Kapitel 21
Als Myron am Morgen wieder aufwachte, war er glücklich. Er hielt sein kleines Mädchen in den Armen, dass sich an ihn gekuschelt hatte. Myron bewegte sich so wenig wie möglich, nur um sie nicht aufzuwecken. Doch er konnte sehen, dass es noch immer bewölkt draußen war.
Natürlich konnte er nicht sehen, ob es noch schneite, aber das war ihm momentan egal. Sanft vergrub Myron seine Nase in Arias Haare und sog ihren Duft lange und intensiv ein. Plötzlich fing sie an, sich zu bewegen und blinzelte ein wenig. Als das Mädchen in die blauen Augen von Myron sah, fing sie an zu strahlen.
Myron fand, sie hatte sich in den wenigen Tagen sehr verändert. Anfangs war sie so ängstlich gewesen. Jetzt schien sie sich zu freuen, ihn zu sehen. „Guten Morgen, mein kleiner Sonnenschein", flüsterte er in ihr Ohr.
Aria fing an zu kichern, da seine Haare sie kitzelten. Deshalb schob sie seine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht und hinter sein Ohr, bevor sie ihn zärtlich küsste. „Guten Morgen Myron. Hast du gut geschlafen?", fragte sie ihn und er nickte.
Myron hatte begonnen, Aria liebevoll über den Rücken zu streicheln. Sie schien es sehr zu genießen. Doch der junge Mann erinnerte sich an den gestrigen Abend und wollte nicht so weit gehen. „Was hältst du davon, wenn ich Kathleena oder Sarin heute bitte, mich ein wenig in Heilung zu unterrichten?", unterbrach Aria seine Gedanken und sah ihm in die Augen. Darüber hatte sie bereits nachgedacht.
„Das ist eine sehr gute Idee", bestätigte Myron ihr, der sie weiterhin sanft streichelte. „Die beiden sind die besten Lehrmeister, die du dir in Heilung wünschen kannst. Das trifft sich übrigens sehr gut, da ich heute einige Briefe zu schreiben habe und somit vielleicht nicht die Zeit finden kann, dich in Waffen zu unterrichten", fügte Myron hinzu und war sichtlich froh darüber, da er schon zu lange diese Briefe aufgeschoben hatte.
„Ich habe einige Schmerzen in meinem Körper von gestern und die möchte ich gerne loswerden", gestand Aria und Myron lachte. Sanft stupste er ihre Nase an, gab ihr einen Kuss und rollte sich auf die Seite, um aufzustehen.
„Na dann wirst du das heute bestimmt lernen, Aria. Wenn du angezogen bist und gefrühstückt hast, geh einfach zu Kathleena. Wenn du Sarin heute nicht brauchst, werde ich mit ihm am Nachmittag ausreiten." Myron stand auf und zog sich seine schwarzen Hosen, sowie sein Hemd an. Noch einmal setzte er sich auf das Bett, um die Stiefel anzuziehen. Myron hatte die Nacht sehr genossen, als Aria einfach bei ihm gewesen war. Schließlich trat er vor den Spiegel und kämmte sich die Haare.
Vergnügt sah Aria ihm dabei zu und lächelte. Erst als er fertig war, stand sie auf. Myron trat hinter sie, umarmte das kleine Mädchen. Dabei hauchte er ihr kleine Küsse auf ihren Hals. „Du riechst einfach köstlich, mein kleines Mädchen. Wir sehen uns dann beim Abendessen, falls du mich nicht vorher schon brauchst", flüsterte er.
Ihr Körper bekam eine Gänsehaut und sie fing an zu kichern, da es angenehm kitzelte. Dann drückte sie sich von ihm weg, drehte sich um und strahlte ihn an. „Ich wünsche dir einen schönen Tag, Myron." Er lächelte sie an und Aria ging in ihr Zimmer, um zu frühstücken und sich anzuziehen. Irgendwann würden sie das zusammen tun, doch im Moment hatten beide sehr viel zu tun.
Zaghaft klopfte Aria wenig später an Kathleenas Tür. Sie hatte neben Sarins Stimme auch eine weibliche darin vernehmen können. Als sie das Herein von Kathleena vernahm, öffnete sie langsam die Tür. „Oh, guten Morgen Aria!", rief die Mutter von Myron erfreut. Sie schien sich zu freuen, dass sie bei ihr vorbeikam.
„Kann ich dir etwas helfen? Komm ruhig rein", bat sie das Mädchen freundlich. Sarin saß Kathleena gegenüber an einem Tisch und trank eine Tasse Tee. Als er Aria sah, lächelte er sie an. „Du strahlst ja richtig, kleine Aria", lachte er und sie wurde leicht rot im Gesicht.
„Kathleena oder Sarin", begann sie, „ich wollte euch bitten, mich in Heilung zu unterrichten. Myron sagte mir, ihr seid die besten Lehrmeister für so etwas", brachte Aria ihre Bitte leicht verlegen vor und sah die beiden erwartungsvoll an.
„Natürlich, mein liebes Kind!", rief Kathleena erfreut darüber. Sarin räusperte sich. „Ich denke, es wäre am besten, wenn du bei Kathleena lernst, Aria. Sie hat mich bereits unterrichtet", sagte er zu dem jungen Mädchen. „Alles was ich kann, habe ich von ihr gelernt. Ich denke, du wirst von ihr als Lehrmeister am allermeisten profitieren. Aber natürlich kannst du mich gerne um Rat fragen, wenn du etwas wissen willst", fügte er hinzu und Kathleena nickte zustimmend.
„Das ist in Ordnung für mich, wenn Aria das möchte", sagte Kathleena und Sarin meinte, er würde zu Myron gehen, um ihm bei den Briefen zu helfen und später ausreiten. Er nahm Kathleenas Hand und drückte sie kurz und warf ihr einen liebevollen Blick zu.
Als er an Aria vorbeikam, legte er seine Hand auf ihre Schultern und drückte sie aufmunternd. Dabei lächelte er sie an und meinte, sie hätte wirklich Talent und wie froh er sei, dass Myron so ein liebes Mädchen gefunden hatte. Sarin war wirklich glücklich für seinen besten Freund, denn er gönnte es ihm auf jeden Fall. Aria lächelte zurück und wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Kathleena wandte sich Aria zu uns forderte sie auf, sich hinzusetzen. „Ich sehe, du bist sehr glücklich. Vielleicht hat unser Gespräch dir gestern geholfen", bemerkte sie lächelnd. „Also, wenn du die Heilung lernen möchtest, musst du mit ganzen Herzen dabei sein", fing die schöne Mutter von Myron den Unterricht an. Aria lauschte ihren Worten, als ob sie diese Worte in sich aufsaugen wolle.
Kathleena lächelte über so eine willige Zuhörerin und Lernwilligkeit. Sie war sich sicher, dass Aria schnell lernen würde. Bis jetzt hatte sie sehr viel Ehrgeiz gezeigt. „Ich weiß, dass du erst angefangen hast, deine Magie zu kontrollieren. Dennoch denke ich, dass du selbst jetzt schon bereit dafür bist. Nur bitte, sei dir im Klaren darüber, dass du wohl noch keine großen Verletzungen heilen kannst", warnte Kathleena das kleine blonde Mädchen, welches daraufhin nickte.
„Ich habe einige Schmerzen von dem Training gestern. Kannst du mir zeigen, wie ich mich selbst heilen kann?", fragte Aria und die Mutter von Myron nickte. Anscheinend wollte Aria nicht hilflos und auf andere angewiesen sein müssen. Es war auch wichtig, es selbst zu wollen, denn sonst würde der Unterricht nicht von Erfolg gekrönt sein.
„Das werde ich, doch zuerst solltest du erst kleinere Dinge wissen. Wenn du jemanden heilen willst, musst du den menschlichen Körper genau kennen. Wo die Sehnen und Muskeln verlaufen, wo die Knochen sitzen, ebenso die Organe. Du kannst nicht einfach so jemanden heilen", begann Kathleena zu erklären. Dabei beobachtete sie Aria genau, wie sie auf diese Dinge reagierte.
„Das musst du lernen, wenn du eine gute Heilerin werden willst. Ich kann dir Bücher geben, damit du den Aufbau des Menschen lernen kannst. Aber nun zurück zum Thema. Lass es uns an einem kleinen Kratzer ausprobieren", schlug sie vor und ehe sich Aria versah, hatte Kathleena sich selbst einen Kratzer mit einer kleinen Schere zugefügt. Erschrocken sah sie Myrons Mutter an. Warum tat sie das nur?
„Keine Angst, es tut nicht so weh, wie es aussieht. Also komm her", bat Kathleena sie. Nachdem Aria näher herangetreten war, sah sie auf den kleinen Kratzer. Es sah wirklich nicht so schlimm aus, wie sie geglaubt hatte.
„Nun benutze deine Magie. Schließe die Augen und lege deine Hand so über den Kratzer, dass nur wenig Luft dazwischen bleibt. Berühre sie nicht, aber halte deine Hand so dicht wie möglich darüber", befahl Kathleena mit ruhiger Stimme. „Nun stellst du dir vor, wie die Sehnen und Muskeln unter meiner Haut aussehen, wie sie verlaufen. Du musst dabei sehr konzentriert sein, andernfalls kannst du den Verletzten mehr schaden, als helfen", erklärte die Frau und nahm Arias Hand, um sie an der richtigen Stelle zu platzieren.
„Natürlich ist es jetzt schwer für dich, da du den Körperaufbau noch nicht gelernt hast. Aber versuche es trotzdem. Keine Sorge, du wirst mir nicht weh tun", versicherte Kathleena Aria, als sie deren Zögern merkte. „So, nun denkst du mit deiner Magie, wie sich der Kratzer zusammenzieht und kleiner wird. Aber achte darauf, dass sich alle Sehnen und Muskeln richtig verbinden. Versuche es", verlangte sie von ihr. Gespannt sah Kathleena zu, wie es wohl ausgehen würde.
Aria schloss die Augen und versuchte sich an alles zu erinnern, was sie in den letzten Minuten gehört hatte. Es war schwer für sie, doch sie versuchte ihr Bestes. Nachdem sie es sich bildlich im Kopf vorgestellt hatte, ließ sie Magie in ihre Hand fließen. Aria konnte mittlerweile wirklich spüren, wenn sie Magie anwandte. Das machte sie stolz, da es ihren Fortschritt zeigte.
Vorsichtig ließ sie die Macht wie über eine Brücke auf Kathleenas Haut gleiten. Dabei stellte sie sich vor, wie sich der Kratzer auf der Haut zusammenziehen und kleiner werden würde. Aria war so konzentriert, dass sich Schweißtropfen auf ihrer Stirn bildeten. Sie wollte es unbedingt gut machen und es schaffen. Denn Heilung war ihr sehr wichtig, um anderen Menschen zu helfen.
„Sehr gut Aria, das sieht schon gut aus", lobte Kathleena sie ausführlich. Die Mutter sah ihre Anstrengung, alles richtig zu machen und war sehr zufrieden damit. Manche wollten gerne Heilung lernen, waren aber nicht gewillt, auch über die Grenzen hinauszugehen und sich anzustrengen. Aria war anders. Die kleine Magierin bewies Stärke, sich zu etwas neuem zu trauen.
„Öffne die Augen und siehe es dir an", bat sie das Mädchen. Aria öffnete die Augen und nahm ihre Hand vorsichtig weg. Sie war erstaunt, wie gut es aussah. Hatte sie das getan? Gewiss, es war nicht perfekt, aber für den Anfang war das kleine Mädchen sehr stolz auf sich und sie fing an vor Freude zu glühen.
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