Kapitel 3 - Todesangst

Was versteht man unter Todesangst?
Die Angst vor dem Sterben?
Die Angst vor dem, was nach dem Tod geschiet?
Die Angst einen Menschen zu verlieren?
Oder die Angst einen Menschen mit dem Tod zu verletzten?

In dem eigentlichen Moment, denkt man nicht darüber nach. Man hat sie einfach. Es ist wie ein Schalter. Ein Schalter, der das ganze Leben vor einem ablaufen lässt.

Angst zu haben bedeutet nur zu wissen, dass man noch etwas zu verlieren hat.

Und das hatte ich.

*

Ich hatte das Gefühl verfolgt zu werden. Doch immer, wenn ich mich umdrehte, war niemand zu sehen. Die Stimmung war angespannt. Wir beeilten uns zur nächsten U-Bahn Station zu gelangen. Der Himmel zog sich über unseren Köpfen zusammen.
,,Marc, nimmst du den Rucksack mal?", sprach ich den Gefragten an. Er lachte. ,,Wieso sollte ich, Liz?", ich verdrehte die Augen. Liz war der Spitzname meines Spitznamens. Ich konnte ihn garnicht ausstehen. Marc nannte mich so, wenn er sich über mich lustig machte. ,,Da sind deine T-shirts drin!", protestierte ich. ,,Na und? Ich hab dir geholfen, dieses Zeug zu ver-"
,,Keine Bewegung!", rief plötzlich jemand hinter uns. Wir waren in einer unbelebten Gasse und außer uns konnte niemand gemeint sein. Sofort erstarrte ich. ,,Hände hoch und ganz langsam umdrehen.", knurrte eine Männerstimme, ,,Wir sind bewaffnet!" Ich riss die Augen auf. Holly neben mir machte ein Geräusch, dass sich wie ein Wimmern anhörte. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Marc schon nach vorne sah. Langsam hob die Arme und drehte mich vorsichtig um. Meine Augen waren immernoch geweitet und es gelang mir nicht normal zu atmen.
Dort standen fünf junge Männer. Alle nur ein wenig älter als wir. Sie richteten allesamt Waffen auf uns. Wir hatten die Hände oben.
Der Mann, der in der Mitte stand holte ein Smartphone aus der Tasche und sah sich etwas an, kurz drauf blickte er genau in mein Gesicht. Er senkte seine Pistole, als er sich mir näherte. ,,Bist du Emilia Dawn?", in seiner Stimme lag etwas bedrohliches. Ich konnte nichts sagen. Ich wollte antworten. Viel zu groß war die Angst es nicht zu tun. Doch ich konnte nicht. Mein Hals schien verknotet. Etwa 5 Sekunden lang wartete er auf meine Antwort.
Er verdrehte sie Augen und richtete seine Waffe - so schnell konnte ich nicht kugen - auf meine Stirn. Ich keuchte erschrocken auf. Das kühle Metall berührte meine Haut.

Zum ersten mal in meinem Leben verspürte ich Todesangst.

,,Bist du Emilia Dawn?", knurrte er lauter. ,,Ja, ja bin.", presste ich hervor und schon zum zweiten mal an diesem Tag schwammen mir Tränen vor den Augen. ,,Alles klar. Wir nehmen alle mit.", sagte der Mann an die Männer hinter sich gerichtet. ,,Wieso alle? Der Befehl ging nur auf sie.", sagte einer der Muskelprotze und zeigte auf mich. Meine Angst stieg. ,,Sie wissen zu viel.", antwortete der Mann der vor mir stand. ,,Was soll das alles? Was geht hier ab?", stellte sich Marc gegen sie. Ich biss die Zähne zusammen.
,Halt doch die Klappe, Marc', dachte ich. Holly machte einen erschrockenen Laut, als sie in das Auto verschleppt wurde. Der Mann kam mir noch näher und riss mir den Rucksack von den Schultern. Er trat schließlich hinter mich und packte meine Hand, nur um sie schmerzvoll nach hinten zu drehen. Ich verzog das Gesicht. Mit meiner Anderen tat er das Gleiche. Schließlich band er sie mit irgendwas, ich vermutete einem Seil, zusammen.

Plötzlich erwachte ich aus meiner Starre und fing endlich an mich zu wehren. Der Mann hielt mich jedoch fester als ich es erwartet hätte. ,,Lia, hör auf! Er hat eine Waffe!", rief Jemma, die neben Marc stand. ,,Hör auf deine Freundin!", sagte mein Entführer, doch genau das tat ich nicht. Ich wehrte mich nur mehr. Ich konnte einfach nicht untätig mitkommen. Der Mann machte kurzen Prozess und drückte mich nach unten, sodass ich Sekunden später auf dem Boden kniete. Daraufhin holte er etwas aus seiner Jacke. Er zog an meinen Haaren meinen Kopf zur Seite. Ich erkannte eine Spritze.
Sofort war ich wieder wie gelähmt. Er stach mir damit in den Hals und spritze irgendein Zeug in mich. Der Schmerz war kurz, doch nichts gegen die Wirkung. ,,Schlaf schön.", sagte er triumphierend und zog mich wieder auf die Beine.
Das letzte was ich sah, waren die Augen des Mannes und der Van inden meine Freunde geführt wurden. Meine Beine wurden weicher und mit jedem Atemzug wurde ich schwächer. Schließlich sank ich zu Boden, doch noch bevor ich ihn berührte wurde ich bewusstlos.

><><

Jaxon's Wagen war nach einer Stunde in den Hof eingefahren. Sein Vater erwartete ihn bereits. ,,Ich habe sie.", sagte der junge Mann triumphierend, als er aus seinem Van stieg. ,,Gut gemacht." ,,Emilia hat sich gewehrt, deshalb musste ich ihr ein Narkosemittel verabreichen. Die Anderen sind ohne Beschwerden mitgekommen.", erzählte Jaxon. ,,Welche Anderen?", fragte sein Vater verwirrt.
,,Ihre vier Freunde."
,,Was?! Wieso hast du sie mitgenommen?"
,,Erstens waren sie Zeugen und Zweitens können sie uns vielleicht helfen, wenn Emilia nichts sagt."
Er seufzte. ,,Nun gut. Bring die Anderen in eine Zelle. Emilia bitte in eine Einzelne." ,,Wird gemacht, Vater."

><><

Mir tat alles weh. Jeder meiner Knochen schien sich dagegen zu sträuben, sich zu bewegen. Ich lag auf etwas hartem. Grade als ich meine Augen öffnen wollte, fiel mir ein was passiert war. Wir wurden entführt... das Serum.

,,Das war nur ein Traum.", flüsterte ich, um mich selbst zu beruhigen.
,,Nein, war es nicht.", sagte eine andere Stimme belustigt. Ich zuckte zusammen.
Ich schlug die Augen auf und blickte direkt in die brauen Augen meines Entführers.
,,Endlich bist du wach.", sprach er genervt. Ich schnaubte energisch auf. ,,Wo bin ich?" Er lachte, wurde aber sofort wieder ernst. ,,Wo hast du das Serum versteckt? In diesem dämlichen Rucksack ist es nicht.", er zeigte auf einen kleinen Tisch, dort lag der leere Rucksack und daneben sein Inhalt. ,,Das... Ich habe es garnicht! Was wollt ihr damit machen?" ,,Als ob ich dir das verraten würde.", er sah mich verständnislos an. ,,Nun, als ob ich euch verraten würde, wo ich das Serum ver-", ich presste meine Hand auf meine Lippen und verzog das Gesicht. ,,Ich... ich meine, ich habe es nicht.", flüsterte ich. Er lachte erneut. ,,Wir wussten sowieso, dass du es hast. Aber ernsthaft: Wo ist es?", seine Miene hatte sich wieder verdunkelt. Ich presste die Lippen aufeinander.

Er seufzte und kam auf mich zu. Ich, die immernoch auf dem Boden sahs, krabbelte ein Stück zurück. Der Mann packte mich schroff am Arm und zog mich auf die Beine. Wieder versuchte ich mich zu wehren. Erfolgslos. Er zog wieder das Seil auf seiner Jackentasche und band meine Hände unsanft hinter mir zusammen. Darauf hin beförderte er mich auf einen Stuhl, der vor dem kleinen Tisch stand. Er setzte sich gegenüber. ,,Letzte Chance es mir zu sagen, Kleine.", sagte er. Ich schüttelte den Kopf. ,,Nein. Ich weiß, was das Zeug kann!", hauchte ich. ,,Glaub mir, ich will das echt nicht tun.", murmelte er und zog seine Pistole. Wieder richtete er sie direkt auf meine Stirn. Meine Atmung wurde wieder schnell. ,,Es... es bringt dir nichts mich zu erschießen. Das weißt du genau.", wimmerte ich, ,,Wenn ich ... tot bin, wirst du es nie erfahren." Er nickte. ,,Du bist schlau. Ich hätte dich nicht erschossen. Aber ich weiß, was dich umstimmen würde." Bevor ich darüber nachdenken konnte, hatte der Mann sich erhoben und hatte mich vom Stuhl gezerrt. Er zog mich mit sich zur schweren Metalltür und schloss sie umständlich auf, da er mich mit der anderen Hand festhalten musste.

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