Kapitel 15 - Abmachungen

Jaxon.

Er sah auf und blickte mich überrascht an. Doch es war kein positives 'überrascht'.

Ich reagierte flinker, als erwartet. Mein Körper schien diesmal schneller zu handeln, als mein Kopf. Ich drehte mich um und rannte los.
Ich gab alles, um mein Tempo zu erhöhen und von ihm weg zu kommen. Doch Schritte hinter mir, die immer näher kamen, verrieten mir, dass Jaxon viel schneller, als ich war. Das Seitenstechen sendete Schmerzwellen durch meinen ganzen Körper. Für einen kurzen Moment gab es nur noch mich. Meine Schritte auf dem harten Asphalt, mein Herz, das gegen meine Rippen hämmerte und natürlich Jaxon. Jaxon, den ich abhängen musste.

Wärend ich lief und lief war nur ein Gedanke in meinem Kopf:
'Nicht schießen! Bitte nicht schießen!'
Ich weiß nicht, wieso mein Körper nur darauf gesteuert war, zu überleben.

Doch plötzlich dachte ich nichts mehr. Ich wurde von etwas grob gepackt und zu Boden gerissen. Ich keuchte auf, als ich schmerzhaft auf den Boden aufschlug.

Jaxon handelte schnell. Er packte meine Handgelenke und drückte sie neben meinem Kopf auf den Boden, wärend er sich über mich stützte. Ich spührte, wie sich kleine Steinchen, die überall auf dem Boden verteilt lagen, in meinen Handrücken bohrten.

,,Lass mich los!", ich atmete schwer. Doch er drückte meine Hände nur fester auf den Asphalt. Sein Gesicht war meinen so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spürte. Er roch irgendwie nach Aftershave.
,,Emilia.", sagte er nur und auch seine Stimme wurde durch schnellen Atem unterbrochen, ganz so als wäre er ebenfalls angestrengt.
Ich fing an mich leicht unter ihm zu wehren. Doch er hielt dem Ganzen mit Leichtigkeit stand. ,,Ich lass' dich los, wenn du versprichst nicht wegzulaufen.", sprach er.

Ich nickte leicht. Kurz verharrte wir noch in dieser Position. Er sah mich prüfend an. Ich rührte mich keinen Millimeter und sah nur eingeschüchtert in das satte grün seiner Augen.

Unerwartet wurde sein Griff lockerer und er ließ meine Arme los. Ich richtete mich auf. Jaxon kletterte von mir herunter und ich krabbelte ein Stück zurück.

,,Was tust du hier, Emilia?", fragte Jaxon und blickte mich eindringlich an.
,,Ich... ähm", ich schielte zu seinem Hosenbund, aus dem eine Pistole heraus ragte, ,,Ich gehe... spazieren?", Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. Jaxon sah mich ungläubig an. Für einen kurzen Moment meinte ich Belustigung in seinem Ausdruck zu vernehmen.
,,Was tust du hier, Emilia.", wiederholte er sich, ,,Sag mir die Wahrheit und ich tue dir nichts."

Ich holte tief Luft. Ich konnte die anderen nicht verraten, das war mir klar. ,,Ich habe hier ein Versteck. Nachdem ich geflohen bin, habe ich hier geschlafen.", sagte ich und versuchte so glaubwürdig, wie möglich zu klingen. ,,Und was ist mit deinen vier Freunden?", fragte er weiter.
Ich presste sie Lippen zusammen. ,,Sie sind alleine geflohen und ich habe sie nicht mehr gefunden."

,,Das stimmt nicht.", sagte Jaxon sofort, ,,Du warst gestern mit diesem blonden Jungen auf der Veranstaltung."
Ich riss meine Augen auf. ,,Du hast uns gesehen?", ich schlug mir die Hand vor den Mund, ,,Ich... ähm... das war nicht-" ,,Ach komm, Emilia, wo sind die anderen?", unterbrach er mich.

Ich schwieg.

,,Das ich nicht schießen will, heißt nicht, dass ich es nicht tue.", drohte er. ,,Sie haben sich mit mir hier versteckt.", murmelte ich.
Jaxon nickte. Dann schwieg er. Er sah zu Boden. Eine unangenehme Stille entstand zwischen uns. Was war das hier?

Nach einer Minute machte ich Anstalten aufzustehen. Grade, bevor ich fragen wollte, ob ich gehen kann - ich meine, fragen kostet schließlich nichts - sprang er auf und baute sich vor mir auf. Er war ungefähr einen halben Kopf größer, als ich. ,,Ein Angebot.", sagte er, ,,Lass mich mit dir gehen, ich will mich eurer Gruppe anschließen." Ich sah ihn verstört an. Waren wir nicht grade schon bei dem Thema, fragen kostet nichts?
,,Was ist dabei das Angebot?", fragte ich ruhig.
,,Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder, du lässt mich mit dir gehen und ich verspreche dir, dass ich euch nicht verraten werde und mich komplett gegen meinen Vater stelle, oder ich händige euch persönlich aus. Ihr seid Wissende, er würde nicht lange fackeln."

Ich wusste nicht so genau, wie ich darauf reagieren sollte. Kurz dachte ich nach.
,,Ich mache dir ein Angebot. Entweder du lässt mich jetzt gehen, oder...ähm... ich- ich gehe zur Polizei.", sagte ich weniger bedrohlich, als geplant.
Er lachte. Ich sah ihn kurz vernichtend an.
,,Emilia, wer von uns beiden hat die Waffe?", fragte er, in sich herein lachend, wärend er die Pistole demonstrativ aus seinem Hosenbund zog und provozierend damit herum wedelte.

Ich wich leicht zurück, woraufhin er sie wieder zurück steckte.
,,Und?", fragte er.
Ich dachte nach. Obwohl es eigentlich mal wieder nichts Nachzudenken gab.
Ich schloss die Augen und holte tief Luft.

,,Nagut. Komm mit."

***

Da ich relativ weit von unserer Basis wegrannte, als Jaxon mich verfolgt hatte, war es es kleines Stück zu Laufen.

,,Was hast du hier gemacht?", murmelte ich, wärend wir nebeneinander herliefen.
,,Wieso sollte ich dir das erzählen?", fragte er schmunzelnd.
,,Willst du nun ein richtiges Mitglied bei uns werden, oder nicht?"
,,Also eigentlich will ich nur-"
,,Erzähl schon."

,,Okay. Ich habe dieses Mädchen gesucht.", sagte er.
,,Hope?", fragte ich.
,,Heißt sie Hope?"
,,Keine Ahnung.", grinste ich kurz.
Er sah mich verwirrt an.
,,Ist eine längere Geschichte. Wir nennen sie so."
,,Aha."

,,Jedenfalls. Ich habe Hope gesucht, weil ich sie meinem Vater für Tests bringen sollte.", führte er seine Erklärung weiter.
,,Und wieso tust du es nicht?", fragte ich interessiert.
,,Also...", er schien kurz zu überlegen. Warscheinlich wusste er nicht, ob er es mir sagen konnte. ,,Ich wollte es tun. Aber dass habe ich dich gesehen und naja... das war eine spontane Entscheidung."

,,Willst du nicht mehr zu ihm zurück?", murmelte ich.
Er schluckte. ,,Nein. Ich schätze nicht."
,,Ich könnte es mir nicht vorstellen, ihn als Vater zu haben.", gab ich zu und zugleich wurde mir klar, dass ich zu weit gegangen war. Ich sah ihn kurz an. Sein Kiefer war angespannt und seine Nasenflügel leicht aufgebläht. ,,Nein. Das-", setzte ich an, doch ich wurde von ihm unterbrochen. ,,Zeig mir einfach, wo ihr schlaft. Ich lasse das alles hinter mir, okay?", fragte er fast schon genervt.

Ich nickte und schwieg dann. Erleichterung machte sich in mir breit, als ich unser Versteck erkannte.
Wie würden die anderen reagieren?

***

,,Mann, hast du lange gebraucht, Lia.", empfing mich Dan, als ich durch die Bürotür trat.
,,Wir haben uns schon Sorgen ge-", die Worte blieben Jemma im Hals stecken und sie sah geschockt auf einen Punkt hinter mir. Holly quickte erschrocken, wärend Dan und Marc nur geschockt hinter mich starrten.

Ich biss die Zähne zusammen.
,,Hi.", sagte eine Stimme hinter mir und ich spürte Jaxon's schiefes Grinsen in meinem Nacken, obwohl ich es nicht sehen konnte.
,,Was macht er hier?", Jemma sah nun wieder mich an.
Ich holte tief Luft. ,,Tut mir leid! Ich... Ich hatte keine andere Wahl.", murmelte ich und blickte sie entschuldigend an.
,,Naja...", fing Jaxon an und trat einen Schritt vor, sodass er nun genau neben mir stand, ,,Eine Wahl hatte sie schon, aber sie hat sich nun mal entschieden mich aufzunehmen.", er machte eine kurze Pause und sah sich in dem Raum um, ,,Dankt ihr. Ich hätte euch sonst ausgeliefert."

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