Kapitel 5 - Jaxon's Vater
Jaxon und ich wirbelten herum. Ein großer Mann in Kittel stand in der Tür. Niemand sagte etwas. Es herrschte Stille. Der Mann musterte mich von oben bis unten und richtete sich schließlich an Jaxon. ,,Ist das Dawn?", fragte er. Der junge Mann nickte. ,,Interessant.", murmelte er und kam mir ein paar Schritte zu nah, weshalb ich nach hinten auswich. ,,Hast du es?", sprach er wieder Jaxon an. ,,Ja, Vater.", raunte dieser, wobei man klar den Respekt aus seiner Stimme filtern konnte. Jaxon griff in seine Jackentasche und überreichte seinem Vater die Phiole. Ich schluckte. ,,Was wollen Sie damit machen?", sprach ich ungewollt meine Gedanken laut aus. Der Mann drehte sich zu mir. ,,Das wüstest du wohl gerne."
,Ja! Sonst hätte ich nicht gefragt...', zum Glück blieb dieser Gedanke in mir. Er ging um den Schreibtisch und setzte sich anschließend auf einen alten Ledersessel. Er fixierte Jaxon, wärend er mit einer Handbewegung erst auf mich und dann auf einen Klappstuhl ihm gegenüber zeigte. Sein Sohn erwachte aus seiner Bewegungslosigkeit und kam auf mich zu. Ich seufzte. Er packte meine Hände und zog mich zu dem Stuhl, auf welchem ich freiwillig Platz nahm. Der Mann mir gegenüber sah mir intensiv in die Augen. So intensiv, dass ich den Kontakt nicht halten konnte und ein Gefäß mir einer orange gefärbten Flüssigkeit anstarrte. ,,Wieso hattest du das Serum?", fragte er. ,,Ich weiß es nicht.", murmelte ich ehrlich. Der Mann seufzte. ,,Jaxon.", sagte er genervt und forderte ihn damit zu etwas auf. Ich hörte einen Schritt und spürte etwas Warmes an meinem Hinterkopf. Jaxon musste unmittelbar hinter mir stehen. Plötzlich -etwa eine halbe Sekunde danach - hatte er das kalte Metall seiner Pistole wieder an meine Schleffe gedrückt.
Todesangst.
Ich schloss die Augen. Eine warme Träne verließ sie und floß über meine Lippen. Ich schmeckte etwas Salziges. ,,Sagst du uns jetzt die Wahrheit?", flüsterte der Mann. Ich nickte, doch wiederholte: ,,Ich weiß es nicht. Es war aufeinmal in meinen Rucksack, irgendjemand muss es dort hineingesteckt haben." Ich zuckte mit den Schultern.
Der Mann dachte kurz nach. ,,Bring sie in die Zelle.", sagte er. Jaxon nahm die Pistole von meiner Stirn. Ich atmete erleichtert auf. ,,Sie haben das Serum. Lassen Sie uns jetzt gehen?", fragte ich noch. Er lachte. ,,Mädchen. Wir haben noch genug mit euch vor. So schnell kommt ihr nicht nach Hause." Enttäuschung kam in mir hoch. Sie hatten alles was sie wollten... Jaxon zog mich von den Stuhl auf die Beine. Für mich lief alles in Zeitlupe ab. Ich würde meine Eltern vielleicht nie wieder sehen.
Wir verließen den Raum und Jaxon führte mich zu den Zellen. Ich erkannte die meiner Freunde. Aprubt blieb ich stehen. Jaxon wollte weiter laufen, er wollte mich in die andere Zelle bringen. ,,Nein.", protestierte ich leicht erschrocken, mit dem Gedanke die Nacht alleine in der dunklen Zelle zu verbringen, unwissend, was mit den anderen passieren würde. ,,Komm mit.", knurrte er und zog mich weiter. Ich stellte mich ihm in den Weg. ,,Nein, bitte lass mich zu meinen Freunden.", flüsterte ich. Nun sah er mir in Augen. Lange standen wir einfach so da und sahen uns an. ,,Bitte.", versuchte ich es noch einmal. Erst zu dem Zeitpunkt wurde ich mir über die Intimität des Moments im Klaren. Ich entfernte mich einen Schritt. Ohne etwas zu sagen ging Jaxon auf die Zelltür meiner Freunde zu und schloss sie auf. Ich lächelte ihn dankbar an. Er jedoch schob mich nur grob in den Raum und schloss wieder ab.
Ich blickte Jemma, Holly, Dan und Marc an. In dem Moment blitzen alle Gedanken durch mich.
Es war meine Schuld. Einfach alles.
Ich setzte mich auf den Boden, lehnte mich an die Wand und schluchzte. Niemand sagte etwas. Dan stand als erster auf. Er kam auf mich zu und zog mich zu ihm hoch. Dann umarmte er mich. Er umarmte mich ganz fest. Und es hatte beinahe eine positive Wirkung. Ich fühlte mich beruhigter.
,,Es wird alles gut.", flüsterte er, ,,Alles wird gut."
Nach einer Minute inniger Umarmung löste ich mich von Dan. Sofort fiel mir Jemma um den Hals, die warscheinlich nur darauf gewartet hatte. ,,Danke.", murmelte sie. ,,Du musst dich nicht bedanken. Das ist selbstverständlich.", antwortete ich. ,,Du hattest die Wahl zwischen der Rettung New York's und meinem Leben.", sagte sie. Mir wurde klar, dass ich mich tatsächlich für die mögliche Zerstörung des Lebens in New York entschieden hatte, was ebenfalls nur noch eine Frage der Zeit war. Ich würde es zwar für Jemma immer wieder tun, aber trotzdem würde es nun passieren. Unaufhaltsam.
,,Was ist heute noch passiert?", fragte Holly. Ich erzählte ihnen von dem Aufwachen im fremden Raum, Jaxon's Bedrohungen, der Fahrt zum Park und dem Gespräch mit Jaxon's Vater.
,,In was sind wir da nur reingeraten?", murmelte Marc nachdenklich. ,,Denkt ihr ich sehe meine Eltern wieder?", fragte Holly weiter. Ihr stand die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. ,,Ja.", sagte ich sofort und ohne noch etwas hinzu zufügen. Auch wenn ich mir da so garnicht sicher war.
,,Es ist spät.", murmelte ich in die bedrückte Stille hinein. Ich hatte in dem Büro einen Blick auf eine Uhr geworfen. Es war schon nach 22 Uhr. ,,Wir sollten schlafen, wer weiß was uns morgen erwartet.", sagte Marc.
><><
,,Was geschieht jetzt?", fragte Jaxon, als er seinem Vater gegenüber saß. ,,Nun, mein Sohn, jetzt beginnt es. Jetzt beginnt mein Experiment.", grinste dieser. ,,Wer wird der Erste sein?", hackte Jaxon weiter nach. Er hatte ein wenig Angst vor der Antwort. Für den Ersten wäre alles verloren. Es könnte jeder sein und das löste seine Angst aus. Sein Vater machte bei sowas keine halben Dinge. Der Mann stand auf. Er krempelte sich die Ärmel seines schwarzen Hemdes hoch. Schließlich ging er an Jaxon vorbei durch die Tür. ,,Mitkommen.", murmelte er. Der junge Mann ging dem Befehl nach. Der Vater führte seinen Sohn bis in den Raumtrakt, den er als Zellen für Emilia und die anderen vier verwendete. Jaxon erkannte die Zelle, aus der keinerlei Geräusche drangen, indie er das Mädchen Stunden zuvor zu ihren Freunden geschlossen hatte. Sein Vater ging weiter. Jaxon fühlte etwas, dass sich wie eine Erleichterung anfühlte. Schnell schluckte er dieses Gefühl herunter.
Eine Tür wurde grob aufgeschlossen. Das Licht ging an. Der Junge erblickte ein Mädchen, dass zusammengekauert in einer Ecke des Raumes saß.
,,Wer ist das?", murmelte er. ,,Ich weiß ihren Namen nicht.", bekam er als Antwort, ,,Ich weiß nur, dass ihr Vater noch hohe Schulden bei mir zu begleichen hat, dies wird er nun mit dem Leben seiner Tochter tun." Keinerlei Mitleid in der Stimme. In solchen Momenten merkte Jaxon, wie Ernst es seinem Vater war. Dieser drehte sich nun zu ihm und blickte ihn, mit den selben Augen, wie Jaxon sie hatte, eindringlich an. Aus seiner Jacke holte er ein kleines Tütchen. Er öffnete sie. Eine Spritze. ,,Sobald das in ihr Blut kommt, wird es sich drastisch vermehren. Mir einem Biss oder Blutkontakt wird der Virus weitergegeben. Du wirst ihr das Serum verabreichen und sie in die Zelle der anderen Jugendlichen einschließen.", der Rest der Aussage blieb Jaxon verborgen, auch was mit den drei Mädchen und den zwei Jungen passieren würde, eigentlich konnte er es sich denken und das verschaffte ihm einen dicken Klos im Hals.
Es war soweit.
><><
Von einem lauten Geräusch erwachte ich. Etwas erschrocken richtete ich mich von dem harten Steinboden auf. Der Lärm wurde durch eine Art Eisenstange erzeugt, die hart auf die Metalltür schlug.
Es war Jaxon. Und da war noch ein anderes Mädchen. Ich kannte sie nicht, etwa so alt wie wir. Sie hatte braune Haare und ihr Gesicht war mit Tränen überströmt. Holly rieb sich verschlafen die Augen und starrte verwirrt das verängstigte Mädchen an.
,,Gut geschlafen?", fragte Jaxon rethorisch und kalt.
,,Wer ist sie?", sagte ich leise.
,,Eine Unschuldige.", er zuckte kaum mit der Wimper. Das löste etwas in mir aus. Eine Unschuldige musste sich nun dem, was auch immer dieses Virus konnte, hingeben. Eine Unschuldige.
Jaxon packte sie grob an den Haaren und zog ihren Kopf so zur Seite, dass ihr Hals komplett sichtbar war. Sie quickte erschrocken. Wie sie mir leid tat...
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