TWENTY-FIVE - Forgiveness - ✔️

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»Got caught giving a fuck.
Embarassing.«
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Aria POV

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„Wir müssen gehen."

Verwirrt sehe ich von meinem Laptopbildschirm auf zu Nicola, der gerade das Wohnzimmer betreten hat. „Wieso denn?", frage ich, da ich mir absolut keinen Reim darauf machen kann weshalb wir jetzt schon abreisen müssten. Der Italiener taucht ganz auf, und ich erkenne dass er unsere Sachen gepackt hat. Anscheinend scheint er es eilig zu haben, doch ohne eine Antwort gehe ich nrigendwohin. „Ich erklär's dir im Auto Aria, aber wir müssen jetzt gehen." Ich schüttle den Kopf und klappe meinen Laptop zu, an dem ich die letzten Stunden sass und Dinge für die Uni erledigt habe. Die hinkt nämlich gerade ziemlich hinterher.

„Nicola, ich werde nicht einfach mitgehen wenn du mir nicht wenigstens sagen kannst, was los ist. Wir sollten doch erst in zwei Tagen abreisen?" Nicola seufzt ergeben und sieht dabei immer wieder aus dem Fenster, da Mario noch immer nicht zurück ist - was auch immer er machen muss. „Tommy hat mir Infos über Mario gegeben, und so wie's aussieht hat er nicht nur mit irgendwem ein Problem, sondern mit Felix - mit dem er sich auch gerade trifft. Sollte dieser Wind davon bekommen dass du hier bist haben wir ein etwas grösseres Problem, also komm jetzt bitte. Wir finden schon was."

Völlig baff komme ich Nicolas Bitte diesmal nach und stecke meinen Laptop zurück in seine Tasche, die ich daraufhin in meiner Reisetasche verstaue. Dabei fällt mir sofort auf dass meine Hände etwas zittern, was bestätigt wie nervös ich gerade bin. Mario soll etwas mit Felix zu tun haben? Der Mario, der abgesehen von seinen wenigen Informationen im Netz so nett rüberkommt?

Kopfschüttelnd hebe ich meine Tasche hoch und verlasse dann schnell nach Nicola das Haus, in dem wir die letzten Nächte geschlafen haben. Ich hoffe dass wir schnell etwas finden um zu übernachten, denn an dieses wirklich bequeme Bett hier kommt so schnell kein anderes ran. Ich wollte Mario eigentlich danach fragen wo er es her hat, doch das kann ich ja jetzt wohl vergessen.

Wortlos steigen wir beide in Nicolas Wagen ein, den er ziemlich gestresst wendet und dann aus Marios Ausfahrt lenkt. Auch die ersten Minuten der Fahrt verlaufen schweigend, aber Nicolas Nervosität ist auch einige Kilomenter weiter noch zu spüren. Irgendwie habe ich das Gefühl dass er sich gerade mehr Sorgen macht als ich, was mich ehrlich gesagt etwas überrascht. Zwar habe ich die letzten Tage gesehen dass Nicola das Ganze hier auch nicht kalt lässt, aber so hätte ich es nun auch wieder nicht erwartet.

Ausser natürlich da spielt noch etwas anderes mit, worüber mich der Italiener nicht informiert hat.

Ich beschliesse, ihn in unserer neuen Bleibe mal danach zu fragen, verlieren kann ich ja nicht wirklich was.

„Willst du Musik hören oder so?", bricht Nicola schlussendlich die Stille, und sieht kurz zu mir rüber. Ich überlege kurz, ehe ich mein Handy hervornehme und es mit Nicolas Auto verbinde. „Ich hoffe Rock ist noch immer okay?", frage ich nach bevor ich meine Musik abspiele, und als Nicola nickt drücke ich ohne Bedenken auf Play. Jedoch drehe ich die Lautstärke nicht so hoch wie ich es eigentlich tun würde, denn wir sind immernoch sowas wie auf der Flucht - es könnte alles passieren, auch dass wir mal wieder verfolgt werden.

Ich habe aus meinen letzten Fahrten mit Nicola genug gelernt um zu wissen dass dies nie unmöglich ist. Absolut nie. Die Mafia hat genug Feine die ihr schaden wollen, ruhig wird's da nur sehr selten sein.

„Weisst du eigentlich schon was wir jetzt machen werden? Immerhin könnte Mario Felix in diesem Moment gerade alles über uns und unseren Plan verraten. Dann wäre niemand mehr sicher, und wir hätten eine Menge Zeit verloren die wir dringend brauchen." Meine Stimme wird gegen Ende etwas leiser, da mir noch während ich spreche bewusst wird dass auch meine Eltern nicht mehr sicher sein würden, denn Mario kennt auch ihren Aufnethaltsort. Ich vertraue dem Hotel zwar, aber auch dort kann immer was schiefgehen - erst recht wenn jemand wie Felix die Zügel in den Händen hält.

Schon nur wenn ich daran denke was er Tommy alles angetan hat läuft es mir kalt den Rücken runter, und am liebsten würde ich einschlafen und erst wieder aufwachen wenn alles vorbei ist. Doch das geht jetzt nicht, meine Hilfe wird genauso benötigt wie die der anderen. Ausserdem bin ich ja auch nicht völlig wehrlos.

Nicola zuckt mit den Schultern und fährt sich kurz mit seiner freien Hand über die Stirn, ehe er sie wieder lässig aufs Lenkrad legt. „Ich habe immer einen Plan", versucht er mir dann glaubhaft zu machen, doch das funktioniert bei mir schon lange nicht mehr. ""Nicola", sage ich warnend und ziehe skeptisch eine Augenbraue hoch, „Sag mir die Wahrheit." Der Italiener grummelt kurz genervt, ehe er sich doch einen Ruck zu geben scheint.

„Ich habe keine Ahnung was wir jetzt tun müssen Aria. Wir wissen viel zu wenig über Felix, keiner von uns weiss ganz genau wo er sich gerade aufhält. Sogar Tommy konnte ihn nur ungefähr lokalisieren. Wir wissen nicht was er vorhat, wie er dabei vorgehen wird, und was er eigentlich überhaupt will und mit wem er zusammenarbeitet. Denn, wie dir schon aufgefallen sein dürfte, erledigt er seine Arbeit selten selbst. Wir wissen viel zu wenig über ihn, und das pisst mich an."

Ich kann den Grad seiner Angepisstheit ohne Probleme an Nicolas Stimme messen und beschliesse vorerst keine Fragen mehr zu stellen, sondern den Italiener denken zu lassen. Dabei kann ich auch selbst nachdenken, und wer weiss, vielleicht kommt mir ja sogar eine Idee die funktionieren könnte. Es ist wie Nicola sagt gerade alles möglich.

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Wie ich eben noch gesagt habe - alles ist möglich.

Somit also auch dass wir tatsächlich in einem recht luxuriösen Hotel einchecken konnten für unbestimmte Zeit, obwohl vor allem in dieser Gegend eigentlich immer alles ausgebucht ist.

Stolz über unsere Errungenschaft betreten Nicola und ich nacheinander das Zimmer, und mir fällt wie schon so oft fast die Kinnlade auf den Boden. Was sich uns hier bietet ist absoluter Luxus, mehr fällt mir dazu nicht ein. Zwar wohnen wir nicht in einer Suite sondern in einem Schlafzimmer, doch das reicht vollkommen aus.

Am Fenster, das übrigens eine ganze Wand einnimmt, stehen eine Couch, ein dazugehöriges Tischchen und ein Büro mit einem Stift und einem unbeschrieben Block parat. Auf dem Tischchen neben dem Sofa befinden sich ausserdem zwei umgedrehte Gläser und zwei Flaschen Wasser, eine mit und eine ohne Kohlensäure. Der Boden besteht aus dunklen Holzdielen die im Schein der Lampe matt schimmern, und an der Decke befindet sich ein wunderschöner, grosser Kronleuchter, der tolle Muster an die weissen Wände malt. Das Bett, welches unglaublich einladend aussieht, nimmt den Rest des Raumes ein.

Direkt neben der Eingangstüre befindet sich die Türe zum Badezimmer, bei dem an Geld ebenfalls nicht gespart wurde. In der Ecke des Badezimmers befindet sich eine riesige Badewanne, die definitiv nicht nur für eine Person gedacht ist. Ich werde mich also voll und ganz ausbreiten können bei meinem Bad nach dem ich mich seit Stunden sehne.

„Willkommen zu Hause würde ich mal sagen", murmelt Nicola ebenfalls etwas erschlagen, da er wohl auch nicht mit so viel Luxus gerechnet hat wenn man bedenkt, wie kurzfristig wir das Zimmer bekommen haben. „Hier bleibe ich. Mir egal was passiert." Der Italiener lacht leise über meinen Kommentar und stellt unser Gepäck dann in den Flur, nachdem er die Türe geschlossen hat. „Das sehen wir ja dann noch, billig ist der Spass hier nämlich nicht."

Mit einem "ist-das-dein-Ernst"-Blick drehe ich mich zu Nicola um, welcher bloss die Schultern hebt. „Was denn?", fragt er unwissend, und ich seufze. „Als ob ihr nicht genug Geld hättet um euch das gesamte Hotel zu kaufen wenn ihr das wollen würdet", kommentiere ich bloss trocken und weiss, dass ich Recht habe. Ich habe noch nie jemanden getroffen der so viel Geld besitzt wie die Salvatores, und ich denke dieser Zustand wird sich in naher Zukunft auch nicht ändern.

„Also ich weiss ja nicht was du jetzt machst", fange ich meinen nächsten Satz an ohne auf eine Reaktion meiner Begleitung zu warten, „aber ich teste für die nächste Stunde mal diese Badewanne aus." Ich öffne meine Tasche und schnappe mir alle notwenigen Dinge, während Nicola sich mit einem zufriedenen Geräusch auf das Bett fallen lässt. „Mach du bloss, ich schau' mir mal die Menükarte an", seufzt er hörbar rundum zufrieden, und ich verschwinde im Bad.

Es war ja klar dass Nicola sich sofort mit dem Essen beschäftigt, aber nach der Fahrt die hinter uns liegt kann ich es ihm auch nicht verübeln. Ich bin ebenfalls hungrig und freue mich schon darauf, nach meinem Bad etwas essen zu können. Nur wenige Minuten später liege ich völlig ausgestreckt in der Badewanne und lasse den Tag in meinem Kopf Revue passieren. Noch immer verstehe ich nicht so ganz was passiert ist, und auch das fluchtartige Verschwinden aus Marios Haus ist noch nicht verarbeitet worden.

Ich frage mich ausserdem ob Mario inzwischen gemerkt hat was los ist, und wenn ja, was er jetzt tun wird. Wird er uns an Felix verraten? Oder hat er sich vielleicht gar nicht mit Felix getroffen? Würde er uns überhaupt verpfeifen? Vielleicht verabscheut er Felix ja genauso sehr wie wir, und möchte uns gar nichts Böses tun. Vielleicht hat er wie alle anderen auch nur versucht uns zu beschützen und uns deshalb sein Haus angeboten.

Jedoch kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen dass er das tun würde wenn er wüsste, dass Felix ihn kennt und hinter uns her ist. Es wäre viel zu gefährlich für alle Unterschlupf bei einer Person zu suchen die Felix nicht fremd ist. Die Chancen dass er uns so finden würde würden so enorm steigen, dass wir eigentlich nur noch die Stunden zählen müssten.

Wieso also hat Mario uns sein Haus angeboten?

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„Oh mein Gott, ich sterbe gleich!" Hellauf begeistert bringe ich diese Worte über meine Lippen als ich so frisch wie schon lange nicht mehr vor dem Buffet stehe, welches das Hotel all seinen Gästen zur Verfügung stellt. „Ich sterbe mit dir", murmelt Nicola neben mir völlig überwältigt, ehe er sich zwei Teller nimmt und mir einen hinhält. „Komm, die Leute hinter uns warten. Sterben können wir auch am Tisch."

Planlos belade ich meinen Teller mit allen möglichen Leckereien, und an unserem Tisch angekommen fange ich fast an zu heulen weil alles so gut aussieht. Es ist so lange her seit ich so essen konnte, denn zu Hause habe ich nur gekauft was ich mir leisten kann und daraus das Beste gemacht. Trotzdem bin ich noch lange keine Küchenfee, weshalb wir trotzdem ab und zu mal einen Lieferanten kommen lassen mussten wenn ich mal wieder etwas habe anbrennen lassen. Nicht dass Ryan damit ein grosses Problem hat, denn er liebt ungesundes Essen - aber mein Geldbeutel weint jedes Mal leise in meiner Jackentasche.

„Du siehst aus als würdest du gleich einen Nervenzusammenbruch erleiden vor Glück", bemerkt Nicola plötzlich als er mich etwas genauer mustert, woruafhin sich mein Blick etwas verfinstert. „Im Gegensatz zu dir musste ich die letzten Jahre auch für mich selbst kochen, und glaub mir - ich bin definitiv nicht dafür qualifiziert", antworte ich ruhig und nehme dann den ersten Bissen. Mit einem undefinierbaren Blick mustert Nicola mich erneut, öffnet den Mund, klappt ihn dann aber wieder zu, und wendet sich ebenfalls seinem Essen zu.

Er sagt nichts zu meiner Antwort, da er wohl einafch nichts dazu zu sagen hat. Ich meine, was will man dazu denn auch gross sagen? Rückgängig machen kann der Italiener es nicht, und entschuldigt hat er sich auch schon. Mehr brauche ich nicht, der Rest liegt bei mir und der Ausgeprägtheit meiner Fähigkeit, zu vergeben. Wobei ich schon bei der nächsten Frage an mich selbst wäre - ist es wirklich möglich, dass ich Nicola einmal für alles vergeben kann? Oder wird da immer ein Teil von mir sein, der ihn hasst für alles was er mir angetan hat?

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Na, was denkt ihr? Wird Aria Nicola vergeben können?

Und was haltet ihr von den Informationen, die von Tommy gekommen sind? Denkt ihr, Mario hat wirklich etwas mit der Sache zu tun?

Und wenn ja, was für eine Rolle spielt er denn eurer Meinung nach?

- Xo, Zebisthoughts

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