trauern
Es war still geworden auf dem Schlachtfeld. Mit gezogenen Schwertern liefen die Reiter Rohans herum, bereit, einen letzten Ork zu töten, aber es kam keiner. Die Orks waren tot, die Warge einer nach dem anderen geschlachtet.
Sie hatten Sarumans Wargreiter besiegt. Die Menschen, die von Edoras nach Helms Klamm wanderten, waren in Sicherheit.
Legolas ließ seinen Blick über die Toten schweifen.
Es waren viele. Zu viele.
Er kannte ihre Gesichter, hatte sich auf dem Weg mit ihnen unterhalten.
Einer von ihnen hatte sich im Stall von Edoras um Hasufel und Arod gekümmert.
Er nickte Gimli zu, der einem Ork, der röchelnd am Boden lag, seine Axt ins Genick trieb. Ein Gnadenstoß.
Es gab so viele Tote.
Legolas schloss die Augen, versuchte, nicht darüber nachzudenken. Dafür war später noch Zeit, wenn er sich an Aragorn anlehnen und seine Gedanken mit ihm teilen konnte.
Aragorn würde verstehen, was er meinte.
Aragorn würde -
Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er hatte Aragorn noch nicht gesehen, seit die Schlacht war. Panik kroch in ihm hoch, griff nach seinem Herzen und quetschte es zusammen, dass er das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen.
Wo war er?
"Aragorn!", rief er.
Gimli fing seinen Blick auf, wiederholte seinen Ruf.
"Aragorn!"
Es blieb still auf dem Schlachtfeld.
Jemand hustete.
Legolas lief jetzt wieder umher, suchend wanderte sein Blick über diejenigen, die am Boden lagen.
Aragorn war nicht dabei.
Er näherte sich der Klippe, aber dort war eigentlich auch nichts zu sehen.
Nur harter nackter Fels, der unter dem Gras hervorlugte.
Nur staubig grauer Himmel, der das Licht der Sonne dämpfte.
Wo war er?
Jemand lachte. Es war ein angestrengtes, rasselndes Lachen.
"Sag mir, was geschehen ist, dann erleichtere ich dir deinen Abschied!", knurrte Gimli und beugte sich über einen Ork. Legolas trat hinter den Zwerg.
Der Ork sog scharf die Luft ein. "Er ist tot. Er ist da drüben einfach von der Klippe gestürzt"
"Du lügst", sagte Legolas.
Aber der Ork sagte nichts mehr, starrte ins Leere, bis kein Leben mehr in seinen Augen war.
In seiner Hand jedoch glitzerte etwas, und Legolas öffnete die Finger des Orks. Es war die Kette des Abendsterns, die Arwen Aragorn einst geschenkt hatte.
Legolas' Herz wurde schwer, als sammelte es bereits die Tränen, die er vergießen würde.
Er lief zur Klippe, starrte hinunter.
Aragorn war tief gefallen. Steine ragten unten aus dem Wasser, und die vielen Wellen zeugten von einer unregelmäßigen Strömung. Es gab keine Möglichkeit, wie er das hätte überleben können.
Aragorn war tot.
Er war tot.
Die Worte schwanden, die Farben verblassten, Legolas' Stimme wurde kratzig.
Er sank auf die Knie, und die Tränen schwappten über den Rand seiner Augen.
Gimli legte ihm eine Hand auf die Schulter, schwer und voller Zärtlichkeit. Der Zwerg verstand den Schmerz, den Legolas nun erfüllte.
Er war froh, dass Gimli bei ihm war.
Die Wellen schlugen unablässig gegen die schroffen Felsen im Wasser.
Wenn Legolas doch nur einen Körper hätte, den er begraben könnte.
Aber Aragorn war fort. Der Fluss hatte ihn an sich genommen.
Die eiserne Faust, die Legolas Herz ergriffen hatte, drückte zu, quetschte das Blut aus ihm heraus, bis er sich leer und verloren fühlte.
Aragorn war fort.
Er war fort.
Er war gefallen.
Sein sterbliches Leben hatte ein Ende gefunden, bevor er all das hatte erleben können, wovon er geträumt hatte.
Sein Lebenswerk würde von Sauron verschlungen werden.
Aragorn war fort.
Aragorn war fort.
Nie wieder würde er Legolas in seinen starken Armen halten. Nie wieder würde er ihm sanft das Haar aus dem Gesicht streichen.
Nie wieder würde er leise Worte auf Sindarin flüstern.
Nie wieder würde sich jemand so sehr und ganzheitlich um die sorgen, die er liebte.
Aragorn war fort.
Legolas weinte.
Gimlis Hand auf seiner Schulter war tröstend.
Aber unter ihm schlugen die Wellen gegen den Felsen, eine unablässige Erinnerung an die Banalität seines Todes.
Sie hatten Aragorn verschluckt.
Er war gefallen.
Legolas konnte es nicht begreifen.
Die Tränen waren heiß und brannten auf seinem Gesicht.
Die Trauer überkam ihn, und sie würde ihn nun nicht mehr verlassen.
War das, wie sich sein Vater beim Tod seiner Mutter gefühlt hatte?
War das der Grund, warum Thranduil nie über sie sprach?
Es schmerzte so sehr.
Er wollte, dass es aufhörte.
Aber das tat es nicht.
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Ich übernehme keine Verantwortung für erhöhten Verbrauch an Taschentüchern.
Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Nächstes Mal schreibe ich wieder etwas Fröhlicheres, versprochen. Wenn ihr bestimmte Wünsche für Szenarien (oder Shippings, in denen entweder Legolas, Aragorn oder Gimli vorkommen) habt, schreibt die gerne in die Kommentare und ich werde sehen, was sich machen lässt.
Ich danke euch fürs Lesen, eure Votes und Kommentare.
Ohne euch hätte ich diese Oneshot-Sammlung schon längst wieder aufgegeben und vergessen.
Ich hoffe ihr habt noch einen schönen Tag :)
Euer Teddy
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