Am nächsten Morgen klingelt mein Wecker viel zu früh. Ich bleibe deutlich zu lange im Bett liegen, schalte meinen Wecker immer wieder auf schlummern und muss mich dann tierisch abhetzen, um nicht die erste Vorlesung zu verpassen.
Fürs Styling bleibt mir keine Zeit mehr und ich verlasse das Haus ungeschminkt, mit Messy Bun, XXL Hoodie und einer Leggings.
Im Auto auf dem Weg zur Uni lasse ich die letzte Nacht nochmals Revue passieren. Adam und ich sind zu ihm gefahren und hatten ein buchstäblich kurzes Vergnügen miteinander. Er hatte einen kleinen Schwanz, mit dem er nicht umzugehen wusste, kam in Rekordzeit und schlief danach sofort ein. So gutaussehend und reich er war, so schlecht war er im Bett. Ich habe mich so leise wie möglich angezogen und bin ohne mich zu verabschieden verschwunden.
Was für eine Zeitverschwendung.
Mit quietschenden Reifen parke ich mein weißes Auto auf dem Parkplatz und hetze in das große Universitätsgebäude zu unserem Vorlesungssaal. Leise öffne ich die Tür und atme erleichtert aus, als ich sehe, dass zwar schon zahlreiche Studenten anwesend sind, aber unser Prof noch nicht.
Ich lasse meinen Blick durch die Reihen gleiten bis ich Phil entdecke. Er sitzt mit zwei anderen Jungs, Chase und Ian, in der letzten Reihe.
Zügig laufe ich zu ihnen und lasse mich auf den Stuhl neben Phil fallen, der mich lächelnd begrüßt. Ich grüße auch die anderen beiden und hole mein MacBook aus der Tasche.
"Ganz schön spät, Madame", tadelt Phil und tippt auf seine Breitling. "Ganz schön teuer, Monsieur", erwidere ich und tippe ebenfalls auf seine Uhr. Er lächelt verlegen.
"Ariana, wie sieht's mit deiner Hausarbeit aus?", fragt Ian. Ian spielt - wie sollte es anders sein - ebenfalls Football. Er hat blonde, kurzgeschorene Haare und dunkelblaue Augen, mit denen er mich neugierig mustert. Ich stöhne auf und schüttele den Kopf. "Ian, ernsthaft? So früh am Morgen so ein mieses Thema?"
"Sorry", grinst er entschuldigend und hebt beschwichtigend die Hände.
"Lass dir nichts von ihr erzählen", mischt sich Phil ein. "Wir haben ihre Hausarbeit gestern zusammen Korrektur gelesen und die ist ziemlich gut. Ari muss nur noch das Fazit schreiben, dann kann sie abgeben."
"Nur noch", äffe ich ihn nach und male dabei mit meinen Fingern Gänsefüßchen in die Luft. Nun mischt sich auch Chase ein, der resigniert nuschelt: "Ich wünschte, ich wäre annähernd so weit.."
"Wie weit bist du denn?", hake ich nach. Der Schwarze Mann mit dem wilden Afro kratzt sich am Kopf und antwortet zähneknirschend: "Naja, also.. Das Thema habe ich schon."
Wir brechen simultan in lautes Gelächter aus. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Neugierig wegen des Gelächters drehen sich in der ersten Reihe drei blonde Köpfe um. Melody, Hailey und Vivian. Drei reiche, hochnäsige Cheerleaderinnen, die versuchen, den Ton anzugeben und deren einziger Lebenssinn es ist, gute Noten zu schreiben und mit einem heißen Kerl aus dem Football-Team zusammen zu kommen.
Vivian, die die inoffizielle Anführerin des Trio Infernale ist, wirft mir einen abwertenden Blick zu. Sie hat per se eine Abneigung gegen mich, da sie seit Monaten erfolglos an Phil rumbaggert und eifersüchtig darauf ist, dass wir uns so nah stehen.
Die drei drehen sich wieder zurück und ich seufze: "Solche Bitches." Phil will gerade etwas erwidern, als unser Prof reinkommt und die Vorlesung beginnt.
Nach der Vorlesung gehen Chase, Ian, Phil und ich in die Mensa. Chase verabschiedet sich und setzt sich zu seinen Freunden aus dem Schwimmteam. Die beiden anderen holen sich was zu essen, während ich mich heute nur für einen Kaffee begeistern kann. Der gestrige Champagner liegt mir noch schwer im Magen.
Ian läuft zielstrebig zum "Footballer-Tisch", doch Phil bleibt neben mir stehen, guckt zu seinen Freunden und fragt fürsorglich: "Kommst du mit, oder sollen wir uns zusammen an einen anderen Tisch setzen?"
"Nein, geh ruhig. Emily kommt bestimmt auch gleich", antworte ich schulterzuckend und schenke ihm ein Lächeln.
"Ne Ari, ich lasse dich doch jetzt nicht alleine hier sitzen. Los, komm mit, zumindest bis Emily da ist", fordert er mich auf und schiebt mich sanft mit einer Hand an meinem Rücken vor sich her.
An dem großen, runden Tisch sitzt die Crème de la Crème der First University of Manhattan. Die Reichen und Schönen. Einer arroganter als der anderer. Und dazwischen Phil, der zwar optisch und finanziell, aber ansonsten so gar nicht zu ihnen passt.
"Hey Upper Eastsiders", scherze ich halbherzig und setze mich mit meinem Milchkaffee neben Phil.
Aiden zwinkert mir zu und fragt selbstgefällig: "Na Ari, hast du dich von Samstag erholt?" Meine Augen weiten sich. Das hat er jetzt gerade nicht wirklich gesagt, oder?
"Von Samstag erholt?", wiederhole ich ungläubig. "Du meinst vom Alkohol?", frage ich spitz.
"Auch", entgegnet er frech grinsend. Ich ziehe meine rechte Augenbraue hoch und erwidere provokant: "Ansonsten gab es nichts, wovon ich mich erholen müsste, Aiden."
Aidens Lachen erstirbt in seinem Gesicht und sein Blick wandert von mir zu seinem Essen. Er scheint zu merken, dass er sich mit jedem weiteren Kommentar nur weiter reinreiten würde.
Ich verbuche das als Sieg und bin froh, das unangenehme Thema damit beendet zu haben, doch wiedermal ist es John, der mich eines Besseren belehrt.
"Hast du dich jetzt von Aiden auch noch ficken lassen, oder was?", fragt er mit düsterer Miene.
Ich lasse meinen Kaffeelöffel mit einem lauten Klirren auf den Tisch fallen. Jeder der Jungs, der bis dato noch nicht zu mir geschaut hat, tut es jetzt.
Ich richte mich auf und sehe John aus wütend funkelnden Augen an. "Dein Ernst, John? Selbst wenn - ich wüsste nicht, was dich das angeht."
"Ach komm schon Ari. Lass mich auch endlich ran, dann hast du bald die ganze Mannschaft durch."
Er wendet sich zu den Anderen und schlägt vor: "Dann können wir Ariana auch direkt ein Trikot bedrucken lassen, oder? Sie ist ja quasi schon sowas wie unser Maskottchen als Mannschafts-Matratze."
Ich stehe mit einem solchen Ruck auf, dass der Stuhl hinter mir mit einem lauten Knall zu Boden fällt. Die Leute an den anderen Tischen heben neugierig ihre Köpfe, einige ziehen scharf die Luft ein, wieder andere weiten erschrocken die Augen.
Sie wittern Drama und Drama lieben alle hier.
Ich umrunde den Tisch, laufe wutentbrannt auf John zu, hole aus und schlage ihm mit voller Kraft ins Gesicht. Ein Raunen geht durch die Menge. John starrt mich eine Sekunde lang erschrocken an. Dann springt er auf und baut sich vor mir auf.
"Wer bist du eigentlich, dass du mich neuerdings ständig schlägst, du Miststück? Ich sage doch nur die Wahrheit, jeder hier weiß das." John ist mindestens einen ganzen Kopf größer als ich und mehr als doppelt so schwer, doch das schüchtert mich viel weniger ein, als es sollte.
"Die Wahrheit ist, dass du einen kleinen Schwanz hast, das weiß auch jeder hier. Ich habe mich nicht von dir ficken lassen, weil ich mir diese Enttäuschung lieber sparen wollte", schreie ich ihn an.
Einige Leute fangen an zu lachen, aber die meisten starren uns weiterhin schockiert oder zumindest interessiert an.
John läuft rot an. Er macht einen Schritt auf mich zu, seine Hand schnellt nach vorne und er packt am Hals. Erschrocken weiten sich meine Augen.
"Halt deine Fresse, Ari", knurrt er bedrohlich.
In dem Moment erhebt sich Phil ebenfalls von seinem Stuhl. "Lass sie los, John", fordert er ruhig, aber mit einer solchen Bestimmtheit in der Stimme, dass sich mir die Haare im Nacken aufstellen, doch John reagiert nicht.
Phil macht einige große Schritte zu uns, greift bestimmt nach Johns Hand, reißt sie zur Seite und schubst ihn grob von mir weg.
Ich fasse mir reflexartig an meinen Hals und atme tief ein. John schwankt und muss sich an einem Stuhl festhalten, um nicht umzukippen.
Phil tritt direkt vor ihn. Sein Kiefer ist angespannt und seine braunen Augen funkeln bedrohlich. "Lass Ari in Ruhe. Spar dir deine Beleidigungen, deine dummen Sprüche und vor allem deine plumpen Baggereien. Sie hat keinen Bock auf dich, check das endlich."
"Anscheinend hat sie ja auch keinen Bock auf dich, oder wieso bist du der Einzige aus dem Team, der sie noch nicht gefickt hat?", schießt John zurück. Ich habe ihn in seiner Männlichkeit gekränkt, deshalb kann er es sich nicht nehmen lassen, Phil auch zu verletzen.
Phil macht noch einen Schritt auf John zu. Zwischen die beiden passt kein Blatt Papier mehr, so nah sind sich ihre Gesichter. "Jetzt pass mal auf, Parker. Nur weil sich in deinem kleinen Spatzenhirn alles nur um Football und Ficken dreht, heißt das nicht, dass es bei jedem so ist. Ari ist meine Freundin und ich will nicht, dass du so mit ihr redest. Und noch ein gut gemeinter Ratschlag: so behandelt man keine Frauen. Versuch es mal mit Anstand und Respekt, dann läuft bei dir vielleicht bald auch mal wieder was."
Dann dreht er sich um, nimmt meine Hand und zieht mich mit sich aus der Mensa.
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