Bad Moon Rising

Hel grinste von Ohr zu Ohr, als die kleinen Wunderartefakte aus den Tagen vor der Götterdämmerung mit dumpfen Knacken explodierten und sich drei flimmernde Schockwellen in überlappendem Radius ausbreiteten. Selbst hier, in ihrem fast einem halben Kilometer Meter entfernten Wachturm, konnte man das charakteristische Wabern in der Luft sehen.

Wie die Wellen von ins Wasser geworfenen Steinen ...

„Und? Hat es geklappt?" fragte Gretchen und streckte sich auf ihre Zehen, um besser über die Befestigungsmauer aus alten Autowracks und betongefüllten Reifen spähen zu können.

„Hoffen wir es mal", flüsterte die Elfe und streichelte den Abzug ihres Kaliber .50 Scharfschützengewehrs.

Es war ausgesprochenes Glück, dass sie und ihre Männer im Anbetracht des zu erwartenden Ärgers mit dem Orden vorsorglich ein paar EMP-Granaten mitgenommen hatten. Der elektromagnetische Puls den diese Babys aussanden konnte einem Teutonen so richtig den Tag versauen. Ausgesprochen selten und wertvoll in den richtigen Händen, jedoch nutzlos gegen lebende Ziele, waren sie ungemein effektiv gegen jedwede Technik – was kybernetisch modifizierte Untote hoffentlich mit einschloss.

Hel grinste. Bei Kalis Titten, ein echter Cyberzombie!

All das Gebrabbel von Theodor hatte Sinn ergeben, als sie die Wärmesignatur des Kriegscyborgs durch das Zielfernrohr ihres stark modifizierten PGM Hécate III Scharfschützengewehrs ausgemacht hatte. Die Mordmaschinen aus den Tagen vor der Götterdämmerung waren heutzutage seltener als Greise, die noch alle Zähne hatten. Finstere Wunder aus der Alten Welt und gemeingefährlich, jedoch oft mit unbezahlbarem Wissen in ihren Datenbanken. Ob sich wohl der Standort eines gewissen Archen-Superbunkers namens Walhalla 23 darin befand? Sie musste Theodor wirklich noch genauer über diesen kleinen Fakt ausquetschen – falls er die Nacht überlebte.

Die Elfe grinste noch breiter und presste den Schaft des über zehn Kilo schweren Scharfschützengewehrs fest gegen ihre Schulter und zoomte auf den Kriegscyborg heran. Das Monstrum hatte seinen Umhang abgeworfen und etwas, dass wie ein Geschützarm aussah, entfaltete sich. Die drei Wachmänner am Tor hechteten in Deckung und Hels Herzschlag beschleunigte sich, als sie gierig darauf wartete die Waffe in Aktion zu sehen. Ihre gespaltene Zunge schoss vor, leckte sich über die Oberlippe – die eine Zungenhälfte nach links, die andere nach rechts – und legte auf das Waffenarmschultergelenk des Kriegscyborgs an. Sie nahm Druck auf dem Abzug auf – und stöhnte enttäuscht auf, als der Cyberzombie einfach erstarrte und dann stocksteif umkippte.

Fuck.

Sie gönnte sich ein kurzes Schmollen. Die EMP-Granaten hatten sich als effektiver als erwartet herausgestellt. Leider. Es würde wohl keine epische Auseinandersetzung mit der Mordmaschine geben, keine Orgie aus Blut und Tod und Chaos. Alles nur Vögeln ohne Orgasmus, eine echte Enttäuschung. Wenn überhaupt schienen die einzigen Leichen, an denen sich die Götter des Todes heute laben durften, die von Raben zu sein. Der kleine Schwarm der sich am Tor gesammelt hatte fiel ringsherum vom Himmel. Etwas daran kam Hel mehr als seltsam vor, doch sie hatte nur einen Herzschlag Zeit sich darüber zu wundern, bevor ihr ganzer, wohlausgeklügelter Rettungsplan gänzlich zum Teufel ging.

Ka-rack!

Hel sah die Detonation durch ihr Zielfernrohr bevor der Schall sie erreichte. Eine dumpfe Explosion und der Kopf der verhüllten Figur, die den Cyborg begleitet hatte, wurde von einer Wolke Blut und Gehirnmasse ersetzt. Die Figur hielt sich noch einen Moment auf den Beinen, strauchelte und fiel vorneüber in den Schnee, rührte sich nicht mehr.

Hel blinzelte. „Oh-Oh..."

Gretchens winterblaue Augen richteten sich auf die Elfe, ihr Tonfall mehr als nur ein bisschen alarmiert. „Oh-Oh? Was soll das heißen: Oh-Oh?" Sie fuchtelte mit ihrem Fernglas herum, fluchte und streckte sich, um über die Brüstung sehen zu können. „Mein Hund hat immer geschaut wie du, wenn er mir in die Bude geschissen hat! Was zur Hölle ist passiert? Hat der Plan geklappt oder nicht?"

„Ja ... und nein", gestand Hel zögerlich, ihr nachtschwarzes Auge noch immer am Zielfernrohr. „Die gute Nachricht ist: Der Cyberbubi ist down. Besser du schickst schnell den Rest der Jungs los, wer weiß wie lange dieses Dinge ohne das Befriedigungshalsband liegen bleibt."

Gretchen fuhr herum und griff nach dem Wandtelefon, dass sie mit den Baracken am Tor verband. „Und die schlechte Nachricht?"

Hel schnitt eine Grimasse. „Ich glaube unser Freund Anskar – oder wer immer das unter dem Umhang war – hatte ein Sklavenhalsband um und ... nun ja ... hat den Kopf verloren." Hel machte eine Art Quetschbewegung mit ihrer Linken. „Plop. Hat ne riesige Sauerei gemacht. Wie beim Ausdrücken eines besonders prallen Pickels."

Gretchen gaffte sie einen Moment lang nur an, bevor sie herum fuhr und gegen die Wand trat. „Nuke-Shit! Was? Nein, nicht du", keifte sie ins Telefon. „Der Kriegscyborg ist down, setzt eure Ärsche in Bewegung und stellt sicher, dass das auch verdammt nochmal so bleibt." Sie hämmerte den Hörer auf die Gabel. Fluchte erneut und gab der Wand einen weiteren Tritt, um das Maß vollzumachen.

Hel nahm das ganze gelassen hin. Wie hieß es so schön: Selbst die besten Pläne von Mäusen und Menschen gingen oftmals daneben und noch war die Identität des Toten ja noch nicht bestätigt. Sie konzentrierte sich wieder auf das kleine Drama das sie angezettelt hatte und reduzierte den Zoom ihres Zielfernrohrs, behielt aber den Cyberzombie im Blick. Sekunden später stürmten gut zwei dutzend schwer bewaffnete Männer – ihre Disciples, Roughnecks, sowie mehrere Torwächter – über die Brücke auf die zwei reglos daliegenden Gestalten zu. Sie ignorierten den Toten vorerst und machten sich sofort mit allerlei Werkzeugen daran den Cyberzombie zu demontieren und somit außer Gefecht zu setzen – nur für den Fall, dass das Befriedigungshalsband keine Wirkung zeigte. Der Rest der Krieger verteilte sich und richtete ihre Waffen auf die brütenden Ruinen. Es war fast Winter und mit all dem was gerade vorging, wäre es der Nachtbrut mehr als zuzutrauen die Gunst der Stunde zu nutzen, um einen kleinen Angriff auf das Tor zu starten.

Gretchen gesellte sich wieder zu Hel, fluchte und streckte sich, um über den Rand der Brüstung sehen zu können. „Sattler wird uns den Kopf abreißen wenn er hört, dass wir die Rettung verpatzt haben – ganz zu schweigen von meinem ... ähm ... ich meine diesem Theodor. Bist du sicher, dass das da unten Anskar war?"

Hel hob und senkte langsam die Schultern. „Nicht wirklich. Die Größe passt – oder wohl eher ‚passte' – doch ohne ihn uns genauer anzusehen bist du genauso klug wie ich. Fakt ist, dass wir da unten einen Cyberzombie haben und im Anbetracht dessen wie selten die Mordmaschinen sind, liegt der Verdacht wohl nahe."

Gretchen schüttelte den Kopf. „Hat Theodor gesagt, warum dieses Ding sie angegriffen hat?"

Hel grinste innerlich. Hatte er. In der Tat hatte er sehr viele Interessante Dinge zu berichten gewusst, Dinge, die sich als äußerst wertvoll erweisen mochten. Sie zuckte die Schultern. „Da bin ich überfragt. So wie es aussieht hat eine kleine Armee von Anwärtern des Teutonenordens sie zuerst angegriffen und dieses Ding hat ihnen entweder den Fang vor der Nase weggeschnappt oder wurde als Schläger angeheuert und hat den Orden dann verraten."

Gretchen sah sie skeptisch an. „Der Orden einen Cyberzombie anheuern? Ach komm schon."

„Glaubhafte Abstreitbarkeit."

„Was?"

„Glaubhafte Abstreitbarkeit. Gerade weil niemand es glauben würde, dass der gute alte Gaut einen Veränderten anheuert, wäre es die perfekte Waffe. Aber wenn du mich fragst, war es wohl eher der Orden, der geplant hatte den Cyberzombie als Sündenbock hinzustellen, nur dass der Blechmann den Spieß umgedreht hat." Hel beschloss, ihr kleines Lügennetzt noch etwas aufzubauschen. „Was denkst du wo wir die EMP Granaten gefunden haben? Die drei Ordenssoldaten, die den ganzen Haufen angeführt haben, waren geradezu überladen mit High-Tech Waffen und Ausrüstung. Diese Schwanzlutscher hatten Zeug, das noch nicht einmal ich gesehen habe."

Die Zwergin spuckte beim Namen des Vikars auf dem Boden. „Nuke-Shit ... Was zur Hölle wollte der Orden überhaupt mit den drei?"

Hel grinste in sich hinein. Und schon war Gretchen auf ihrer Seite. Die besten Lügen bestanden noch immer zu 80% aus der Wahrheit. „Wer weiß", sagte sie. „Vielleicht wollten unsere fanatischen Freunde die zukünftigen Helden von Waagen auf ihre Seite ziehen und haben nicht mit der Ablehnung umgehen können. Vielleicht haben sie erfahren, dass es sich bei ihnen um Veränderte handelte und wollten ein Exempel statuieren. Wäre nicht das erste Mal ... Bei Kahlis Titten, es kann sogar sein, dass ich sie in diese Scheiße geritten habe. Schließlich waren sie mit mir unterwegs als Fürchtegott und ich unser romantisches Stelldichein hatten."

Gretchen runzelte die Stirn. „Denkst du wirklich, dass der Orden so dreist wäre?"

„Ha! Du hättest mal hören sollen was der gute Vikar am Hafen so alles zu sagen hatte. Fuck me, ich hatte Sattlers Roughnecks dabei und trotzdem hätte Bethlehem mich und meine Jungs wohl zu Flecken am Boden verwandelt, wenn meine Geschäftspartner nicht den größeren Schwanz gehabt und auf den Tisch gelegt hätten. Gibt einem zu denken, nicht wahr? Wenn der Orden am hellen Tag einer Truppe von Sattlers Jungs nicht nur die Stirn bietet, sondern kurz daraufhin geehrte Gäste des Grafen attackiert." Hel stieß ein bitteres Lachen aus. „Eines kann ich dir sagen: Uns stehen interessante Zeiten bevor."

Gretchen sah sehr unglücklich drein. „Auch wenn das alles stimmt, welche Rolle spielt der Cyberzombie in all dem? Warum sollte er die beiden entführen?"

„Da bin ich überfragt. Vielleicht versucht er so an das Kopfgeld für den Greifenbastard ranzukommen. Ich bin viel mehr daran interessiert, wo Leonora abgeblieben ist."

„Wenn sie noch lebt, werden wir sie finden, darauf kannst du dich verlassen." Gretchen räusperte sich. „Wegen diesem ... was war sein Name Leo? Theo? Ist er schwer verletzt? Wird er durchkommen?"

Irgendetwas in der Stimme der Zwergin ließ Hel aufhören. Es war nicht sosehr Sorge, als das augenscheinliche Desinteresse. Es passte nicht. Wirkte zu professionell. Zu kühl. Zu gestellt. Fast so, als ob Gretchen etwas zu verbergen hätte. Hels weibliche Intuition vibrierte geradezu.

„Er wurde schwer verwundet", sagte Hel nach absichtlich langem Schweigen. „Mehrere Schussverletzungen, davon einer ein Bauchschuss und so wie es aussieht hat er ein Bad in einer Kloake genommen – ich muss dir ja nicht sagen, was das alles bedeutet."

Gretchen nickte knapp, fast gleichgültig, der Rest ihres Körpers jedoch erzählte eine andere Geschichte. Ein verräterisches Zucken der Hand, die Gesichtszüge rigide wie bei jemand der Schmerzen litt, es aber nicht zeigen wollte. Sie hatte sogar den Atem angehalten.

Hel machte sich einen geistigen Vermerkt, dass Gretchen vermutlich ein beschissener Pokerspieler war und dass ihr wohl mehr an dem kleinen Wartungstechniker lag, als sie zugeben wollte. Sie grinste in sich hinein. Informationen wie diese konnten sich als nützlich erweisen.

Für einen Moment wollte Hel es dabei belassen und wandte sich wieder dem Zielfernrohr zu, sagte dann jedoch, „Der Kleine ist zäher als er aussieht – er wird schon ... Warte mal ... Ich glaube sie haben ihn. Jep. Zwei Daumen hoch. Das Halsband funktioniert. Wir haben den Hirnfresser."

Gretchen blies erleichtern ihre Wangen aus. „Ich hätte nie gedacht, dass wir für das Befriedigungshalsband noch einmal Verwendung haben würden", begann sie, ihre Stimme noch immer angespannt. „Muss über zehn Jahre her sein, dass wir einen Gefangenen mit kybernetischen Modifikationen hatten."

„Wie heißt es so schön, besser haben und nicht brauchen, als haben—" Hel stockte. „Was zum ...?"

Hatte sich da etwas unter dem Umhang des Toten bewegt?

Gretchen fluchte unterdrückt und spähte über die Balustrade. „Nachtbrut?"

„Nein, aber ... da bewegt sich irgendwas unter dem Umhang unseres kopflosen Freundes." Sie änderte eine Einstellung am Zielfernrohr und das computeroptimierte Bild sprang heran. Kein Zweifel, irgendetwas ging unter dem Umhang vor. „Kalis Titten – sieht aus wie ein Sack sich windender Schlangen."

Einer der Roughnecks bemerkte die Bewegungen ebenfalls und schnappte sich einen seiner Kameraden. Beide gingen mit ihren Maschinengewehren im Anschlag auf die niedergestreckte Gestalt zu. In einer Stadt wie Waagen gehörte das Ungewöhnliche zum Alltag, doch sogar hier war es ausgesprochen bizarr wenn sich kopflose Körper noch rührten. Ein Arm schoss plötzlich unter dem Umhang hervor und Hel vergrößerte den Zoom-Faktor. Details sprangen ihr förmlich ins Gesicht: purpurner Stoff, Pelz, ein Hemd mit ... Rüschen? Das Material spannte sich, riss, platzte um graue, mit Narben übersäte Haut zu enthüllen, wie sie sie nur einmal gesehen hatte. Anskar ... er war es also wirklich. Etwas bewegte sich unter dem Fleisch, streckte und spannte sich, bereit hervorzubrechen.

„Charon's mercy ...", flüsterte Hel, ihre Stimme belegt, ihr Mund mit einem mal seltsam trocken.

„Was? Was ist?" fragte Gretchen, streckte sich und blickte aufgebracht über die Brüstung. „Kommt der Cyborg zu sich?"

„Nein, aber—"

Hel stieß ein leises Keuchen aus, als Anskars gepeinigte Haut mit einem Mal nachgab. Blut spritzte auf den hartgetretenen Schnee und schwarze Tentakel quollen hervor wie Gedärme aus einer eitrigen Bauchwunde. Der Arm, nunmehr eine sich windende Masse aus Dunkelheit, zog sich einen Moment später wieder unter den Umhang zurück. Die beiden Roughnecks hatten jedoch genug gesehen, legten an und feuerten. Kugeln hämmerten in den Umhang, das Stakkato der Maschinengewehre halb verloren im Rauschen des Flusses. Hel konnte ihnen die Reaktion nach dem Anblick nicht einmal verdenken. Der Rest des Rettungsteams fuhr alarmiert herum, Waffen und Werkzeuge im Anschlag.

Gretchen hüpfte auf und ab. „Was zur Hölle geht da drüben vor sich? Sprich mit mir Hel!"

Das Maschinengewehrfeuer erstarb, beide Magazine vermutlich leergeschossen. Hel richtete ihr Fadenkreuz auf das Bündel blutigen Stoffs. Nichts bewegte sich mehr unter dem Umhang, doch ein in zahllosen Konflikten geschärfter Sinn sagte ihr, dass dieses Spiel noch nicht vorbei war. Oh nein. Etwas Schreckliches war im Begriff zu geschehen. Sie konnte es fast schmecken, konnte spüren, wie die Sense des Schnitters zum Schlag ausholte.

Ihre gespaltene Zunge schoss vor, leckte sich über die Lippen, ihr Herzschlag ungewöhnlich laut in ihren Ohren, ihr Atem schnell, erregt. Sie spürte geradezu wie die Götter des Abgrunds ihre Augen öffneten, um auf die Welt zu blicken. Über ein Dutzend schwer bewaffneter Männer traten zögerlich mit ihren Waffen im Anschlag an den Gefallenen heran. Hels Atem stockte. Bewegte sich da etwas unter dem dunklen Stoff oder spielte ihr das Licht der Scheinwerfer, die sich alle auf den Leichnam gerichtet hatten einen Streich?

Ihre Finger huschten über die Einstellungen des Zielfernrohrs und sie wechselte auf Wärmebild. Ein Flackern und die Welt aus scharfen Formen verwandelte sich in eine aus schwarz und blau, die von glühenden Geistern durchwandert wurde. Ihre Augen weiteten sich. Etwas bewegte sich tatsächlich unter dem Umhang – und es war definitiv nicht menschlich. Sie wechselte auf normale Ansicht zurück und wollte Gretchen gerade eine Warnung zurufen, als einer der Roughnecks herantrat und den Umhang beiseite riss. Der Mann starb so schnell, dass Hel sich nicht sicher war wie genau es passierte. Einen Moment trug er seinen Kopf auf den Schultern und im nächsten war es weg. Ein roter Sprühregen ergoss sich in die kalte Nachtluft. Schreie erfüllten die Luft.

„Was zum Teufel?!", fluchte Gretchen und hüpfte, um besser sehen zu können. „Was geht da vor, Elf?"

Hel brachte keinen Laut hervor, sprachlos zum ersten Mal seit vielen Jahren.

Eine vage humanoide Gestalt mit Armen und Beinen aus sich windender, peitschender Dunkelheit erhob sich geradezu verächtlich langsam. Die Kreatur hatte keinen Kopf, doch ein wahrlich furchterregender Schlund reichte vom Hals bis zum Bauchnabel. Der Kern des Wesens war ein Nukleus aus absoluter Dunkelheit: schwarz wie die Finsternis zwischen den Sternen. Die Welt füllte sich mit dem Hämmern ihres Herzens. Ein tief im Unterbewusstsein vergrabenes Grauen der menschlichen Seele erhob sein hässliches Haupt aus dem Schlick der Urängste und grinste die Welt an.

Der Anblick lähmte die Männer und Frauen dort unten, allesamt Kämpfer, deren Mut und Entschlossenheit in zahllosen Konflikten unter Beweis gestellt worden war. Selbst Hel wagte es keinen Muskel zu bewegen. Niemand wagte es – der Urinstinkt von Beute im Angesicht eines Raubtiers. Sie alle starrten nur, als sich ein dicker Tentakel aus dem blutigen Nackenstumpf schob und sich um den Knöchel des toten Roughnecks schlang. Mit weit aufgerissenen Augen wurde Hel Zeuge wie das Ding den Körper in die Luft hob, sich zurücklehnte und ihn dann gleich einem gewaltigen Leckerbissen in seinem Schlund verschwinden ließ. Der Anblick hatte etwas zutiefst Surreales an sich. Es musste nicht einmal kauen, sondern verschlang den Toten am Stück, mehr wie ein schwarzes Loch in der Welt, als ein lebendes Wesen.

Gretchen verlor letztendlich die Geduld, packte die Elfe und zog sie zu sich herunter. Hel war so überrascht, dass sie es einfach geschehen ließ. „Was geht da vor sich, Elf? Sprich mit mir, sonst beiße ich dir die Nase ab!"

Schreie und Gewehrfeuer ließ sie beide herumfahren.

„Monster", brachte Hel letztendlich hervor.

„Verfickte Scheiße!" fluchte Gretchen und eilte zum Telefon. „Ist es der Cyborg? Die Nachtbrut?"

Hel zog das Hécate III wieder an ihre Schulter und spähte durch das Zielfernrohr. „Nein, das hier ist etwas weit schlimmeres."

Sie stockte, als sie eine doch recht unerwartete Szene durch das Zielfernrohr ansprang. Scheinbar hatte sie gelogen – wenngleich auch unabsichtlich. Wie es schien war die Nachtbrut ebenfalls zum Spielen aufgetaucht ...



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Hmm.

Es sieht ja grade nicht so gut aus... 

Mal wieder ein Beweis, dass es keine gute Idee ist den Kopf zu verlieren ... 😟

Hoffen wir mal auf das Beste.

Ach ja, und für die, die sich immer gefragt haben wie Hels Zunge aussieht...

Im Übrigen hab ich auch ein kleines Weihnachtsgeschenk für euch, das ich plane am Weihnachtsmorgen hochzuladen (Mittwoch, der 25te). Ich bin noch immer nicht ganz sicher, ob es eine Kurzgeschichte sein soll, dich ich eigentlich ursprunglich als Prolog für Buch 2 geplant hatte oder "nur" ein extra Kapitel, aber es sind ja noch ein paar Tage hin.

Schönen 4ten Advent noch und bis bald!

M.


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