Children of Lórien
Wer hat sich nicht schonmal gefragt, warum weder in den Büchern noch in den Filmen Elbenkinder vorkommen? Und darum sind hier jetzt ein Haufen Elbenkinder in Lothlórien und erzählen von ihren Abenteuern.
Elenwe stand extrafrüh auf.
Sie kletterte aus ihrem Blätterbett mit den grauen Laken, schlich zur Tür und rutschte den dicken Mallornstamm herunter.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen und Caras Galadon lag noch im Dunkeln.
Aber das Elbenkind kannte ihren Weg, jede Wurzel im Boden, jede Kurve der Straße.
Kurz vor dem Tor traf sie auf Dairan und Renian, außer ihr die einzigen Kinder in Lothlórien, sonst würde sie nie mit Jungen spielen.
Letzten Abend hatte Renian ein Seil gleich hinter dem großen Mallorn an der Mauer festgebunden, damit die Erwachsenen keine Fragen stellten.
Das würde sie nur unnötig aufhalten, und dann würden sie womöglich den Sonnenaufgang verpassen und alle Drachen konnten weiter ihr Unwesen in den Wäldern von Lórien treiben... Nein, dass konnte nicht passieren.
Und so kletterten sie hintereinander das Seil hoch (Sie hatten gestern vorsorglich die Reihenfolge ausgekämpft), und passten auf, dass ihre Waffen nicht an die Mauer stoßen.
Dairan war der Erste und hielt oben nach einer Wache Ausschau.
Es war keine da, also kamen die anderen nach.
Elenwe band das Seil los und ließ es an der anderen Seite herunter, dann band sie es ordentlich fest.
Einen Augenblick später standen alle drei wieder auf festen Waldboden, und machten sich auf leichten Sohlen auf zum Jagen.
Denn wie jeder vernünftige Elb weis, ziehen sich die Drachen nach Sonnenaufgang zurück in ihre unterirdischen Höhlen, und so viel sie auch gesucht hatten, gefunden hatten sie noch keine einzige.
Also mussten sie wohl oder übel so früh aufstehen, auch wenn Renian und Elenwe den ganzen Weg lang gähnten, war alle Müdigkeit wie verflogen, als sie plötzlich einem leibechten Drachen gegenüberstanden, der ihnen in ihre Drachenfalle gegangen war!
Renian gab fuchtelnd Handzeichen, die die anderen beiden wundersamerweise verstanden.
Sie teilten sich auf, und schlichen so leise, wie es nur Elbenkinder auf Drachenjagd konnten, um die Lichtung.
Auf einen mehr oder weniger einem Spatz-gleichenden Ruf kamen sie brüllend aus ihren Verstecken gestürmt und während Elenwe Pfeil um Pfeil von ihrem Bogen abgab, stießen die Jungs abwechselnd ihre Schwerter in seinen Bauch.
Das Elbenmädchen beschloss dann aber, dass die beiden ohne sie im Hand-zu-Hand – Kampf verloren waren, und verwandelte ihren Bogen ebenfalls in ein Schwert. Dann rannte sie den Anderen hinterher.
Das war aber nicht so gedacht gewesen, weswegen sich Dairan umdrehte und den Drachen ignorierte, der versuchte, ihm an den Haaren zu ziehen.
„Elenwe, das geht so nicht! Du musst hinten bleiben und uns Deckung geben, sonst beißt der Drache dich auseinander!"
„Du meinst den Drachen, der gerade deinen Arm abbeißt?!"
„Nein, den, gegen den Renian gerade ganz alleine kämpfen muss!"
„Dann kannst du wohl nicht sehen, da ist nur ein Drache!"
„Ja, dahinten!"
„Nein, der isst grad dein Bein!"
Renian, der gerade dem Drachen einen triumphalen Todesstoß versetzte und von grünem Blut übergossen wurde, wurde ignoriert.
„Jaaaa, Tod dir, du entsetzliches Ungeheuer! Lass dich hier nie mehr blicken! Du sollst schmachten für immer in den tiefen Abgründen der Hallen von Mandos!"
Die anderen zankten derweil weiter, weswegen er dramatisch in den Baum hinter ihnen schießen wollte (Sein Schwert konnte sich natürlich auch verwandeln), doch traf er stattdessen Dairan mitten im Gesicht, was diesen gar nicht zu stören schien.
Als er aber hörte, dass die Beiden einen zweiten Drachen hinter Dairan entdeckt hatten (Diese Sorte Drachen konnte sich unsichtbar machen), beschloss er zu handeln.
Mit einem wilden Schrei verwandelte er seinen Bogen wieder zurück und überraschte die Bestie von hinten.
Blut, dieses Mal sonnengelb, strömte über seine ursprünglich weisen Kleider.
Durch den Stock, den er versehentlich in Dairans Rücken gestoßen hatte, wurde dieser endlich wieder auf ihn aufmerksam.
„Sag dem dummen Mädchen, dass da nur ein Drache steht, der da hinten bei dir!"
„Quatsch, da waren zwei, und die hab ich beide umgebracht!"
„Blödsinn, der Drache isst gerade Dairans' anderen Arm!"
„Ich würde es doch merken, wenn mir ein Drache meine Arme abbeißt!"
„Anscheinend nicht!"
„Ich hab beide Drachen umgebracht!"
„Nein, hast du nicht!"
Mitten in dieses Geschrei trat ein erwachsener Elb.
„Na, was macht ihr denn so früh hier draußen?"
„Ach Onkel Rúmil, erklär doch mal den beiden Dummköpfen, dass der Drache gerade Dairans Schulter isst!"
„Drache?", der Elb war verblüfft. „Hier ist kein Drache."
„Genau, weil ich nämlich beide umgebracht habe!"
„Da ist nur ein Drache!
" „Hey, seid mal ruhig und hört den Vögeln zu!"
Das wirkte. Die drei Elbenkinder liebten Vögel.
Andächtig lauschten sie den Gesängen, und Rúmil konnte sie überreden, die Drachen Drachen sein zu lassen und stattdessen etwas anderes zu spielen.
Das taten sie dann auch. Nur leider lagen sie sich am Ende wieder in den Haaren, weil Elenwe nicht einsehen wollte, dass Renian sein Schwert auch verwandeln konnte.
Dieses Mal musste Orophin, Rúmils Bruder, als Streitschlichter herhalten.
Er schlug ihnen vor, doch einfach eine alte Geschichte nachzuspielen.
Als sie sich endlich auf „Beren, Lúthien und Thingol" geeinigt hatten, war die Sonne schon hoch in den Himmel gestiegen und sie mussten nach Caras Galadon zurück, um zu Essen, weil natürlich keiner an Proviant gedacht hatte.
Nachdem jeder von seinen Eltern ausgeschimpft worden war, weil sie sich, ohne Bescheid zu sagen, davongeschlichen hatten und jeder sich mit Lembas und anderem Essen vollgestopft hatte, trafen sie sich wieder am Tor.
Dairan sollte Beren sein und Renian Elu Thingol, aber Elenwe wollte nicht einsehen, dass sie Lúthien sein sollte.
Und obwohl die Jungs ihr zigmal erklärten, dass sie das einzige Mädchen war und deshalb auch in der Geschichte das einzige Mädchen sein musste, hatte sie einen Haufen Einwände.
Zum Beispiel, dass ihre Haare – wie die so vieler Lothlórien-Elben - blond waren und nicht schwarz.
Renian warf ihr eine Handvoll Dreck in die Haare, aber das half nur teilweise.
Außerdem meinte sie, Dairan sah nicht mal ansatzweise aus wie Beren, da dieser einen Bart hatte und Dairan nicht.
Nachdem sie eine Weile lang darüber gestritten hatten, ob alle Männer Bärte hatten, schlug Renian vor, er solle sich doch einfach die Haare abschneiden und sie als Bart ankleben.
Dairan war begeistert, und Elenwe dachte, dass das sicher ganz lustig sein würde.
So machten sie sich auf die Suche nach Rúmil, und baten ihn dann um sein Messer.
Er wollte es ihnen aber nicht gegen, und als er auf ihre schlimmsten Beleidigungen („Du toter Ork, du!") nur lachte, zogen sie sich beleidigt zurück und versuchten stattdessen, aus dem Waffenhaus ein Schwert zu kauen.
Doch auch die Wache wollte sie nicht reinlassen – es hatte einige sehr blutige Unfälle mit einem Bogen gegeben – und so beschlossen sie, Galadriel um Hilfe zu bitten.
Sie rannten also zu ihrem Garten und durchquerten die Hecke durch ihren Geheimgang.
Die Herrin Galadriel stand an ihrem Vogelbecken und betrachtete es aufmerksam, und bemerkte die Elbenkinder so erst zu spät.
Mit ihrer Beute, einem kleinen Gartenmesser, zogen sie sich in den Wald zurück und spielten, nachdem die Haare erfolgreich abgesäbelt waren, den restlichen Nachmittag lang wie kleine, brave Elben.
Baum schreibt. Guten Morgen euch : )
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