Kapitel 28...Taylors E-Mail

Am nächsten Morgen sah die Welt ganz anders aus.
Mit einem "Hopp" sprang Joel aus dem Bett.
Sie hatte ihren freien Tag und nahm ihren Termin bei ihrer Ärztin wahr, der für um elf Uhr angesetzt wurde. Sie mußte sich beeilen mit Anziehen und so weiter, denn Charles wollte sie zu ihrem Baby - TV - Termin fahren.

Er sagte zu ihr: "Ich werde die Hupe betätigen, sobald ich vor der Haustür stehe. Dann weißt du, dass du nicht mehr sehr viel Zeit hast und wenn es hoch kommt, bist du zu spät dran."

Sie steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch, schloß ihr Haus ab und steckte ihn in ihre Handtasche.
Als sie den Weg zur Strasse lief, stand ein schwarzer Sportage auf dem Parkplatz vor ihrer Einfahrt.
Die Fahrertür öffnete sich und die ältere Frau stieg aus.

"Wo ist Charles?", fragte Joel.
Die Ältere lief um das Auto herum und warf Joel die Autoschlüssel zu, die sie auffing und anstarrte.
Dann sah sie die Frau an.
"Sollte ich über irgendetwas Bescheid wissen?"

"Sie fahren!", antwortete Taylors Großmutter und stieg zur Beifahrer Seite ein.
"Oookaayyy!", willigte Joel ein und ging zur Fahrerseite. Sie wollte gerade die Fahrertür öffnen, als ihre Nachbarin von gegenüber am Briefkasten stand, um die morgendliche Zeitung zu holen und zu Joel herüber sah.
"Guten morgen, Joel!...Schickes Auto!"

Joel sah sie erschrocken an und sagte zu ihr:
"Ähm...Danke!...Das ist aber nicht meiner. Es ist nur geliehen...Guten morgen Misses Miller!", und Joel stieg ein und machte die Tür zu, steckte den Schlüssel in den Anlasser und startete den Sportage. Nach dem Anschnallen legte den ersten Gang ein, blinkte an und fuhr los.

"Sie sind konzentriert, Miss Armstrong!", beobachtete die ältere Frau Joel beim Auto fahren.
"Ach wirklich! Was Sie nicht sagen! Das bin ich nicht immer!...
Ich kann auch anders."

"Ich weiß, mein Kind!", sagte die Frau ruhig und gelassen.
"Wieso sind Sie hier?", fragte Joel etwas aufgebracht und blieb an der roten Ampel stehen.

"Charles bekam heut morgen einen wichtigen Anruf, deswegen hat er mich zu Ihnen geschickt, um Sie zu ihrem Termin zu bringen.", antwortete die Frau.
Die Ampel wechselte auf "Grün" um und Joel fuhr weiter.

"Nein!...Das meine ich nicht!...

WIESO. SIND. SIE. HIER?...

Erst treffe ich Sie vor dem Restaurant an, wo Sie irgendwann spurlos verschwunden sind, als ob Sie sich in Luft aufgelöst haben. Dann tauchen Sie auf der Geburtstagsparty von Dylan auf und verschwinden von dort auch wieder spurlos!...Sie haben eine merkwürdige Art einen Abgang zu machen!...Finden Sie das etwa normal?...
Ist das vielleicht ein neues Hobby, was man zufällig entdeckt hat?
Ich hab schon gedacht, ich wäre verrückt geworden, weil Sie erschienen sind wie ein Geist und kurz darauf wieder PUFF, in Luft aufgelöst...Das ist unhöflich, Misses Martinez!"

Die alte Frau lächelte.
"Ich bin Claudia Martinez...Taylors Großmutter!", stellte sie sich vor.

"Oh! Reizend! Ziemlich spät, um sich vorzustellen. Wie lange sind Sie jetzt schon in der Stadt?....Eine Woche? Zwei Wochen?...Soll ich Ihnen mal etwas sagen?
Ich wusste es schon...Charles war so gütig und hat mich darüber unterrichtet...Finden Sie es denn fair, mich so auf die Probe zu stellen?", fragte Joel Claudia und fuhr auf den Parkplatz der Praxis.

"Oh ja! Man merkt sehr wohl, dass Sie schwanger sind!...Sie sind ganz schön gereizt, Miss Armstrong!...Sehen Sie? Ich hab Ihren Namen nicht vergessen!", entgegnete Claudia.

Joel dachte für einen Moment, Taylor stünde vor ihr, denn diese Worte sagte er zu ihr, als er unverhofft im Restaurant aufgetaucht war und eine heiße Schokolade und einen Schoko - Doghnut bestellt hatte.

Claudia stieg aus und ging um das Auto herum und blieb vor Joel stehen.
"Erwischt!"

Auf dem Weg in die Praxis schmunzelte Joel vor sich hin. Selbst Claudia fing an zu schmunzeln.
"Mein Enkel hat mir sehr viel von Ihnen erzählt und hat mich zu Ihnen geschickt. Ich sollte Ihnen etwas ausrichten..."

Joel öffnete die Praxistür und blieb vor Claudia stehen.
Sie wollte ehrlich gesagt nicht hören, was sie ihr überbringen sollte.
Joel war sich nicht mal schlüssig, ob sie die Unterhaltung mit seiner Großmutter Claudia überhaupt fortsetzen wollte.

Claudia machte den Mund auf und sagte zu Joel:
"Miss Armstrong! Er ist nicht in diese Maschine eingestiegen, die vor London abgestürzt ist."

Es folgte eine Stille zwischen den beiden Frauen.
"Was sagen Sie da?", fragte Joel und wurde langsam unruhig.
"Taylor ist nicht in dieses Flugzeug eingestiegen, Joel."

"Warum sagen Sie so etwas, Claudia?"

"Er hat keinen Flug nach London gebucht, sondern nach Kalifornien.
Seine Frau rief ihn an, einen Tag vor seiner Abreise, dass sie Großbritannien verlassen habe und hier in den Staaten sei.
Daraufhin hatte er seinen Anwalt in Kalifornien kontaktiert, um sich mit ihm in seiner Kanzlei dort zu treffen.
Er hat mir das in einer E-Mail geschrieben, bevor alle Insassen an Bord der Flugmaschine waren."
Sie holte aus ihrer sandfarbigen Handtasche einen braunen Umschlag heraus und drückte ihn Joel in die Hände.

"Sie wollen mir sagen, dass seine Frau in Kalifornien ist...und...Taylor auch?", fragte Joel bestürzt.
Claudia nickte.

"Das...das kann nicht sein! Ich hab ihn gesehen, wie er in das Flugzeug gestiegen ist, das vor der großen Glasscheibe stand."

Claudia legte ihre linke Hand auf Joels rechten Oberarm.
"Das war nicht seine Flugmaschine, die direkt vor ihren Augen stand. Seine Maschine stand rechts vom Terminal, auf der anderen Seite. Der eine Ausgang von B geht nach links, London und der andere Ausgang B.1 führt nach rechts, Kalifornien. Taylor ist nach B.1 rechts abgebogen. Sie konnten die Flugmaschine nicht sehen, weil Sie die versteinerte Mauer vor ihren Augen hatten."

Joel hatte Tränen in ihren Augen.
Sollte sie ihr glauben oder nicht?
Wem hatte sie denn dann zugewunken, wenn nicht ihm?
Sie hatte noch lange auf dem Flughafen und davor gewartet.
Wieso hatte sie ihn nicht heraus kommen sehen?
Oder hatte sie gerade etwas falsch verstanden?
Natürlich hatte sie!

Taylor war nach Kalifornien geflogen, nicht nach London.
Diese Information setzte sich gerade in ihrem Kopf fest und verwirrte sie noch mehr.
Wieso hatte er ihr nicht gesagt, dass er nach Kalifornien fliegen würde?
Hatte er etwa gedacht, sie würde ihn aufhalten, weil SIE auch dort war?

Ja klar!
Sie hatten sich sehr gestritten wegen seiner Frau, als sie erfuhr, dass er verheiratet ist.
Doch sie hatten darüber geredet, sich ausgesprochen und sich wieder versöhnt.
Obwohl sie trotz allem den Entschluß gefasst hatte...Sie ließ ihn gehen.
Doch er wollte den letzten Abend mit ihr genießen und in guter Erinnerung behalten, bis er wieder zurück war.

Das war für sie gerade etwas zuviel.
"Ich muß...Ich muß jetzt gehen. Ich bin gleich...Entschuldigen Sie!"

"Warten Sie Miss Armstrong!", hielt Claudia sie zurück und legte ihre Hände auf Joels Schultern.
"Taylor ist am Leben, Joel!...Sie können glücklich sein und sich freuen. Er kommt nach Hause...Lesen Sie die E-Mail in diesem Umschlag...Er lebt!...Ich weiß, Sie glauben mir nicht! Lesen Sie, dann werden Sie verstehen!"
Claudia reichte ihr den Umschlag und Joel griff zögernd zu.
Sie ging langsam in die Praxis hinein und suchte dort eine Toilette auf und übergab sich.

Wo war er jetzt? Warum hatte sie noch nichts von ihm gehört?
Oder hatte ihr Claudia gerade eine Lüge aufgetischt?

Sie schloß den Toilettendeckel und drückte auf die Spüle. Sie setzte sich auf den WC - Deckel und hielt den Umschlag fest in ihrer Hand.
Dann starrte sie ein paar Minuten darauf.

Zögernd öffnete sie ihn und holte ein bedrucktes weißes Blatt heraus auf dem mit schwarzer Tinte geschrieben
stand:

"Liebe Großmutter Claudia!

Ich bin auf dem Weg nach Kalifornien. Ich treffe mich dort mit meinem Anwalt Dawson, um die Papiere für die Scheidung zu unterzeichnen. Und wie ich Martha kenne, wird sie Alles daran setzen, um das zu verhindern.
Ich sitze gerade in der Flugmaschine Airport 777. Die Passagiere sind noch am Einsteigen.
Also schreib ich dir schnell ein paar Zeilen, ehe wir starten.
Gestern Abend rief Martha mich an und informierte mich darüber, dass sie in den Staaten sei und auf dem Weg nach Kalifornien.
Somit haben sich die eigentlichen Pläne geändert.
Du musst mir einen Gefallen tun, liebe Großmutter.
Ich hab eine Frau kennengelernt.
Ihr Name ist Joel Armstrong.
Ich habe sie angelogen, ich habe ihr die ganze Zeit vorenthalten, dass ich ein verheirateter Mann bin. Das hat sie nicht verdient.
Meine Mutter hat uns Beide zum Thanksgiving - Essen in Grandpas Restaurant eingeladen und Martha ist dort aufgetaucht.
Somit kam die Ehe ans Tageslicht.
Die ganze Zeit wollte ich es Joel sagen, doch ich wußte nicht wie.
Wir haben uns sehr gestritten, aber ich konnte ihr nicht die ganze Wahrheit sagen. Ich weiß nicht, ob sie es verstehen würde.
Du sollst wissen:
Ich hab mich schon vor Monaten aus dieser Ehe zurückgezogen.
Martha hat mich betrogen und das nicht nur einmal.
Deswegen hab ich sie verlassen...Ich kam hierher ins Theater, um meine neuen Requisiten vorzustellen und hab Joel kennengelernt...Ich hab mich in sie verliebt und möchte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen und raus aus dieser gottlosen Prominenten - Welt und zurück in mein altes Leben und neu anfangen.
Ich möchte, dass du sie aufsuchst und nach ihr siehst und auf sie acht gibst, bis ich zurück bin.
Macht euch keine Sorgen um mich, ich werd bald wieder da sein.
Ich hab dich lieb, Großmutter.
Ach ja:
Joel arbeitet im "Restaurant Jusman" am Park - Dyline, rot - braunes, sehr langes Haar. Sie trägt meist einen Pferdeschwanz. Sie ist sehr freundlich, reizend, hat ein Zauberhaftes Lächeln, liebenswürdig, sehr zuvorkommend und respektvoll.
Sie ist alles, was ich will!....

In Liebe, Dein Enkel Taylor Martinez!"

Joel faltete den Brief zusammen und steckte ihn zurück in den Umschlag und ließ ihn in ihrer Tasche verschwinden.

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