Nachts auf dem Dach

"Ähh...ist was?" Frage ich leicht verwirrt. Sie klang so ernst, ist irgendetwas passiert?
"Tu doch nicht so unschuldig! Was hast du mit Mace besprochen, hm? Willst du mich sofort umbringen und dann mit denen ein Bündnis machen ? Wie konnte ich dir vertrauen!" sagt sie aufgebracht.
Obwohl er nicht wirklich was für diese Situation kann, bin ich sauer auf Mace.

"Nein-Nein so ist es nicht ! Ja, Mace hat mich gefragt, ob ich mit den beiden was machen will, aber ich hab nein gesagt! Als ob ich den beiden traue!" Erwidere ich schnell. Wieso musst alles immer so kompliziert sein?
"Und wieso sollte ich dir glauben?"  Fragte sie nun misstrauisch.
Gute Frage. Wieso sollte sie mir vertrauen? Im Endeffekt war ich viel stärker als sie und sie brachte mir keinen wirklichen Vorteil. Aber ich kannte sie , sie war immer nett zu mir, also wollte ich sie auch beschützen.
"Weil wir uns kennen, weil ich dir vertraue und den anderen nicht und weil du musst. Tut mir leid aber deine Chancen, allein zu gewinnen sind nicht wirklich hoch ." Sage ich mit ernster Stimme.
Sie schluckt und nicht langsam. "Dann hab ich wohl keine andere Wahl, oder ?"
"Nein nicht wirklich."
Und schon ist sie aus dem Zimmer.

In der Nacht kann ich nicht schlafen, ich muss die ganze Zeit an Claire und an meinen Plan denken. Würden mich die andern ernst nehmen ? Wenn ich sterben würde, was würde Claire dann tun? Mit den anderen aus dem Heim ist sie nicht wirklich eng befreundet, sie hätte also niemanden mehr.
Unruhig drehe ich mich hin und her. Wer bin ich schon, ein kleines Mädchen aus Distrikt 4. Als ob so jemand gewinnen würde. Das hämische grinsen von Snow taucht vor meinem Auge auf und mir wird kurz übel.

Irgendwann stehe ich dann auf und fahre zum Dach. Ich habe Nate gehört, wie er zu Mace gesagt hat, dass es betretbar ist. Oben angekommen, steht da nur ein Schild mit der Aufschrift "Betreten Verboten", doch ich ignoriere es und trete aufs Dach.
Von hier oben kann man über den Großteil des Kapitols sehen, welches hell erleuchtet war. Ich setzte mich an die Kante und schaute auf es hinab.

Nach ein paar Minuten hörte ich hinter  mir ein Geräusch und drehe mich um.
"Ist da wer?" Frage ich in die Stille hinein.
"Ich bin's nur, Mace."
Na das hat mir noch gefehlt.
"Was willst du hier ?" Frage ich wieder.
Bevor er antwortet, geht er aus dem Schatten raus und setzt sich neben mich. "Das gleiche wie du. Einfach abschalten und nachdenken. Ich konnte nicht schlafen" Antwortet er.
"Ich auch nicht" sage ich und es wird wieder still.

"Du bist aus dem Waisenhaus von Anne, oder ?" Fragt er nach einiger Zeit. Woher wusste er sowas?
"Ja, wieso ?"
"Mein Vater ist einer der Lieferanten für das Essen von euch. Ich war mal da und hab euch gesehen."
"Oh, achso" antwortete ich. Ich wollte gerade wieder aufstehen, doch Macd fing wieder an zu reden.
"Tut mir leid, dass ich im Zug so ein Angeber war. Ich will gewinnen und muss selbstsicher sein, wenn ich bei den Karrieros mitmachen will."
sagte er traurig. Ich war überrascht. Das gerade Mace so etwas sagen würde, grenzt an ein Wunder. Die ganze Zeit hatte er so getan, als ob er was besseres wäre, doch jetzt? Jetzt war ich nicht sicher, ob ich ihn im Falle des Falles umbringen könnte.
"Ich dachte, du machst mit Tyler ein Zweier Bündnis oder so" antwortete ich spöttisch.
Mace lachte auf. "Mit Tyler? Ich weiß, dass man den Karrieros nicht vertrauen darf, aber ihm noch weniger. Er hält sich wirklich für was besseres. Ich glaube, ich wäre schon am zweiten Tag tot."
"Das kann ich mir gut vorstellen. Hör zu, ich bin echt müde, also gehe ich glaube ich wieder zurück" sage ich und erhebe mich, als Mace mich am Arm packt. "Hey!" sage ich entrüstet.

"Tut mir leid. Kannst du mir einen Gefallen tun?" fragt er unsicher.
"Kommt drauf an, welchen." antworte ich kalt.
"Wenn wir aufeinander treffen , alleine, in der Arena, können wir einfach an uns vorbei gehen und so tun, als hätten wir uns nicht getroffen?"
Ich zögerte mit meiner Antwort. Konnte man ihm wirklich trauen?
Besser wäre zu fragen, ob ich ihn nach dieser Konversation noch töten könnte.
Nein, das könnte ich wahrscheinlich nicht. Ich seufzte. "Also gut, ich bin so dumm und vertraue dir."
Er atmete erleichtert auf und ließ meinen Arm los.
"Na dann, gute Nacht" sagte ich und ging schnell zur Tür.

Im 4. Stock angekommen ging ich schnell zu unseren Zimmern. Im Gang sah ich nur, wie Tyler an Olivias Zimmertür stand, als ob er auf sie warten würde oder so.
Als er mich jedoch sah, ging er schnell in sein Zimmer.
Ich war mir immer noch unsicher über Mace, doch bei Tyler wusste ich, dass ich ihn ohne große Schuldgefühle umlegen konnte.
Bei dem Gedanken, wie ich ändere Menschen, Kinder, umbringen würde, erschauderte ich. Im Endeffekt war ich nicht viel besser als Tyler, ich war nur nicht so arrogant.

Ich ließ mich auf's Bett fallen und sank kurz darauf in einen traumlosen Schlaf.

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