Kapitel 26
Nun konnte sie sich auf ihre volle Körperstärke konzentrieren. Und dabei wurde sie immer stärker und besser. Durch das regelmäßige Essen hatte sie zugenommen und die Muskeln bildeten sich, die sie brauchte, um kämpfen zu können. Myron war sehr zufrieden mit ihren Leistungen.
Aria lernte schnell, wenn Myron ihr etwas zeigte, sie verbesserte oder ihr Hinweise gab. Der junge Herrscher unterrichtete sie bewusst nicht in der Kampfart mit Magie. Zu schnell konnte so etwas die Überhand nehmen und zu Unfällen führen, wenn man nicht geübt genug war. Das würde sie erst später lernen, wenn sie sicherer in den Grundlagen war.
Der andere Grund, warum Myron sie ohne Magie im Waffenkampf unterrichtete war, dass sie sich eventuell schnell daran gewöhnen würde, immer auf ihre Mächte zu vertrauen. Das führte dazu, dass sie womöglich ständig Magie benutzen würde.
Deshalb unterließ er es von vornherein. Später würde er es Aria dennoch beibringen wollen. Bis jetzt hatte Myron es akzeptiert, dass sie Magie benutzte, damit sie das viel zu große Schwert überhaupt benutzen konnte.
Aria lernte auch jeden Tag bei Kathleena oder Sarin das Heilen. Ihr Verstand wurde dabei wachsamer und aufmerksamer für Kleinigkeiten. Die Bücher, die sie in jeder freien Minute las, halfen ihr sehr viel. Oft war das nicht, aber Aria nahm immer ein Buch zu den Übungen mit, in dem sie während der Erholungspausen ihre Nase vergrub. Mittlerweile wusste sie den Körperaufbau sehr genau. Wie die Muskeln und Sehnen unter der Haut verliefen.
Kathleena gab ihr immer anspruchsvollere Aufgaben und nahm sie dabei sogar zu den Bewohnern der Stadt mit. Myrons Mutter war gelernte Heilerin und unterstützte die Ärzte in der Stadt. Sie war bei allen gerne gesehen, denn Kathleena war stets freundlich und hilfsbereit. Für jeden hatte sie ein offenes Ohr, sodass die Stadtbewohner mit ihren Problemen gerne zu ihr kamen und diese auch ansprachen, wenn es die Zeit zuließ.
Dort konnte Aria nun ihre erworbenen Fähigkeiten ausprobieren. Kathleena achtete dabei auf ein sauberes Vorgehen. Immer wieder gab sie den Hinweis, nicht hektisch zu werden, sondern sich Zeit zu lassen. Es war wichtig, sich zu konzentrieren, wenn sie eine gute Arbeit leisten und schöne Erfolge erzielen wollte.
Aria lernte von Myrons Mutter, wie man eine Wunde verband und Blut zum Stoppen brachte. Aber auch, wie man einen leichten Knochenbruch heilen konnte. Das war sehr schwer für sie, doch die Bewohner, die krank und verletzt waren, bewiesen eine Engelsgeduld und hetzten die Magierin nicht. Sie vertrauten Kathleena, die ein wachsames Auge darüber hatte.
Dankbarkeit lag in den Augen der Bewohner, wenn ihnen geholfen werden konnte. Bezahlt werden wollte Kathleena dafür nicht, denn die Steuergelder waren bereits genug Entlohnung. Aria lernte jeden Tag sehr fleißig, denn sie wollte wirklich eine gute Hilfe werden.
Kathleena war sehr stolz auf ihre kleine Helferin, die ein wirkliches Geschick mitbrachte. Aria konnte sich gut in die Menschen und ihre Bedürfnisse einfühlen. Die Magierin schaffte es, ängstliche Patienten zu beruhigen und aufzumuntern. Es stellte sich heraus, dass Aria eine geborene Heilerin war.
Trotz allem fanden Myron, Sarin und sie oft die Gelegenheit, auszureiten. Den Pferden gefiel es ausnehmend gut, nebeneinander galoppieren und ihrem natürlichen Instinkt freien Lauf lassen zu dürfen. Zufrieden schnaubten die Tiere, wenn sie genügend galoppiert waren. Die Gespräche der drei Magier drehte sich meistens um die bevorstehende Reise, die sehr schnell näher gekommen war. Eine Woche war nicht lang gewesen.
Myron hatte beschlossen, dass Aria nach all der harten Arbeit mitkommen konnte. Überglücklich darüber küsste sie den Herrscher sogar vom Pferd aus, was den Heiler zum Kichern brachte. Sie waren wirklich süß zusammen. Die Scheu vor Sarin hatte Aria in der Zeit völlig abgelegt. Sie brachte ihm einen großen Respekt entgegen und bekam seinerseits ebenfalls einen, da er sehr angetan davon war, wie gut sie in der kurzen Zeit geworden war.
Der Freund des jungen Herrschers gab ihr mehr und mehr das Gefühl, ein sehr guter Freund und Vertrauter zu werden. Aria fühlte sich in ihrer neuen Welt sehr wohl. Auch da Myron und sie sich sehr nahestanden.
Als sie am letzten Abend am Tisch saßen, um gemeinsam Abend zu essen, besprachen sie sich mit Kathleena. Dabei wurde der Weg, den sie nehmen würden, eingängig besprochen, sodass Kathleena Bescheid wusste. Auch, welche Vorräte sie mitnehmen würden, wurde ausgiebig diskutiert. Vorzugsweise solche, die nicht schnell verdarben. In Ralanti konnten sie dann wieder neue Vorräte besorgen.
Myron hatte beschlossen, ohne weitere Männer aufzubrechen. Das gefiel seiner Mutter nicht wirklich und sie fühlte sich unwohl dabei, die drei allein gehen zu lassen. Andererseits verstand sie auch, dass zu viele Leute ein großes Aufsehen in Niska verursachen konnten. Das war dort immer sehr gefährlich und jeder Reisende versuchte, so unauffällig wie möglich dort zu sein.
„Morgen früh vor Sonnenaufgang brechen wir auf. Dann sollten wir bis zum Abend durch Niska durchgeritten sein und uns bereits in dem Land befinden, indem die Stadt Ralanti ist", begann Myron und schwenkte sein Weinglas leicht hin und her.
„Ich möchte nicht, dass wir die Nacht in Niska verbringen müssen. Wenn wir nicht so weit vorankommen, dann übernachten wir vor der Grenze zu Niska und reiten am nächsten Tag weiter. Ich lasse die Satteltaschen herrichten", sagte Myron. Kurz darauf diskutierten sie, was sie mitnehmen würden, da der Platz in den Satteltaschen nur begrenzt war.
Nachdem alles besprochen war, verabschiedeten sich die drei bei Kathleena. Sie musste nicht unbedingt zu der Zeit wach sein, wenn sie aufbrechen wollten. Myron machte sich keine Sorgen darüber, dass Kathleena in der Zeit Schwierigkeiten den Stadtbewohnern haben würde. Während ihrer Zeit als Herrscherin hatten sie keine Probleme gemacht und sie akzeptiert und respektiert.
Abends lagen Myron und Aria zusammen im Bett und streichelten sich gegenseitig. Zuvor hatte Aria ausgiebig gebadet und sich von Lea verwöhnen lassen. Nun hatte das kleine Mädchen ihre Nase am Hals des jungen Herrschers vergraben. Leise sprachen sie über die Reise und Aria freute sich zunehmend darauf, etwas Neues kennenzulernen.
Myron streichelte sie zärtlich und hing seinen Gedanken nach. Er war zufrieden mit ihrem Fortschritt. Auch, dass ihr Körper an Gewicht zugelegt hatte und zunehmend kräftiger wurde. Das stand ihr sehr gut, weil sie nicht mehr so dünn war.
Sie hatte sogar einige Muskeln bekommen. Rundum, ihr Körper fing endlich an, wieder normale Maße anzunehmen und er war sehr froh darüber. Dabei war ihm das eigentlich egal, weil es für ihn keinen Unterschied machte. Ihr Charakter war alles, was für ihn zählte. Der wunderschöne Körper war nur ein Zusatz.
Das sagte er auch liebevoll zu ihr. „Das liegt daran, dass ich hier so viel zu essen bekomme. Und viel zu Gutes! Ich habe ständig Hunger, wenn ich sehe, was alles auf dem Tisch steht", gestand sie lachend und er grinste.
„Aber auch, weil du sehr viel trainiert hast, meine Kleine. Und da will dein Körper eben die Energie zurück. Nun lass uns schlafen, wir müssen morgen früh sehr früh aufbrechen", lächelte er sie an. Sie bekam von ihm einen sanften Kuss, bevor er die Decke über sie beide zog. Schon nach kurzer Zeit hörte er ihr gleichmäßiges Atmen, welches ihm zeigte, dass sie schlief. Darüber hinweg schlief auch der junge Herrscher in einen tiefen und angenehmen Schlaf.
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