Bäng-Bäng
Benedikts Gesicht verzog sich zur grinsenden Fratze eines der Hölle verfallenen Engels, als der Archetype erst auf die Knie und dann auf beide Hände niederging. Alles verlief nach Plan. Sogar die schwarzen Auswucherungen, der Nukleus von Anskars Wesen, erlahmten und zogen sich in ihren Käfig aus Fleisch zurück – fast wie eine Bestie, die widerwillig in ihren Käfig zurück kroch.
Trotz allem kam es einem Wunder gleich, dass der Archetype noch bei Bewusstsein war. Man hatte das Valium 10 speziell für die Jagt auf die größten Monster geschaffen, die Chimära hervorgebracht hatte. Dank der speziellen Natur der Chemikalie war es sogar äußerst effektiv gegen Regeneratoren mit ihrem beschleunigten Metabolismus. Bei allem was Recht war, hätte er bereits bewusstlos sein sollen, doch dem war nicht so – und Benedikt war dankbar dafür. Er wollte dies. Wollte dieses Ding leiden sehen. Wollte ihm zeigen, dass all seine Kraft nichts war im Vergleich zu der seinen.
Macht ...
Es gab nichts Erregenderes auf der Welt – außer natürlich dem Leid, das man anderen damit zufügen konnte. Benedikt sog den Moment in sich auf, lachte, als sich die Augen des kleinen Wartungstechnikers ungläubig hinter den Gläsern seiner dicken Brille weiteten, als er von der Biowaffe wegtaumelte. Der Wichtel stammelte immer wieder, „Skar? Skar?"
Leonora gurgelte den Namen ihres Beschützers ebenfalls und Benedikts Hand schloss sich fester um den Hals seiner Gefangenen. „Ah-ah-ah, Baby. Schön bei der Sache bleiben, das gehört alles zum Plan." Er drückte seine Hüfte fordernd gegen sie. „Mach weiter und sei schön vorsichtig. Wir wollen doch nicht, dass du auf dumme Gedanken kommst und ich dir dein Hirn rausblasen muss."
Das Schluchzen des Sukkubus war wie Musik in Benedikts Ohren. Aller Widerstand wich aus ihr und sie ließ den Kopf hängen, als ihre zitternden Finger sich den Weg zum liebsten Teil seiner Anatomie bahnten. Benedikt stöhnte ihr ins Ohr. „Gut so ... Schön vorsichtig, wie damals bei unserer ersten Nacht, sonst muss ich dich und vor allem deine Liebsten bestrafen."
„Anskar! Bei allem was heilig ist, steh wieder auf!", kreischte der Wartungstechniker, als er versuchte dem Archetypen wieder auf die Beine zu helfen, jedoch ohne Erfolg.
Benedikt grinste. Es war ein Zeugnis der Widerstandsfähigkeit der Bio-Waffe, dass er noch immer nicht ohnmächtig war, doch es würde ihrer aller Demütigung nur umso grausamer und für ihn damit erregender machen. Das Ding sollte sehen, zu was er Leonora zwang, sollte sehen, dass er seine Liebe nicht beschützen konnte.
Ein weiteres Schluchzen entkam dem Sukkubus, als Benedikt sie zwang Anskar anzusehen. „Das gefällt dir, nicht war? Ist ganz wie damals in Walhalla. Nein ... Nein, das hier ist besser. Damals waren unsere einzigen Zuschauer meine Kameras – doch hier ... hier sehen uns deine Freunde. Hier sieht uns dein Spielzeug. Vielleicht sollte ich eine Ausnahme machen und mich dazu herablassen dich vor ihm zu ficken, was denkst—"
Ein wutentbrannter Schrei ließ Benedikt zusammenzucken und sein Blick wandte sich Anskar zu. Der bodenlose Hass, den er in den Augen des Archetypen sah, rief mit einem Mal vehemente Zweifel an seinem Plan hervor. Die Hand der Biowaffe schloss sich um den Griff seiner Axt und entgegen aller Wahrscheinlichkeit, kämpfte er sich mit Hilfe des Wartungstechnikers auf ein Knie hoch.
Benedikts Mund wurde trocken und er wich instinktiv zurück, zog Leonora mit sich. „Adolf? Adolf! Verpass ihm noch eine Ladung, wenn er auf die Beine—" Anskar stemmte sich hoch – und fiel erneut in den Matsch, als Theodor ihn loslassen musste, um sich zwischen den großen Mann und die erneut heranrückenden Aspiranten zu stellen. Benedikt atmete erleichtert auf. „Ah, vergiss es. Da liegt er wieder."
Das gute dutzend Aspiranten näherten sich den beiden wie eine Meute Hyänen. Feigheit und Mordlust leuchtete in ihren Augen. „Bleibt weg!" kreischte Theodor. „Bleibt weg, oder sonst ..." Er ließ seinen Schockschlagstock als Drohung mehrmals durch die Luft zischen, jedoch mit wenig Erfolg.
Benedikt gestattete sich ein überhebliches Lächeln.
„Skar!", rief der schmächtige Wartungstechniker, als die Gruppe der Männer nur noch wenige Schritte entfernt war. „Bei meinem Bolzenschneider, steh auf! Ich ... Ich schaff das nicht allein!"
Wenn der Archetype ihn hörte, so zeigte er dies nicht. Die ganze Aufmerksamkeit der menschlichen Bio-Waffe schien auf Benedikt gerichtet, das Gesicht eine vor Hass fast wahnsinnige Fratze. Der Zorn, den der Exilant in den Augen des großen Mannes sah war bodenlos – was Benedikts Lust ins grenzenlose steigerte. Die Aspiranten waren nur noch wenige Schritte entfernt und Theodor schwang seinen Schockschlagstock abwehrend durch die Luft – ein Welpe, der einen Löwen verteidigte.
„Skar!", rief Theodor.
„Skar", versuchte Leonora an dem Lauf in ihrem Mund vorbei zu nuscheln.
Benedikt lachte und pumpte seine Hüfte gegen ihre Hand.
Sein Höhepunkt war nah ...
Dann ging alles zum Teufel.
Der Archetype stieß einen so bestialischen Schrei aus, dass die Aspiranten innehielten und dann vor Schreck zurücktaumelten, als der große Mann aufsprang. Schwarze Fangarme waren aus seinem Fleisch gebrochen, züngelten um ihn herum wie eine Korona aus Schatten und stabilisierten ihn, als er mit der Axt in der Hand auf Benedikt zu taumelte. Seine Augen waren schwarze Gruben, das Gesicht so von Zorn verzerrt, dass es nichts Menschliches mehr enthielt.
„Verdammte Scheiße. Adolf! Knall ihn ab! Adolf!", kreischte Benedikt. „Schieß Adolf! Schieß verdammt noch mal!" Sein Blick wanderte zum Rand des Daches und dank seiner noch immer hyperaktiven Sinne konnte er schnell das charakteristische Luftwabern der Tarntechnologie ausmachen. „Jetzt Adolf! Jetzt!"
Einen Herzschlag später erfüllte das Brüllen einer Auto-Kanone die Luft. Benedikts Augen weiteten sich, als ein Kugelhagel in die Aspiranten fuhr und die Männer regelrecht zerfetzte. Körper und Teile davon wurden in blutigen Eruptionen durch die Luft geschleudert und Querschläger pfiffen wütenden Hornissen gleich umher.
„Was zum—", schrie Benedikt. „Das Betäubungsgewehr, Adolf! Bist du verrückt geworden?"
Er wusste, dass er falsch lag noch bevor die Worte seinen Mund verließen. Wer auch immer da schoss, es war garantiert nicht sein Kamerad. Adolf hatte keine Mini-Kanone und würde erst Recht nicht so beiläufig von dem über sechs Meter hohem Flachdach in die Leere treten. Die durchsichtige Gestalt fiel und landete mit der Eleganz eines Felsbrockens, feuerte jedoch ununterbrochen. Zuerst dachte Benedikt, dass sie es mit einem Verbündeten der drei, vielleicht sogar dieser Schlampe Hel zu tun hatten, dann jedoch erfasste der Kugelstrom den Archetypen. Der große Mann wurde von den Beinen gerissen, als eine kontinuierliche Salve über seinen Rücken strich und ihn in einer Wolke seines eigenen Blutes meterweit nach vorne schleuderte. Der kleine Wartungstechniker wurde ebenfalls getroffen und schrie auf, als er über den Rand eines der Gülle-Becken flog, wo er schlaff über das Eis schlitterte und dabei eine rote Spur hinterließ.
Benedikt versuchte noch immer, Sinn aus dem zu machen was er sah, als einer der Querschläger Leonora in die Brust traf. Sie schrie auf und die Hand des Sukkubus versteifte sich fast schmerzhaft um sein Glied – was ihn zu einem berauschenden Höhepunkt führte.
Und was für ein Höhepunkt es war ...
Der Orgasmus erschütterte seine Welt noch mehr als es das Kanonenfeuer tat und er konnte nicht anders als seine Augen in Wonne zu verdrehen, erst Recht als er spürte, wie das Leben aus Leonora wich und sie in seinem Griff erschlaffte. Sie wäre gefallen, hätte er sie nicht weiterhin aufrecht gehalten. Erregung und Angst rangen in Benedikt um Vorherrschaft. Eine weitere Kugel traf Leonora und der Sukkubus erschlaffte vollends. Eine schreckliche Verschwendung, doch wenigstens konnte sie ihm noch als Schild von Nutzen sein. Er nahm den Revolver aus ihrem Mund, legte auf seinen neuen Gegner an – und seine Welt verwandelte sich in einen einzigen, orgastischen Schmerz.
Leonora schmetterte ihren Hinterkopf gegen Benedikts Nase, die mit einem widerlichen Knacken brach. Tränen schossen dem Exilant in die Augen, doch der Schmerz potenzierte seinen Höhepunkt nur. Dann schloss sich die Hand des Sukkubus um das liebste Teil seiner Anatomie und ihre stahlharten, zu rasiermesserschärfe gefeilten Fingernägel gruben sich in sein pochendes Fleisch. Schmerz-Wonne. Wonne-Schmerz. Benedikt konnte keinen Unterschied mehr zwischen den beiden Sinneseindrücken spüren.
Leonora drehte sich von ihm weg und Benedikt spürte ein schreckliches Ziehen, was ihn reflexartig dazu brachte den Abzug seiner Magnum zu betätigen. Der schwere Revolver bockte in seiner Hand und Leonora wurde zur Seite gerissen, schaffte es jedoch noch, ihm die Waffe mit einem Tritt aus der Hand zu fegen. Die Wand in seinem Rücken bremste Benedikts Fall und er stöhnte, als seine zitternden Finger nach dem Injektionsschalter für das C-37 reichten.
Ein Sturzbach aus heißem Blut schoss aus seiner Nase als er nuschelte, „Dash wirsht du büschen!"
Leonora fuhr herum und warf etwas in sein Gesicht.
Reflexartig gingen beide Hände hoch um seine Augen zu schützen, doch er war zu langsam und etwas Feuchtes und Warmes klatschte ihm gegen die Lippen. Das Etwas fiel zu Boden und ungewollt starrte Benedikt darauf: vor ihm lag seine abgerissene Männlichkeit wie ein toter, schlaffer Wurm.
„Lutsch das", zischte Leonora.
Die Wonne war mit einem Mal verschwunden und ließ nur den Schmerz. Benedikt fing gellend an zu schreien, als er mit weit aufgerissenen Augen auf das liebste Stück seines Körpers starrte, welches vor ihm im Schnee dampfte. Er reagierte nicht einmal, als Leonora mit zitternder Hand nach seinem Revolver griff. Hexenfeuer loderte in ihren grünen Augen, als sie die schwere Waffe aufhob und auf ihn richtete.
„Lutsch das ..."
Sie drückte ab, dass Donnern der Waffe unglaublich laut in der Stille, die sich über den Hinterhof gelegt hatte. Der schwarze Körperpanzer des Thorianers war eine ausgezeichnete Rüstung, doch selbst die Keramitplatten hatten den aus nächster Nähe abgeschossenen .500 S&W Magnum Geschossen wenig entgegenzusetzen. Die erste Kugel vernichtete, was von Benedikts Männlichkeit noch geblieben war. Die nächsten zwei zerschmetterten seine Hüfte und zerrissen seine Eingeweide. Der Schmerz alleine wäre genug gewesen einen normalen Mann zu töten, doch die Kampfdrogen in Benedikts System hielten in bei Bewusstsein. Leonora ging einen taumelnden Schritt auf den Exilant zu und richtete die Waffe auf sein Gesicht. Der Lauf schien Benedikt so tief und dunkel wie ein Eisenbahntunnel. Zähne brachen und splitterten, als Leonora ihm den heißen Lauf der Magnum in den Mund rammte.
Sie flüsterte einmal mehr „Lutsch das" und drückte ab.
***
Benedikts Schädel explodierte wie unter dem Hieb eines Vorschlaghammers. Leonora drückte erneut ab – die Waffe klickte leer – sie drückte noch ein zweites, dann ein drittes Mal ab. Tränen liefen über ihre Wangen, dampfend heiß in der kalten Luft. Sie betätigte den Abzug ein viertes, dann ein fünftes Mal.
Klick-Klick-Klick-Klick-Klick.
Letztendlich ließ sie die Waffe einfach los. Sie fiel in den Schnee und der heiße Lauf zischte und rauchte kurz in der blutigen Suppe. Benedikt war tot. Der Alptraum, der sie all die Jahre verfolgt hatte, war nicht mehr. Sie hatte sich ihre Würde zurückgeholt.
„No... No...ra"
Anskars Stimme.
Der Sukkubus fuhr herum – und knickte ein. Ihr rechter Arm war taub, hing schlaff herab. Die Rippen ihrer linken Seite brannten wie Feuer und sie konnte heißes Blut fühlen, das über Bauch und Brustkorb floss.
„Nora."
Sie blickte auf, kämpfte gegen die pulsierende Dunkelheit an, die immer mehr von ihrer Welt fraß. „Skar ..."
Ihr Liebhaber kroch auf sie zu, die Augen starr auf sie gerichtet, während sich ein Strom schwarzen Blutes aus seinem Mund ergoss. Dann sah sie den Geist, der sich auf ihren Liebhaber zubewegte. Das Wabern in der Luft flackerte kurz und erlosch, um einen Alptraum zu enthüllen, der langsam durch das Meer aus Toten schritt. Die Welt pochte einmal mehr und Dunkelheit legte sich über sie.
Das Letzte was Leonora sah, waren zwei kalte, leblose Kameraaugen.
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Ok. Handhoch.
Wer von euch hatte eine so ähnliche Reaktion, als Leonora ihre Rache an Benedikt nahm?
Fragt sich nur, was diese Rache alles gekostet hat...
Am nächsten Wochenende geht es dann weiter.
Bis bald!
M.
PS: Vielleicht schaffe ich es auch zur Mitte der Woche hin schon ein kleineres Update online zu stellen (damit ihr mir vor Spannung nicht umkommt). Ich garantiere aber nichts, da wieder mal viel los ist bei mir. :/
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