Kapitel 18...Charles' Vermutung
Charles wollte gehen, doch Joel hielt ihn auf.
"Wieso bist du hier?...Taylor verschwindet einfach so und du auch....Du hättest bleiben können. Oder hast du gedacht, er braucht deinen Beistand, um seine Geschäfte zu erledigen?"
Joel sah ihn skeptisch an....Er hasste sie, vom ersten Tag an, als sie in Taylors leben trat. Er war plötzlich freundlich zu ihr....zu freundlich ihres Erachtens...Was wollte er?... Sie musste auf jeden Fall vorsichtig sein.
"Warum hast du mir nichts von dem Absturz gesagt, Anderson? Ich hab acht Wochen lang gewartet...auf einen Anruf, auf eine Nachricht von ihm....Ich hab eine Höllenangst ausgestanden, acht Wochen lang...Und jetzt tauchst du hier auf...Du konntest mich noch nie leiden! Du hast mich nie gern an der Seite von Taylor sehen wollen. Was hat das alles zu bedeuten?"
Er nahm sie an seine rechte Hand und zog sie zur Couch und setzte sie dort hin und ging vor ihr auf und ab.
"Taylor schickte mich nach Hause, als er mir von seinen Plänen erzählt hatte...Ich sollte den Mund über seine Pläne halten und niemanden etwas darüber erzählen...Nicht mal dir!...Er meinte, du würdest dir Sorgen machen und das wollte er nicht zulassen. Er sagte, er wäre mit seinen Gedanken immer bei dir, auch wenn er ein paar Meilen von dir entfernt ist...So...So hat er...So hat er das Gefühl, als wärst du bei ihm..."
Joel ließ ein paar Tränen kullern. Sie vermisste Taylor so wahnsinnig.
Anderson berichtete weiter. "Es war an dem Abend, als ihr euch das letzte Mal getroffen habt...
Hör zu, Joel!...Das, was ich dir jetzt zu sagen habe, ist nicht zu einhundert Prozent sicher...Es...Es besteht der Verdacht, dass Taylor nicht mehr in der Maschine gesessen hat. Sie muß irgendwo einen Zwischenstop eingelegt haben und da muß er ausgestiegen sein."
"Was erzählst du da für einen Unsinn, Charles?", wurde sie etwas laut.
"Joel!...Ich will damit sagen, dass...dass...Verdammt!...Es...Es besteht die Möglichkeit, dass Taylor noch am Leben ist...dass er nicht in der Maschine saß und auch nicht mit ihr abgestürzt ist!", versuchte Charles sie zu beruhigen.
Sie sah ihn unverständlich und geschockt an.
"Bist du betrunken oder auf Droge, Charles?"
Sie rang dreimal nach Worten, um Einiges zu entgegnen und zu erwidern, doch es kam nichts über ihre Lippen.
Wieviel wußte Joel über das Geschehen? Sicherlich nicht mehr als das, was in den Medien zu hören, zu lesen und zu sehen war. In wie weit wusste sie, was Taylor vor hatte? Hatte er sie eingeweiht? Wohlmöglich nicht, sonst wäre sie nicht so aufgebracht und wütend zugleich.
Er mußte vorsichtig mit seinen Informationen umgehen, die er besaß. Er wollte keine Hoffnungen in ihr wecken, wo sicher keine waren.
Soweit er informiert war, war Taylor am Leben. Alles, was er darüber wußte, war, dass Taylor irgendwo da draussen in der weiten Welt war. Denn nichts von seinen Habseligkeiten und sein Körper selbst, wurden an der Absturz - Stelle oder in irgendeinem Umkreis davon entfernt, in den Trümmern gefunden.
Es gab bisher keine Spuren von ihm.
Er beobachtete Joel, wie sie gerade versuchte, mit dieser Information umzugehen und ein leicht hinterhältigen Lächeln umspielte seinen Mund. Was wusste Charles über Taylors Verschwinden was Joel nicht wusste?
"Ich hab schon meine besten Männer losgeschickt, um nach ihm zu suchen." wollte er sie damit beruhigen.
"Charles! Merkst du's noch?...
Amerika ist groß...sehr groß...übergroß. Wie sollten wir ihn da finden? Wir wissen nicht Mal, wo wir anfangen sollen!", ließ Joel aufgebracht verlauten.
Sie war von der Couch aufgestanden und stand jetzt mit ihrem Rücken zu Charles und mit ihrem Gesicht zum Fenster.
"Wir hatten uns gestritten...nach Thanksgiving!...Seine Mutter lud uns ins Restaurant ein...Sie schikanierte mich, zog mich durch den Dreck und behandelte mich, als wäre ich eine ihrer Sklaven...Sie sah von oben auf mich herab und spottete über mich...Dann tauchte seine Frau auf...Taylors Frau Von der ich bis dahin noch nichts wusste, dass er verheiratet war...mit ihr...Martha Edgins...Nach dem Streit hab ich ihn frei gegeben...für seine Frau. Ich hab ihn gehen lassen, Charles!...Es ist meine Schuld, dass er in dieser Maschine saß. Ich hab ihn heim zu seiner Frau geschickt....Ich wollte nicht zwischen ihnen stehen und alles zerstören."
"Du hast ihn wirklich geliebt, als Mensch deiner Klasse...nicht als der, der er jetzt ist...ein Prominenter! Du hast aus wahrer Liebe heraus gehandelt..."
Charles seine Zunge löste sich...
"Hast du etwa geglaubt, ich spiele mit ihm, nur weil er das grosse Geld hatte?...Ich verdiene selbst, Charles!...Ich brauche seine Millionen nicht!!!
Lieber würde ich in Armut leben und untergehen, anstatt ihm die Millionen aus dem Kreuz zu leiern!...
Was denkst du eigentlich von mir?", geigte sie ihm ihre Meinung und Joel ließ ein paar Tränen über ihre Wangen laufen.
"Er wollte nicht von dir gehen, hat er mir gesagt, ehe ihr euch ein letztes Mal gesehen hattet...Er hatte mir vom Flugzeug aus eine Mail geschickt...Er wollte die Sache von hier aus regeln. Er sagte zu mir, dafür müsse er nicht über den großen Ozean fliegen.
Er habe hier seine Anwälte, die von hier aus alles regeln könnten...Er wollte nicht ohne dich sein, Joel!.........Seine Ehe lief nicht mehr gut, besser gesagt, er aß und trank und schlief von ihr bereits getrennt...und das schon seit Monaten...Sie hat ihn betrogen...mehrmals....
Und er erwischte sie inflagranti mit dem Mistkerl in seinem Haus...in seinem Schlafzimmer...in seinem Bett.................."
Joel war wieder in der Vergangheit angekommen. Sie hörte Charles nur noch aus weiter Ferne.
~~
Sie stand mit Taylor am Flughafen, Arm in Arm. Seine Lippen waren auf ihre gedrückt.
"Ich liebe dich, Joel Armstrong!...Vergiß das nicht!", flüsterte er ihr zu.
Sie sah ihm in seine Augen.
"Ich liebe dich, Taylor Martinez!"
Sie hatte lange auf dem Flughafen gesessen und auf ihn gewartet. Sie hatte gehofft, dass die Maschine umkehren würde, weil er die Notbremse zieht. Aber so einfach wie in der Strassenbahn oder U - Bahn oder ICE war das nicht...einfach mal die Notbremse ziehen. Mit einem Pkw konnte man schnell wenden und die Richtung ändern.
Bis weit nach Mitternacht hatte sie in ihrem Auto auf ihn gewartet und war irgendwann nach Hause gefahren.
~~
"Da ist eine ältere Frau! Sie begegnete mir in unserem Restaurant und heute Abend hier. Ich kenne ihren Namen nicht. Sie hat das Talent spurlos zu verschwinden.
Sie sagte zu mir, Taylor würde einen Weg zu mir finden. Es hat sich so angehört, als wüßte sie mehr über ihn und das Geschehene bescheid, als ich selbst.
Ich dachte sie wäre ein Geist oder ein Engel. Ich dachte schon, ich bin verrückt geworden....Sie sagte mir, dass die ganze Security wegen ihr hier sei."
Sie drehte sich zu Charles um und ging auf ihn zu.
"Wer ist sie, Charles?"
"Sie ist Taylors Großmutter!....Sie braucht den Schutz und die Sicherheit. Sie ist Taylors einziges Familienmitglied...Sie ist, eine in die Jahre gekommen, alte Frau. Sie kann sich nicht gegen die Presse allein wehren. Die Reporter wissen noch nicht, dass Taylor eventuell das Unglück überlebt hat. Und wenn doch, wird sie von ihnen in Beschuss genommen.
Von ihr weiß ich, dass ihr Enkel wohlmöglich nicht in der Maschine saß, bevor dieses Unglück passiert ist.
Er hat ihr sogar eine Mail geschickt. Da drin stand, dass sie dich suchen soll..."
Joel senkte ihren Blick und flüsterte:
"Anscheinend hat sie mich gefunden!"
"Das hat sie wohl, sonst hätte sie dich nicht so erschreckt, weil sie dauernd spurlos verschwindet...Sie sagte noch, dass Taylor sie über's Handy versucht hat zu erreichen, doch sein Telefon ist wahrscheinlich kaputt. Als er sie anrief, knackte es nur noch in der Leitung und er war sehr undeutlich zu verstehen."
Joel brach in Tränen aus und brach zusammen.
"Er...er hat im Restaurant angerufen, an dem Tag, als seine Großmutter vor dem Restaurant fast umgefahren wurde. Ich konnte ihn nicht richtig verstehen wegen der Störung..........Er lebt!...Oh mein Gott!...Charles!..........Er lebt!", wiederholte sie mehrere Male.
"Sie hat versucht dich zu finden, auf Taylors Wunsch hin...Er wollte, dass sie nach dir sieht und sich gegebenfalls um dich kümmert und damit sie selbst nicht mehr so einsam ist."
Langsam schöpfte sie wieder ein kleines bißchen Hoffnung und strich sich über ihre kleine, winzige Kugel.
"Wohl eher braucht sie jemanden, der sich mit ihr befasst...Danke Charles!...Er hat dich zu uns geschickt, um uns zu beschützen!....Ich danke dir!", flüsterte sie unter Tränen.
Charles nahm sie in seine Arme und wiegte sie wie ein Neugeborenes sanft hin und her.
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