Kapitel 45

„Ich konnte es damals schon nicht glauben, als Mirano so etwas getragen hatte", meinte er kopfschüttelnd und auch zweifelnd. Er war es nicht gewohnt, einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd zu tragen, da er meistens nur seine Roben als Heiler trug.

Myron lachte erfreut und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Es ist nur für einen Tag", versprach er seinem Freund. Auch er trug einen schwarzen Anzug mit einem blauen Hemd darunter. Die Farben harmonierten sehr gut und beide waren zufrieden damit.

Zur gleichen Zeit waren Lea und Aria mit Kathleena beschäftigt. Die Kammerzofe kämmte die bereits ergrauten Haare der Braut und steckte sie kunstvoll nach oben, bevor sie darauf ein glitzerndes Diadem und kleine violette Blumen auf Kathleenas Kopf steckte.

Somit war es auch einfacher für Kathleena, das Hochzeitskleid anzuziehen. Wunderschön sah sie aus, als sie endlich in ihrem Kleid steckte. Weiß und aus edlem Stoff war es. Die Arme blieben frei und das Kleid ging bis zu ihrem Hals, wo es dort endete. Ein Gürtel verzierte ihre Taille, welcher glitzerte und ihre schönen Kurven gut zur Geltung brachte. Der weite Rock fiel von dort aus herunter und bewegte sich sehr schön mit ihr mit.

Eine lange Schleppe war an der Rückseite des Gürtels angebracht und Lea befestigte noch einen Schleier an Kathleenas Diadem.

Das Kleid passte perfekt zu Myrons Mutter. Es wirkte schlicht, aber edel und elegant zugleich. Eine Mischung, die sehr gut zu Kathleena passte. Aria musste zugeben, dass sie einfach wunderschön aussah. Die Braut bekam einen Blumenstrauß mit violetten Blumen in die Hand gedrückt und aufmunternd sah Kathleena, die keineswegs nervös schien, die beiden an, damit sie in die Kutsche steigen konnten.

Aria steckte in einem langen, eleganten Kleid, welches sie von Kathleena geschenkt bekommen hatte. Sie hatte es extra für die Magierin anfertigen lassen. Himmelblau war Arias Kleid und ließ ebenfalls ihre Schultern frei. Es war so geschnitten, damit ihr Bauch nicht eingeengt wurde und somit sich nicht in der Bewegung einschränken würde. Deshalb fiel der Rock bereits unter ihrer Brust an, weit zu fallen. Auch sie trug Handschuhe.

Lea trug ein dunkelrotes, elegantes Kleid, welches langärmelig war und bis zu ihrem Hals reichte. Das passte sehr gut zu der Kammerzofe.

Sobald sie in der Kutsche saßen und sich auf den Weg Richtung Hauptplatz machten, winkte Kathleena den Menschen auf den Straßen fröhlich zu. Diese hatten sich an den Straßenrändern gesammelt, um sie zu grüßen. Noch waren nicht alle am Hauptplatz angekommen, aber das würde sich schnell ändern. Dadurch, dass die Menschen der Kutsche folgten, wirkte es, als würden sie Kathleena zum Altar führen.

Myron und Sarin standen bereits vor dem Altar und warteten auf die Frauen. Sarin hatte ihn gebeten, die Ringe zu halten und ihr Trauzeuge zu sein. Aria würde ebenfalls Trauzeuge sein. Mit Vergnügen hatten sie das Angebot angenommen und sie freuten sich darüber, einen Teil davon sein zu dürfen.

Sarin sah sehr nervös aus und war unruhig, was Myron zum Lachen brachte. Auf der anderen Seite konnte er seinen Freund auch verstehen, denn er war viel älter als er selbst und es war das erste Mal, dass er das Jawort geben würde.

Bald darauf war zu hören, wie die Kutsche sich näherte, denn Valio stieß ein lautes Wiehern aus, sodass auch wirklich jeder es mitbekommen konnte. Stille setzte jedoch ein, als die Kutsche um die Ecke bog.

Diese Stille wurde von lauten Jubelschreien unterbrochen, als Kathleena ausstieg. Freundlich nickte sie in alle Richtungen und nahm dann Arias Arm, die sie zum Altar führen sollte.

Lea hatte sich einen Platz in der ersten Reihe gesucht und nahm bereits, wie viele andere Leute, ein Taschentuch in die Hand. Obwohl es noch gar nicht angefangen hatte, rollten bereits einige Tränen.

Sobald Kathleena den Weg zwischen den Stühlen entlang schritt, waren alle Augen auf sie, aber auch auf Aria gerichtet. Beide Frauen sahen bezaubernd aus. Am Altar angekommen, überreichte Aria dem Heiler die Hand von Kathleena und sie zog sich an die Seite zurück, damit die Zeremonie anfangen konnte. Myron nickte ihr aufmunternd und vergnügt zu, welches sie mit einem Lächeln erwiderte. Sie freute sich wirklich für die beiden.

So gut wie kein Auge blieb bei der Zeremonie trocken. Von überall her waren schniefende Töne zu vernehmen und selbst das frisch verheiratete Ehepaar vergoss einige Tränen. Vor allem beim Liebesschwur hatten beide weinen müssen.

Obwohl Myron alles verfolgte, hatte er nur Augen für Aria. So wunderschön, wie sie aussah, konnte er seine Augen nicht von ihr nehmen. Sie grinsten sich immer wieder an, weil sie das Schniefen der Leute durchaus amüsant fanden.

Im richtigen Augenblick übergab Myron die Ringe und sah ihnen zu, wie sie die Ringe tauschten. Danach durften sie sich küssen und die Leute begannen zu jubeln und zu klatschen. Glücklich streichelte Sarin über Kathleenas Wange, bevor sie zusammen durch die Blumenspaliere schritten, um zu der Kutsche zu gelangen. Myron nahm Aria bei der Hand und folgte ihnen, denn sie würden gemeinsam in der Kutsche zu dem Platz fahren, wo die Leute wirklich feiern konnten.

Dort waren viele Tische aufgestellt worden, damit sie sich etwas zum Essen nehmen konnten. Verheißungsvoll roch es und Aria gab zu, dass die Leute sich bei den Vorbereitungen wirklich übertroffen hatten. Musiker richteten sich gerade die Instrumente her, damit sie für die Unterhaltung sorgen konnten.

Die Idee von Kathleena, die gesamte Stadt teilhaben zu lassen, war hervorragend gewesen. So wurde niemand ausgelassen und jeder fühlte sich ein Teil von dem Ganzen. Sie hatte auf eine Tafel verzichtet, denn sie wollte, dass jeder einfach das aß, was sie wollten und was ihnen schmeckte. Für jeden war deshalb etwas dabei.

Zudem gab es eine Tanzfläche, wo sich die Leute Vergnügen und ausgelassen feiern konnten. Egal, wie viel Arbeit sie hatten, es hatte sich ausgezahlt, wenn sie in die glücklichen Gesichter des Ehepaares sahen.

Sarin und Kathleena schnitten die große Hochzeitstorte an, die sie an die Leute verteilten. Erst jetzt entdeckte Aria Keltar und seine Familie. Durch die ganzen Vorbereitungen hatte sie vergessen, dass sie eingeladen waren. Sie hatten es gerade noch rechtzeitig geschafft und waren erst am Morgen angekommen. Nun kamen sie herüber und beglückwünschten Kathleena und Sarin ausgiebig.

Kurze Witze wurden ausgetauscht, als Myron meinte, dass er sich freute. Er hatte schon befürchtet, dass sie nicht kommen konnten. Zu groß war die Angst, durch Niska zu reisen, gewesen.

Als Mikuyo Aria sah, pfiff er anerkennend durch die Zähne. Belynia gab ihm daraufhin einen freundlichen, neckenden Stoß. Sie wusste, wie es gemeint war. Egal, ob Mikuyo das tat oder nicht, er würde sie nicht betrügen.

Zusammen feierten und tanzten sie bis spät in die Nacht hinein, bis Aria müde wurde. Sie wollte sich gerne zurückziehen, denn mit ihrem Bauch war es einfach viel schwerer, so lange zu stehen.

Viel Glück hatten sie mit dem Wetter gehabt, das an diesem Tag nicht hätte schöner sein können. Richtig warm war es gewesen. Beinahe wie ein Sommertag. Jeder hatte es genießen können und erst, als Kathleena und Sarin sich zurückzogen, traten auch Myron und Aria den Rückzug an.

Auf dem Balkon des Schlosses beobachteten Myron und Aria noch einige Zeit die bunten Lichter der Stadt. Musik und freudige Stimmen drangen zu ihnen nach oben und zeugten noch immer von der guten Stimmung, die bei ihnen herrschte.

Myron nahm die Magierin in den Arm und streichelte zärtlich, während er sie fragte, ob ihr der Tag gefallen hatte. Aria gab zu, dass es einer der schönsten Tage gewesen war, die sie je erleben durfte.

„Außerdem hast du sehr gut in deinem Anzug ausgesehen", gestand sie und lächelte. Myron sah ihr tief in die Augen und küsste sie. Sanft strich er eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, bevor er etwas aus seiner Hosentasche zog.

Eine kleine Schachtel kam zum Vorschein und er öffnete es. Ein wunderschöner, silberner Ring lag auf einem samtweichen Kissen. Aria konnte erkennen, wie filigran der Ring bearbeitet worden war. Fassungslos sah sie Myron mit klopfendem Herzen an.

„Willst du meine Frau werden und an meiner Seite bleiben?", fragte er liebevoll. Das hatte er schon seit längerer Zeit fragen wollen.

Ohne zu zögern, lächelte Aria und hauchte ein leises: „Ja, ich will." Myron nahm ihre Hand und steckte ihr zärtlich den Ring an den Finger, bevor sie sich leidenschaftlich und innig küssten. 

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