Kapitel 50

„Was hast du gerade eben gesagt?", fragte Bryden fassungslos. Er konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Wie konnte es sein, dass sein böser Samen schwächer war als Myrons?

Aria wiederholte ihre Worte langsam und voller Genuss. Sie war sich sicher, dass nur durch ihre tiefe Liebe das verhindert hatte. Ihre Liebe war Stärker als die böse Magie gewesen.

Brydens Gesicht wurde wutverzerrt und gab seinem äußeren Erscheinungsbild etwas richtig Gruseliges. Eine dunkle Aura um ihn herum erschien, die ihn wie ein Windhauch einhüllte und wirkten mit den roten Augen sehr mystisch und bedrohlich. Nichts an ihm war hübsch oder liebevoll. Er war wirklich angsteinflößend, wenn er so bösartig war. „Das kann nicht sein!", rief er zornig. „Dieser mickrige Winzling kann nicht stärker sein als ich!"

Seine Aura wurde durch diese Worte nur stärker und Myron, Sarin und Aria machten sich zum Kampf bereit. Niemand von ihnen wusste, wie er aussehen würde, nachdem sie noch nie wirklich gegen dunkle Magie gekämpft hatten.

Aria hatte genug von dem Ganzen und versuchte sich an Bryden vorbeizudrängeln. Der dunkle Lord packte sie grob am Arm und hielt sie fest. „Lass mich los, Bryden. Du machst mir keine Angst mehr", knurrte die Magierin ihn an. Ihre Stimme hörte sich plötzlich gefährlich und grollend an. Etwas, was Myron noch nie zuvor bei ihr gehört hatte. „Alles, was du bist, ist ein Möchtegernherrscher und ein Idiot. Du hast nichts, was uns besiegen kann!", sagte sie scharf zu ihm.

Einen Augenblick sah es so aus, als würde Bryden ihr ins Gesicht schlagen wollen. Fassungslos über ihre Worte brachte er nichts hervor, doch Aria spürte, wie sein Griff sich um ihren Arm verstärkte.

Die Magierin war allerdings noch nicht fertig mit ihren Worten. „Ich glaube, du bist nur so böse, weil dich keiner leiden kann. Vielleicht hast du nie die Liebe erfahren, wie es sein sollte. Aber das gibt dir nicht das Recht, andere dafür leiden zu lassen", erklärte Aria in einem ruhigeren Tonfall, der sogar Mitleid ausdrückte. Dass sie jedoch immer noch schneidend scharf war, konnte man heraushören.

Aria vermutete, dass Bryden noch nie in seinem Leben wirklich von jemanden geliebt worden war. Wie er wohl wäre, wenn er jemanden haben würde, der ihn liebte? Vielleicht nicht so, wie er jetzt war.

„Schau dir Myron als Herrscher an. Seine Leute vergöttern ihn, weil er immer nur das Beste für sie will. Und sie danken es, indem sie alles für ihn tun und bringen ihm den Respekt entgegen, den er verdient", sagte Aria mit einem Kopfnicken in Myrons Richtung. „Und was hast du? Nichts. Weil du die Leute tyrannisierst, damit sie das tun, was du willst. Anstatt ihnen mit Freundlichkeit zu begegnen, schüchterst du sie ein und quälst sie. Glaubst du wirklich, jemand würde dich so mögen?", sprach sie weiter. Ihre blauen Augen waren dabei auf seine Roten fixiert und sie konnte erkennen, dass er wirklich wütend über diese Worte wurde.

Da er nichts sagte, sprach sie einfach weiter. „Natürlich mögen sie dich nicht. Jemand, der so böse ist wie du, ist eine Schande für alle anderen. Du wirst niemals die Liebe zwischen Myron und mir zerstören können. Und jetzt lass mich los!", rief sie und entriss sich einfach dem Griff von ihm.

Bryden sah sie noch immer fassungslos an. Wie konnte diese Frau es wagen, mit ihm so zu reden? Mit einem hatte Aria jedoch Recht: Er hatte nie Liebe erfahren. Auch nicht von seinen eigenen Eltern, die er vor langer Zeit umgebracht hatte. Sie hatten versucht, sich gegen ihren Sohn zu stellen und das hatte er nicht akzeptieren können.

Er wusste, dass die Leute ihn nicht mochten und nur vor ihm kuschten, weil sie Angst vor ihm hatten. Wenn er ihnen Schaden zufügte oder sie umbrachte, hatte er niemals ein Gefühl dabei.

Für einen Augenblick kam die Vergangenheit in ihm wieder hoch und er sah seine Eltern vor seinen Augen, wie sie ihn ausschimpften. Wie anders er doch als die anderen Kinder war. Nie hatte er ihnen etwas Recht machen können. Den Sarkasmus, welchen sie ihm regelmäßig entgegengebracht hatten, klang in seinen Ohren wider. Auch das höhnische Lachen von ihnen war ein Teil seines Lebens gewesen, der ihn bis heute noch verfolgte.

Diesen Moment nutzte Aria, um zu ihren Kindern zu gelangen. Schnell nahm sie die beiden in ihre Arme und drückte sie fest an sich. Ihre Körper fühlten sich kalt an und nicht so, wie sie sein sollten. Was hatte Bryden nur mit ihnen gemacht?

Plötzlich spürte sie wieder den harten Griff von Bryden an ihrem Arm, der sie herumriss. Wütend funkelte er sie an. „Du wirst die Letzte sein, die mich je besiegen wird! Wenn diese Missgeburten wirklich von Myron sind, kann es mir nur recht sein, sie mit meiner dunklen Magie zu vernichten!", schrie er sie erbost an.

Aria zuckte bei seiner Stimme zusammen, denn sie hallte durch den leeren Thronsaal und wirkte richtig gespenstisch. „Alle Leute werden sich über deinen Tod freuen, wenn du in der Hölle schmorst!", sagte sie angespannt. Es war nicht das Beste, ihn zu reizen, aber sie konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten.

Bryden war ein eiskalter, grimmiger, böser Mann, der keine Liebe in seinem Leben erfahren hatte. Aber das war auch nicht ihr Problem. Dieser Mann versuchte, ihr Glück zu zerstören und das wollte sie sich nicht bieten lassen.

Erneut wirkte es, als ob der dunkle Magier wieder weit weg in seinen Gedanken war. Und diesen Augenblick nutzte sie, sich zu befreien und mit den Kindern in ihrem Arm zu Myron und Sarin zu gelangen. Was diese Momente auslöste, konnte sie nicht sagen, aber es war besser, das auszunutzen.

Myron und Sarin, die hatten eingreifen wollen, spürten, dass es besser war zu warten, um im richtigen Moment angreifen zu können. Wären sie mit ihr bei Bryden, konnten sie nicht so schnell eingreifen.

Aria machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür, damit sie verschwinden sollten. Die beiden verstanden sofort und machten sich auf den Weg zum Ausgang.

Durch die Schritte, die auf dem Boden hallten, wurde Bryden aus einer weiteren Erinnerung aufgeweckt. Blinzelnd musste er feststellen, dass Aria nicht mehr dort stand, wo sie gerade eben noch gewesen war. Er war hereingelegt worden!

Wieso hatte er sich nur so gehen lassen? Aria war schuld daran, dass seine Erinnerungen wieder hochgekommen waren. Wütend ballte er die Hand zur Faust und schwor, dass er sie dafür bestrafen und ihr alles nehmen würde, was sie liebte.

Mit einem Fingerschnippen ließ er sich verschwinden, nur um gleich darauf vor ihnen wieder aufzutauchen. Nicht einmal aus der Halle hatten sie es geschafft. Erschrocken darüber blieben sie wie angewurzelt stehen. Seine Augen sprühten Funken, dass es den dreien einen Schauer über den Rücken jagte.

„Ihr habt es gewagt, mich zu beleidigen, meine Kinder zu nehmen und euch gegen mich zu stellen!", schrie er erzürnt die Magier an. „Dafür werdet ihr nun büßen!"

„Wirklich?", fragte Aria gelassen. „Willst du dich nicht lieber in deinen Träumen verstecken?", fragte sie spöttisch. Sie mussten es erst einmal aus dem Palast schaffen. Hier zu kämpfen würde dazu führen, dass die Mauern über ihnen zusammenfielen. Aria wiederholte ihre Worte immer wieder, dass er nicht geliebt werden konnte, wenn er so böse war. Damit hatte sie tatsächlich noch einmal Erfolg und Bryden schien abgelenkt zu sein.

So schnell sie konnten, drängelten sich die drei anschließend an ihm vorbei. Wie eine Statue stand Bryden da, während er wohl an seiner Vergangenheit hing.

Aufatmend erreichten sie den Eingang zum Palast und waren gerade dabei, die Stufen hinunter zu ihren Pferden zu rennen, als Bryden erneut vor ihnen auftauchte. Er hatte genug von diesen Spielchen.

„Das war das letzte Mal, dass ihr mich an der Nase herumführt", drohte er ihnen und hob seine Hand, um dunkle Blitze aus den Wolken am Himmel zu erzeugen. Diese regneten auf die Stadt nieder und setzten alles in Flammen, wo sie einschlugen.

Die Menschen begannen vor Angst zu schreien und um ihr Leben zu rennen. Sehr schnell waren sie dabei nicht, denn die Ketten und schweren Eisenkugeln machten es ihnen schwer, sich gut zu bewegen. Schreie erklangen von denen, die von den Flammen verschluckt wurden und jämmerlich verbrannten. Explosionen ertönten, wenn ein Blitz einschlug und ein Gebäude einstürzen ließen. Die sich darin befindenden Menschen konnten sich nicht daraus retten und wurden dabei lebendig begraben.

Geschockt blieben sie stehen und sahen auf das Massaker, welches Bryden veranstaltete, nur um seine Macht zu demonstrieren. Ein richtiges Chaos entstand durch seine dunklen Blitze.

Brydens widerliches Lachen erklang und zeigte, wie viel Spaß er daran hatte, anderen weh zu tun. Aria nickte Myron zu und übergab die Kinder an Sarin, der auf sie aufpassen sollte. „Schütze sie mit Magie, wenn es nicht anders geht", bat sie ihn inständig. Sarin beteuerte, dass er alles tun würde, um sie zu schützen.

Erst dann drehte sich Aria wieder zu Bryden zu und zog ihr Schwert. „Es reicht, Bryden! Lass die anderen Menschen in Frieden", verlangte sie von ihm, der sie nur herablassend ansah.

Warum sollte er auf so eine mickrige Magierin hören? Sie konnte ihm nichts anhaben, genauso wie ihr Geliebter. Bryden hob seine Hand und ein schwarzer Windhauch erschien, der in den Himmel stieg und einen Regen auslöste. Jedoch keinen normalen, sondern einen Säureregen, der den Menschen noch mehr schaden würde. 

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