- vier -

Emily ist schon gut angetrunken, bemerke ich gleich, als sie mir die Tür öffnet.

"Hast du die Party schon ohne mich gestartet?", frage ich grinsend und umarme  meine beste Freundin zur Begrüßung.

"Nein, das würde ich niemals tun. Ohne Ari keine Party", antwortet sie überschwänglich und reicht mir ein Glas mit Vodka-Cola.

Wir stoßen unter lautem Klirren der Gläser an. "Auf einen erfolgreichen Abend, gute Musik, viele kostenlose Drinks und einen heißen Typen, der dich mit nachhause nimmt."

Wir stylen uns gegenseitig die Haare und schminken uns. Ich ziehe eine schwarze Jeans und ein trägerloses, weißes Top an, welches knapp bis zu meinem Bauchnabel geht.

Zufrieden betrachte ich mich im Spiegel. "Wow Ari, du bist echt der Hammer", kommentiert meine beste Freundin aus dem Off. Ich drehe mich zu ihr um. "Danke, du auch, Babe", antworte ich geschmeichelt und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.

Nach dem dritten Glas Vodka-Cola, welches wir gemeinsam trinken, ist Emily dann bereits betrunken. "Em, sollen wir lieber zuhause bleiben?", frage ich besorgt, als ich sehe, wie sie durch das Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung schwankt.

"Neeeeeeein, Ariiiianaaaaa, kommt überhaup nich in Frage", lallt sie lautstark. "Wir gehn feiern, komme, was wolle. Ich muss Alex, dieses Arschloch, vergessn."

Aber natürlich, daher weht der Wind.

"Bist du dir sicher? Das kannst du doch auch noch morgen machen, oder?", werfe ich skeptisch ein. Es gefällt mir nicht, welchen Pegel sie hat.

"Neeeeein, jetzt", antwortet sie entschieden und fuchtelt dabei mit ihren Zeigefinger vor meinem Gesicht herum.

Ich gebe mich geschlagen, Emily ist alt genug und sie hat ausreichend Erfahrungen mit Alkohol, als dass sie ihre Grenzen kennt. Ich bin schließlich ihre Freundin, und nicht ihr Kindermädchen.

Wir schlüpfen in unsere Highheels, nehmen unsere Taschen und laufen zum Luxury, welches nur zwei Blocks von Ems Wohnung entfernt liegt. Ehrlicherweise brauchen wir deutlich länger als sonst, da Emily eher von einem Fuß auf den anderen kippt, als dass sie geht, aber je länger wir an der frischen Luft sind, desto mehr fängt sie sich auch.

Schon aus einiger Entfernung dröhnen die Bässe und die laute Musik zu uns herüber, lange bevor der Club überhaupt in Sichtweite ist.

Als wir schließlich dort ankommen, erkennt uns einer der Türsteher sofort und winkt uns direkt hinein.

Das Luxury ist rappelvoll mit gutaussehenden und wohlhabenden Menschen. Em und ich sind zwar definitiv ersteres, aber von letzterem noch weit entfernt. Wir gehören wohl eher zu dem, was man obere Mittelschicht nennt. In diesem Club agieren wir daher frei nach dem Motto: "Fake it till you make it".

Eine Leichtigkeit, da wir uns die meisten Drinks von Männern spendieren lassen. Und auch außerhalb dieser heiligen Hallen sind wir oft Nutznießer der Vorteile, jung, schön und willig zu sein. Wir werden in die tollsten Restaurants und Bars eingeladen, mit Geschenken überhäuft und selbst in Wellnesstrips oder Kurzurlaube entführt.

Das Leben könnte schlechter sein.

Ich lasse den Blick durch die Menge schweifen und erkenne deutlich weniger bekannte Gesichter als gestern im Chelsea, in welchem wir uns öfter rumtreiben.

Als ich noch darüber nachdenke, ob wir das nicht zukünftig ändern sollten, fasst mir plötzlich jemand an die Schulter. "Ariana, was machst du denn hier?", höre ich eine tiefe Stimme. Ich fahre herum und sehe Derek, einen dunkelhaarigen Anwalt mit blauen Augen, mit dem ich mich vor einiger Zeit einige Male getroffen habe.

Der heiße Strafverteidiger war immer sehr freundlich und zuvorkommend zu mir und hat mich gut behandelt, aber irgendwann wurde er mir schlichtweg zu langweilig.

"Derek", sage ich und lächele ihn zuckersüß an. Er drückt mir einen Kuss auf die Wange. "Schön, dich endlich mal wieder zu sehen, Ariana."

"Ich freue mich auch", lüge ich ihm ins Gesicht. Ich stehe nicht auf Smalltalk und schon gar nicht auf Recycling.

"Komm, setz dich mit deiner Freundin zu uns an den Tisch, wir trinken ein Glas Champagner zusammen", bietet er freundlich an.

"Yeah, Champagne for the pain!", ruft Emily aus dem Hintergrund. Drei Teenie-Mischen und sie wird zu einem Woo-Girl. Ich werfe ihr einen vernichtenden Blick zu und widme mich wieder meiner Ex-Affäre.

"Nein danke, Derek, wir sind noch verabredet. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt. Schönen Abend wünsche ich dir", antworte ich mit einer Engelsstimme, drücke ihm einen weiteren Kuss auf die Wange und laufe davon.

Emily torkelt mir hinterher, zieht eine Schnute und fragt beleidigt: "Kein Champagner?"

"Wir besorgen dir jetzt deinen Champagner, keine Sorge", gebe ich überzeugt zurück und zwinkere ihr zu.

Zielstrebig laufe ich auf einen Tisch zu, an dem zwei Männer sitzen, die ich auf Anfang dreißig schätze. Ich bleibe stehen, setze mein hinreißendstes Lächeln auf und frage höflich: "Guten Abend, dürfen wir uns zu euch setzen?"

Der hübschere der beiden Männer, der dunkelbraune Haare und Augen hat, antwortet wie aus der Pistole geschossen: "Aber selbstverständlich". Dann zeigt er mit einer einladenden Handbewegung auf den leeren Platz neben sich und bedeutet mir, mich dorthin zu setzen.

Adam, wie er sich vorstellt, schüttelt höflich meine Hand. Er trägt ein feines weißes Hemd zu einer dunkelblauen Stoffhose und an seinem Arm prangt eine silberne Rolex. Jackpot. Er riecht förmlich nach Geld. Genau das, was ich für diesen Abend wollte.

Sein Freund stellt sich als Vince vor. Er hat braune Haare, einen Dreitagebart und ist ebenfalls sowohl gut als auch teuer gekleidet.

Die Männer bieten uns Champagner an, welchen wir dankend annehmen. Unauffällig zwinkere ich Emily zu, als wir anstoßen. Ich halte eben meine Versprechen. Ihre Augen glitzern und sie strahlt freudig.

"Bist du öfter hier?", fragt Adam. "Eher selten", antworte ich wahrheitsgemäß und zwirbele eine Haarsträhne um meinen Zeigefinger. "Schade, aber vielleicht können wir das ja zukünftig ändern", grinst er und zwinkert mir zu.

Wir unterhalten uns eine Weile oberflächlich, bis er fragt: "Hast du Lust, tanzen zu gehen?" Ich werfe einen prüfenden Blick zu Emily, die im wahrsten Sinne des Wortes an Vinces Lippen hängt. Küssen ist schon gar kein Ausdruck mehr für das, was die beiden veranstalten. Sie fressen sich halb auf.

Ich drehe mich wieder zu Adam und sehe ihm mit einem tiefen Blick in seine dunklen Augen. "Gerne."

Wir bahnen uns einen Weg zur Tanzfläche, bewegen uns im Rhythmus der Musik und schmiegen unsere Körper immer näher aneinander. Als das dritte Lied beginnt, hat Adam seine Arme um meine Taille gelegt und sein Knie ein wenig zwischen meine Beine geschoben.

Ich reibe mich leicht an ihm, was ihm zu gefallen scheint, da er seine Hände langsam, aber zielstrebig unter mein Shirt gleiten lässt.

Zwischen meinen Beinen kribbelt es, ich reibe mich wieder an ihm, genieße seine Berührungen und wünsche mir, er würde seine Hände gleich ganz unter meinen BH gleiten lassen und meine nackten Brüste mit seinen großen Händen umschließen, da wird unser Trockensex jäh unterbrochen.

Emilys Gesicht taucht neben meinem auf und sie berührt sanft meinen Arm, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. "Ich bin weg", zischt sie leise und zwinkert mir zu. Mit einer Kopfbewegung deutet sie auf Vince, schickt mir einen Luftkuss und folgt dem Braunhaarigen auch schon in Richtung Ausgang.

Ich widme meine ungeteilte Aufmerksamkeit wieder Adam. Er drückt mich näher an sich, lässt seine Hand über meinen Bauch streichen und ist schon fast an meinem BH angekommen.

Hitze steigt in mir auf und die Lust, Erlösung in ihm und seinem nackten Körper zu finden, wächst mit jeder Sekunde.

Kurzentschlossen ergreife ich die Initiative und küsse ihn. Seine Lippen sind warm und schmecken nach Pfefferminze. Ich blende alles um mich herum aus und gebe mich dem leidenschaftlichen Kuss hin.

Als sich unsere Lippen voneinander lösen und ich langsam die Augen öffne, blicke ich in Dereks Augen, der quasi neben uns tanzt und seinen Kopf nahezu entsetzt schüttelt.

Was will der denn jetzt von mir?

Ich wende meinen Blick gleichgültig von ihm ab und sage extra laut zu Adam: "Komm, lass uns verschwinden. Hier gefallen mir die Leute irgendwie nicht."

Ich werfe Derek noch einen vernichtenden Blick zu und verschwinde dann mit Adam in die dunkle Nacht.

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