Kapitel 11
Myron öffnete die schwere Stalltür und sofort war der angenehme Pferdegeruch da, der Aria umhüllte. Sie hatte schon immer Pferde gemocht und freute sich ehrlich, wieder reiten zu dürfen. Als sie durch den Stall gingen, erklärte der König die verschiedenen Pferdenamen, die Charaktere von den Pferden und wie man am besten mit ihnen umging.
Immerhin musste er auch Pferde zuweisen, da sollte er schon wissen, wer zu welchem Pferd passte. Aria war erstaunt, wie viele Pferde hier in dem Stall standen. „Das ist nur einer von vier Ställen. Bei vielen Kriegern braucht man dementsprechend Ställe. Die zeige ich dir ein anderes Mal", versprach Myron.
„Ich möchte dir mein Pferd Emiras vorstellen. Du hast ihn bereits geritten, erinnerst du dich?", fragte er und sie dachte angestrengt nach. Dann fiel ihr wieder ein, was passiert war, wie sie auf das Pferd gestiegen war und Myron sich hinter sie gesetzt und gestützt hatte.
Aria nickte leicht. „Ja, ich erinnere mich. Er war sehr gut zu reiten, sehr weich und behutsam, dennoch stark und stolz", beschrieb sie und rieb die Nüstern des schwarzen Hengstes, der sich an ihrer Schulter rieb und sie fast damit umwarf.
„Er ist ein wenig ungestüm, aber sehr lieb und brav. Und wie du schon sagtest, er ist sehr stolz", fügte Myron mit einem Lächeln hinzu.
„Ich habe bereits ein Pferd für dich im Sinn. Komm mit, ich zeige sie dir." Mit einem letzten Streicheln von Emiras folgte das Mädchen dem Mann, der sie nur ein paar Boxen weiter brachte. Dort stand eine weiße Stute, die neugierig einen Blick zu den Besuchern warf.
„Das ist Fenira. Sie ist sehr ruhig, immer darauf bedacht, alles gutzumachen. Außerdem geht sie niemals durch, außer wenn etwas Schreckliches passiert. Aber sie lässt sich auch wieder einfach anhalten", stellte Myron das Pferd vor.
Sofort hatte Aria sie in ihr Herz geschlossen, da die Augen der Stute so sanft waren. Langsam klopfte sie der Stute auf den Hals und sah, dass sie nicht so groß war wie Emiras. „Ein sehr schönes Tier. Ihre Augen sind sehr warmherzig und ihr Körperbau ist sehr gut. Muskulös und stark in der Hinterhand", sagte sie leise und betrachtete die Stute genauer. Sie erinnerte sich daran, was bei Pferden wichtig war. In ihrem Dorf hatte es einige gegeben und ihr Vater hatte ihr beigebracht, auf was man achten musste.
„Du bist also mit meiner Wahl einverstanden?", fragte Myron sie, nachdem er hinter sie getreten war und ihr einen Arm auf die Schulter gelegt hatte.
Aria nickte heftig und lachte. „Ich kann es nicht erwarten, wieder im Sattel zu sitzen. Können wir gleich los reiten?", fragte sie in einem leicht bettelnden Tonfall, der Myron zum Grunzen brachte. Er konnte sich wirklich bei ihr amüsieren.
Langsam drehte er Aria zu sich herum und sah ihr in die Augen. „Natürlich, wenn du es möchtest. Ich lasse die Pferde satteln und dann können wir los", flüsterte er ihr zu. Dabei kam er ihrem Gesicht ziemlich nahe und für einen Moment schloss sie die Augen. Myron schob die Mütze ein wenig hoch, sodass er seine Lippen zart auf ihre Stirn legen konnte.
„Myron, ich ...", sagte sie leise, doch er hob den Zeigefinger und legte ihn wieder auf ihre schönen Lippen. „Keine Angst, es passiert nichts, Aria ...", murmelte er sanft und verlor sich in ihren Augen. Sie hatte so gut geschmeckt. Er war versucht, sich die Lippen zu lecken, damit er den Geschmack noch länger haben konnte. Als der König ihre Stirn geküsst hatte, wünschte er sich, das für immer tun zu können. Myron schob die Mütze auf Arias Kopf zurecht und lächelte. Dieser Versuchung hatte er einfach nicht widerstehen können.
Im Licht der Stalllaterne sah Aria den Mann an und musterte ihn. Ihre Augen waren auf seine Lippen hängen geblieben, die ihre Stirn gerade geküsst hatten. Unbewusst kam sie seinem Gesicht näher. Doch das merkte sie nicht einmal.
Unbewusst kam sie mit ihrem Gesicht näher, sie merkte es nicht. Aber sie dachte auch gleichzeitig an den Sturz. Daran, wie sehr sie Myron gerochen und sich dann gewünscht hatte, dass er noch länger liegen bleiben würde. Ein Ziehen machte sich in ihrem Körper breit, von dem sie nicht wusste, ob es gut oder schlecht war.
Myron hielt still und wartete ab, was geschehen würde. Wie in Zeitlupe hob Aria ihre Hand und ihre Finger berührten die Lippen des Mannes. Zuerst schüchtern, doch dann fuhr sie die Konturen mehr und mehr nach. So, als wolle sie testen, ob es Wirklichkeit war oder nicht.
Aria sagte nicht, doch für den König fühlte es sich an, als ob sie darüber nachdachte, ihn zu küssen. Deshalb schloss er die Augen und genoss ihre leichten Berührungen. Dabei versuchte er, dieses heiße Feuer, welches ihre zarten Berührungen auslösten, zu unterdrücken.
Ihre Finger waren warm, sehr zart und klein. Es war das erste Mal auch für ihn, dass er bei solchen Berührungen fast die Fassung verlor. Bis jetzt hatte er es noch nicht zugelassen, dass ihm jemand so nahe kam. Keine Frau, die er je begegnet war, hatte er es gestattet.
Doch nun wollte er es. Je länger er Aria kannte, desto größer wurde sein Wunsch, von ihr berührt zu werden, sie zu fühlen und zu schmecken. Doch er wollte sie um keinen Preis zwingen oder drängen. Das hatte er ihr versprochen, deshalb wartete er ab, ob sie es wirklich wollte.
„Du hast sehr schöne Lippen Myron ... wie sie wohl schmecken ...?", fragte sie leise und gedankenverloren. Noch immer fuhr sie der Kontur seiner Lippen nach und fixierten sie. Als sein Mund bei ihren Worten anfing zu zucken und sich ein kleines Lächeln darauf ausbreitete, sah sie ihm langsam in die Augen.
Ihre waren groß und dunkel geworden, das konnte Myron in dem blassen Licht erkennen. Langsam kam er ihrem Gesicht näher, damit sie sich darauf vorbereiten konnte. Als er nur wenige Zentimeter vor ihren Lippen war, sah er ihr noch einmal ihre Augen, um zu sehen, ob sie damit einverstanden war. Da sie sich nicht regte, sondern ihn nur ansah, ging er davon aus, dass sie es wollte. Der König schloss die Augen und berührte ihre Lippen sehr sanft. Myron genoss diesen innigen Moment so sehr, dass er die Welt um sich herum vergaß.
Aria hatte schnell die Augen geschlossen, als er seine Lippen auf ihre legte. Ein warmes Gefühl begann durch ihren zierlichen Körper zu strömen. Eines, dass sie noch nie gekannt hatte. Es war ihr nicht unangenehm. Im Gegenteil. Sie konnte ihn schmecken und riechen, was ihr ausgesprochen gut gefiel.
Anfangs waren ihre Lippen unbeweglich gewesen. Doch als Myron den ersten Kuss kurz unterbrach, um sie noch ein weiteres Mal sehr sanft und kurz zu küssen, hielt sie ihm schon förmlich ihren Mund hin. Als er sah, dass sie ihm die Lippen hinhielt, freute er sich sehr darüber und küsste sie daraufhin wieder, dieses Mal ein wenig länger.
Es fühlte sich an, als wäre ein magisches Band zwischen beiden entstanden. Nun fing auch Aria an, diese Berührungen zu genießen. Als Myron seine Arme sanft um sie legte, um nicht zu stören, fühlte sie sich so geborgen, beschützt und glücklich, dass sie das niemals in der Welt aufgeben wollte. Was beide nicht sehen konnten, war ein blaues Licht, welches sie beide umgab. Es war nur schwach, aber Myron fühlte, dass sich etwas zwischen ihnen geändert hatte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste der Mann seine Lippen und sah sie schweigsam an. Es war das erste Mal für ihn gewesen, jemanden derart zu küssen. Er wartete, bis das Mädchen die Augen öffnete. Sie brauchte einige Zeit, um die richtigen Worte zu finden. „Das war schön ...", flüsterte sie heiser.
Es war Aria niemals in den Sinn gekommen, dass es sich so anfühlen konnte. Nie hatte sie es erleben können und nun stand sie hier, mit einem ihr noch teils fremden Mann in einem Stall und hatte gerade ihren ersten Kuss erfahren, der förmlich nach Liebe schmeckte. Zumindest glaubte sie, dass es sich so anfühlen musste.
„Möchtest du das wieder?", fragte er zärtlich und strich mit seiner Hand über ihre Wange. Aria nickte leicht und er begann, verlegen zu lachen. Dabei strich Myron sich berührt über sein schwarzes Haar.
„Das war das erste Mal, dass ich jemanden geküsst habe", gestand er lachend. Das konnte sie nicht so recht glauben, was sie ihm auch sagte. „Erinnerst du dich, was ich dir geantwortet habe, als du mich gefragt hast, warum ich noch nicht verheiratet bin?", fragte er und als Aria wieder nickte, fuhr er fort. „Ich wollte jemanden küssen, für den ich starke Gefühle habe. Diesen Moment wollte ich nicht an irgendjemanden verschenken, wie andere das tun. Es fühlt sich ganz anders an, wenn man starke Gefühle hat. Verstehst du das?"
Aria dachte an die Zeit, in der sie zum Küssen gezwungen worden war. Es war immer widerlich gewesen, wenn man ihr die Zunge in den Rachen geschoben hatte. Aber auch, wenn man sie hart und fest geküsst und manchmal sogar in die Lippen gebissen hatte. Das hier hatte sich anders angefühlt und sie mochte dieses Gefühl.
„Ich lasse die Pferde satteln, dann können wir los", sagte Myron und ging einen Schritt zurück, um sich von ihr zu lösen. Dabei sah er sie noch einmal musternd an, bevor er sich umdrehte und sie stehen ließ, um seinen Männern Bescheid zu geben.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top