- einundfünfzig -
Meine Augen weiten sich und wandern ungläubig zwischen dem kleinen Tütchen und Elijah hin und her, der mich amüsiert beobachtet.
"Ist das dein Ernst? Kokain? Gibt es irgendwas an illegalen Betäubungsmitteln, was du nicht in deinen Taschen hast?", frage ich ihn leicht schockiert.
"Heroin. Das ist Teufelszeug, das ich nicht anrühre. Ansonsten probiere ich gerne alles aus", antwortet er trocken.
Ich zeige ich auf das kleine Tütchen mit dem weißen Inhalt. "Ich weiß, dass du viel kiffst, aber kokst du auch regelmäßig?"
"Regelmäßig würde ich nicht sagen. Ab und zu auf Partys halt", gibt er sich locker.
"Und wie ist Kokain? Magst du das lieber als Gras?"
"Ja", antwortet er entschieden. "Gras lässt dich leicht und frei fühlen, es beruhigt dich. Es ist, als ob die Welt für einen Moment langsamer wird und du einfach im Hier und Jetzt schweben kannst. Koks hingegen hebt dich in einen ekstatischen Glücksrausch. Es verleiht dir nicht nur ein Gefühl von Freiheit, sondern füllt dich auch mit einem intensiven Hochgefühl. Du bist voller Energie, aktiv, als würdest du den besten Tag deines Lebens erleben. Alles scheint möglich, jede Herausforderung mühelos zu bewältigen. Die Euphorie überdeckt alle Zweifel, und du fühlst dich unbesiegbar, als ob nichts und niemand dich aufhalten könnte."
Seine Worte überzeugen mich. Das Hochgefühl, von dem er spricht, klingt verlockend. "Na dann mal los", antworte ich schulterzuckend.
"Ernsthaft?", fragt Elijah überrascht. "Ernsthaft", bestätige ich. Der Tag ist so scheiße gelaufen, es kann ja nur noch besser werden.
Elijah bittet um einen Teller und ich hole ihm einen aus der Küche. Er schüttet ein wenig von dem weißen Pulver auf den Teller und zieht sein Portemonnaie aus der Hosentasche. Geschickt holt er eine Checkkarte und einen Hundert-Euro-Schein heraus. Mit der Karte beginnt er, die kleinen Brocken sorgfältig zu zerkleinern und zu ordentlichen Linien zu formen – die Bewegungen wirken routiniert und präzise.
Nachdem er vier gleichmäßige Lines vorbereitet hat, rollt er den Geldschein zu einem festen Röhrchen zusammen. Dann setzt er es an sein rechtes Nasenloch und zieht die erste Linie mit einem schnellen, tiefen Zug durch. Er drückt seine Nase leicht mit den Fingern zusammen und zieht die Nase noch einmal hoch.
Er reicht mir den zusammengerollten Geldschein, und ich nehme ihn, leicht unsicher. "Mach es einfach so wie ich. Atme tief durch die Nase ein, als würdest du Luft holen", erklärt er ruhig.
Ich folge seiner Anweisung, setze das Röhrchen an mein rechtes Nasenloch und ziehe das weiße Pulver hinein. Danach lasse ich mich in die Kissen sinken. Zuerst spüre ich nichts, aber nach ein oder zwei Minuten trifft mich die Wirkung plötzlich, wie ein Hammerschlag. Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Körper aus, jeder Zentimeter beginnt zu kribbeln. Ein überwältigender Drang, mich zu bewegen, ergreift mich.
Ich stehe auf und habe das Gefühl zu schweben. Ich fühle mich leicht und unbesiegbar. Ich drehe die Musik lauter auf und rufe Elijah zu: "Ich glaube, ich fliege! Ich will tanzen!"
Ich bin high. Euphorisiert. Nicht mehr Herr meiner Sinne. Ich fühle mich großartig, denke über nichts mehr mach, bin einfach nur im Hier und Jetzt. Nichts und niemand kann mir schaden, ich bin die Königin der Welt.
"Dann tanzen wir", lacht Elijah und kommt auf mich zu. Aus den Boxen dröhnt "Blame" von Calvin Harris. Ich bewege meinen Körper zum Takt, strecke meine Arme in die Luft und lasse meine Hüften kreisen. Ich drehe mich mehrmals um mich selbst und gluckse und kichere vor Glück. Der Rhythmus der Musik durchspült meinen Körper wie eine Welle, von der ich mich mitreißen lasse.
Irgendwann legt Elijah seine Hände auf meine Hüften und zieht mich eng an sich. Er hält mich fest in seinen Armen und ich genieße seine Nähe. Er riecht gut, nach Gras und Dior Sauvage und ich schmiege mich an ihn.
Wir bewegen uns im Einklang zu der elektronischen Musik, unsere Körper verschmelzen zu einer geschlossenen Einheit. Ich weiß nicht mehr, wo ich aufhöre und wer anfängt. Wir sind eins im Klang der Melodie.
Elijah streicht meine Haare auf die rechte Seite, lehnt sich vor und beginnt die linke Seite meines Halses mit kleinen Küsschen zu bedecken. Ich schaue ihm tief in seine braune Augen. Langsam nähert er sich mir und küsst zärtlich meine Wange.
"Du bist so schön, Ari. Ich kann nicht anders, als dich die ganze Zeit anzusehen. Verdammt, ich will dich", gesteht er plötzlich.
Ich löse mich ein wenig von ihm. "Das ist keine gute Idee. Wir sollten das nicht tun", sage ich leise. Egal, wie zugedröhnt ich bin, ich weiß, dass das falsch ist, auch wenn ich nicht mehr zusammenkriege, wieso.
Elijah lässt mich los. "Komm, wir ziehen noch eine Line", fordert er mich auf.
Er zieht wieder zuerst und ich mache es ihm nach . Die Wirkung tritt jetzt schneller ein und ist noch heftiger, als beim ersten Mal. Ich habe das Gefühl, als würde ich gleich platzen vor lauter Endorphinen. Mein Herz klopft schnell und aufgeregt gegen meine Brust.
Elijah nimmt meine Hand in seine und sieht mir tief in die Augen. "Weißt du, was richtig hammer ist, wenn man auf Koks ist?"
Ich schüttele den Kopf. "Was denn?", frage ich neugierig.
"Sex. Sex auf Koks ist intensiv und elektrisierend. Jeder Kuss und jede Berührung wird zu einem überwältigenden Erlebnis. Dein Körper ist hypersensibel, jede Bewegung löst ein Feuerwerk in dir aus. Kokain verstärkt jede Emotion, die Lust ist unendlich und das Gefühl der Ekstase kann stundenlang anhalten. Es ist so geil", erzählt er und seine Augen funkeln erregt.
Ich denke über seine Worte nach und kann mir gut vorstellen, dass er Recht hat. So gut wie ich mich fühle, muss Sex in diesem Zustand der Hammer sein. Und um ehrlich zu sein bin ich schon ziemlich lange auf dem Trockenen, deshalb gefällt mir der Gedanke.
"Willst du?", fragt er mich direkt.
"Ja, wäre bestimmt heiß. Kann ich mir gut vorstellen", antworte ich grinsend.
Er sieht mir tief in die Augen, legt seine Hand an meine Wange und drückt mir seine Lippen auf den Mund.
Erschrocken fahre ich zurück und stoße ihn von mir.
"Was ist?", fragt er irritiert. "Du hast doch ja gesagt!"
"Ich habe gesagt, ich würde es mal probieren, aber doch nicht mit dir! Was ist denn in dich gefahren? Wir sind doch Freunde!"
"Ist doch egal, Ari, auch unter Freunden kann man vögeln, erstrecht auf Koks. Dieses Highlight solltest du dir nicht entgehen lassen."
Ich merke plötzlich, dass mein Herz immer schneller rast und mir unerträglich heiß wird. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn.
"Was wird das hier gerade für 'ne Nummer? Du weißt ganz genau, dass ich in Phil verliebt bin. Als ob ich mich jetzt von dir ficken lasse!", schreie ich ihn an und bin selbst erschrocken darüber, wie aggressiv ich gerade werde.
Elijah nimmt meinen Kopf zwischen seine Hände und sieht mir tief in die Augen. "Jetzt vergiss doch endlich mal Phil, lass uns ein bisschen Spaß haben. Komm schon", redet er auf mich ein.
Er schiebt meine Strickjacke über meine Schulter und streicht leicht über mein Dekolleté, sodass meine Haut zu kribbeln beginnt.
Fuck! Ich will nicht, dass er mich so anfasst, aber mein Körper sendet andere Signale. Zum ersten Mal verfluche ich all die Drogen, die ich mir heute einverleibt habe.
"Willst du mir immer noch sagen, dass du nicht ficken willst? Ich sehe doch, dass du genauso geil bist wie ich", raunt er mir ins Ohr und fasst mir schamlos in mein Oberteil. Seine kalten Finger fassen an meine Brust und berühren direkt meinen Nippel.
"Lass das, Elijah!", sage ich bestimmt und schiebe seine Hand weg. Es fühlt sich eklig an, von ihm an so einer intimen Stelle berührt zu werden. Schlagartig wird mir kotzübel und das Bild vor meinen Augen beginnt sich zu drehen.
Elijah nimmt meine Hand und drückt sie auf seine Jeanshose, in der sich eine deutliche Errektion bemerkbar macht. "Willst du dir das wirklich entgehen lassen? Komm schon, Ari, ich will dich. Hab Spaß und schalte deinen Kopf aus. Ich werde dich die ganze Nacht lang ficken, ich werde es dir richtig bersorgen. Zier dich nicht so, du hast dich sonst doch auch von jedem flachlegen lassen", drängt er mich weiter.
Mein Hals schnürt sich zu und mein Brustkorb schmerzt. Mein Herz rast wie verrückt. Mir geht's es plötzlich verdammt schlecht und Elijahs Stimme verschwindet zu einem sondern Hintergrundrauschen.
Ich versuche mit aller Kraft aufzustehen, und ihm zu entkommen, aber es fällt mir unglaublich schwer. Mein Körper gehorcht mir nicht.
Als ich es endlich schaffe, mich hochzudrücken, will ich zum Fenster. Ich brauche dringend frische Luft. Ich bekomme keine Luft mehr. Hier drinnen ist es heiß und stickig. Verdammt, ich ersticke gleich!
Ich mache einen Schritt und noch einen.
Mein Wohnzimmer dreht sich und die Fenster verschwimmen vor meinen Augen.
Meine Ohren beginnen zu rauschen.
Ich taumele nach hinten und verliere das Gleichgewicht.
Mir wird schwarz vor Augen und das letzte, was ich spüre, ist wie zuerst mein Kopf und dann mein restlicher Körper mit voller Wucht auf den harten Fliesenboden knallen.
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