Dark Memories

EINE NACHRICHT VOM AUTOR

Dieses Kapitel enthält eine Szene sexueller Natur, die für gewisse Leser verstörend sein könnte. Aus diesem Grund habe eine Trigger Warnung eingefügt, so dass ihr das Material in Frage überspringen könnt. (Scrollt einfach zum Trigger Warning OFF Bild und keine Angst, es geht euch nicht viel verloren, wenn ihr diesen Teil überspringt.).

Viel Spaß!

M.

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Theodor gaffte mit weit aufgerissenem Mund, die Augen rund und panisch hinter seinen blutbespritzten Brillengläsern, als Leonora plötzlich innehielt um Blut von ihrem Stilett zu lecken. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war verzückt, die Art, mit der ihre lange Zunge über die Klinge fuhr geradezu unanständig. Schlimmer noch, sie hatte ihre Augen geschlossen, ignorierte den kreischenden Verrückten, der mit einem extrem garstigen Speer in den Händen auf sie zustürmte.

„Nora! Pass auf!", schrie Theodor, sprang im letzten Moment vor und lenkte die Stabwaffe mit seinem Schockschlagstock beiseite.

Metall schabte über Holz, Funken züngelten und die hasserfüllte Fratze des Mannes kam immer näher – BUZZZZ! – nur um einen angsterfüllten Herzschlag später rauchend davonzufliegen. Der mit tiefster Panik ausgeführte Rückhandschlag hatte den Halunken ins Gesicht getroffen und die Strom-Entladung riss den Speerträger nicht nur von den Beinen, sondern schleuderte ihn in die Arme mehrerer heranrückender Kumpane. Ein ganzer Haufen des übelriechenden Gesindels ging nieder, fast wie die Kegel auf einer Bowlingbahn.

Ein Grinsen zupfte an Theos Mundwinkel. Gar nicht schlecht. „La... Langsam ... hab ich den ... den Bogen raus!" Sein Kopf pendelte zu Leonora. „Ist alles in—"

Augen, grün wie loderndes Hexenfeuer brannten sich in seine Seele und mit einem Mal fühlte er sich wie eine Maus, die unverhofft einer Schlange gegenüberstand. Seiner Rolle gerecht fiepte er und taumelte zurück, als sich Leonoras blutbefleckte Lippen zu einem Lächeln teilten, um zu allem Überdruss auch noch schlangenartige Eckzähne zu offenbaren.

Sein Herz rutschte ihm bei dem Anblick fast in die Hose und er riss seinen Schockschlagstock in Abwehrhaltung hoch. „I... Ich bin's. Theo! B... Bleib bloß weg von mir!"

Es half nichts. Leonora grinste nur umso breiter, machte einen Schritt auf ihn zu, dann noch einen, ein Lächeln auf den Lippen, das unter anderen Umständen verführerisch gewesen wäre. Blutbespritzt wie sie jedoch war, sah sie eher wie eine Dämonin aus der Hölle aus. Eine Dämonin, die gekommen war, um seine Seele zu verspeisen. Sein knubbeliger Adamsapfel tanzte unter der Haut, als er versuchte, den sprichwörtlichen Frosch in seinem Hals zu schlucken. Es war wirklich, wie Gretchen ihm heute Morgen noch ins Ohr geflüstert hatte. Er war einfach zu süß für diese Welt. Man konnte gar nicht anders als ihn anknabbern zu wollen. Das hatte er nun davon, dass er—

Plötzlich hatte er eine Idee, wusste, was er tun musste, um seine Haut – oder wohl eher, sein Blut – zu retten. „S... S... Seitenwechsel!"

***

Anskars Brüllen und kurz darauf sein Anblick schockten Leonora wieder in das Hier und Jetzt. Sie keuchte erschrocken, taumelte zurück. Hatte sie wirklich beinahe Theodor angefallen? Ein weiterer Schock schmetterte diese grässliche Vorstellung jedoch umgehend beiseite.

„Skar..."

In der Hitze des Gefechts war ihr gar nicht aufgefallen wie schwer er verwundet war – und wie wenig ihn diese Wunden zu kümmern schienen. Sein blutüberströmter Körper war gespickt mit Messern und abgebrochenen Speerschäften, doch wenn er Schmerzen hatte ließ sein animalisches Grinsen nichts davon erahnen.

Schlimmer noch, hier und da konnte sie Dinge erkennen, die aus seinem Fleisch züngelten. Dunkelheit, schwärzer als die Finsternis des Alls, war hier und da aus seinem Körper gebrochen, waberte aus Wunden oder wand sich um die Waffen in seinem Fleisch. Ihr Mund wurde trocken und ihre Blutgier erlosch gänzlich. Mehr als jemals zuvor wirkte er wie ein Berserker aus den alten Legenden. Ihn anzusehen, war der Waffe ins Gesicht zu starren, zu der man ihn gemacht hatte. Leonora wandte den Blick schnell ab nur um festzustellen, dass Anskar die Reihen der Angreifer auf dieser Seite gebrochen hatte.

„Sie fliehen!", keuchte Theodor, vorneübergebeugt und eine Hand auf seinem Knie. „Bei meinem Bolzenschneider, sie rennen weg! Sie—"

Das Kreischen einer Kettensäge, welches eins wurde mit dem eines Mannes, brachte Theodor schnell wieder zum Schweigen. Die Aspiranten zogen sich in der Tat zurück, ihre Gesichter Fratzen des Terrors, doch ihre Flucht brachte ihnen nur den Tod von einer anderen Hand. Der riesige Thorianer versperrte ihnen nicht nur den Weg aus dem Hinterhof, sondern mähte auch jeden nieder, der in Reichweite seiner Kettensäge kam. Die über einen Meter lange Sägeklinge war nicht weniger vernichtend und in vielerlei Hinsicht grausamer als Anskars Axt. Keiner kam an dem schwarzen Hünen vorbei und Leonora leckte sich ungewollt die Lippen, als seine heulende Waffe in die Aspiranten fuhr und die Luft mit Fontänen aus Rot erfüllte. Dann fiel ihr Blick auf Benedikt, der sich an dem Sterben um sich herum ergötzte wie eine demente Spinne an der Beute in ihrem Netz.

„Benedikt." Leonora spuckte seinen Namen mit so viel Hass aus, dass Theodor von ihr zurückwich.

Von einem Moment zum nächsten schämte sie sich dessen was sie getan hatte, schämte sich ihrer Freude am Töten und der Erregung, die es ihr verschafft hatte. Das schlimmste war, dass sie die gleiche Freude und Erregung in den Augen Benedikts wiedererkannte. Das Schwein stand gegen die Wand gelehnt und beobachtete das Blutbad mit glasigem Blick und einem verzückten Grinsen. Eine Welle aus Ekel und Scham überkam Leonora, als sie sich an die Nacht erinnerte, die sie mit ihm verbracht hatte.

Eine Nacht, die sie so sehr versucht hatte zu vergessen ...

Jung war sie gewesen – und dumm – hatte sich von seiner charismatischen Art und seinem guten Aussehen einwickeln lassen. Er hatte so schick ausgesehen in seinem Thorianerpanzer, so adrett. Ein dunkler Held. Letzten Endes hatte er nichts Heldenhaftes in sich gehabt – nur Dunkelheit.

Sie konnte sich noch immer an den „Stimmungsfilm" erinnern, den er eingelegt hatte, als sie in seinem Domizil waren. Szenen von Sex und Gewalt, die sie vor Abscheu fast würgen ließen – nicht, dass sie es an dieser Stelle noch gewagt hätte, sich ihm zu entziehen. Der Blick in seinen Augen hatte ihr nur zu sehr gesagt, dass er sich ihren Widerstand wünschen würde. Sie hatte ihm diese Freude nicht gegönnt und sich stattdessen in dieser Nacht zu seiner Hure machen lassen. Manchmal hörte sie noch immer die Schmerzensschreie und das bösartige Gelächter der Männer in dem Film. Er hatte ihr später gesagt, der Snuff-Porno sei nur gestellt gewesen. Ein Teil von ihr hatte ihm geglaubt, hatte es müssen um nicht verrückt zu werden. Benedikt hatte sie oft bedrängt diese Nacht zu wiederholen und wenn nicht für die Stellung ihrer Eltern und der Macht die damit einherging, wäre es wohl nicht beim Drängen geblieben. Heute wusste sie, dass die mit Gummimasken verhüllten Darsteller in dem Film Thorianer waren, die sich an Veränderten vergingen. Wenn die Dinge in Walhalla 23 anders verlaufen wären, hätte sie selbst als Darstellerin für einen von Benedikts „Stimmungsfilmen" enden können. Dieselbe Hilflosigkeit und Abscheu, die sie in dieser Nacht sich selbst gegenüber verspürt hatte, brachen wie Wellen über sie herein.

Mehr als je zuvor, fühlte sie sich mit einem mal schmutzig ... unrein.

Benedikt hatte ihr in dieser Nacht etwas genommen, von dem sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie es vermisste. Ihre Finger schlossen sich fester um die Griffe ihrer Stilette und ein namenloser Hass begann sie zu übermannen. Er hatte ihr in dieser Nacht ihre Würde genommen.

Jetzt würde sie sich diese zurück hohlen.

*** 

Benedikt ergötzte sich an der epischen Symphonie aus Blut und Mord, die er inszeniert hatte. Eine Symphonie, die sich langsam auf ihren Höhepunkt zubewegte. Der menschliche Abschaum, der ihm sein Vertrauen geschenkt hatte, würde der geballten Vernichtung nicht mehr lange standhalten können. Die Front auf dieser Seite war bereits gebrochen und Attila mähte die demoralisierten Aspiranten nieder, die ihr Heil in der Flucht suchten. Der Ausdruck auf den Gesichtern der Aspiranten war geradezu köstlich. Ein paar hatten sogar umgedreht und stürmten wieder auf Leonora und den kleinen Wartungstechniker zu, um Attilas Kettensäge zu entkommen.

Narren.

Sie waren alle tot, wussten es nur noch nicht.

Benedikt räusperte sich. „Adolf? Hast du unseren großen Freund im Visier?"

Die stimme seines Scharfschützen erklang Blechern über die Kom-Einheit. „Jawohl, mein Führer."

Benedikt verdrehte ob des Titels die Augen. „Gut. Warte noch, bis er die Front auf deiner Seite gebrochen hat und verpass ihm dann das Valium."

„Soll ich die Laserminen aktivieren?"

„Nein, warte noch damit."

„Verstanden, mein Führer."

Benedikt grinste in sich hinein. Alles lief wie geplant – besser sogar – doch sein Enthusiasmus erhielt einen kleinen Dämpfer, als Leonora sich von der Gruppe löste und in seine Richtung kam. Sie bewegte sich wie der Schatten des Todes unter den demoralisierten Aspiranten, weit schneller und geschmeidiger als ein normaler Mensch. Ihre Klingen leckten immer wieder aus und tödlich getroffene Aspiranten brachen links und rechts von ihr zusammen. Seine kleine Hure schien eine Vorliebe für das durchtrennen von Halsschlagadern entwickelt zu haben und sie wanderte durch einen beständigen roten Regen. Der Anblick war ausgesprochen lieblich und ... erregend.

Er stöhnte beinahe auf, als er den lodernden Hass in ihren Augen sah, drehte sich jedoch stattdessen seinem Vollstrecker zu. „Attila! Nimm dich der liebreizenden Frau Hagen an, aber verletz sie nicht zu sehr. Wir wollen doch später noch unseren Spaß mit ihr haben ..."

Der Riese bestätigte die Order mit einem Nicken seines verspiegelten Helmes. Er ließ die Kettensäge beiläufig in den blutigen Schneematsch fallen und stellte sich dem Sukkubus breitbeinig entgegen. Als Leonora nur noch sechs Schritte von ihm entfernt war hob Attila beide Fäuste und seine Schock-Handschuhe erwachten mit einem Knistern zum leben. Blaue Lichtbögen tanzten zwischen den abgerundeten Knöchelstacheln: Ein Schlag, ja bereits eine leichte Berührung, würde genügen um Leonora auszuschalten.

Die blutigen Züge des Sukkubus waren jedoch frei von Furcht. Sie blieb nicht stehen, verlangsamte nicht einmal ihren Schritt. Nur noch knapp drei Meter trennten die zwei voneinander, als Attila auf sie zuschoss, beide Pranken nach ihr ausgestreckt. Dank des C-37 bewegte er sich weit schneller, als ein Mann seiner Größe ein Recht dazu hatte. Benedikt grinste. Leonora hatte keine Chance und er lachte laut auf, als der Sukkubus unter Attilas Masse verschwand. Das Lachen erstarb ihm jedoch im Hals, als sich die Arme seines Vollstreckers nicht wie erwartet um die schlanke Frau schlossen. Er stand lediglich erstarrt da, Leonora zwischen seinen ausgestreckten Armen. Einen Herzschlag später fiel der Hüne wie ein gefällter Baum.

Benedikts Augen weiteten sich. „Was zum ... Attila?"

Leonora stand über seinem Vollstrecker, ein blutiges Stilett in der Hand. Das andere ragte unter dem verspiegelten Helm hervor. Sie hatte die Waffe durch Unterkiefer und Gaumen bis ins Gehirn getrieben.

Attila war tot.

Sein langjähriger Kamerad, sein Waffenbruder, war tot ...

Leonora ging auf ein Knie nieder, befreite ihr Stilett und schenkte Benedikt die Art Grinsen, die er normalerweise seinen Opfern zeigte – dann explodierte sie förmlich auf ihn zu.

Benedikt fluchte und drückte den Knopf für das C-37. 


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Hmm.

Ich würde mal sagen: Go Nora!

Lass den Drachen raus!

Da sich ja alles immer mehr zuspitzt und ich mir gut vorstellen kann, das ihr alle auf glühenden Kohlen sitzt, habe ich mich entschlossen die Update-Rate etwas anzukurbeln.

Daher dürft ihr euch Mitte der Woche auf noch ein Kapitel freuen. =)

Auch nochmal ein fettes Dankeschön an alle, die ihre Bücher und Bad-Guy Vorschläge mit mir geteilt haben. Das sollte mir viel Lese-material geben. Trinity_for_Infiity hat auch seine auf ARCHETYPE bezogene Playlist mit mir geteilt und der Song in diesem Kapitel ist von ihm. Wenn ihr auch Lieder habt, die ihr euch zu Archetype anhört oder von denen ihr denkt, dass sie zum Buch oder den Charakteren passen, würde ich mich freuen davon zu hören. 

Mir gehen nämlich langsam die Song-Ideen aus. xD

Bis Mittwoch oder spätestens Donnerstag!

M.



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