Under the sea

"Isn’t this great? The salty sea air, the wind blowing in your face. A perfect day to be at sea!"
-Eric

Am Abend traf er sich seit langer Zeit Mal wieder mit Jamil. Er hatte gar nicht bemerkt wie er seine Freundschaft mit ihm vernachlässigt hat bei all seinem Eifer in den letzten Tagen. Erst als er Floyd Mal zu seinem Basketball Training begleitete und Jamil in der Halle Körbe werfen sah, fiel ihm wieder ein was er eigentlich empfand. "Du hast einen Mord für ihn begannen", flüsterte eine Stimme in seinem Kopf, die er nicht so ganz zuzuordnen wusste, doch er konnte nicht anders als zu protestieren. "Ich habe ihn getötet, weil er es nicht anders verdient hat. Das hatte nichts mit Jamil zu tun!"
Kurz herrschte Stille in seinem Kopf, alles was er hörte war das Quietschen der Turnschuhe über den Hallenboden, dann wieder die Stimme: "Er hat über Jamil geredet und gesagt, dass du keine Chance bei ihn hättest. Das war der Auslöser, deswegen musste ein Menschenleben ausgelöscht werden."
Das stimmte verdammt noch Mal nicht! Dieser Kerl wusste einfach nicht wie gefährlich eine lockere Zunge sein kann und wer mit seiner Stimme nicht umzugehen weiß, der sollte sie am Besten einfach abgeben. Deswegen hat er ihm die Zunge genommen, deswegen hat er ihn getötet!
Azul blockte die Stimme völlig und verabredete sich mit Jamil. Es war kein Date, sondern einfach nur ein Treffen unter Freunden, egal wie sehr er sich wünschte dass es ein Date wäre.
Die Beiden verliesen den Campus zusammen und nahmen den nächsten Bus in Richtung Strand. Ja, es hatte schon einige Vorteile, wenn die eigene Schule auf einer Insel steht.
Als der Bus sie dort absetzte und sie über die Dünen zum Strand hinab liefen, standen sie mit einem Bein bereits im Wasser, denn die Flut hat das Wattenmeer völlig zugedeckt.
„Das ist die Gelegenheit“, sagte Jamil grinsend, „mir zu beweisen, dass deine Tentakel wirklich wie Korallen schimmern. Wehe du enttäuscht mich.“

Die Herausforderung nahm Azul nur zu gerne an und so befreite er sich von seiner Schuluniform, kletterte ins Wasser und wartete, bis er Hüfthoch im Wasser stand. Dann tauchte er unter und nach wenigen Sekunden spürte er, wie es los ging. Wo Jade und Floyd das Gefühl ihrer Verwandlung immer beschrieben, als ob ihre Beine miteinander verschmelzen würden, fühlte Azul eher, wie seine Beine sich in weitere Glieder zu zerteilen schienen.
Er hatte diese Prozedur in den vergangenen drei Jahren schon so oft durchgemacht, dass es ihm nicht mehr fremd war, doch das Pulsieren seiner Kiemen und das Gefühl vom kalten Wasser auf der Haut war ein berauschendes Erlebnis, dass er immer in vollen Zügen genoss.

Grinsend sah er zu wie Jamils nackten Füße durch das Wattenmeer traten, wie er sich im Kreis drehte und offenbar nach dem lila schwarzen Fleck unter der Meeresoberfläche Ausschau hielt.  „Und? Ist das schimmernd genug“, rief er, wickelte einen seiner Tentakel um Jamils Fessel und zog ihn, ohne Vorwarnung, unter Wasser. Jamils erstickter Schrei ging in einen tiefen Atemzug über, bevor beide Jungs von der Wasseroberfläche verschwanden.
„Dunmerweise habe ich den Trank Zuhause vergessen, der Menschen unter Wasser atmen lässt. Ich hoffe du kannst lange die Luft anhalten“, scherzte Azul. Natürlich scherzte er, er hatte nicht vor den Jungen seiner Träume ertrinken zu lassen. Sein Griff lockerte sich und Jamil schwamm zurück an die Oberfläche, schnappte nach Luft und lachte aus tiefsten Herzen. „Du hast nicht gelogen, Azul!“, rief er, unsicher ob der andere ihn überhaupt hören konnte, „deine Tentakel sind super, das Wasser ist super, alles ist super. Ich habe keine Ahnung was Baba gegen euch Meermenschen hat.“

Nun tauchte auch Azul wieder auf, beide noch schultertief im Wasser. „Das reicht mir aber nicht“, sagte er, „ich will etwas werden, was dein Vater absolut hasst. Jemand, den er nur verabscheuen kann.“
„Nun, das wäre dann wohl ein Flaschengeist“, erwiderte Jamil schulterzuckend. Azul nickte. „Yeah... Also, wie lautet Euer erster Wunsch, Herr?“
Der Schwarzhaarige lachte erneut und stieß Azul mit sanfter Kraft gegen die Schulter.
„Flaschengeister tricksen ihre Herren gerne aus. In dem Sinne ist der Beruf wie gemacht für dich!“

Während er das sagte, erhob Jamil sich wieder aus dem Wasser, wrang seine schwarzen Haare aus und ging langsam wieder auf den Strand zu, um seine Kleidung in der Abendsonne trocken zu kriegen. Azul musste ein Stück robben und nach Luft schnappen, bis der Zaubertrank in seinen Adern anschlug und seine Tentakel zu zwei Menschenbeinen verbannt. Die Kiemen schlossen sich und seine Lungen füllten sich mit Sauerstoff. „Jamil, warte! Wie habe ich das zu verstehen? Ist das eine Art Kompliment oder deine passiv aggressive Art mir zu sagen, dass dir etwas nicht passt?“, fragte er und gabelte dabei wieder seine Kleidung vom Boden auf, um sich anzuziehen. Sein Freund zuckte mit den Schultern.
„Ich denke nur“, begann er vorsichtig. Azul hielt inne und starrte ihn ermutigend an.
„Azul, ich mache mir Sorgen um dich.“

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