- zehn -

John und ich sind schon zusammen zur Highschool gegangen. Er hat mich nach einem wichtigen Footballspiel habt romantisch mit einem riesigen Strauß roter Rosen vor dem ganzen Stadion gefragt, ob ich mit ihm zum Abschlussball gehen will. Ich habe Rotz und Wasser geheult, so überwältigt war ich. Zum Abschlussball hat er mich mit einer beeindruckenden Limousine abgeholt, mit mir den ganze Nacht lang getanzt und mir zum Abschied unter dem funkelnden Sternenhimmel meinen ersten Kuss gegeben.

Von da an waren wir ein Paar und ich habe mich Hals über Kopf in ihn verliebt.

Das erste Jahr war wunderschön. Ich habe ihn von Tag zu Tag mehr geliebt. Er war liebevoll, fürsorglich und aufopferungsvoll, auch wenn ich mir das heutzutage selbst nicht mehr vorstellen kann.

An unserem ersten Jahrestag hatte er sturmfrei und hat mich mit einem selbst gekochten Dinner, brennenden Kerzen und hundert langstieligen Baccara-Rosen überrascht. Leider hatte diese Romantik-Offensive vor allem zum Ziel, dass er endlich mit mir schlafen wollte, aber ich wollte noch nicht. Mir ging das alles zu schnell, ich fühlte mich noch nicht bereit. Und deshalb ließ ich ihn abblitzen.

Von diesem Tag an hat er mich regelrecht unter Druck gesetzt und alles versucht, um mich doch rumzukriegen. Immer wieder hat er probiert, mich zum Sex zu bewegen, doch ich blieb bei meiner Entscheidung.

Drei Monate später habe ich ihn inflagranti dabei erwischt, wie er auf einer Hausparty Vivian, die Schulschlampe, im Gästezimmer gefickt hat, während ich im Wohnzimmer war. Ein Bild, welches sich für immer in mein Gehirn gebrannt hat. Dieser verhängnisvolle Abend war in den Ferien nach dem Schulabschluss, nur wenige Wochen bevor die Uni für uns alle los ging. Die Uni, die ich extra ausgewählt hatte, um mit John gemeinsam hinzugehen. Ich bin ausgerastet und habe erst John und dann Vivian eine Ohrfeige gegeben. Mein Herz war gebrochen und John für mich gestorben.

Ich habe mir geschworen, es Vivian und John heimzuzahlen. Ich wollte nicht mehr das liebe, schüchterne Mädchen sein, das von dem beliebtesten Quarterback der Schule mit der heißen Cheerleaderin betrogen wird. Ich wollte den Spieß umdrehen.

Ich nahm mir vor, von nun an mit jedem Typen zu vögeln, der mir in die Quere kommt. Nie wieder wollte ich das Opfer sein, die Betrogene. Ich wollte begehrende Blicke statt bemitleidende.

Ich musste John unmissverständlich zeigen, dass ich für jeden Typen auf dieser gottverdammten Welt die Beine spreize, außer für ihn. Die Bestätigung die mir das ganz nebenbei gab, nahm ich gerne mit. Wer lässt sich nicht gerne das Ego polieren?

Seine Reaktion in der Mensa hat mir bewiesen, dass ihn mein Verhalten kränkt. Es macht ihn rasend vor Eifersucht, auch wenn er sich größte Mühe gibt, dies hinter seinem schlechten Humor zu verstecken. Ich habe gewonnen. Endlich.

Anfangs war John traurig über die Trennung und wollte mich zurückgewinnen. Er beteuerte weinend, dass er mich liebt und mich für immer lieben wird. Er schwor mir von nun an ewige Treue, bereute sein Verhalten immer wieder, ließ nicht locker.

Aber ich war durch mit ihm. Wer mein Herz gebrochen hat, kann nicht derjenige sein, der es heilt.

Als ich dann anfing, die halbe Uni zu vögeln, versuchte er noch, mich aufzuhalten. Er bettelte mich an, dass ich damit aufhören solle, mich wie eine Schlampe zu benehmen und keine Fehler zu machen.

Mittlerweile hat er resigniert und eingesehen, dass er mich nicht davon abhalten kann. Ich habe es ihm tausendmal bewiesen.

Im Suff probiert er ab und an noch halbherzig, mich auch endlich in sein Bett zu kriegen, nur um mich dann wütend zu beschimpfen und zu diskreditieren, wenn es ihm wieder nicht gelingt.

Phil war ihm von Anfang an ein Dorn im Auge und gegen ihn schoss er am meisten. Er wusste ganz genau, dass dieser ganze bedeutungslose Sex ein Hilfeschrei war wohingegen Phil mich eben nicht vögelte, und das machte ihn gefährlich. Unsere Verbindung war viel mehr als nur eine körperliche.

Als Colin mich heute abgewiesen, hat das irgendwas in mir getriggert. Ich habe mir geschworen, jeden Typen rumzukriegen, den ich will und bis jetzt hat das immer reibungslos geklappt. Colin ist der erste Mann, bei dem ich auf Widerstand gestoßen bin - deshalb wollte ich diesen unbedingt brechen.

"Ariana?", holt mich eine tiefe Stimme aus meinen Gedanken zurück in das Schnellrestaurant. Der schöne Mann mir gegenüber fuchelt mit seinen Händen wild vor meinem Gesicht herum.

"Sorry, was hast du gesagt?"

"Wo warst du mit deinen Gedanken? Bei John?", zieht er mich auf.

"Ja, ich habe darüber nachgedacht, wie ähnlich du ihm bist", bemerke ich nachdenklich. "Inwiefern?", fragt er neugierig und seine blauen Augen blitzen auf.

"Arrogant, selbstverliebt, respektlos und frech", zähle ich auf. Ich schlucke hart. Dann stehe ich mit einem Ruck auf, schiebe meinen Stuhl nach hinten und laufe zum Ausgang.

Ich will einfach nur noch nachhause. Was für ein beschissener Abend.

Auf einmal packt mich jemand von hinten an den Schultern und drückt mich ruckartig. gegen eine Hauswand. Colin steht dicht vor mir, sein Gesicht wutentbrannt und sieht mir bedrohlich in die Augen. Anstatt himmelblau haben seine die Farbe dunkelblaue Farbe eines tosenden Meeres bei heftigem Sturm angenommen.

"Wie redest du über mich? Du kennst mich doch gar nicht", fährt er mich an und baut sich wieder vor mir auf.

Ein müdes Lachen entweicht mir. Merkt er selbst nicht, wie absurd seine Worte sind? "Komisch. Ich habe das Gefühl, dasselbe habe ich dir auch schon gesagt."

Colin nimmt mich zwischen seinem Körper und der Fassade in meinem Rücken gefangen. Seine rechte Hand streicht plötzlich von meiner Schulter über mein Schlüsselbein bis zu der nackten Haut an meinem Hals. Eine Gänsehaut der Erregung überzieht meinen ganzen Körper vom Scheitel bis zu den Zehen. Seine kalten Finger berühren mich erst federleicht, bis er sie um meinen Hals legt und leicht zudrückt. 

Meine Atmung verschnellert sich, meine Augen flackern. Er verstärkt seinen Griff, packt fester zu. Ich ziehe scharf die Luft ein.

Colin kommt mir noch näher, bedrohlich nah, und er drückt sein Becken gegen meinen Unterleib. Ich atme schnell und hektisch, meine Haut brennt unter seiner Berührung wie Feuer.

Die Mischung aus Dominanz und Verlangen, die in der Luft liegt, macht mich zu Wachs in seinen Händen.

Doch auch Colin scheint die Situation zu gefallen, denn durch den Stoff seiner Hose spüre ich eine wachsende Erektion.

Ich sehe ihm tief in die Augen, die voller Erregung glänzen. Seine linke Hand gleitet langsam an meine Taille und als er auch dort kräftig zudrückt, stöhne ich lustvoll auf. 

Unsere Gesichter trennen nur noch wenige Zentimeter voneinander, ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut und inhaliere mit jedem meiner Atemzüge sein herbes Parfum, erregt und voller blanker Lust.

Unsere Lippen berühren sich fast und ich schließe die Augen, in der Hoffnung, dass mein Verlangen endlich gestillt wird.

Küss mich, Colin. Erlöse mich.

Doch statt eines Kusses lösen sich Colins Hände von mir. Ich öffne schlagartig die Augen und sehe fassungslos, dass er mich einfach stehenlässt und zu seinem Wagen geht.

Ist das sein scheiß Ernst?

Erst macht er mich heiß und dann lässt er mich fallen? Ich starre ihm ungläubig hinterher, da dreht er sich um und ruft: "Komm, ich fahre dich nachhause."

Ich wäge kurz ab, ob es besser ist, mit diesem Arschloch weitere zehn Minuten zu verbringen oder in Dunkelheit und Kälte bestimmt eine halbe Stunde nachhause zu laufen und entscheide mich dafür, dass Colin das kleinere Übel ist, ehe ich ihm folge.

...

Vor meiner Haustür angekommen beugt er sich zu mir und gibt mir langsam und zärtlich einen Kuss auf die Wange. Schnell drehe ich meinen Kopf, um mir mit diesem Trick einen Kuss auf den Mund zu erschleichen, aber er zieht seinen Kopf im richtigen Moment zurück.

Ich ziehe meinen Schlüssel aus meiner Handtasche. "Willst du noch mit nach oben kommen?" Colin schüttelt entschlossen den Kopf. 

Ich öffne ich die Autotür,  bereit zu gehen und mit ihm abzuschließen, da fragt Colin widererwartend: "Gibst du mir deine Nummer?"

Ich lasse den Griff der Autotür los und sehe ihn fragend an. "Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?" Dieser Mann ist ein einziger Widerspruch. "Hin und her" ist schon gar kein Ausdruck mehr dafür, was er mit mir macht.

Er atmet tief durch. Was er sagen will, scheint ihn Überwindung zu kosten. "Meine Ex war 'ne Schlampe und hat mich mehrfach betrogen. Ich hasse Schlampen. Und vor allem hasse ich Kontrollverlust. Du gibst mir das Gefühl, mich in deiner Gegenwart nicht kontrollieren zu können. Ich will dich nicht, weil du eine Schlampe bist und ich nicht wieder verarscht werden will. Aber du hast anscheinend noch andere Facetten, sodass ich es mir einfach nicht verzeihen könnte, dir keine Chance zu geben. Beweis mir, dass du auch anders kannst, Ariana."

Ich halte kurz inne und lasse seine Worte auf mich wirken, bevor ich seinem Wunsch nachkomme und meine Nummer in sein Handy eintippe.

Diese Spiel ist noch lange nicht beendet.

Das Blatt hat sich gewendet.

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