Kapitel 17
Es war die erste Nacht, die Aria und Myron zusammen in einem Bett verbrachten. Myron hatte sehr gut geschlafen, als er mit dem kleinen Mädchen im Arm eingeschlafen war. Als er am Morgen aufwachte, musste er mehrmals blinzeln, um sich zu orientieren.
Myron sah, dass es draußen sehr trüb war und noch immer Schneeflocken vom Himmel kamen. Allerdings hatte sich der Wind gelegt. Lächelnd sah er auf den blonden Haarschopf, der unter der Decke hervorlugte.
Aria lag tief schlafend in seinem Arm, allerdings mit dem Rücken zu ihm. Der junge Mann roch an ihrem Haar und schmunzelte, als er an den leidenschaftlichen Kuss dachte. Leicht zog er das Mädchen zu sich und legte den anderen Arm ebenfalls um sie herum. So blieb er eine Weile liegen und dachte nach, während er Aria beim Atmen zuhörte.
Dann fing er an, langsam und zärtlich unter der Decke ihren Körper mit seiner Hand nachzufahren. Nein, er wollte nichts versuchen, sondern sie nur fühlen und ihre weichen Kurven unter seinen Händen spüren. Zwar war sie noch mager, doch ihre Kurven waren trotz ihrer Größe ausgeprägt.
Myron wusste nicht, wie lange er bereits wach war und sie streichelte, doch irgendwann regte sich das Mädchen in seinen Armen und gähnte.
„Guten Morgen, Myron", murmelte sie verschlafen. Trotzdem hörte sie sich gut gelaunt an. „Hast du gut geschlafen, meine Kleine?", fragte er, woraufhin das Mädchen nickte. Dann drehte sie sich zu ihm herum und sah ihm in die Augen.
„Danke, dass du mich in der Nacht beschützt hast. Es hat sich so gut angefühlt, in den Armen gehalten zu werden." Myron lächelte sie an und gab ihr einen sanften Kuss auf die Nase. Aria dachte nur ungern daran, wie oft man sie grob umarmt hatte, allerdings nur um sie festzuhalten. Sie wollte keine Vergleiche ziehen, dennoch kam die Vergangenheit immer wieder hoch.
Mit geschlossenen Augen kuschelte sie sich wieder an seine Brust. „Da das Wetter heute wohl nicht gut zum Ausreiten ist, möchtest du dann mit magischen Übungen anfangen?", fragte Myron sie. Aria nickte, doch sie wollte noch etwas Anderes.
„Zeigst du mir auch, wie man mit einem Schwert umgeht?" Der junge Herrscher war sehr überrascht über diese Frage, denn er hatte nicht gedacht, dass sie sich dafür interessieren würde. Das war normalerweise etwas, was nur die Männer taten.
Dennoch ließ er sich breitschlagen. „Also gut, wenn du es unbedingt möchtest. Aber lasse dir gesagt sein, die Waffen sind ziemlich schwer. Es wird viel Zeit brauchen, bis du dich daran gewöhnt und gelernt hast, mit ihnen umzugehen. Warum möchtest du das lernen?", fragte er, wobei er ihre Wange leicht streichelte.
Aria sah zu ihm nach oben. „Weißt du, ich möchte dir auch gerne helfen, wenn ich keine Magie einsetzen kann. Also nur, wenn etwas passieren würde und ich noch nicht so weit bin, sie wirklich einzusetzen. Ich sehe, dass es deinen Körper gestärkt hat. Deswegen würde ich es gerne lernen. Ich möchte nicht nur ein Magier sein, Myron. Ich möchte auch richtig kämpfen lernen", sagte sie ernst und er lachte. Irgendwie hörte sich das seltsam, aber auch sehr liebevoll an. Aria war nicht einfach nur eine Frau wie viele andere. Sie war besonders.
„Bevor wir mit irgendwas anfangen, lass uns erstmal frühstücken und uns ankleiden. Ich bringe dir deine neue Kleidung, wenn sie schon fertig sein sollte. Ich würde vorschlagen erst körperliches Training, dann eine Pause und dann magische Übungen", meinte er und zog die Decke weg.
Allerdings hätte er sie am liebsten gleich wieder über seinen Körper gezogen, da er etwas Peinliches verstecken wollte. Da aber Aria die Decke festhielt, ging das nicht. Deswegen rollte er sich blitzschnell aus dem Bett und ging zur Tür. „Wir sehen uns gleich", sagte er und schloss die Tür hinter sich mit einem Seufzer.
Das war knapp gewesen. Er hoffte, dass Aria seine wachsende Männlichkeit nicht zur Kenntnis genommen hatte. Myron war froh, dass es kurz vor dem Aufstehen passiert war. Verdammt, er konnte es im Moment nicht unterdrücken. Aber als er an die Nacht dachte, übernahm das Prickeln in seinem Körper wieder die Oberhand.
Sie war aber auch zu süß, um es nicht zu wollen. Doch Drängen half niemanden und es war nicht gut für das Vertrauen zwischen den beiden, das stetig in kleinen Schritten wuchs. Schnell sah er nach links und rechts um sicher zu sein, dass keiner da war und rannte schnellen Schrittes zu seinem Zimmer.
Er lehnte sich an die Tür, die er schnell geschlossen hatte. Dabei traf ihn fast der Schlag. Sarin saß in seinem Zimmer, in einem der Sessel und sah ihn abwartend, fragend und lächelnd an. „Wo warst du, Myron?", fragte der Heiler seinen Freund. „Ich habe hier seit einiger Zeit gewartet, aber du bist nicht da gewesen."
„Beim Heiligen Vater, Sarin!", rief Myron erschrocken und wurde rot. „Du hast mich eben fast zu Tode erschreckt!" Schlagartig wurde dem schwarzhaarigen Mann bewusst, dass er Sarin gerade seine Männlichkeit zeigte, selbst wenn sie in der Hose war. Ruckartig drehte er sich um, peinlich davon berührt.
„Myron, schäme dich nicht. Das ist doch ganz normal, wenn das passiert. Jetzt dreh dich zu mir um", forderte Sarin in einem fast schon väterlichen Ton. Als Myron sich umdrehte, sah er in Sarins breit grinsendes Gesicht. Er fühlte sich ertappt, doch dann atmete er tief ein und aus, bevor er schnaubte und den Kopf schüttelte.
„Manchmal frage ich mich, ob du immer ein Gefühl hast, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, Sarin. Du hast mich schon einmal zu Tode erschreckt", erinnerte er ihn tadelnd, aber auch lächelnd.
„Na, dafür siehst du aber noch ziemlich lebendig aus, Myron", gab der gutgelaunte Heiler schlagfertig zurück und kicherte leise. „Du weißt, dass ich dich nicht fragen werde, was in der Nacht geschehen ist. Das ist deine Privatangelegenheit. Aber auch wenn du es mir nicht sagst, ich habe bereits ein gewisses Gefühl darüber. Und genau deswegen, Myron ...", sagte er und stand auf, um sich direkt vor dem jungen Herrscher zu stellen und ihm in die Augen zu sehen, „solltest du dich nicht schämen. Es ist natürlich, starke Gefühle zu haben. Auch wenn nichts Bestimmtes passiert ist, dein Körper reagiert auf eine angenehme Weise auf das Mädchen. Glaubst du, dass ich irgendjemand etwas verraten würde? Wir sind wie Brüder, Myron. Ich werde Stillschweigen über alles bewahren. Außerdem musst du mir gar nichts erzählen."
Sarins Tonfall war väterlich, aber auch brüderlich zärtlich und er legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. Nun drehte er sehr langsam eine Runde um Myron, wobei er die Nase in die Luft wie ein Kaninchen hob, um zu schnuppern. „Aha, erkenne ich da etwa den Duft von Lavendel? Ich erinnere mich sehr daran, dass Aria gestern genauso gerochen hat", neckte er Myron und fing an zu lachen, als er seinen Gesichtsausdruck sah. „Ist ja schon gut, Myron. Ich höre auf. Trotzdem finde ich es sehr interessant, euch beiden zuzusehen, wie ihr euch langsam näherkommt."
Myron sah Sarin an und fing erleichtert an zu lächeln. Das war typisch für Sarin, er mochte es, sich über den jungen Herrscher manchmal lustig zu machen. Dabei tat er das auf eine nette Art und Weise. „Das sagst gerade du, Sarin? Wo du doch viel älter bist als ich", wies er den Heiler auf sein Alter hin.
Sarin drehte sich um, doch sein Gesicht hatte sich ein wenig verändert. Es sah geheimnisvoll aus und Myron fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte. Dann erinnerte er sich an letzte Nacht, in der er Sarin und Kathleena lachen gehört hatte. In seinem Kopf zählten sich eins und eins zusammen. Ungläubig sah er seinen Heiler an.
„Willst du mir etwa sagen, dass du und Kathleena ...?", fing er an, verlegen zu stammeln, doch Sarin unterbrach ihn und legte den Finger auf seinen Mund, damit dieser schwieg.
„Wir verstehen uns sehr gut, Myron." Sein Ton verriet Myron, dass da noch mehr war, aber Sarin momentan nicht darüber reden wollte. „Wer weiß, was geschehen wird. Wir können nicht in die Zukunft sehen, mein Freund. Lass uns abwarten was geschieht."
Myron brauchte einige Zeit, um es zu verstehen. Auf der anderen Seite fand er es sehr schön, da Kathleena bereits seit einiger Zeit allein war und Sarin noch nie eine Frau geheiratet hatte. Er wollte seinen Freund nicht drängen, solange er es selber noch nicht wusste. Und das akzeptierte er.
Er fing an, frische Hemden und Hosen aus dem Schrank zu suchen. „Weißt du Sarin, du verdienst das Beste. Ich weiß, dass du oder ihr mir eines Tages die Wahrheit sagen werdet. Und das mit Aria ... Sarin, ich weiß es nicht. Ich habe sehr starke Gefühle zu ihr und ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass auch sie mehr und mehr Zuneigung bekommt", erklärte er und fing an sich mit kaltem Wasser über der Schüssel zu waschen.
Dazu hatte er sein Hemd ausgezogen und Sarin betrachtete seinen Freund. Erst als dieser sein Gesicht und seine Haare getrocknet hatte, fing er an zu sprechen. „Das zeigt dir, dass du den richtigen Weg gehst, Myron. Du lässt es langsam angehen, zeigst dem Mädchen deine Zuneigung, aber du drängst sie nicht. Du wirst sehen, eines Tages wird deine Geduld von Erfolg gekrönt sein. Gib ihr Zeit und dir auch", sagte er weise zu ihm.
Myron nickte und trocknete sein Gesicht ab. „Ich bin sehr froh, dass sie mir mehr vertraut. Weißt du, dass sie mich gebeten hat, sie in Waffen zu unterrichten?", fragte er ihn.
Fast verschluckte sich Sarin, der gerade Tee trinken wollte. „Ist das dein Ernst? Wie kommt sie auf so eine Idee? Sie ist so klein und schmächtig. Sie wird die Waffen anfangs gar nicht halten können." Nachdenklich schüttelte der Heiler den Kopf. Sie war die erste Frau, die so etwas überhaupt wollte.
„Aber sie will es unbedingt, um mich beschützen zu können, wenn ihre Magie nicht ausreicht", widersprach Myron ihm. Allerdings würde sie kleinere Waffen brauchen als die Soldaten. Nur wenn man die richtige Größe der Waffe besaß, war man imstande, sie auch ordnungsgemäß zu führen.
„Weißt du warum, Myron?", fragte Sarin plötzlich geheimnisvoll und wissend. Als Myron verneinte, lächelte Sarin liebevoll. „Weil sie denjenigen, den sie mit ganzem Herzen liebt, mit allen Mitteln beschützen will. Sie wird starke Gefühle für dich entwickelt haben, aber sie ist sich noch nicht sicher darüber."
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