Klinke mit seiner linken Hand umfasste, hörte er sie nach ihm rufen.

"Taylor Martinez!"
Am Wohnzimmerbogen trafen sie sich und standen sich gegenüber.
Sie hatte Tränen in ihren Augen.
Er nahm sie in seine Arme und drückte sie fest an sich.

"Es tut mir so leid, Joel! Es war nicht meine Absicht dich so zu enttäuschen!...
Ich würde es dir gern erklären, ich weiß nicht, ob du es verstehen würdest...Ich möchte es dir sagen, doch ich kann noch nicht darüber reden...noch nicht!
Ich werde es dir sagen, wenn die Zeit heran ist....Verzeih mir, Joel!", kam es über seine Lippen...verbunden mit Angst, das zu verlieren, was ihm am meisten bedeutete....

Joel Armstrong.

Joel legte ihre Arme um ihn und lehnte sich an seinem Oberkörper an.
"Ich liebe dich, Joel und nur das zählt für mich!"

Er beugte sich zu ihr herab und küßte sie eine Ewigkeit.

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