▸ weiß.

Schreibübung bei einem Workshop, entstanden in
15-20 Minuten. Nicht überarbeitet, kaum geplottet
oder ausgeführt. 696 Wörter.

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Weiß. Alles ist weiß. Nur ich weiß nichts. In meinem Kopf pocht es leicht nach, ein verebbendes Klopfen als hätte ich vor wenigen Minuten intensive Schmerzen in meinen Schläfen gehabt. Erinnern kann ich mich nicht. An nichts. Nicht einmal meinen Namen, meine Herkunft, gar nichts. Die Grundbegriffe sind klar: Raum ist das, wo ich bin. Weiß ist die Farbe um mich herum. Aber woher das kommt? Keine Ahnung.

Ich stehe auf, lasse meine angespannten Schultern kreisen. Ein Stechen in meinem Nacken signalisiert mir, dass ich eine ganze Weile lang unangenehm an der Wand gesessen haben muss. Wann habe ich mich eigentlich hingesetzt? Langsam gehe ich die ersten Schritte, die sich so merkwürdig anfühlen als wäre ich Jahre nicht gelaufen.

Als ich mich umsehe, umfasst mich ein Kälte des Schocks. Es ist ein würfelförmiger Raum, in dem ich erwacht bin, knapp vier Meter in jede Richtung. Die Wände sind kahl, kein einziges Bild hängt an der Wand, keine Lampe von der Decke, die das Zimmer erleuchten könnte. Doch es ist hell. Allmählich stört mich die Intensität des Lichts – Und die Tatsache, dass das unmöglich sein sollte. Oder?

In der Hoffnung, doch noch etwas zu finden, drehe ich mich einmal um mich selbst. Das kann nicht wahr sein – Alles ist gleich. Absolut identisch, in jede Richtung. Was bedeutet, dass es keine Tür gibt. Kein Fenster, keine Öffnung, nicht einmal ein Loch, durch das ein Luftzug zieht. Nichts. Also, wirklich nichts. Frust keimt auf, gepaart mit Angst. Ich taste die Wand ab, die vor mir gebaut wurde. Falls sie das denn wurde. Kein Mechanismus taucht unter meinen Fingern auf, ich erfühle keinen Knopf oder ähnliches.

Mein Atem beschleunigt sich automatisch, ohne dass ich es beeinflusse. Wie es immer ist, wenn ich vor einem Hindernis stehe, das nicht überwunden werden kann. Meine Klaustrophobie schlägt zu, ich stolpere zurück. Ich bin gefangen und weiß nicht einmal, wie das geschehen konnte. Oder warum. Meine Bewegungen werden hektischer, als ich nun auch die anderen Wände absuche. Keine Chance auf ein Entkommen.

Wird der Raum kleiner oder scheint es nur so? Ich strauchele, meine Knie lassen nach. Bin ich zu schnell aufgestanden? Egal, erst einmal hinsetzen. An die Wand lehnen. Ignorieren, dass das Weiß zu einem Mix aus stechend bunten Farben wird. Warum ist es so still hier? Die einzigen Geräusche sind mein Atem, der zunehmend schneller, unregelmäßiger wird.

Obwohl mein Verstand mich versucht zu beruhigen, indem er mich daran erinnert, dass ich irgendwie hier hingekommen bin und es somit einen Weg geben muss, verursacht der Atem rasch einen heftigen Druck auf meiner Lunge. Ich schnappe öfter nach Luft, unterbreche die Regelmäßigkeit, und wieder von vorne. Die logische Seite in mir will mich wieder entspannen, aber unterliegt im Kampf gegen die Panik.

Ich presse die Handballen auf meine Augen. Tiefes Grau, gesprenkelt mit farbigen Funken. Irgendetwas rät mir, zu zählen. Keine Ahnung, woher dieser Gedanke kommt, aber ich bin viel zu aufgewühlt, um mir das zu überlegen. Stattdessen befolge ich ihn. Eins. Zwei. Drei. Der Druck in meiner Lunge verschwindet. Vier. Fünf. Ich kann meine Augen wieder öffnen. Sechs. Sieben. Acht. Mein Atem geht nicht mir ganz so schnell, aber ich sehe klar. Vernünftig bleiben, rate ich mir. Einige Sekunden lang verharre ich am Boden, ehe ich mich erhebe. Wenn die Wände nicht funktionieren, dann vielleicht etwas anderes. Ich versuche, die Enge um mich herum auszublenden, und blicke an die Decke. Wie erwartet – Nichts. Ich senke den Blick, mustere den Boden genau. Da, in einer Ecke!

Mit zwei Schritten bin ich dort angelangt, beuge mich hinunter. Ein schwarzes Rechteck, etwas kleiner als mein Handteller, liegt genau in der Ecke. Wie konnte ich das vorhin nicht bemerken? Egal. Ich berühre es vorsichtig, da versinkt es plötzlich in dem Weiß. Was zum…? Gerade, als ich zurückweichen will, öffnet sich mit einem leisen Zischen der Boden der Ecke, quadratisch, ein Meter in jede Länge. Es geht senkrecht nach unten, an einer Seite eine ebenso strahlend weiße Leiter wie die Wände hier sind.

Ich werfe einen Blick zurück. Es ist noch enger als hier oben, aber der einzige Ausweg. Scheint, als müsste ich da durch. Ich hole tief Luft, dann setze ich einen Fuß auf die erste Sprosse.

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Meinungen? Eine Fortsetzung oder eher nicht?
Vermutungen, was geschehen sein könnte?

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