▸ eiskaffee mit vanilleeis.

abgabe für den wettbewerb von
AnotherDreamersStory. zuerst die
(stark) gekürzte version - ich konnte
das wortlimit leider nicht ganz
einhalten, da ich mich verlesen habe
und erst die 3 000 statt 300 angesteuert
habe. ich hoffe, das ist nicht schlimm...

es ist leider etwas meh geworden, aber
ich habe auch 2900 wörter auf etwas über
300 gekürzt. darunter nochmal die
originale version. kürzer als das hier
ging es leider wirklich nicht.

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Ein Klingeln unterbricht das Lied auf der Sommer-Playlist, als die Tür geöffnet wird. Doch auch ohne die Playlist muss man selten dämlich sein, um nicht zu bemerken, dass der Frühling vorbei ist. Ich habe vollkommen unterschätzt, wie heiß der Sommer in der Großstadt werden kann. Seufzend streife ich eine verschwitzte Strähne von der Stirn. Seit wie vielen Stunden bin ich schon bei der Arbeit?

Ach. Sie ist es. Ein Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen. Sie kommt zu meinem Tresen hinter Cupcakes, Laugengebäck und Baguettes.
»Fournier.«
Ich begrüße sie im Gegensatz zu meinen anderen Gästen nicht mit einem normalen Gruß, sondern mit ihrem Namen. Es ist nicht einmal ihr Vorname, den kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass auf ihrem Namensschild R. Fournier steht. Mehr nicht.

Trotz meiner Neugier lasse ich dieses Geheimnis ein Geheimnis sein.
»Tynan.«
Denn sie kennt auch nur dasselbe von mir. Sie kennt bloß K. Tynan, die sechs Buchstaben und das eine Satzzeichen auf dem kleinen Ansteckbutton an meinem Kleid.
»Was darf ich Ihnen heute geben?«
»Eiskaffee, bitte.«
»Mit Vanilleeis oder Eiswürfeln?«
»Vanilleeis. Wie immer.«
»Kommt sofort.«

Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie Fournier sich an einen Tisch unweit des Tresens setzt. Ich weiß, dass sie es mag zu lesen, denn sie kennt beinahe jedes Buch ihres Ladens, der Buchtitel der Suchbegriff für die gewaltige Suchmaschine aus ihren Erinnerungen.

»Irgendwie sind Sie meine persönliche Superheldin«, kommentiert Fournier, als ich ihren Eiskaffee vor ihr abstelle.
»Ach?«
Sie nimmt einen Schluck.
»Ihre Getränke sind so gut, das muss eine Superkraft sein.«
Ich schmunzele.

»Sie sind hierher gezogen, oder, Tynan?«
»Genau. Vor… Jetzt müssten es etwa drei Monate sein.«
Es fühlt sich merkwürdig an zu antworten. Nach all der Zeit Fragen und nach all der Zeit Antworten.
»Fernweh oder andere Gründe?«
»Ich…«, kurz zögere ich, »Beides, denke ich. Ich wollte weg.«
Weg sind auch die Menschen, die mir damals etwas bedeutet haben. Geblieben sind bloß Brieffreundschaften.

Mein Blick gleitet an ihr vorbei, fängt den meiner Spiegelung in der Glaswand zur Straße auf. Das muss eine Einbildung sein. Genau, das ist es eine Einbildung, denn ich habe gerade an ihn gedacht. Er kann unmöglich hier sein, so weit entfernt vom Tatort. Nein.

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original:

Ein Klingeln unterbricht das Lied auf der Sommer-Playlist, als die Tür geöffnet wird. Eigentlich ist es beinahe dieselbe Playlist wie in jeder anderen Jahreszeit auch, denn mein Geschmack ändert sich nicht nach drei Monaten – Trotzdem habe ich fast dieselben Songs viermal in vier unterschiedliche Listen gesteckt. Das einzige, was es mir bringt, ist die Tatsache, dass ich wirklich realisiere, wenn eine Jahreszeit zu Ende ist. Was bisher erst einmal passiert ist, muss ich zugeben. So lange bin ich noch nicht hier.

Doch auch ohne die Playlist muss man selten dämlich sein, um nicht zu bemerken, dass der Frühling vorbei ist. Ich habe vollkommen unterschätzt, wie heiß der Sommer in der Großstadt werden kann. Seufzend streife ich eine verschwitzte Strähne von der Stirn. Seit wie vielen Stunden bin ich schon bei der Arbeit?

Mein Blick schweift von der Latte-Art unter meinen Fingern zum Eingang meines eigenen kleinen Cafés, ein Traum, der sich nach Jahren für mich erfüllt hat. Ach. Sie ist es. Die hellen Strähnen in ihren dichten Haaren fangen den Schein der angenehm orangegelben Lichterketten ein, als sie an der vorstehenden Wand vorbeischreitet, wo ich sie angebracht habe. Ein Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen.

Dennoch beende ich zuerst mein kleines Kunstwerk und bringe es zu dem Kunden, ehe ich wieder hinter dem Tresen stehe, hinter dessen Vitrine sich das Gebäck befindet. Ich versuche so viel wie möglich anzubieten – Von belegten Brötchen, Baguette und Laugengebäck über Wraps zu Muffins, Cupcakes, Keksen und Kuchen. Die süßen Sachen sind mir persönlich am liebsten, schließlich gelingen sie mir auch am besten.

»Fournier.«
Ich begrüße sie im Gegensatz zu meinen anderen Gästen nicht mit einem normalen Gruß, sondern mit ihrem Namen. Es ist nicht einmal ihr Vorname, den kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass auf ihrem Namensschild R. Fournier steht. Mehr nicht. Natürlich frage ich mich, was hinter dem einzelnen Buchstaben steckt – Ist es ein langer, ein kurzer Name? Ein Name, den sie mag und für sich behalten will oder den sie vor der Außenwelt verstecken möchte, weil sie ihn nicht leiden kann?

Trotz meiner Neugier lasse ich dieses Geheimnis ein Geheimnis sein.
»Tynan.«
Denn sie kennt auch nur dasselbe von mir. Sie kennt bloß K. Tynan, die sechs Buchstaben und das eine Satzzeichen auf dem kleinen Ansteckbutton an meinem Kleid. Ein schwarzes, knielanges Kleid mit weißen Details, das klischeehafteste Outfit für eine Café-Angestellte. Doch ich mag es, es passt zur Atmosphäre hier.

Fournier lächelt. Das heißt, ihre Mundwinkel zucken, der rechte etwas mehr als der linke, und ihre Augen werden etwas schmaler, die Falte darunter etwas tiefer. Bei ihr sieht das Lächeln immer so aus, Fournier lächelt diskret und reserviert. Die Lippen hat sie stets geschlossen. Man könnte meinen, sie besäße ein bekanntes und erfolgreiches Unternehmen, aber in Wahrheit ist sie die Inhaberin des Buchladens an der Ecke.

»Was darf ich Ihnen heute geben?«, frage ich meine Kundin höflich und lehne mich mit der Hüfte gegen die Arbeitsplatte neben mir.
»Eiskaffee, bitte.«
Fournier lächelt, diesmal ist es ein Lächeln, bei dem ihre Zähne aufblitzen.
»Irgendein besonderes Aroma? Mit Vanilleeis oder Eiswürfeln?«
»Nein, und Vanilleeis. Wie immer.«
»Kommt sofort.«

Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie Fournier sich an einen Tisch unweit des Tresens setzt – Selbstverständlich so, dass sie mich im Blick behalten kann. Kopfschüttelnd wende ich mich an die Zubereitung ihres Getränks. Sie mag Eiskaffee, das weiß ich, und ich weiß, dass sie ihn mit Vanilleeis mag und sich freut, wenn ich Schokoladenflocken über die Sahne streue. Ich weiß, dass sie dieses beige Top sehr mag und öfter gekauft hat, denn eines hat einen kleinen Riss am Saum und das andere nicht.

Ich weiß, dass sie mein Gebäck mag, und ich weiß, dass ihr der Keks mit Kokosnussraspeln nicht so gut geschmeckt hat, da es der einzige ist, den sie nicht zweimal gegessen hat. Ich weiß auch, dass sie es liebt, bei Kamillentee und Gewitter in meinem Café zu lesen und dass sie dabei am liebsten der einzige Gast ist, denn sie ist zwanzig Minuten früher als sonst gegangen, als zwei Paare sich einmal mit ihr aufgehalten haben. Ich weiß, dass sie es mag zu lesen, denn sie kennt beinahe jedes Buch ihres Ladens, der Buchtitel der Suchbegriff für die gewaltige Suchmaschine aus ihren Erinnerungen.

So viel weiß ich über sie und doch weiß ich nichts. Ich kenne nicht ihren vollständigen Namen, ihren Geburtstag, ihren exakten Wohnort, ihre alte Schule, ob sie studiert hat, ob sie einmal woanders gewohnt hat, ob sie Haustiere hat, welche anderen Hobbys sie hat, ob sie in einer Beziehung ist. Da ist nur das R und das Fournier, die unendlich vielen Details und das Blitzen in den Augen. Das alles kenne ich. Mehr nicht.

»Irgendwie sind Sie meine persönliche Superheldin«, kommentiert Fournier, als ich ihren Eiskaffee vor ihr abstelle. Mit Schokoladenflocken auf der Sahne.
»Ach?«
»Ihre Kreationen grenzen an das Werk von übernatürlichen Fähigkeiten und es ist als hätten Sie eine geheime Identität.«
Es ist das erste Mal, dass wir es ansprechen – Die Sachen, über die wir nicht sprechen. Alles dahinter. Davor. Dazwischen. Das alles wissen wir nicht voneinander, sie nicht von mir, ich nicht von ihr.

»Ich kann Ihnen versichern«, meine ich und zupfe eine Falte meines Kleides zurecht, »Dass ich kein Doppelleben führe und nur einen Namen habe.«
»Tynan.«
»Ja, Fournier?«
Schmunzelnd wendet sie sich ab. Das wäre der Moment, in dem ich normalerweise an den Tresen zurückgekehrt wäre, doch heute tue ich es nicht. Heute, am ersten Tag der Sommer-Playlist, bleibe ich am Tisch von Fournier stehen, die den ersten Schluck nimmt.

»Es ist gut«, bemerkt sie gedehnt.
»Danke.«
»Gerne.«
Eine Weile Stille, wir sehen uns gegenseitig in die Augen. Es ist eine angenehme Stille, keine unangenehme Stille zwischen zwei Fremden, denn irgendwie sind wir das nicht mehr.

Freunde sind wir allerdings auch nicht, obwohl Fournier momentan diejenige ist, die diesem Status am nächsten ist. Zwar habe ich Veronika, doch diese Freundschaft ist zu einer Brieffreundschaft geworden und die Briefe brauchen ihre Zeit, bis sie ankommen. Auch wenn es Textnachrichten sind. Das war nach dem Umzug zu erwarten, aber ich darf mich nicht beschweren. Ich wollte einen Neuanfang und das ist er.

»Wie geht es Ihnen, Tynan?«
Fournier lehnt sich in ihrem Stuhl nach hinten und verschränkt die Arme vor dem beigen Top. Versteckt den Riss.
»Mir geht es gut. Wie geht es Ihnen, Fournier?«
Sie lächelt, diesmal Variante drei. Ein erfreutes Lächeln, bei dem sich leichte Grübchen in ihren Wangen zeigen.
»Mir geht es ebenfalls gut, aber ich denke, ich fände es besser, wenn ich in Gesellschaft wäre.«

Automatisch schweift mein Blick über den Raum. Die Kundin von vorhin sitzt noch bei ihrem Latte und Laptop, in einer anderen Ecke liest ein Mann Zeitung, vor ihm das halbe Stück Baguette, das ich ihm vor einigen Minuten serviert habe.
»Ich könnte Sie mit meiner Anwesenheit beehren.«
»Warum nicht?«

Es ist nicht das erste Mal, dass ich in meinem eigenen Café sitze, doch es ist das erste Mal, dass es während der Arbeitszeit und mit einem Gast geschieht. Mit Fournier, der jungen Frau aus dem Buchladen an der Ecke, die ihre schwarzen Stiefel so liebt, dass sie diese selbst im Sommer trägt.
»Wie lange kennen wir uns nochmal?«
»Kennen? Wir kennen uns nicht«, entgegne ich. Wir kennen nur einige unserer Gewohnheiten.

»Dann sollten wir uns kennenlernen«, beschließt Fournier und schiebt den Eiskaffee ein Stück zur Seite, um mich besser sehen zu können. Diese Entscheidung überrascht mich. Bisher war da immer eine Distanz, ein Graben zwischen uns, und an den Rändern lagen unsere gegenseitigen Vorstellungen voneinander. Jetzt will Fournier den Abstand schließen und die Konstrukte drohen zu verschmelzen, bis sich die Tatsache herauskristallisiert hat.

»Wie?«, meine ich knapp.
»Ich… Ich weiß auch nicht«, gesteht Fournier und grinst schief. Es ist ein Grinsen, kein Lächeln. Wenn ich die beiden Formulierungen gelesen habe, wusste ich oft nicht, worin der Unterschied besteht, doch wenn ich es vor mir sehe – Da weiß ich es einfach. Da ist es keine Frage, dass Fournier gerade grinst.

Ihre Lippen sind leicht geöffnet, das Grübchen auf der rechten Seite ist tiefer. Rechts, rechts ist es auch, wo ihr Mundwinkel mehr zuckt. Ein Funkeln in den Augen, beinahe freundschaftlich.
»Fangen wir ganz einfach an. Sie sind hierher gezogen, oder, Tynan?«
»Genau. Vor… Jetzt müssten es etwa drei Monate sein.«
Es fühlt sich merkwürdig an zu antworten. Nach all der Zeit Fragen und nach all der Zeit Antworten.

»Fernweh oder andere Gründe?«
»Ich…«, kurz zögere ich, »Beides, denke ich. Ich wollte weg.«
Fournier nickt als verstünde sie sofort und nimmt einen weiteren Schluck Eiskaffee.
»Und Sie?«
Ein Löffel Eis verschwindet in ihrem Mund, bevor sie antwortet.
»Ich bin hier aufgewachsen, habe den Bücherladen aber erst letztes Jahr übernommen. Ich liebe Bücher und Lesen, also ist das der perfekte Beruf für mich.«

Ich weiß, liegt es mir auf der Zunge, das habe ich mitbekommen.
»Ist Ihre Wohnung direkt über dem Café?«
»Ja. Das war am praktischsten«, erwidere ich. Fournier zwinkert, das heißt, eigentlich schließt sie kurz die Augen. Doch es hat nichts von einem Blinzeln, es ist ein Zwinkern. Ein Zwinkern mit beiden Augen gleichzeitig.
»Bei mir ist es dasselbe. Wir wohnen nicht weit entfernt.«

»Und doch haben wir nie so richtig miteinander gesprochen«, schmunzele ich.
»Schade eigentlich. Ich bin auch erst wegen des Ladens in diesen Stadtteil gezogen und kenne nicht so viele – Habe ich eigentlich noch nie, muss ich zugeben. Es wäre schön, wenn ich jemanden hätte, bei dem ich hin und wieder einen Kaffee trinken könnte.«
»Fournier, Sie kommen bereits jede Woche hierher. Manchmal mehrmals.«

Sie kichert. Sie kichert und hält sich dabei nicht die Hand verlegen vor den Mund wie ich es immer tue. Sie kichert frei und es klingt amüsiert.
»So oft? Das ist mir überhaupt nicht aufgefallen«, scherzt sie, ihr Mundwinkel zuckt, »Ich habe gemeint, dass ich nicht wie ein Gast hier sitze, sondern wie…«
Fournier schiebt sich einen Löffel Vanilleeis in den Mund, um den Satz herauszuzögern.
»Wie eine Freundin, verstehen Sie?«

Eine Freundin. Eine andere Freundin als Veronika. Das ist lange her, dass ich das hatte. Alle, die sich damals als meine Freundinnen bezeichnet haben, waren das nach… diesem Tag nicht mehr.
»Wir können es versuchen, gerne«, stimme ich zu, verberge die unschönen Erinnerungen hinter einem Lächeln. Um Fournier nicht weiter in die Augen sehen zu müssen, gleitet mein Blick an ihr vorbei, fängt den meiner Spiegelung in der Glaswand zur Straße auf.

Ein eiskalter Blitz durchfährt meinen Oberkörper. Das muss eine Einbildung sein. Genau, das ist es eine Einbildung, denn ich habe gerade an ihn gedacht. Er spricht gerade mit seiner Begleiterin, steht am Fenster. Ein Zucken in seinem Rücken, er dreht den Kopf. Der Moment vergeht in Zeitlupe. Er wird mich sehen, er wird mich mit seinen ätzend schönen Augen ansehen. Ich will seinen Blick nicht auf mir spüren. Er soll mich nie wieder ansehen, darf das nicht.

»Tynan, Sie sind blass ge-«
Beinahe kracht der Stuhl zu Boden, als ich aufspringe, meine Hand an Fourniers Wange lege und mich herunterbeuge. Ihr letztes Wort verschwimmt zwischen unseren Lippen, als ich sie küsse. Weich empfängt mich das Gefühl, das ich Jahre nicht mehr gespürt habe, eine Haarsträhne weht mir ins Gesicht, kitzelt an meiner Wange. Fournier stößt überrascht Luft gegen meine Lippen, ich spüre ihren Atem. Sie schmeckt nach Kaffee mit einem Hauch Vanilleeis. Die Kälte prickelt auf meinen Lippen.

Doch das einzige, was mich interessiert, ist seine Reaktion. Genau in dem Moment, in dem er sich zum Café dreht, fange ich seinen Blick auf. Meine Hand wandert in Fourniers Nacken, ich muss lächeln. Er erkennt mich, natürlich tut er das. Wir haben uns so oft so lange in die Augen gesehen, das vergisst man nicht so schnell. Und was mir auch ewig im Gedächtnis bleiben wird, ist der Schock und die Verbitterung in seinem Gesicht, das schnelle Greifen nach der Hand seiner Begleitung und die raschen Schritte, mit denen er sich entfernt.

Langsam löse ich mich wieder. Fournier blinzelt mich an und siedend heiß wird mir bewusst, was ich getan habe. Meine Hand liegt noch immer in ihrem Nacken, die Wärme ihrer Haut an meinen Fingern. Der Gesang aus den Lautsprechern dringt in ein Ohr und durch das andere wieder hinaus. Fournier öffnet den Mund, doch ich zucke weg, nehme meine Hand endlich zurück zu mir.

»Sie… haben da was, Tynan. Eis, glaube ich.«
Vorsichtig streicht Fournier mit ihrem Daumen über meine zitternde Unterlippe. Ich bin nicht fähig, mich zu bewegen.
»Jetzt ist es weg.«
Sie räuspert sich. Zupft an ihren Haaren herum. Richtet ihre Halskette. Fährt mehrmals über ihre Wangen, die im orangegelben Licht merkwürdig schimmern, während meine kochend heiß werden.

»Es tut mir leid, es tut mir wahnsinnig leid«, platzt es aus mir heraus, »Da war mein Ex und ich… ich habe reflexartig reagiert und-«
»Entschuldigen Sie sich nicht.«
Fournier räuspert sich erneut.
»Entschuldigen Sie sich nicht, Tynan«, wiederholt sie.

»Aber... Das war absolut unangebracht von mir«, bringe ich heraus, jedes Wort voller Schuldgefühle. Mein Gesicht muss knallrot sein. Noch immer schmecke ich den Kaffee.
»Wie Sie gesagt haben, da war Ihr Ex. Ich verstehe.«
Fournier deutet mit einem Nicken auf den Mann mit der Zeitung.
»Ich glaube, er möchte bezahlen.«

Dankbar für die Ausrede flüchte ich beinahe von dem Platz und stürme zu dem Kunden. Er muss etwa in meinem Alter sein, blickt zu Fournier hinüber und dann zu mir, ehe er lächelt. Als würde er sich für uns freuen. Aber verdammt, das war nur eine überstürzte Handlung! Und außerdem, was macht mein Ex hier? Rasch nehme ich das Geld entgegen, verabschiede mich von dem Mann und verschwinde hinter der Theke. Durchatmen. Nicht daran denken, dass das dein erster Kuss seit Jahren war.

Und dass Fournier nach Büchern duftet. Dass ihre Haare leicht kitzeln. Dass ihre Augen goldbraune Sprenkel haben. Entschuldigen Sie sich nicht, Tynan. Mein Herz beschleunigt.

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