Unter der Kuppel
Hallo ihr Lieben,
ich weiß, dass ich lange, na gut ewig nicht mehr geschrieben habe, aber jetzt habe ich mal wieder in mein wattpad geguckt und war von euren ganzen lieben Kommentaren sehr berührt. Also habe ich meine Uni-Hausarbeit ein Stück zur Seite gelegt und euch ein neues Kapitel geschrieben. Ich hoffe ihr verzeiht mir, die extrem lange Pause. :) Ich werde jetzt versuchen öfter wieder zu schreiben.
Wie gefällt euch der Ansatz mit den Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven? Gerne wie immer Meinungen, Kritik, Gedanken und was euch sonst noch einfällt in die Kommentare und lasst ein Vote da, wenn euch gefällt, was ich schreibe.
Alles Liebe
Anni
Kapitel 8
Perspektive von Louisas Mutter (Madeleine/Maude)
Madeleine hielt die Hand ihrer Schwester fest in ihrer, als könne sie so alles ein wenig besser machen. Doch es half nicht, weder ihr, noch Elaine. Sie wurde von einem Hustenkrampf nach dem anderen geschüttelt. Sie schaffte es nicht sich auf zu setzen. Madeleine nahm sie in den Arm, als die Anfälle nicht aufzuhören schienen. Die Angst kroch in ihr hoch. Was, wenn dieser Erreger anders wirkte, als das Virus, das damals wütete? Was, wenn es mutiert war und nun schon nach wenigen Tagen die Meermenschen dahinraffte? Sie wagte nicht diesen Gedanken weiter zu denken und konzentrierte sich mit aller Kraft auf die hellblaue dünne Decke, die über ihrer Schwester lag. Sie verdeckte ihren langen Fischschwanz, der farblose Stellen aufwies. Er war kraftlos und zuckte hin und wieder unkontrolliert. Bei ihrer Schwester war das Virus schon sehr weit fortgeschritten. Weiter, als bei den meisten anderen Infizierten. Elaine zeigte alle Symptome des ersten Stadiums. Sie war lethargisch, hatte Krämpfe und ihre Flosse verlor langsam ihre Farbe.
Madeleine wusste nicht, wie lange ihrer Schwester noch blieb, doch mit jeder Stunde stand es schlimmer um sie. Ihr Zustand verschlechterte sich dramatisch und obwohl sie wusste, dass es kaum Hoffnung gab, versuchte sie ihr Mut zu machen.
Elaine, flüsterte sie ihr zu und strich ihr über das Haar, alles wird wieder gut.
Sie glaubte selbst nicht an ihre Worte und bemerkte wie falsch sie klangen, doch die Wahrheit konnte sie einfach nicht aussprechen. Die Wahrheit, dass sie alle verloren waren und über kurz oder lang sterben würden.
Maddy, ich weiß, dass es schlimm um mich steht, um uns alle.
Elaine war schon immer die realistisch Denkende von ihnen gewesen. Die, die unangenehme Wahrheiten aussprechen konnte. Sie stellte sich ihren Ängsten und rannte nicht davon, wie Madeleine es tat. Sie hatte immer das Gefühl fliehen zu müssen, wenn es kompliziert wurde. Sie hatte die Meermenschenwelt einst zurück gelassen. Ihre Freundinnen hatten sie mutig genannt, doch sie selbst hatte sich immer nur als Feigling gesehen. Sie hatte Probleme mit ihrem Leben im Meer gehabt und schon ließ sie alles zurück, um von vorne anzufangen, anstatt ihren Problemen ins Gesicht zu sehen. Sie hatte ihre Eltern verlassen, kaum, dass sie erwachsen gewesen war. Als sie viele Jahre später in Meer zurückkehrte hatte sie feststellen müssen, dass sie gestorben waren und Madeleine war einfach wieder geflohen. Sie hatte sich endgültig ein Leben an Land aufgebaut, eine Tochter bekommen und als ihre Ehe zu kriseln begann, war sie wieder fort gerannt, wie ein verängstigtes Kaninchen. Was hatte es ihr letztendlich gebrachte? Nichts, außer lange Jahre der Trauer, dachte sie bekümmert.
Das musste ein Ende haben. Sie konnte sich jetzt nicht aus der Affäre ziehen. Nicht, wenn eine riesige Kuppel Antigua überspannte und jeden daran hinderte diese verfluchte Stadt zu verlassen. Die anderen Meermenschen brauchten ihre Hilfe. Sie war Krankenschwester und damit eine der wenigen, die den Erkrankten zumindest Linderung verschaffen konnte, wenn es schon keine Heilung gab.
Madeleine wartete bis ihre Schwester schließlich eingeschlafen war. Sie deckte Elaine führsorglich zu und verließ das kleine Haus. Die schmale Straße am Rande der Stadt war leer, als wäre es mitten in der Nacht. Sie befand sich nur einen Block von der Kuppel entfernt und spürte den Wunsch einfach dort hin zu schwimmen und mit einem Stein gegen die Wand zu schlagen, bis sie nachgab und sie freiließ. Madeleine wusste, dass es sinnlos wäre so etwas zu versuchen. Die Kuppel würde nicht nachgeben. Sie war zum Schutz aller. Das zumindest hatten die Verantwortlichen allen Bewohnern erzählt, als sie vor nun etwas mehr als vierundzwanzig Stunden installiert wurde. Madeleine selbst glaubte nicht daran, dass irgendjemand innerhalb der Stadt geschützt werden sollte. Sie waren alle verloren, solange es kein Heilmittel gab und wie könnte eines entwickelt werden, wenn niemand von ihrer misslichen Lage wusste? Meermenschen kommunizierten nicht über lange Entfernungen und schickten normalerweise Boten, wenn es notwendig war Meermenschen in anderen Teilen des Meeres zu erreichen. Im Allgemeinen lebten die einzelnen Städte autonom und stimmten sich nur wenig mit anderen ab, obwohl sie rechtlich gesehen alle König Neptun unterstanden. Dieser regelte von Atlantis aus seine Geschäfte. Das in den Legenden der Menschen sagenumwobene Atlantis war bei weitem die größte Stadt der Meermenschen, die sich ein mehrere große Bezirke unterteilte. Es hieß, dass ihre Gebäude beinah bis an die Meeresoberfläche stießen und zehn Millionen Meermenschen dort lebten. Madeleine war sich nicht sicher, ob sie diesen Vermutungen glauben konnte. Sie selbst war nie in der Hauptstadt gewesen.
Die Meerjungfrau schwamm die meermenschenleere Straße entlang und suchte nach jemandem, der ihre Hilfe brauchte. In einer Stadt voller Mors-Maris-Infizierter sollte das eigentlich nicht allzu schwierig sein, dennoch begegnete sie nur wenigen, die allesamt mit eigezogenem Kopf an ihr vorbei eilten. Schließlich erreichte sie das Stadtzentrum um sah eine größere Gruppe von Meermenschen eng zusammen. Sie redeten in offener Telepathie durcheinander, sodass Madeleine das Gefühl hatte, dass hundert Stimmen auf sie ein schrien. Sie trat an eine ältere Dame heran, die sich ein wenig abseits hielt, das Geschehen aber aufmerksam aus dunklen Augen beobachtete.
Was geht hier vor?
Sie beraten, was zu tun ist, besonders jetzt, da Hilfe unterwegs ist. Zumindest sagen sie das. Ich glaube ja nicht mehr alles, was diese Politiker uns erzählen. Vielleichte wollen sie uns alle nur ruhig halten. Panik vermeiden, wissen sie? Als ob wir nicht alle Grund genug hätten in Panik zu geraten. Mors maris. Ich verstehe die Welt nicht mehr und ihre erste Reaktion ist eine komplette Abschottung. Ich frage sie, wem ist denn damit gedient? Wem? Höchstens den Fischen, die sich auf der guten Seite dieser verdammte Glocke befinden. Diese Politiker sollen...
Welche Hilfe, unterbrach Madeleine die Frau, weil sie es einfach nicht mehr aushielt zu warten, bis sie ausgeredet hatte. Wer interessierte sich schon für Politiker und Fische, wenn es doch möglicherweise Hoffnung auf eine Rettung gab.
Davon haben sie noch nicht gehört? Sie sprechen seit Stunden von nichts anderem mehr, sie deutete auf die Meermenschen, die noch immer diskutierten und wild gestikulierten.
Ich habe meine Schwester gepflegt. Sie ist krank und es geht ihr sehr schlecht. Welche Art von Hilfe ist denn nun unterwegs? Wird es ein Gegenmittel geben?
Das weiß ich alles nicht, sagte die Frau abwehrend und hob die Hände, einige Meermenschen waren zu der Zeit, als die Abschottung begann außerhalb der Stadt. Sie sind zurückgekehrt, haben, soweit ich das verstanden habe mit dem dort, sie nickte zu einem Meermann um die dreißig in einer weißen Uniform, gesprochen und sind jetzt auf dem Weg nach Atlantis um ein Antiserum zu bekommen.
Etwas löste sich in Madeleine. Hoffnung. Diese Meermenschen könnten sie tatsächlich retten. Ein Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus.
Freuen sie sich nicht zu früh. Es sind drei Teenager, wie sollen uns drei Kinder retten?
Das Lächeln gefror auf ihrem Gesicht und wurde zu einer schiefen Grimasse.
Teenager sagen sie? Wie heißen sie?
Woher soll ich das wissen? Fragen sie die dort drüben. Ich weiß nicht mehr und muss jetzt zurück zu meinem Neffen. Er ist krank und hier erfahre ich ohnehin nichts Neues.
Ohne ein weiteres Wort schwamm die Meerjungfrau davon, doch Madeleine hatte es kaum bemerkt, sondern sich sofort auf die Menge zubewegt.
Hallo, rief sie laut und versuchte das Stimmengewirr zu übertönen. Keine nahm Notiz von ihr. Sie musste wissen, ob Louisa eine der Meermenschen war, die jetzt auf dem Weg nach Atlantis waren.
Bitte, lass sie zu Hause sein, bitte, flehte sie und spürte wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Die Frau hatte nur von Teenagern gesprochen, also musste zumindest ihre kleine Tochter Geena in Sicherheit sein, oder?
Madeleine schwamm direkt zu dem Meermann, der nach Auskunft der Frau mit den Teenagern gesprochen hatte. Er trug ein weißes Oberteil, das ihn als Wachmann auszeichnete. Er gestikulierte wild und stand drei Meermännern gegenüber, die sie als den Bürgermeister, den Premier und der Chef des Krankenhauses erkannte. Allesamt bekannte Persönlichkeiten der Stadt.
Mister, sprach sie ihn höflich an, doch der Mann reagierte nicht. Entweder fühlte er sich nicht angesprochen oder er hatte sie schlichtweg in der Menge von Meermenschen, die ihn umstanden und ebenfalls Fragen und Bekundungen umherschrien nicht gehört. Sie zupfte ihm am Hemd wie ein kleines Kind um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Dieses Verhalten schien ihn so zu verwundern, dass er sich tatsächlich zu Madeleine umdrehte.
Ja?
Wer sie die Meermenschen, die unterwegs nach Atlantis sind? Wie heißen sie? Ich muss es wissen, Sie merkte, dass sie verzweifelt und zu fordernd klang, doch das war ihr in ihrer gegenwärtigen Situation egal. Sie musste wissen, ob Louisa auf dem Weg nach Atlantis war. Die Stadt war ungeheuer weit entfernt. Es war gefährlich. Sie konnte sich verschwimmen, von einem Hai gefressen werden oder was auch immer sonst noch in den Tiefen des Pazifiks lauerte.
Ich weiß ihre Namen nich', meinte er und es schien, als wollte er noch etwas sagen, doch der Bürgermeister unterbrach ihn und wandte sich seinerseits an Madeleine.
Es ist das Wichtigste, das sie unterwegs sind. Sie können sich beruhigen. Hilfe ist unterwegs und mit etwas Glück können wir bald für alle Entwarnung geben.Er sah aus, als stellte er sich diesen Moment so lebhaft vor, dass es eigentlich schon jetzt nichts mehr gab, worüber man sich Sorgen machen konnte.
Das ist es eben nicht, wiedersprach Madeleine resolut, vielleicht ist meine Tochter dort draußen. Sie heißt Louisa. Ist sie das? Ist sie eine von denen, die nach Atlantis unterwegs sind.
Ihre Namen ha'mse nich' gesagt. Er zuckte mit den Schultern, hatt'n ja kein Schild, oder so.
Haben sie denn nicht gefragt?
Nu' gute Frau, wenn da drei Kinder komm' un' sagen, woll'n helfen, da frag' ich doch nich' erst nach'm Ausweis.
Wie sahen sie denn aus, fragte Madeleine zunehmend verzweifelter, hatte eine von ihnen lange dunkelrote Haare, eine hellblaue Flosse und war etwa sechzehn Jahre alt?
Könnt' sein.
Nun überlegen sie! Es ist wichtig.
Ja doch, die eine sah so aus. Hat die ganze Zeit geflennt un' sich an dem großen Jungen mit den dunkeln Haar'n festgehalt'n. Und das and're Mädel. Man die war 'ne Wucht. So Aktion vor sich un' sah immer noch aus wie'n verdammtes Model, sah sie sie aus. Mit den pinken Haar'n un'so.
Louisa und Aiden, aber wer ist die andere, sagte Madeleine mehr zu sich selbst, als zu den vier Männern die vor ihr standen und sie anstarrten.
Also ist es ihre Tochter, fragte der Meermann, den sie als den Premier erkannte.
Ja, sie schluckte schwer, bitte benachrichtigen sie mich sofort, wenn sie etwas Neues hören. Ich heiße Madeleine.
In Ordnung, sagte der Bürgermeister und rang sich ein lächeln ab, das wohl aufmunternd gemeint war.
Sie wandte sich ab. Louisa war doch tatsächlich mit Aiden und noch einem Mädchen auf dem Weg nach Atlantis. Angst machte sich in ihr breit und sie machte sich langsam auf den Weg zum Krankenhaus. Ihrer Tochter konnte sie jetzt nicht helfen, aber zumindest diejenigen die der Virus infiziert hatte konnte sie so gut wie möglich pflegen. Wenn Louisa dann mit dem Heilmittel zurückkam, würden sie alle noch am Leben sein und könnten geheilt werden.
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