Kapitel 8 - für Hope
,,Sie sind weg. Sie sind alle weg!", schimpfte Jaxon bedrohlich mit den Wachmännern. ,,Wie konnte das passieren? Wieso konntet ihr fünf unbewaffte Jugendliche nicht aufhalten?"
,,Fünf?", fragte der eine stutzig, ,,Da war nur eine. So eine Braunhaarige."
,,Das wäre dann Emilia gewesen!", führte der junge Mann den Kommentar des Wachmannes weiter, ,,Und ist sie entwischt?"
,,Ja. Wir haben sie dann bei den alten Bürogebäuden aus den Augen verloren."
,,Könnt ihr eigentlich irgendetwas?", knurrte Jaxon.
Er drehte sich um und ging. Dabei schüttelte er den Kopf. Sein Vater würde ihn dafür umbringen. Mit schnellem Schritt ging er zu dem Kontrollraum, in dem sich die Kamera Aufzeichnungen befanden.
Mit einem Knopfdruck hatte er die Aufnahmen der Kamera am Nordeingang eingeschaltet.
06:12 Uhr
Die Männer standen am Eingang und unterhielten sich.
Jaxon spulte vor.
Bei 06:21 Uhr stoppte er. An der Ecke, die man in der Weitwinkelaufnahme noch sah, tauchten Emilia, das rothaarige Mädchen und der blonde Junge auf. Die anderen Beiden waren nicht im Bild. Emilia sah um die Ecke und drehte sich sofort wieder zurück. Sie ging voran, in die Richtung aus der sie gekommen waren. Die Beiden folgten.
Jaxon spulte weiter vor.
06:29 Uhr wurde angezeigt, als sie erneut auftauchten. Plötzlich rannte Emilia an der Männern vorbei, bis sie im nächsten Gang verschwunden war.
Die Männer liefen ihr nach.
Auf einmal, als alle drei nicht mehr im Bild waren, tauchte die Vier Freunde von Emilia auf und flüchteten nach draußen.
Nun herrschte wieder Leere auf dem Bildschirm.
Raffiniert, dachte sich Jaxon.
Das Braunhaarige Mädchen tauchte erneut auf. Sie lief ebenfalls nach draußen. Plötzlich sah Jaxon einen Schuss. Haarscharf verfehlte er Emilia. Er schloss kurz die Augen. Kurz hatte sein Herz eine Art Sprung gemacht.
Schließlich war sie weg. Schließlich waren sie alle weg.
Jaxon biss die Zähne zusammen und schlug wütend mit der Faust auf den Tisch.
Sie hatten es tatsächlich geschafft. Obwohl sie tot sein hätten müssen.
><><
Mein Kopf schmerzte. Und wie er schmerzte!
Ich verzog das Gesicht, wärend ich mich daran errinerte wie schön und schmerzlos mein Traum war.
Langsam versuchte ich die Augen zu öffnen. Die Mittagssonne blendete mich. ,,Sie ist wach.", murmelte eine mir bekannte Stimme. Ich war noch nicht in der Lage zu sprechen oder irgendetwas zu realisieren. Holly's Gesicht schob sich vor die Sonne. Meine Gesichtszüge entspannten sich.
,,Oh Mann, Lia!", sagte Marc, dessen Gesicht ich nun ebenfalls sah, ,,Es tut mir so, so leid!"
,,Ha-Haben wir es geschafft?", krächste ich.
,,Ja.", lächelte Jemma, ,,Ja haben wir."
,,Was ist passiert?"
,,Marc hat Schritte gehört und dir eins übergebraten, weil er dachte, du wärst ein Wachmann.", grinste Dan. Ich tat es ihm nach.
Sofort war das Lächeln allerdings verschwunden, als ich daran dachte was passiert war.
,,Sie haben geschossen. Sie haben auf mich geschossen!", flüsterte ich mit Tränen in den Augen.
***
Schweigend saßen wir auf dem Boden von einem der Büro's. Wir hatten noch ein paar alte Flaschen Wasser gefunden, die zwar nicht unseren Durst stillten, dem aber nahe kam. Allerdings schmeckte sie scheußlich. Sie mussten Jahre alt sein.
Ein Gedanke schoß durch meinen Kopf.
,,Ich möchte, dass wir sie Hope nennen.", sprach ich ihn aus.
,,Wen?", fragte Dan stutzig.
,,Das Mädchen. Die Erste. Wir wissen ihren Namen doch nicht. Ich möchte, dass wir sie Hope nennen."
,,Wieso das?", murmelte Holly.
,,Weil...", ich schluckte, ,,Sie- wir hätten das gleiche Schicksal haben können. Alles hätte anders verlaufen können. Gäbe es sie nicht, wäre wir jetzt die Zombies. Dass wir es geschafft haben zu entkommen, zeigt doch nur wie viel Hoffnung wir noch haben. Vielleicht... vielleicht schaffen es noch viel mehr Menschen dem zu entkommen, was nun passieren wird! Es herrscht immernoch Hoffnung. Ich weiß das! Ich möchte, dass sie den Namen Hoffnung trägt, weil ich mir sicher bin, dass auch für sie noch Hoffnung besteht. Sie ist die Hoffnung!"
Ich sah erst Holly an, dann Marc, dann Jemma und dann Dan. Alle hatte meine Worte verfolgt und schwiegen.
,,Beten wir für Hope.", murmelte Marc auf einmal.
Stille.
,,Für Hope.", sagte Holly.
,,Für Hope.", wiederholte Jemma und auch Dan sagte die Worte.
Ich lächelte. ,,Für Hope.", flüsterte ich abschließend.
Eine Weile saßen wir wieder nur da und starrten Löcher in die Luft.
,,Lia?", wurde das Schweigen von Holly gebrochen.
,,Hm?", machte ich.
,,Was ist das da in deiner Jackentasche? Das war da vorhin noch nicht."
Perplex griff ich mit fragendem Blick in meine Jackentasche. Tatsächlich.
Ich fühlte ein zusammen gefaltetes Stück Papier, welches ich prompt aus meiner Tasche zog.
,,Das ist nicht von mir. Jaxon hat alles aus meiner Jacke geholt, als er nach dem Serum gesucht hat.", murmelte ich mit dem Gedanken an meinen Schlüssel und mein Handy und wie sie, neben Marc's T-shirts, auf den Tisch lagen.
,,Steht da was?", fragte Dan.
Ich faltete das Papier auf. Dort standen ein paar Worte. Nicht mehr als zwei Zeilen waren beschrieben. Ohne zu antworten fing ich an zu lesen.
,,Du hast es nicht geschafft.
Halte es auf und rette ihn!"
,,Hmm...", machte Jemma nachdenklich.
,,Auf was ist das bezogen?", dachte Marc laut.
,,Keine Ahnung. Kann die Person nicht weniger Rätsel einbauen und einfach schreiben was sie will?", protestierte ich.
,,Vielleicht ist das auf die vermutlich anstehende Apocalypse bezogen...", überlegte das Rothaarige Mädchen, dass neben Jemma sahs. ,,Ja denke ich auch.", meinte ich, ,,Schließlich passiert uns ja sonst leider nichts anderes im Moment. Und es muss mir in den letzten 10 Stunden zu gesteckt worden sein, weil ich seit dem nicht mehr durchsucht wurde."
,,Wer ist mit ,ihn' überhaupt gemeint?", fragte Dan. Ich dachte nach doch es schien mir nichts logisches einzufallen.
***
,,Lockbuch Eintrag 11.05.2051, New York
Zahl der Infizierten: 1
Tote: 0
Das Gefühl ist schrecklich, bedrückend und vorallem beängstigent. Wir verstecken uns nun schon seit Stunden. Wie viele wissen wir nicht. Mit der ständigen Angst, dass jeden Moment jemand kommt und uns das antut, was Hope angetan wurde, leben wir im Schatten dieses Gebäudes. Wir fragen uns, was wohl als nächstes passieren wird und in wie fern wir davon betroffen sind.
Ich bin Emilia Dawn und ich hoffe es gibt jemanden, der das ließt."
Das Abbrechen der Miene meines Stiftes holte mich zurück in die Realität. Ich hatte Stifte und Papier gefunden. Wir alle hatten beschlossen etwas aufzuschreiben. Unsere Gefühle oder unsere Gedanken, damit wir uns später, wenn die Situation überwunden war, daran errinern und damit, in dem Falle, den wir natürlich nicht erhofften, dass wir sterben, jemand die Papiere findet und weiß was zumindest in einigen Momenten einer schlimmen Zeit passiert war.
Ich faltete das Papier, noch weitere Blätter, einen Stift und die Nachricht, die ich von der unbekannten Person bekommen hatte, zusammen und steckte sie in meine Jackentasche.
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