▸ tränen des himmels.
schreibwettbewerb der bierfreunde
679 wörter, thema: regen und die
bedeutung davon für die figur (kendra)
etwas anders als das, was ich
normalerweise schreibe (und vermutlich
dezent verbesserungswürdig haha)
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Wind umwebt meinen Körper, streicht über die nasse Haut, die klebenden Haare. Lässt mich frösteln, doch ich lächele. Die Nacht ist schön. Man hört oft von einer angenehmen Stille, Leere, die die Dunkelheit innehält, aber das ist es nicht, was ich so liebe. Nein, ganz im Gegenteil. Es ist das Brüllen des Himmels, das ich bevorzuge, das Ächzen des Meeres und das Zucken des Lichtes.
Meine Füße tauchen in den Sand ein. Nicht tief, allerdings tief genug, damit ich die Kälte spüren kann. Sie ist so anders wie die, die mir sonst begegnet – Diese emotionale, persönliche Kälte. Abweisung, Ablehnung, Abneigung in den Augen der anderen. All das, was mich tagsüber verletzt, wird nachts unbedeutend.
Der Strand ist meine Zuflucht. Wenn das Meer tost, gibt es mir Zuversicht, als würden die Wellen aufmunternde Worte rufen. Und sie wiederholen, wiederholen, wiederholen sich, bis ich mich wieder an meinen Wert erinnert habe. Selbst dann sprechen sie weiter, machen auf meine Stärken aufmerksam. Das Wasser ist das einzige, das mich umarmt.
Gelöst seufzend streiche ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Das Dunkelbraun ist vollständig durchnässt, haftet an meiner Haut als würde es sich mit aller Kraft daran festhalten. Ich wickele die Strähne um meinen Finger, einige Tropfen fallen auf den Boden. Seit Stunden ergießen sich die Wolken in kleinsten Portionen über das Land, trommeln auf die Meeresoberfläche und lassen kleine Krater im Sand entstehen.
Eine vereinzelte Träne, die sich unter das Wasser auf meinen Wangen gemischt hat, gelangt an meine Lippen. Der süßlich-salzige Geschmack dringt an meine Zunge. Wie oft habe ich das in den letzten Tagen geschmeckt? Viel, viel zu oft. Wenn die anderen nicht wären, wäre es alles deutlich besser gewesen. Was bringen mir die Wochen des Glücks, wenn ein Moment alles zerschlagen hat? Wenn ich nun weiß, dass es nicht auf Gegenseitigkeit beruhte?
Es sind Nächte wie diese, die mich trösten. Die Worte meiner besten Freundin helfen auch, doch letztendlich sind es Worte – Wie diese, die mich geschnitten haben. Tropfen treffen auf meine Haut wie tausend kleine Messerstiche, deren Schmerz mich aus meinem Wunschtraum reißen. Es war nicht so wie ich es mir gedacht habe. Warum sollte es auch.
Noch immer weine ich. Unaufhörlich fließen kleine Rinnsale über meine Wangen, die ich zwischen dem stechend kalten Wasser kaum spüre. Es tut weh, aber es lindert den inneren Schmerz. Langsam schreite ich weiter vorwärts, genieße jeden Schritt auf dem Sand, bis das salzige Meer nach meinen Beinen greift und sie bis zu den Knöcheln erreicht. Wiederholt entschließen sich die Wellen dazu, zu weichen und neu zu fassen.
Vor meinen geschlossenen Augen blitzt grelles Licht auf, ich zucke zusammen. Lächele. Zähle leise die Sekunden. Der Himmel bebt durch den tiefen Donner, der direkt in mich dringt. Meine Haare, die vorhin so standhaft an meinem Gesicht hafteten, werden von dem Gewitter ergriffen, schlagen um mich. Wind peitscht grob um meinen Körper. Es wird heftiger, doch das tröstet mich umso mehr.
Früher habe ich solch Wetter verabscheut. Ich konnte es nicht leiden, dass alles durchnässt und matschig wird, dass meine Stiefel in der feuchten Erde versunken sind. Verbittert habe ich aus dem Fenster geblickt und mir gewünscht, dass es aufhören würde, damit ich wieder ans Meer kann. Auf die Idee, dass dieses gerade bei Gewitter so faszinierend ist, bin ich nie gekommen.
Wellen türmen sich auf, nur um Sekunden später in einem ohrenbetäubenden Lärm zu brechen. Gemeinsam mit dem nahenden Donner und dem zischenden Wind bildet es einen dichten Geräuschteppich, der sich um mich legt und negative Gedanken erstickt. Reines Glücksgefühl breitet sich in mir aus, ich muss lachen. Tanze inmitten von Sand, Sturm und See.
Jetzt liebe ich diesen Zustand. Denn es erinnert mich daran, dass es okay ist, niedergeschlagen, gekränkt, am Ende zu sein. Emotionale Überwältigung ist okay, Gefühlsausbrüche auch. Es ist alles nicht meine Schuld gewesen, die anderen haben mir das angetan. Ich war nur ein Teil dieses widerwärtigen Plans, ein Mittel zur Belustigung der anderen.
Ich mag den Regen. Es ist, als würde der Himmel hin und wieder weinen. Und wenn es der Himmel tut, darf ich es auch.
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