| 17 | Der Kampf ums Überleben

Die Sonne geht gerade auf, als wir aufbrechen, um das defekte Portal zu reparieren. Damon Blackwood, noch immer gefesselt und störrisch, begleitet uns widerwillig.

"Denkt ihr wirklich, ihr habt eine Chance, das Portal zu reparieren?" Seine ironische Lache hallt durch die Baumkronen. "Mit Blättern und Steinen? Seht es ein, ihr habt nichts hier, um es zum Laufen zu kriegen. Nicht den Hauch einer Chance. Tut euch selbst den Gefallen und beantwortet uns einfach die Fragen, die wir haben, dann helfe ich euch."

Mit seinen scharfen Bemerkungen versucht er, uns zu entmutigen, aber wir lassen uns nicht beirren. Außerdem glaubt keiner von uns, dass er uns danach helfen wird, dieser Welt zu entkommen. Unsere Entschlossenheit ist ungebrochen. Vielmehr die von den beiden Softwareentwicklern unter uns. Meine Mutter und ich haben nicht die leiseste Ahnung, wie man so ein Ding reparieren sollte.

Als wir schließlich am Portal ganz in der Nähe des zusammengestürzten Baumhauses ankommen, machen sich Carter und mein Vater sofort an die Arbeit. Sie suchen nach Hinweisen und versuchen herauszufinden, was genau defekt ist. Doch die Technik ist rätselhaft und kompliziert und es scheint, als würden sie gegen eine undurchdringliche Mauer kämpfen.

Währenddessen wendet sich mein Vater an meine Mutter. "Schau mal, ob du den Laptop in den Trümmern finden kannst", fordert er sie auf.

"Sie haben einen Laptop dabei, Mister Mitchell?", fragt Carter erstaunt.

Mein Vater nickt, seine Lippen leicht verzogen. "Ich hoffe, er wurde bei dem Angriff nicht zerstört." Sein Blick wandert zu Damon Blackwood, der sich ein Grinsen nicht verkneifen kann.

"Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Wenn es funktioniert, dass wir uns in die Software hacken, dann ..."

Doch mein Vater unterbricht ihn. "Alles schon probiert. Aber versuch gerne dein Glück, Junge."

Wir sehen herüber zu meiner Mutter, die dabei ist, vorsichtig die umgestürzten Balken und verkohlten Überreste des Baumhauses zu durchsuchen. Nach einigen Minuten kommt sie aufgeregt zu uns gelaufen. Unter dem Arm klemmt der Laptop. "Hier ist er!"

Die beiden Männer eilen ihr entgegen und nehmen ihr das Gerät ab. Mein Vater überlässt Carter die Oberhand, was mich schmunzeln lässt. Er ist eben nicht mehr der Jüngste und sicherlich ahnt er, dass Carter es mindestens genauso drauf hat, wie er selbst. Der Blick, den er ihm zuwirft, dieses Vertrauen, erfüllt mich mit purem Stolz.

Carter stellt fest, dass er noch funktioniert und grinst meinen Vater an. "Ein Solarakku. Gar nicht mal so übel."

Während Carter konzentriert vor dem Bildschirm sitzt, sieht mein Vater ihm über die Schulter. Immer wieder wirft er mir anerkennende Blicke zu, die mir sagen, dass er das Carter nicht zugetraut hätte. Doch obwohl ich gerade noch Freude in mir gespürt habe, erstarrt plötzlich alles um mich herum. Die Welt scheint sich zu verlangsamen, als ich die eisige Kälte von Metall an meiner Schläfe spüre. Mein Herz rast, und ein dumpfes Pochen hallt in meinen Ohren wider.

"Sieh an, sieh an ... Wen haben wir denn da?", höre ich eine raue Stimme, die mir überhaupt nicht bekannt vorkommt. Ich traue mich nicht, meinen Blick zur Seite zu drehen, vermute aber ganz stark, wer dieser jemand sein könnte.

Ich kann Carters schockierten Blick sehen, als er sich zu mir dreht, seine Augen weit aufgerissen vor Überraschung und Angst. Seine Hände schweben noch immer über der Tastatur des Laptops, wie versteinert.

Plötzlich regt er sich und hebt seine Hände in einer Geste der Kapitulation nach oben. "Jonathan ..."

Genau den hatte ich vermutet. Kaltschweiß bildet sich auf meiner Haut und ich höre mein Herz so laut schlagen, dass es sich anfühlt, als würde es meinen gesamten Körper durchdringen. Jeder Schlag scheint ein Echo meiner Angst zu sein, während ich mich in diesem Albtraum gefangen fühle, unfähig zu entkommen.

Luna, die am Rande des Geschehens steht, erfüllt die Luft mit ihrem Knurren. Sie spürt die Gefahr genauso deutlich wie wir alle, doch Jonathan Blackwood lässt sich nicht von ihr beirren, schüttelt stattdessen nur grinsend den Kopf.

Ich versuche ruhig zu bleiben, meine Atmung gleichmäßig zu halten, aber das Adrenalin rast durch meinen Körper und meine Hände zittern unkontrollierbar. Als er sich mit einem diabolischen Grinsen zu mir beugt, trifft mein Blick den von Jonathan Blackwood und ich kann die Kälte in seinen Augen sehen. Das unerbittliche Funkeln eines Mannes, der bereit ist, alles zu tun, um seine Ziele zu erreichen.

In diesem Moment fühle ich mich hilflos und verletzlich. Alles, was ich tun kann, ist zu hoffen, dass sie einen Weg finden, uns aus dieser gefährlichen Situation zu befreien.

Dann wendet er sich an meine Mutter, die wie erstarrt auf die Waffe an meinem Kopf blickt. "Lösen Sie meinen Sohn von den Fesseln", fordert er mit bedrohlicher Stimme.

Sie zögert einen Moment, bevor sie sich widerwillig seinem Befehl beugt. Ihre Finger zittern, als sie die Fesseln von Damon löst. Er steht auf, seine Augen glitzern vor Triumph.

"Was verschafft uns die Ehre deines Besuchs?", fragt Carter mit ruhiger Stimme. Sein Blick immer wieder auf mich gerichtet, als ob er sicherstellen möchte, dass ich weiß, dass er da ist, um mich zu schützen. Seine ruhige Stimme vermittelt mir einen Hauch von Zuversicht, auch wenn die Bedrohung direkt vor uns steht.

Jonathan Blackwood lächelt düster. "Ach, Carter, ich dachte, es wäre an der Zeit für uns, ein kleines Pläuschchen zu halten."

Mein Herz rast und ich fühle mich wie gelähmt vor Angst. Ich schlucke nervös, während ich die unheilvolle Spannung in der Luft spüre. Wir sind in der Falle und ich frage mich, wie wir uns aus dieser Situation befreien können.

"Ein Pläuschchen?", wiederholt Carter mit einem skeptischen Unterton. "Du hast eine interessante Art, dich zu unterhalten."

Es ist merkwürdig, zu wissen, dass Carters Chef mich mit einer Waffe bedroht. Warum hat er überhaupt für so einen Menschen gearbeitet?

Tja, ich bin wohl das beste Beispiel dafür, dass man sich seine Chefs und vor allem die Arbeit nicht immer aussuchen kann.

Sicher wusste Carter nichts von diesen bösen Charakterzügen, die hinter seinem Chef und dem Sohn stecken.

Als Jonathan die Bemerkung ignoriert und stattdessen seinen Blick auf mich richtet, bekomme ich eine Gänsehaut am ganzen Körper. "Du fragst dich sicher, warum ausgerechnet du hier bist, Sadie."

Ich schlucke, sage gar nichts.

"Nun ja, du bist nichts als ein Druckmittel. Denn genau so eine Situation habe ich befürchtet. Es war so einfach, deine Aufmerksamkeit auf die Anzeige der Gameshow zu lenken. Carter hat übrigens von meinem Sohn den Mut bekommen, sich zu bewerben. Um endlich ein besseres Leben zu führen.

Grinsend leckt er sich die Lippen. "So wie du, nicht wahr? Zum Schluss war es nur noch ein Kinderspiel, euch in ein gemeinsames Team zu bekommen."

Jonathan Blackwood lehnt sich lässig gegen einen Baum, die Waffe immer noch bedrohlich in der Hand, aber zumindest nicht mehr auf meinen Kopf gerichtet. Erleichtert atme ich aus, doch ich weiß, dass die Gefahr keinesfalls vorüber ist.

"Wenn ihr denkt, wir helfen euch bei euren krummen Machenschaften, dann habt ihr euch getäuscht", erwähnt Carter mit Bedacht.

"Nun stell dich mal nicht so an. Vielleicht finden wir eine Lösung, die das alles interessanter für dich macht. Das Preisgeld zum Beispiel ... es war dir doch so wichtig, zu gewinnen."

Ein verächtliches Lachen entkommt Carters Kehle. "Im Leben nicht. Mit Geld könnt ihr mich nicht locken."

"Was genau wollt ihr? Wo ist das Problem?", mischt sich mein Vater ein. "Das Deep Dive Transference funktioniert, wie ihr seht. Ihr habt alle meine Forschungen und Entwicklungen, die euch vermutlich steinreich gemacht haben."

Jonathan zischt durch seine Zähne. "Nicht ganz ... Zumindest noch nicht. Es gibt Schwachstellen. Immerhin seid ihr hier gefangen und kommt nicht raus." Seine Lache rauscht in meinen Ohren. "Oder glaubt ihr, dass sich jemand freiwillig darauf einlässt, wenn man dort eingesperrt sein kann?"

"Gebt ihm doch endlich, was er will. Er soll uns nur gehen lassen", fleht meine Mutter.

Die Atmosphäre ist angespannt, während Jonathan Blackwood noch immer mit seiner bedrohlichen Präsenz vor uns steht. Doch bevor mein Vater und Carter auf die Bitte eingehen können, durchdringt plötzlich ein markerschütternder Schrei die Luft.

Wir drehen uns alle in die Richtung des Geräuschs und sehen eine riesige, schattenhafte Kreatur aus den Baumwipfeln herabstürzen.

Panik bricht aus, als die Bestie auf uns zurast. Jonathan zieht seine Waffe und versucht, auf das Monster zu schießen, aber seine Schüsse prallen wirkungslos ab. Die Kreatur scheint unverwundbar zu sein und geht direkt auf ihn los.

"Sadie!", ruft Carter mir zu, der inmitten des Chaos die Gelegenheit nutzt und schnell nach dem Laptop greift. Er sucht Schutz in einem kleinen Felsvorsprung und beginnt mit flinken Fingern, die Sicherheitssysteme der Software zu umgehen, während ich meine Mutter an die Hand nehme und mit ihr zu Carter laufe.

Damon und mein Vater versuchen verzweifelt, die Bestie aufzuhalten, aber ihre Bemühungen sind vergeblich gegen die überwältigende Stärke des Monsters.

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