Purgatory for Sinners

- El Unlawful -

Ich konnte es nicht fassen. Nichts von all dem. Warum. Warum war hatte ich ihn nicht rechtzeitig erkannt? Noch immer hielt er mein Handgelenk fest und keiner von uns sagte etwas. Das wars. Er würde mich festhalten, die Polizei rufen, mich verklagen, die Graffitghosts verraten, uns zerstören und alle die ich kenne und liebe werden im Knast landen. Und das nur, weil ich meine Finger nicht bei mir behalten kann.

"du bist es? Du bist der Chill-ninja, der auf meinem Konzert war, oder?" fragte er, und ich wusste nicht, was mich mehr irritierte, dass er so leise sprach, als wollte er nicht dass es jemand hört, oder..." Chill-Ninja?" fragte ich und als ich es selbst aussprach klang es noch dümmer als von ihm. Seine Augen weiteten sich. "Oh.. ähm, nein, das..." plötzlich lachte er etwas verlegen, und so schlimm das alles auch für mich war, ich konnte einfach nicht umhin auch mit zu lachen. "Das hatte ich eigentlich nicht sagen wollen..." fügte er noch an, eigentlich war das absolut nicht lustig, aber ich konnte einfach nicht anders, als los zu prusten. Er schloss sich an und wir lachten beide als wäre da etwas lustiges. Ich konnte mich kaum halten, aber Harry's griff um mein Handgelenk liess auch beim lachen nicht lockerer. 

Zum Glück bekam ich mich selbst schnell wieder unter Kontrolle, so dass ich noch einen Moment lang zeit hatte nach zu denken, bevor es ihm auch so ging. Er hatte mein Gesicht gesehen, das heisst, er könnte mich bei der Polizei beschrieben, wenn ich jetzt weg rannte. Aber was blieb mir denn sonst übrig? Ich verschwendete zu viel Zeit damit nach zu denken, ich sollte handeln, aber wie, wenn ich nicht wusste was ich tun sollte? Irgendwo in meinen grauen Zellen kam eine Erinnerung hoch, an etwas, das Jackson mir mal gesagt hatte, als ich mich mit einem Mitglied der Graffitghosts gestritten hatte. "Wenn du denkst, dass jemand etwas gegen dich ausrichten könnte, sorg einfach dafür, dass er es selbst nicht will."

 Bevor ich verstand, was mir mein Gehirn damit mitteilen wollte, hatte Harry sich beruhigt. Auch er schien nicht ganz sicher zu sein, was er tun sollte. Warum reagierte er nicht? Ich... Eine Frau schrie. Ich drehte mich um. Harry verstärkte seinen Griff um mein Handgelenk noch fester und zog mich in die entgegengesetzte Richtung, als dass der Schrei kam. Ich versuchte, mich im gehen um zu sehen, aber alles was ich erkannte waren die Silhouetten von viel zu vielen verschiedenen Menschen, als dass ich hätte ausmachen können, wo dass es genau her kam. Er zerrte mich weiter, und erst als er mich in eine mehr oder weniger leere Querstrasse zog, bemerkte ich, wo wir waren. Hatte er mich so weit gezogen? 

Dieses Viertel der Stadt hatte den Spitznamen "Purgatory for Sinners" vor vielen Jahren bekommen, als eine damals grosse Rocker-Gruppe einen blutigen Faustkampf mit einer Gang in diesen Strassen verlor. Die Rocker-Gruppe hatte sich damals die "Sinners" genannt, weshalb dieses Viertel seinen Spitznamen nach ihrer Niederlage bekommen hat. Die Gang, mit der die Sinners damals in Konflikt gerieten hat diesen Stadtteil zu ihrem Eigen erklärt. Die Crust Bastards waren zwar eine deutlich weniger gut organisierte Gang als die Graffighosts, aber innerhalb ihres Gebietes alleine unterwegs zu sein war das vermutlich dümmste was jemand aussenstehendes tun könnte. Umso schlimmer, jemand einer entgegengesetzten Gang. Wie ich. 

"Entschuldigung, ich wollte dich nicht so zerren. Aber der Fan... du weisst schon. Hab ich dir weh getan?" Der Sänger hatte mein Handgelenk los gelassen und sah mich besorgt an. Nein, hast du nicht, du hast mich nur zu meinem sicheren Tod geführt, dachte ich entgeistert. Aber weit und breit war niemand zu sehen.  Ich könnte noch entkommen. Ohne ein Wort zu sagen drehte ich mich um und rannte. 

Ich kam nicht weit. Von hinten wurde ich an beiden Schultern fest gehalten. Panisch schlug ich um mich, nur um zu bemerken, dass es nur wieder Harry war. Verdammt. "Las mich los!" ich hatte mehr wütend als ängstlich klingen wollten, war aber masslos gescheitert. "nein! Was soll das denn? Beruhige dich. Alles ist okay, ich will dir nichts antun." Er meinte doch ernsthaft ich hätte Angst vor ihm. "Du nicht, aber..." ich hörte Stimmen. Ich hielt inne. Harry schien mich zu imitieren und verharrte ebenfalls still. "Weg hier." flüsterte ich. 

Ich tat es nicht mit Absicht. Es war einfach ein unterbewusster Reflex. Ich rannte so schnell ich konnte in Richtung des Main. Erst als wir nur noch zwei Querstrassen davon entfernt waren, bemerkte ich, was ich da tat. Ich konnte unser Opfer doch nicht zu uns nach Hause führen! Ich blieb stehen und sank keuchend zu Boden, Harry tat es mir gleich. "Was sollte das jetzt?" fragte er, als wir beide wieder zu Atem gekommen sind. "Gefährliches Viertel." meinte ich knapp. "Gefährlicher als du? Ich meine..." 

"Ich weiss was du meinest." , unterbrach ich ihn, "Und nein. Etwa gleich gefährlich für dich, nur halt auch gefährlich für mich." er nickte auf meine Antwort nur. "Und hier ist es sicherer? Fü dich, ich meine, für mich scheint es in dieser Stadt nirgendwo sicher zu sein. Noch nicht einmal auf meinem eigenen Konzert..." das schmunzeln auf seinem Gesicht überraschte mich, obwohl ich wusste wo her es rührte. Der Menschliche Körper neigt dazu, in ängstlichen Situationen, positive Körperreaktionen zu machen, damit das Gehirn ausgetrickst wird und Serotonin freisetzt. "Tja, wer Geld hat ist immer ein Ziel." meinte ich. Er nickte nur monoton, wobei sein lächeln wieder verschwand. "Da du mich um Geld erpresst, gehe ich davon aus, dass du selbst nicht so viel hast? Wie kommt es dann, dass du auch ein... ähm.. Ziel bist?" fragte er. Es klang wie eine Mischung als smalltalk und ernsthaftem Interesse. Ich antwortete viel zu schnell und hätte mich am liebsten dafür selbst geohrfeigt. "Konkurrierende Gangs." 

Verdammt, El Unlawful, lade ihn doch gleich zum essen ein! Dachte ich. Wie dumm konnte man sein? Warum konnte ich heute auch nichts richtig machen. "Alles okay?" fragte er. "Nein, du bist noch da. Hast du nicht ein Konzert vor zu bereiten?"  Hoffentlich würde ich ihn so los.

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