Kapitel 13
Aria lief sehr langsam zu ihrem Zimmer, da sie nun die Schmerzen in ihren Beinen richtig spürte. Als sie die Tür hinter sich schloss, seufzte sie tief. Es war bereits dunkel, da die Schneewolken bereits über das Land hinwegfegten. Sie konnte dicke Schneeflocken fallen sehen, nachdem sie näher an das Fenster getreten war.
Nach kurzer Zeit betrat Lea das Zimmer. „Euer Bad ist fertig, Mylady. Kommt und entspannt euch", forderte sie Aria auf, dass ihr dankbar folgte. Schon nach kurzer Zeit fühlte Aria das heiße Wasser um ihre noch blasse Haut und strahlte. Sie schloss die Augen und ließ sich weiter in die Wanne gleiten, sodass sie fast bis zur Nase von Wasser umgeben war.
Lea brachte wohlduftende Zusätze, von denen Aria nicht wusste, ob sie nur zum Wohlfühlen da waren, oder ob sie auch einen medizinischen Hintergrund hatten. Als sie den Geruch von Lavendel in die Nase zog, fühlte sie sich sehr geborgen. Das Bad tat ihre Wirkung und das Mädchen begann, sich wärmer zu fühlen und zu entspannen. Seltsam, dass man beim Reiten die Kälte nicht gespürt hatte. Aber vermutlich war sie einfach zu glücklich darüber gewesen, einen Ausritt machen zu können. Vor allem mit Myron.
Aria stieg aus der Wanne, nachdem sie sich genügend aufgewärmt hatte und Lea begann sofort, ihr ein weiches Handtuch um den Körper zu wickeln. „Nicht, dass Ihr Euch erkältet, Mylady. Bei so einem Wetter passiert das leicht. Kommt, ich helfe Euch beim Abtrocknen und kämme Eure Haare, nachdem Ihr Euch angezogen habt", bot sie dem jungen Mädchen an, während sie diese bereits sanft abtrocknete. Dabei achtete sie genau auf die Verletzungen, diese nicht zu berühren oder zu rubbeln.
Gerade als sie fertig war, klopfte es an der Tür und Sarin steckte seinen Kopf herein. „Oh, entschuldige bitte, Aria. Ich wollte nach dir sehen, wie deine Verletzungen heilen", sagte er, hatte aber die Tür bereits so geschlossen, dass sie nur noch einen Spalt offen war und er mit ihr reden, sie aber nicht sehen konnte.
Lea wickelte nun das Handtuch fest um das Mädchen und ein weiteres um ihre Haare. „Du kannst nun hereinkommen, Sarin", sagte die Kammerzofe zu dem Heiler. Nachdem er eingetreten war, sagte sie zu Aria, dass sie nun etwas zum Anziehen holen würde und ließ die beiden dann allein.
Etwas verlegen kratzte sich Sarin am Kopf und auch Aria sah betreten zur Seite. Noch immer lag der Lavendelduft in der Luft und Myron bester Freund lächelte plötzlich. „Lavendel ist mein Lieblingsduft. Es entspannt einen sehr, nicht wahr?", fragte er, um sie ein wenig abzulenken. „Setz sich doch bitte dahin, damit ich dich untersuchen kann", bat Sarin das Mädchen und zeigte auf einen Stuhl, der an der Wand stand.
Aria setzte sich hin und er begann mit ihrer Hand, die zwar noch ein wenig schmerzte, aber sie konnte sie wieder bewegen. Dank seiner Heilung hatte sie reiten können, wobei sie keinen Moment an die gebrochene Hand gedacht hatte, da sie keine Schmerzen dabei gespürt hatte.
Das Mädchen sah Sarin an, wie konzentriert er auf die Hand sah und sie untersuchte und dabei wurde ihr etwas bewusst. Warum hatte sie nicht früher schon daran gedacht? Vor lauter Vorsicht und seltsamen Gedanken hatte sie gar nicht realisiert, dass der Schmerz beinahe sofort nach der Behandlung aufgehört hatte.
„Hast du Magie benutzt, um mich zu heilen, Sarin?", fragte sie. Ihre Stimme schwang zwischen Ungläubigkeit und Unwissenheit. Bisher war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass Sarin deine Magie dabei verschwenden würde. Immerhin hatte er gesagt, dass man älter aussah, je mehr Magie man einsetzte. Und eine gebrochene Hand war doch etwas Kleines, im Gegensatz zu den schweren Verletzungen, an denen man sterben konnte.
„Ja das habe ich, Aria. Ich wollte nicht, dass du noch mehr Schmerzen hast. Außerdem war es Myrons Anweisung", erklärte der Heiler ihr. „Normalerweise dauert es ziemlich lange, bis so etwas gut verheilt ist und nicht mehr weh tut. Auch deine anderen Verletzungen habe ich mit ein wenig Magie belegt, damit sie schneller heilen", fuhr er fort, solange er sich die anderen Wunden ansah. „Ich bin sehr zufrieden damit. Es ist lustig, dass dir gar nicht aufgefallen ist, als du deine Hand wieder benutzen konntest", neckte er sie und sah lächelnd zu ihr hinauf.
„Ich ... war mit vielen Dingen beschäftigt, die ich nicht verstehe, deshalb habe ich darauf nicht geachtet. Ich bin dir sehr dankbar, Sarin", gestand Aria verlegen lächelnd. „Hast du nicht zufällig etwas gegen die Schmerzen in den Beinen? Seit dem Ausritt tut mir alles weh." Wer wusste schon, ob sie überhaupt in der Lage war, am nächsten Tag noch stehen zu können.
Aria bekam ein dunkles, lautes Lachen als Antwort. „Weißt du, Magier können sich auch selbst heilen. Ich habe gehört, Myron will dir heute ein wenig Magie beibringen oder zumindest anfangen, dass du sie kontrollieren kannst", sagte Sarin zu ihr, als er mit der Untersuchung beinahe fertig war. „Vielleicht zeigt er es dir, wie man sich selbst heilt. Aber auf der anderen Seite ist es nicht gut, Magie für alles und jede Kleinigkeit einzusetzen", meinte er nachdenklich. „Ich rate dir eines, Aria: Setze deine Magie immer sehr weise ein, missbrauche sie nicht, vor allem nicht für Kleinigkeiten. Du wirst deine Kraft eines Tages vielleicht brauchen."
Das klang ziemlich geheimnisvoll und Aria hatte das Gefühl, als könne Sarin in die Zukunft sehen. Doch als sie ihm das sagte, schüttelte er den Kopf. „Nein, aber du musst logisch denken. Da du niemals weißt, was passieren wird, schone dich, so gut es geht. Wenn etwas passieren sollte, kannst du mit all deiner Kraft helfen, heilen, kämpfen und so weiter, verstehst du?", fragte er, woraufhin sie leicht nickte.
Schweigsam beendete Sarin seine Arbeit und redete kurz mit Lea, die den Raum betreten hatte, noch bevor er fertig gewesen war. Sie hatte ein sehr schönes Kleid ausgesucht, welches sie auf den anderen freien Stuhl legte. Mit einem kurzen Winken und Lächeln ließ Sarin die beiden Frauen allein.
„Es tut mir leid, Mylady Aria. Eure Kleidung ist noch nicht fertig. Da die Hosen leider nass sind, ist es besser, Ihr zieht Euch dieses Kleid an", sagte sie entschuldigend, aber Aria lächelte sie freundlich an. Es machte ihr nichts aus, ein Kleid zu tragen. Zumindest jetzt nicht, da das Mädchen wusste, sie würde bald Hosen und Hemden bekommen.
Mit einem frischen Gefühl ging sie zurück auf ihr Zimmer, wo Lea bereits eine Kleinigkeit zum Essen hingestellt hatte. Auch einen heißen Tee fand Aria auf dem Tisch und hungrig setzte sie sich hin und begann zu essen, während Lea ihr die Haare kämmte. Die Kammerzofe war ihr gefolgt und arbeitete eifrig an Arias blondem Haar.
In der Zwischenzeit nahm auch Myron ein Bad. Nachdenklich lag er in der Wanne und spielte gedankenverloren mit einer nassen Haarsträhne. Ihm gingen viele Dinge durch den Kopf. Es freute ihn sehr, dass Aria anfing, ihm zu vertrauen. Aber auch, dass er sie heute geküsst und ihr angesehen hatte, dass es ihr gefallen hatte.
Auf der anderen Seite überlegte er bereits, wie er ihr beibringen konnte, ihre Magie zu kontrollieren. Er wusste, dass ein sehr großes Vertrauen dazu nötig war, nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu dem Lehrmeister. Deshalb war er sich nicht sicher, ob es bereits der richtige Zeitpunkt war.
Dennoch lief ihnen die Zeit davon, denn er hatte gesehen, wie mächtig ihre Magie gewesen war, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Und das durfte man nicht unterschätzen. Myron wusste nicht, wie viel Zeit sie hatten, aber er wollte und musste es bereits jetzt versuchen.
Dabei hoffte er, dass das bereits aufgebaute Vertrauen nicht daran zerbrach. Es war wichtig, auf den Lehrmeister hören und ihm vertrauen, was er sagte. Sein Problem war, dass er manchmal zu ungeduldig wurde, wenn er wusste, dass die Zeit drängte. Doch dieses Mal nahm er sich vor, nicht ein einziges Mal ungeduldig zu werden.
Dann fiel ihm die zärtlichen Berührungen und der Kuss wieder ein und ein Prickeln auf der Haut wurde spürbar. Etwas regte sich in ihm und sein Verlangen wurde größer, doch er unterdrückte es und schloss die Augen. Wie herrlich sie geschmeckt hatte! Und wie zärtlich ihre Lippen gewesen waren. Es war, als würde er sie wieder riechen und schmecken.
Das Prickeln auf seiner Haut wurde stärker und er tauchte einmal unter Wasser, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Als er prustend auftauchte und sich die Haare aus dem Gesicht schüttelte, stand plötzlich sein Heiler vor ihm. Erschrocken sah er ihn an.
„Habe ich dich bei etwas erwischt, Myron?", fragte Sarin mit einem breiten Grinsen und setzte sich auf einen Stuhl nahe der Wanne.
„Nicht das ich wüsste, Sarin. Aber du kommst manchmal wirklich angeschlichen wie ein Indianer. So leise und fast schon unsichtbar", tadelte er und lachte. Sarin kicherte und sah Myron an.
„Du hast nur dieses Gefühl, wenn du mit deinen Gedanken weit weg bist. Sag mir, woran hast du gedacht?", fragte er den jungen Herrscher und sah ihn auffordernd an. Wenn er nicht darüber reden wollte, war das in Ordnung. Doch da er den jungen König kannte, wusste er, dass er sich ihm anvertrauen würde.
Myron ließ sich Zeit mit der Antwort. „Ich habe nachgedacht, wie lange wir Zeit haben, Aria die Kontrolle über ihre Magie zu lehren. Du hast selbst gesehen, wie stark ihre Magie bereits ist. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob unser Vertrauen zueinander bereits groß genug ist. Ich möchte sie nicht verängstigen oder dieses Vertrauen damit vernichten", meinte er nachdenklich. Myron lehnte seinen Kopf an den Rand der Wanne und sah seinen Heiler an.
„Du hast recht, Myron. Wenn du dir nicht sicher bist, kannst du auch Kathleena fragen. Ich glaube, Aria hat bereits mehr Vertrauen in deine Mutter als in dich. Auf der anderen Seite verstehe ich, dass du es sein möchtest, der sie unterrichtet", erwiderte der Heiler und rieb sich das Kinn.
„Dadurch wird euer Band zueinander noch stärker. Du solltest es versuchen, mein Freund. Ich bin mir sicher, mit viel Geduld wird alles gut verlaufen. Übrigens heilen ihre Verletzungen sehr gut. Sie hat heute herausgefunden, dass ich Magie angewendet habe. Sie war sehr überrascht deswegen. Aria wollte, dass ich ihr etwas für die Schmerzen von dem Ritt gebe", meinte der ältere Mann und kicherte in sich hinein, bevor er sich räusperte.
„Allerdings habe ich ihr gesagt, dass du es ihr zeigen kannst, wie man sich selbst heilt und ihr den Rat gegeben, nicht für alles die Magie einzusetzen", fuhr er fort und Myron erhob sich aus der Wanne, wobei er nach einem Handtuch angelte.
Sarin reichte es ihm und sah ihn musternd an. Myron war sehr muskulös gebaut, schlank, reine und glatte Haut und er musste zugeben, dass sein Freund sehr gut aussah. „Genau diesen Rat hast du mir auch gegeben, Sarin. Erinnerst du dich?", fragte Myron ihn, wobei er genau an diese Worte dachte, als er angefangen hatte, seine Magie richtig zu lernen. Und genau daran hielt er sich auch. Er brauchte Magie sowieso nur selten.
„Du bist richtig hübsch geworden, Myron", neckte er den jungen Mann, als dieser begann, sich abzutrocknen. Zur Antwort bekam er das nasse Handtuch gegen seine Stirn.
„Was heißt hier geworden? Ich war schon immer hübsch." Myron war in den gleichen neckenden Tonfall gefallen und lachte. Natürlich freute ihn das Kompliment von seinem Freund. Mit seinen Händen abwehrend und lächelnd stand Sarin auf. Auch er genoss die Neckereien. Zärtlich sah er Myron an, fast schon brüderlich.
„Du hast recht. Es wird jetzt Zeit, dass deine Schönheit auch in gute Hände fällt. Diese Hände warten bereits auf dich." Natürlich wusste Sarin mehr, als er zugab, denn es war offensichtlich für ihn, dass Myron sehr starke Gefühle für Aria hatte und auch das Mädchen ihm gegenüber nicht abgeneigt war. „Und denke daran, wir wollen heute Abend gemeinsam essen", erinnerte er Myron und verließ mit einem breiten Grinsen den Raum, bevor der junge König ihm noch etwas nachwerfen konnte. Lächelnd und gedankenverloren zog sich Myron an.
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