Kapitel 9
Celeste war gerührt über die Geste von Aris ihre Hand zu nehmen, um ihr Zuversicht zu vermitteln, während sie auf das Anwesen zuhielten. Durch die Zeit in den Wäldern und der Fragerunde waren sie sich näher gekommen und der Mann an ihrer Seite ist ihr vertrauter geworden. Es überraschte sie, wie offen er zu ihr war und sie verstand diese ganze Lykaner-Sache jetzt besser.
Je weiter sie die Treppen hochgingen, um sich mit dem König und der Königin zu treffen, desto nervöser wurde sie wieder. Sie konnte einfach nichts dagegen tun. Einen Anhänger des Hochadels und sei es der lykanische, traf man eben nicht jeden Tag und sie fragte sich ständig, wie er wohl war. Sie hoffte, dass Aris einmal mehr Recht behielt mit seinen Aussagen und dieser Caspian schwer in Ordnung war. Seinen Erzählungen nach schien der König kein gewöhnlicher Herrscher zu sein.
Als die Doppeltüren, welche den Zutritt in Gebäude ermöglichten, sich öffneten, hielt sie unmerklich die Luft an. Im Inneren wurden sie von einer kleinen Eingangshalle begrüßt, ausgestattet in modernen cremefarbenen Möbeln, dekoriert mit allerlei Blumen und beleuchtet mit dezenten Lichtern. Sie schritten auf hellem Marmor einem Paar entgegen.
Ein Mann mit ähnlicher Statur wie Aris, empfing sie freudig. Seine fingerlangen blonden Haare verliehen ihm einen verwegenen Look, den die strahlend eisblauen Augen noch verstärkten. Sein ebenmäßiges Gesicht ließ in keinen Zweifel an einer aristokratischen Abstammung.
Er wandte sich ihrem Begleiter zuerst zu und nach einer kurzen kräftigen Umarmung beider, nahm er ihre Hand und begrüßte sie formvollendet mit einem Handkuss.
„Willkommen, Celeste. Es freut mich sehr dich kennenzulernen. Aris hat mir schon viel von dir erzählt!", zwinkerte Caspian ihr verschwörerisch zu.
Die Geste ließ ihn sehr viel jünger erscheinen und Celeste war einen Moment total perplex und überwältigt von seinem herausragenden Aussehen. Eingeschüchtert brachte sie nur ein Nicken zustande und Aris drückte ihre Hand in seiner leicht, als wolle er ihr Mut machen.
"Du hast mir ja gar keine andere Wahl gelassen", grummelte es neben ihr und der lykanische Herrscher warf dem Mann an ihrer Seite ein unschuldiges Lächeln zu.
„Aber, aber! Wo sind meine Manieren!", rief er aus und drehte sich zur bisher ruhig gebliebenen Frau. „Darf ich euch Gwen vorstellen, die Liebe meines Leben und dazu verdammt, mit mir auf ewig zu herrschen", rief er gespielt theatralisch, was ihm einen Klaps von der Angesprochenen auf seine Schulter einbrachte.
"Reiß dich zusammen, Schatz! Was soll Celeste denn von dir denken!", wandte sie sich mit einem Augenrollen an diese. "Hi! Ich bin Gwen. Du darfst ihn nicht ernst nehmen, er ist ein ewiges Kind", zwinkerte sie, mit ihren grünen Augen. Automatisch strich sich die Herrscherin eine vorwitzige Strähne ihrer hellbraunen glatten Haare, aus dem Gesicht. Der Rest wurde von einem locker gebundenen Pferdeschwanz am Hinterkopf zusammen gehalten. Die Gefährtin von Caspian war ihr sofort sympathisch.
„Warum geht ihr beiden Mädels euch nicht etwas beschnuppern bis zum Essen, zeigst Celeste die Zimmer und wir bequatschen unseren Jungskram?", fragte Caspian in die Runde, bevor er seine Geliebte an sich zog und ihr einen intensiven Kuss gab.
Celeste errötete angesichts dieser Zurschaustellung von Innigkeit und Hingabe und sie wandte peinlich berührt den Blick ab, nur um auf die sehnsüchtigen Augen von Aris zu treffen.
"Das ist doch eine gute Idee, Schönheit", strich er ihr bei den Worten, die Haare über die Schulter nach hinten und streichelte ihre Wange. "Vielleicht willst du dich auch ein bischen ausruhen und frisch machen. Caspian und ich haben einiges zu besprechen.", sah er sie sanft an.
"Okay. Sehen wir uns dann später?", fragte sie zögerlich zurück.
Sie wollte nicht anhänglich wirken, sie hatte sich jedoch so an seine Anwesenheit in den letzten Tagen gewöhnt, dass es ihr auf einmal schwerfiel, sich von ihm zu trennen.
„Natürlich. Spätestens beim Abendessen!", versicherte er ihr mit einem keuschen Kuss auf die Lippen, bevor er sich wieder dem Herrscherpaar zuwandte.
Caspian und und seine Erasthai hatten sich voneinander gelöst und die Königin nahm sie an der Hand und führte sie auch schon weg zu einer Tür am anderen Ende der Halle.
„Komm ich bringe dich erstmal zu eurem Zimmer", lächelte Gwen sie aufmunternd an.
Plötzlich verunsichert warf sie nochmal einen Blick zurück zu Aris, den dieser mit einem weiteren sanften Lächeln erwiderte, bevor er sich mit Caspian zusammen in Richtung einer anderen Tür aufmachte.
„Entschuldige, dass ich dich einfach so entführe. Vielleicht möchtest du dich frisch machen und umziehen...", warf sie einen freundlichen Blick zu Celeste. „Aris sieht dich mit Sicherheit gerne in seinen Sachen, aber ich wette du möchtest gerne wieder etwas passenderes anziehen.
"„Wie meinst du das?", lief sie erschöpft neben der anderen Frau her.
„Glaub mir, Lykanermänner wurden die Welt für uns in Brand setzen, aber manchmal sind sie einfach nur Neanderthaler!", lachte diese zurück. "Mit ihrer Kleidung riechst du nach ihnen und das ist ein deutliches Zeichen für andere, die Finger von dir zu lassen", erklärte sie. „Nicht dass der gigantische Knutschfleck nicht schon aussagekräftig genug wäre", kam es wieder zwinkernd von Gwen.
"Was für ein Knutschleck?", erwiderte Celeste verwirrt.
"Oh! Du hast es nicht bemerkt?", horchte die Andere auf. "Er ist gerissener als ich diesem Einsiedler zugetraut hätte!" Gwen lachte auf. "Hier schau es dir selber an", und öffnete eineTür zu einem riesigen Raum, eingerichtet mit modernen und teuren Möbeln sowie Technik.
Sie führte Celeste noch weiter in ein Badezimmer, welches ebenso luxuriös ausgestattet war. Sie trat an den großen Wandspiegel über dem Doppelwaschbecken aus schwarzem Marmor und besah sich ihren Hals genauer.
"Ach du scheiße!", rief sie schockiert aus als sie einen pflaumengroßen Fleck mit dazu passender Farbe am Übergang zwischen Nacken und Schulter entdeckte. Das Mal leuchtete geradezu auf ihrer hellen Haut. „Oh ich werde ihn Sowas von umbringen!"
Gwen sah sie verständnisvoll an „Nimm 's ihm nicht übel. Es beruhigt den Lykaner in ihm."
Celeste wandte sich jetzt neugierig der Königin zu.
„Ich sagte Ja, manchmal sind sie die reinsten Urzeitmenschen ... oder -tier triffts wohl eher. Lykaner sind sehr besitzergreifend wenn es um ihre Erasthais geht und da ihr noch nicht verbunden seid, läuft er innerlich wahrscheinlich Amok. Du hast keine Vorstellung davon, welche Höllenqualen sie bis zur Bindung ertragen müssen. Jeder Lykaner hat dieses urtümliche Bedürfnis. Solange du nicht an Aris gebunden bist, hilft dein Knutschfleck das Bedürfnis zu mildern"
Dann wurde ihr Gesicht weicher und ihr Blick trauriger.
"Aris hat viel durchgemacht bis er von Caspian gerettet wurde. Sein Vater hat immer nur das Beste von ihm verlangt, ihn geradezu gedrillt. Er genoss die beste Ausbildung die es zu damaliger Zeit gab, hatte Privatlehrer und alles. Sein Sohn sollte der perfekte Nachfolger werden und die perfekte Frau an seiner Seite haben. Nur hatte er vergessen zu fragen ob sein Sprössling dazu überhaupt bereit war. Nachdem Aris es geschafft hatte sich aus der Umklammerung seiner Eltern zu lösen, brachte Caspian ihn fort und Aris baute sich ein Zuhause tief in den Wäldern, und mein Gefährte kennt als Einziger den genauen Standort. Er ist wahrscheinlich seinem Lykaner näher als es für den gewöhlich der Fall wäre. Caspian hat sich immer Sorgen gemacht, dass Aris verwildern könnte und hat ihn deshalb zu seinem Schatten gemacht und um ihn beschäftigt halten. Lykaner sind Einzelgänger, anders als Werwölfe. Ganz ohne jegliche Bindungen geht allerdings auch nicht", sah sie Celeste ernst an.
„Du glaubst gar nicht, wie glücklich mein Gefährte war, als Aris ihm von dir erzählt hat!"
Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht.
„Zugegeben zu Beginn befürchteten wir, er könnte dich übereilt markieren, weswegen Caspian ihn her beorderte, gemeinsam mit dir", grinste sie nun verlegen.
Betreten schaute Celeste wieder in den Spiegel. Aris hatte das ihr gegenüber nicht erwähnt, er hatte beim Laufen nur wenig von seiner Familie erzählt. Es gab noch immer einiges, was sie nicht über ihn wusste.
„Du redest als wärst du keine Lykanerin. Bist du ein Mensch?", fragte Celeste.
Erstaunt sah die Königin sie an.„Ja, es kommt selten vor, dass zwei Lykaner mit einandern verbunden sind."
Celseste seufzte: „Dann... vielleicht..", begann sie nervös. „Wie ist es so? Also die Gefährtin eines Lykaners zu sein? Musst du Angst haben? Sie sind so stark. Verwandeln sie sich auch bei... du weisst schon was? Und was ist wenn du alt wirst und Caspian immer noch aussieht wie Mitte zwanzig?", sprudelte es dann nur so aus ihr heraus.
Endlich hatte sie jemanden gefunden, den sie all diese Fragen stellen konnte, ohne sich dumm vorzukommen.
Gwen lächelte nur und trat näher an den Lockenkopf heran.„Caspian ist das Beste was mir je passiert ist. Für nichts auf der Welt will ich wieder in mein altes Leben zurück. Ich liebe ihn", schwärmte sie los. „Hab Vertrauen, Celeste. Aris hat sein ganzes Leben auf dich gewartet und beinahe alles für dich aufgegeben. Für ihn gab es niemals eine Andere als dich, glaube mir. Er wusste nicht, wer du bist. Er kannte dich nicht, aber liebte dich bereits als du noch nicht einmal geboren warst. Gib euch einfach eine Chance, mehr verlangt niemand von dir", beschwor sie die junge Frau leidenschaftlich.„Alles andere wird sich geben und es ist nicht an mir, dir das zu erzählen. Das wirst du ihn fragen müssen", ergänzte sie geheimnisvoll. „Aber genug getratscht! Ich lass dich jetzt in Ruhe duschen, danach suchen wir ein paar anständige Sachen für dich!", forcierte Gwen einen Themenwechsel. „Und Hunger wirst du bestimmt auch haben, das Essen sollte bis dahin fertig sein."
Mit diesen Worten verließ die Braunhaarige den Raum und ließ Celeste mit diesen ganzen Informationen alleine.
Nach einer erholsamen Dusche, der ihre angestrengten Muskeln entspannt hatte, kehrt sie zu Gwen in den luxuriösen Wohnraum zurück. Diese wartete mit einem Stapel verschiedenster Kleidungsstücke bereits auf sie.
„Oh, wartest du schon lange?", fragte sie die Königin.
„Nein, nein. Ich bin gerade erst wieder gekommen", entgegnete diese. „Ich habe dir was von meinen Sachen herausgesucht, fürs Erste. Vielleicht ist was für dich dabei", legte sie die Teile auf der Lehne der schwarzen Wohnlandschaft ab.
Celeste schaute sich ein paar der Stücke näher an, als plötzlich ein gewaltiges „Rumms" durchs Haus ging. Einige Räume weiter hörten sie ein zorniges Brüllen, gefolgt von einem Klirren. Die junge Reporterin sprang direkt auf und wollte zur Tür, um nachzusehen, als Gwen sie zurückhielt und nur den Kopf schüttelte.
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