- achtundzwanzig-
Zuhause mache ich erstmal einen langen Mittagsschlaf. Die Nacht war lang und ich bin wahnsinnig müde.
Als ich wieder aufwache ist es bereits 19:26 Uhr, wie ich bei einem Blick auf mein Handy feststelle. Außerdem wird mir eine neue Whatsapp-Nachricht von Phil angezeigt.
"Ausgeschlafen, Dornröschen?"
Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. "Jetzt erst.. Was machst du?"
Phil antwortet innerhalb weniger Sekunden, so als hätte er schon auf meine Nachricht gewartet. "Das war ja wirklich fast ein hundertjähriger Schlaf. Ich war beim Training, bin gerade nachhause gekommen. Und du?"
"Ich liege noch im Bett, muss gleich mal was essen. Was machst du heute noch?"
"Gehe gleich mit Alex und Elijah was essen und später ins Chelsea. Willst du mitkommen?"
"Kommt ganz darauf an: mitkommen was essen oder in den Club?"
Er antwortet nur: "Mach dich fertig, ich hole dich um 21 Uhr ab."
Ich bleibe noch ein wenig im Bett liegen, bevor ich mich aufraffe, duschen gehe und mich fertig mache. Danach ziehe ich eine hellblaue Jeans, ein weißes Seidentop und nudefarbene, spitze Highheels. Dazu nehme ich eine kleine, farblich passende Handtasche, in der mein Schlüssel und mein Portemonnaie Platz finden, und schnappe mir eine Jacke.
Um kurz vor neun gehe ich schon mal runter, um vor dem Haus noch eine zu rauchen. Ich schnippse den Kippenstümmel gerade weg, als ich das Dröhnen von Phils Sportwagen in der Ferne vernehme. Kurz darauf hält er mit quietschenden Reifen vor mir an.
Ich steige ein, schenke ihm ein strahlendes Lächeln und lehne mich über die Mittelkonsole, um ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange zu drücken.
Entgegen meiner Erwartung fährt Phil jedoch nicht los, sondern zieht die Handbremse und dreht den Schlüssel im Zündschloss, sodass das Brummen des Motors verstummt.
Irritiert sehe ich ihn an. Er beugt sich nach hinten, um aus dem Fußraum eine kleine, schwarze Schachtel zu nehmen, die er mir übergibt.
"Was ist das?", frage ich verdutzt. "Guck doch nach", fordert er grinsend und zuckt mit den Schultern.
Nervös öffne ich die Schleife aus rotem Seidenband und hebe den Deckel an. In der Schachtel liegt auf einem Seidenbett das Armband, welches ich mir heute Mittag im Schaufenster angeschaut habe.
Tränen steigen mir in die Augen. Ich drehe meinen Kopf nach links und sehe in Phils erwartungsvolles Gesicht. "Phil, das ist.. Danke. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen!", stammele ich gerührt und eine Träne rollt mir über die Wange. Ich bin überwältigt von dieser lieben Geste.
"Ich weiß, dass das nicht nötig ist, aber ich wollte dir eine Freude machen", erklärt er bescheiden.
"Das hast du geschafft", bestätige ich selig, während mir weitere Tränen übers Gesicht kullern. Phil streicht sie behutsam mit seinen Daumen weg und hält dann inne, seine Hände an meine Wangen gelegt.
Er überwindet die letzte Distanz zwischen uns und legt seine Lippen gefühlvoll auf meine. Er küsst mich sanft und ich erwidere den viel zu kurzen Kuss.
"Komm, ich lege es dir um", schlägt er vor, als er sich wieder von mir löst. Er nimmt das Armband aus der Schmuckschachtel, legt es um mein linkes Handgelenk und schließt mit einer kontrollierten Handbewegung den Karabiner.
Ich drehe mein Handgelenk hin und her und betrachte gerührt das schöne Kettchen. Die hellen Mondsteine glitzern im Licht der Straßenlaternen. Ich hebe meinen Blick und schaue Phil wieder in die Augen. "Danke Phil, ehrlich. Das bedeutet mir so viel." Er drückt kurz meine Hand: "Ist gut, Ari. Ich freue mich, dass du dich freust."
Dann startet er den Motor und fährt los. Unterwegs erzählt er mir, dass die Jungs sich in einem Steakhouse verabredet haben.
"Wie sollen wir uns gleich vor den anderen verhalten?", frage ich irgendwann, was mir schon die ganze Zeit auf dem Herzen liegt.
Phil wirft mir einen kurzen Seitenblick zu und konzentriert sich dann wieder auf die Straße. "Na, so wie immer?", antwortet er fragend. Ich atme erleichtert aus.
"Ich hatte gehofft, dass du das sagst. Versteh mich bitte nicht falsch, aber ich habe wirklich keine Lust, dass es Gerede über dich, über mich oder über uns gibt. Das kann ich momentan echt nicht gebrauchen."
Phil wirft mir einen verständnisvollen Blick zu. "Passt schon. Du brauchst dich vor mir nicht zu rechtfertigen. Es gibt ja auch nichts, worüber geredet werden könnte. Es ist ja nichts. Zumindest noch nicht. Oder vielleicht.. Naja, du weißt, was ich meine."
Ach ja? Nicht so richtig.. Habe ich die letzte Nacht und die Aktion mit dem Armband etwa doch falsch gedeutet? War das alles doch nur eine sehr intensive Freundschaft?
Phil biegt auf den Parkplatz des Restaurants und parkt sein Auto in der ersten Reihe. Dann sieht er mich an und greift sanft nach meiner Hand. "Ari, zerbrich dir doch nicht immer deinen hübschen Kopf. Lass die Dinge einfach auf dich zu kommen. Wir werden sehen, wohin das führt. Und nur, damit das klar ist: Es ist mir scheißegal, was andere über mich denken oder reden; war es schon immer, wird es auch immer sein. Okay?"
Bevor ich antworten kann, legt er seinen Zeigefinger auf meinen Mund und macht "Pscht!". Dann drückt er mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und steigt aus.
Er macht mich verrückt mit seinem Verhalten. Schon den ganzen Tag lang drückt er mir maximal halbherzige Küsse auf und entzieht sich mir dann wieder. Er hat mich heute noch nicht ein einziges Mal richtig geküsst. Ich habe solche Sehnsucht nach seinen Küssen, dass ich nicht weiß, wie lange ich mich noch zurückhalten kann.
Phil öffnet ungeduldig die Beifahrertür. "Kommst du jetzt endlich?" Schnell steige ich aus und laufe an Phils Seite ins Restaurant. Alex und Elijah sitzen an einem Tisch in der Ecke und reagieren nicht überrascht darauf, dass ich Phil begleite.
Ich begrüße die beiden mit einer kurzen Umarmung und lasse mich gegenüber von ihnen und neben Phil auf einem der roten Ledersessel nieder. Die Jungs unterhalten sich eine ganze Zeit lang über Football. Ich enthalte mich größtenteils und höre ihnen einfach nur zu. Es ist schön zu hören, mit welcher Leidenschaft alle drei diesen Sport betreiben.
Nach dem leckeren Essen nehmen wir noch einen Absacker im Restaurant und machen uns dann auf den Weg zum Chelsea.
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