- neunundsechzig -
Schockiert bleibe stehen und starre Phil mit halb geöffnetem Mund hinterher, da dreht er sich um und zischt: "Was ist? Kommst du mit oder willst du hier im Stadion übernachten?"
Ich verstehe die Welt nicht mehr, trotzdem setze ich mich wie ferngesteuert in Bewegung.
Phil verlangsamt seinen Schritt und während ich noch darüber nachdenke, was das für eine merkwürdige Situation ist, dass er mich jetzt mitnehmen will, obwohl er wütend auf mich ist, schließe ich wieder zu ihm auf.
Ohne mich eines Blickes zu würdigen läuft er schweigend neben mir her, bis wir sein Auto erreicht haben.
Zögernd öffne ich die Beifahrertür und lasse mich langsam auf den schwarzen Ledersitz gleiten. Ich halte meinen Blick gesenkt und spiele mit meinen Fingern.
Phil knallt die Tür zu, startet den Motor und fährt zügig aus dem Parkhaus. Er fährt eine ganze Weile schweigend durch die Straßen, bis er seinen grauen Sportwagen auf dem Hof seines Hauses zum Stehen bringt.
Er steigt aus, beugt sich ins Auto und sieht mich fragend an. "Na komm", sagt er nun deutlich sanfter und wirft mir einen auffordernden Blick zu. Seine Wut scheint zumindest ein wenig verraucht zu sein.
Ich steige ebenfalls aus dem Auto und folge ihm ins Haus, die Treppen hoch und in seine Wohnung.
Erschöpft lässt sich Phil auf die Couch fallen. Ich stehe einen Moment zögernd vor ihm. Ich fühle mich gerade ziemlich fehl am Platz und würde am liebsten nachhause. In meine Wohnung, auf meine Couch. Alleine.
Phil mustert mich kurz und klopft dann neben sich auf das graue Sofa, um mir zu bedeuten, mich neben ihn zu setzen.
"Wer noch?", fragt er, als ich mich an den grauen festen Stoff der Couch schmiege und mir schutzsuchend ein Kissen vor den Bauch drücke.
Irritiert ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Was meinst du?", frage ich leise und mustere ihn aufmerksam.
"Mit wem hast du noch alles geschlafen?", fragt er mit Nachdruck. Ein mulmiges Gefühl füllt meinen Bauch. "Ich", stottere ich, doch er unterbricht mich. "Ich meine aus meinem Team. Gibt es noch mehr meiner Teamkollegen, die ihren Schwanz schon in dir hatten, außer Aiden?"
Ich beiße mir auf die Zunge und bin mir nicht sicher, ob Phil das wirklich wissen will. Die Antwort wird ihm sicher nicht gefallen. Ich dachte eigentlich, dass er gut mit meiner Vergangenheit umgehen kann, aber gerade bin ich mir dessen nicht mehr sicher.
"Mit Zane", sage ich leise und schaue ihm nicht in die Augen. "Und weiter?", fragt er harsch. "Mit Milo", sage ich noch leiser. Er sagt nichts. Er scheint zu warten, dass ich weiterrede, was ich nicht tue. "Ariana, ich will es wissen. Jeden einzelnen. Und lüg mich nicht an", fordert er genervt nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille.
"Ich hab mit Zane geschlafen, und mit Milo, mit Noah und mit Taylor. Und mit Aiden", presse ich durch zusammengebissene Zähne hervor.
Ich riskiere einen Seitenblick auf Phil und sehe, dass sein markanter Kiefer wieder extrem angespannt ist und seine schönen braunen Augen ins Leere starren.
"Von Zane und Milo wusste ich, die beiden halten mit ihren Eroberungen ja nicht hinter'm Berg. Bei Taylor hab ich es mir gedacht. Er ist nicht so ein Proll wie Zane und Milo, aber er hat einige Andeutungen gemacht. Aber ich habe die ganze Zeit gedacht, das wärs. Dass du mit Aiden gevögelt hast, hat mich echt geschockt. Er ist ein einer meiner engsten Freunde und ich hatte keine Ahnung davon. Aber Noah? Ich meine, Ari, echt jetzt?", fragt er ohne mich anzusehen. Sein Blick ist starr auf den bewölkten Himmel gerichtet, welchen er durch das große Fenster seines Wohnzimmers betrachtet.
Ich kaue wieder auf meiner Unterlippe herum. Was für eine nervige Angewohnheit, tadele ich mich gedanklich selbst.
"Ich dachte es wären die drei, und John als dein Ex, mit dem du nicht geschlafen hast. Das fand ich schon nicht cool, aber mit denen bin ich wenigstens nicht befreundet. Aber Noah und Aiden sind meine Freunde. Wie soll ich denen jetzt noch ins Gesicht sehen, wenn ich weiß, die haben dich gefickt?", fragt er fast verzweifelt.
"Kannst du bitte endlich aufhören immer 'gefickt' zu sagen, Phil? Mich hat niemand 'gefickt'!", platzt es aus mir heraus.
Sein Kopf schnellt zu mir herum und er wirft mir einen fragenden Blick zu.
"Ich hatte eine scheiß Phase und habe mir genommen, was ich wollte. Wir hatten einvernehmlichen und einmaligen Sex, und das wusstest du. Du wusstest die ganze verdammte Zeit davon, dass ich mein Leben ohne Rücksicht auf Verluste gelebt habe und in dieser Zeit mehr als einen und auch mehr als drei Typen hatte. Hättest du wissen wollen, wer es war, hättest du jederzeit fragen können. Das hast du aber nie, also habe ich es auch nicht für nötig gehalten, dir eine chronologisch sortierte Liste all meiner unwichtigen vorherigen Sexpartner vorzulegen. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, es gibt genug Leute, die davon wissen - inklusive dir und ich habe dich mehr als einmal gefragt, ob das okay für dich ist, weil es etwas ist, worauf ich nicht stolz bin. Das Problem ist, dass jetzt im Nachhinein auch nichts mehr daran ändern kann.
Weißt du was dein eigentliches Problem ist, Phil? Dass ich mit all diesen Typen geschlafen habe, während du in mich verliebt warst! Aber das ist nicht mein Fehler! Ich wusste das nicht, du hast es mir nie gesagt. Vielleicht war ich blind und hätte es merken müssen, aber das kannst du mir nicht zum Vorwurf machen. Denn in diesem ganzen verfickten Jahr hatte ich immer das Gefühl, dass nur John es juckt, was ich da veranstalte. Du warst mein Freund und ich habe es geliebt, bei dir sein zu können, wer ich bin, und auch in dieser beschissenen Phase meines Lebens auf deine Akzeptanz und deine Loyalität zählen zu können. Ich hatte nie das Gefühl, dass du ein Problem mit meinem Verhalten oder meinem Sexleben hattest und du hast es mir auch nie gesagt. Also wenn du jetzt denkst, dass du dich in mir getäuscht hast, dann muss ich mich wirklich fragen, ob ich es nicht vielleicht bin, die sich in dir getäuscht hat?"
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