Streit, Ryo und Verzweiflung(smorde)
„Ich weiß immer noch nicht so recht... Wir sollten wenigstens Kim mitholen. Du wirst dich sicher wieder verletzen!"
„Wie ich bereits sagte: Ist schon okay! Ich weiß ja jetzt, was auf mich zukommt. Außerdem bin ich nicht unbedingt die schmerzempfindlichste Person."
„Es geht doch überhaupt nicht um Schmerzen! Beim letzten Mal waren deine Hände fast..." Sie schüttelte sich vor Ekel. „Bitte lass es einfach sein!"
„Ganz sicher nicht!" versicherte Aori Fia mit einem entschlossenen Blick, woraufhin Fia sich mit besorgtem Blick verwandelte.
Wieder konzentrierten sich beide und schrien schließlich: „Seelenresonanz!"
Bereits im Verwandlungsprozess von Fia zu ihrer Resonanzform begannen Aoris Hände, fürchterlich zu brennen und dampften sogar ein bisschen. Sie biss die Zähne fest zusammen und ließ sich einen lauten Schrei entgleiten. Als die unendlich besorgte Fia dann vollständig die Form der Hexenjagd angenommen hatte, schmerzten Aoris Hände unerträglich und sie spürte, wie ihre Haut langsam verbrannte. Trotzdem weigerte sie sich, ihre Waffe fallenzulassen.
„Ich kann nicht einfach aufgeben! Ich bin ein Nichts, wenn ich das hier nicht schaffe! Komm schon!"
Aber Aoris Gedanken wurden unterbrochen, als sich Fia ungefragt in ihre menschliche Form zurückverwandelte. Vor Erschöpfung brach Aori zusammen und warf Fia dann einen giftigen Blick zu.
„Hey! Ich hab nicht gesagt, dass du dich zurückverwandeln sollst!" schrie sie ihre Partnerin ohne zu überlegen an.
„Ich weiß, aber ich konnte das nicht mehr mitansehen! Ich will nicht, dass du wegen mir verletzt wirst! Sei nicht so stur und lass es einfach, es gibt schlimmeres!"
Eine fast beängstigende Stille legte sich über den Wald, aber Aori war noch nicht fertig.
„„Es gibt schlimmeres"?! Soll das heißen, das hier ist nicht schlimm?! Du bist meine Waffe und hast mir gefälligst zu gehorchen!"
In einem naheliegenden Gebüsch raschelte es kurz, dann sprang ein kleines, hyperaktives Blondchen heraus. „In der Tat. Das gilt allerdings auch für mich!" Hanako stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor Fia. „Fia, ich verbiete dir, mit Aori zu kämpfen!"
Wieder diese Stille, diesmal mit einer Priese Verwirrung auf Aoris und Fias Gesichtern.
„Was?! Spinnst du jetzt total?! Du wirst ihr gar nichts verbieten! Wie bist du überhaupt hier her gekommen?!" Rasend vor Wut fuhr Aori ihre kleine Freundin an, diese behielt allerdings einen ernsten Gesichtsausdruck bei.
„Minai hat mich hergebracht. Sie steht übrigens hinter dir, Baka!"
Da Aori das erst jetzt bemerkte, erschrak sie erst mal ziemlich, als sie sich zu Minai umdrehte. „Woher wusstest du..."
„Ich hab mir schon Sorgen gemacht, als du und Fia weg waren, also hab ich nach euch gesucht, aber nirgends gefunden. Dein lauter Schrei eben hat mir allerdings sehr geholfen." erklärte Minai in einem besorgten Tonfall.
Aori biss die Zähne zusammen und starrte Minai stinksauer an, wusste aber nicht so recht, was sie sagen sollte. Wütend stapfte sie an Minai vorbei und rempelte diese dabei auch noch unsanft an. „Ach, macht doch was ihr wollt!" Ihre drei Freundinnen sahen ihr betrübt hinterher.
--Hexenwelt--
Am Rande der Stadt lag ein dichter Wald, der ein absolutes Tabu für alle Hexen war. Es wurde gesagt, dass jeder, der diesen Wald jemals betreten hat, nie mehr zurückgekehrt wäre. Ob das stimmte konnte man natürlich nicht richtig beweisen, trotzdem hielten sich die meisten Hexen fern von diesem Ort. Die meisten Hexen.
Ryo, die ihre Identität ändern musste, hatte sich dort häuslich eingerichtet. Ein kleines Stück im Wald hatte sie ein bescheidenes Häuschen, wo sie vollkommen ungestört war. Die anderen Hexen wagten sich nicht in die Nähe des Waldes, also bestand keine Gefahr, dass jemand Ryos Versteck finden könnte. Allerdings war es relativ wahrscheinlich, dass Ryo diese Gerüchte sowieso selbstverbreitet hatte, um ungestört zu sein.
Es war eine sternenklare Nacht, äußerst selten für die sonst mit Nebelschwaden bedeckte Hexenwelt. Auf einem fast komplett umgeknickten Baum saß die zierliche Ryo und schaute in den wolkenfreien Himmel. Ein leichtes Grinsen machte sich in ihrem Gesicht breit, als sie halb laut zu sich sagte: „Was die junge Lady wohl gerade macht? Sie sollte mich nicht unterschätzen. Ich kann noch weitaus mehr, als nur mit Eis um mich zu werfen... Als Koorimizu Ryo mag ich ja gesucht und geächtet sein, aber als Kasai Junko habe ich die wohl besten Kontakte der gesamten Hexenwelt. Magie ist nichts beschränktes... Morgen um die gleiche Zeit, wenn der Halbmond und die Sterne wieder am gleichen Platz stehen, werde ich die junge Lady hoffentlich dazu bringen können, zu mir zurückzukehren. Dahin, wo sie hingehört! Wir werden ja sehen,ob ihr diese Schule und ihre sogenannten „Freunde" wirklich so viel bedeuten..."
Ein schrilles Kichern erschallte in dieser Nacht die Gegend um den angeblich verfluchten Wald.
--Death City--
Nachdem Aori seit dem Vorfall im Wald den gesamten restlichen Tag und Abend nicht mehr mit ihren Zimmergenossinnen gesprochen hatte, hatten alle Hoffnung, dass sie sich am nächsten Tag beruhigt hätte, doch dem war nicht so.
Früh am Morgen trainierte sie etwa zwei Stunden mit Crona, was auch ziemlich gut funktionierte. Danach ging sie mit ihm zusammen zu den anderen EAT-Schülern auf den Basketballplatz in der Stadt. Sie spielten dort ein wenig, unterhielten sich und hatten einfach nur Spaß. Jedoch war Aori dort die einzige aus dem Chaos-Zimmer, die anderen drei nahmen sich Aoris Worte nämlich zu Herzen und trainierten für sich alleine weiter.
Hanako war zwar voll ausgelastet und teils leicht verwirrt, da sie ja mit gleich zwei völlig verschiedenen Waffen eine Seelenresonanz durchführen und sich auch immer wieder neu auf die verschiedenen Wellenlängen einstellen musste, aber alles in allem lief alles gut ab. Es war auch nicht so, dass die drei wütend auf Aori gewesen wären, sie wollten sie einfach in Ruhe lassen, damit sie sich abreagieren konnte. Schließlich waren sie im Recht - und Aori wusste das. Manche Sachen kann man nun mal nicht ändern, aber Aori versuchte trotzdem immer wieder, das Unmögliche möglich zu machen. Genau deshalb redete sie auch nicht mehr mit ihren Partnern. Das und aus Prinzip. Verlieren kam für sie nicht in Frage, egal, in welcher Hinsicht.
Erst am späten Abend sahen sie sich wieder. Auch dann redeten sie nicht und gingen einfach schweigend schlafen.
Fia stand komplett alleine in einem der riesigen Gänge der Shibusen. Das war äußerst ungewöhnlich, da in der großen Schule eigentlich immer irgendjemand war. Verwirrt sah sie sich um. Warum war sie überhaupt hier? Sie wollte etwas holen, dass sie vergessen hatte, oder? Ja genau, sie wollte es holen, wenn niemand mehr da wäre. Aber... wollte sie das wirklich?
Als sie gerade einen Schritt von der Wand, an der sie mit dem Rücken angelehnt stand, weggehen wollte, hörte sie ein paar Jungenstimmen neben sich. Plötzlich standen um die sechs Jungen ihres Alters um sie herum.
„Na, wenn das mal nicht unsere liebe Küchenmesser-chan ist! Was machst du hier so ganz alleine? Hast wohl Angst, dass dich jemand sieht, so erbärmlich wie du aussiehst! Also echt, was bist du nur für ein erbärmliches kleines Ding?!
Abschaum!
Loser!
Hässlich!
Schwach!
Du solltest einfach nur sterben!"
„W-was? Sie haben doch aufgehört! Sie haben schon lange damit aufgehört!Wieso...? Was ist hier los? Ich verstehe das nicht!"
„Versager!
Kleine Rotznase!
Schlampe!
Geh dich erhängen, dich würde doch sowieso keiner vermissen!"
„I-ich...ich will das nicht! Sie sollen aufhören! Was hab ich ihnen denn getan?! Warum machen sie das schon wieder?!"
Die Stimmen der Jungen wurden immer lauter und verschwammen langsam vor Fia. Ihre ganzer Kopf war komplett aufgewühlt und ließ keinen klaren Gedanken mehr zu. Wieso war sie hier? Was wollten sie von ihr? Was war hier los? Und was... Was war dieses Gefühl?
Keine Angst, keine Trauer, kein Hass... Sie kannte es nicht.
Während ihr eine Träne die Wange herunterlief, entglitt ihr gleichzeitig ein ekelhaft falsches, verstörendes Grinsen. Die Jungen waren nun noch lauter. Fias rechter Arm leuchtete hell auf und verwandelte sich in ihre große, gebogene, scharfe Klinge. Das Grinsen zog über ihr ganzes Gesicht, dann schallte ein dumpfes, matschiges Geräusch durch die gesamte Schule und alles wurde rot.
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