Eifersucht?
Noch grinste Aori leicht, doch dann bemerkte sie, was gerade eigentlich passiert war und drehte sich peinlich berührt zum Shinigami um. Dieser sah sie mit einem schiefen Blick fragend an, als würde er auf etwas warten.
Da allerdings keine Frage kam, verbeugte sich Aori demütig vor ihm und sagte: „Tut mir wirklich unendlich leid! Ich entschuldige mich vielmals für die beiden!"
Der Shinigami sah sie noch eine Weile so an, während Aori in ihrer verbeugten Position blieb. Dann meinte er: „Aber, aber. Du musst dich doch nicht für die Handlungen der beiden entschuldigen! Es ist ja nicht deine Schuld und außerdem sollten wir, also die Lehrer und ich, uns eigentlich um die Sicherheit unserer Schüler kümmern, nicht du. Also muss ich mich wohl auch bei dir entschuldigen."
Aori sah ihn verwundert an. Damit hätte sie wohl nicht gerechnet.
Der Tag ging vorüber und niemand redete mehr über den Vorfall, um die durch den Eiszapfen zerstörte Wand wurde sich auch bereits gekümmert. Trotz alldem konnten Aori und Stein nicht schlafen. Stein saß die ganze Nacht in seinem Labor und dachte über diese Yumiko nach. Das tat auch Aori. Ihren Schattenschleier hatte sie diese Nacht nicht aktiviert, da sie sich ziemlich sicher war, Ryo würde es nicht mehr mit den Alpträumen versuchen. Jedoch konnte sie nun selbst nicht mehr durchschlafen und lag die ganze Nacht wach.
Sie starrte einfach an die Decke des Zimmers und überlegte. Diese Yumiko ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Eine Gestaltwandlerin, das war schon etwas besonderes. Irgendwie fand sie diese Idee aufregend und wollte mehr über Yumiko und ihre Magie erfahren. Andererseits wollte sie einfach nur ihre Ruhe haben und nichts mehr mit diesen ganzen Hexenangelegenheiten zu tun haben.
Der nächste Morgen. Was Aori sofort auffiel: Minai ging ihr immer noch aus dem Weg. Aori wollte sie erst darauf ansprechen, aber dann bemerkte sie, wie sehr ihr Minai doch auswich, also ließ sie es lieber.
„Soll sie doch, wenns ihr Spaß macht."
Aus Minais Sicht hatte sich die Lage zwar schon etwas gebessert, aber in ihrem Kopf tauchten immer wieder die Bilder des letzten Alptraums auf. Sie versuchte wirklich, sich selbst zu zwingen, wieder mehr Zeit mit Aori zu verbringen, aber wann immer sie in Aoris Nähe kam, erfasste sie eine Art Vision und sie entfernte sich reflexartig wieder von ihr.
Die Tage vergingen und nichts passierte. Es war sogar verhältnismäßig langweilig an der Shibusen, sodass niemand wirklich Lust auf irgendwas hatte. Irgendwann hatten Hanako und Fia die Nase gehörig voll von dieser Situation und schleppten Aori und Minai nach dem Unterricht in ihre Klasse. Sie versuchten, ihnen schon fast mit Gewalt einzutrichtern, dass sie sich wieder vertragen sollten.
Da gab es nur ein Problem: Aori hatte sich mittlerweile schon so darauf eingestellt, dass sich Minai so verhielt, dass sie eine Entschuldigung noch nicht mal zuließ. Minai schien es sichtlich leidzutun, aber Aori ließ ihr gar keine Chance, das auszudrücken und ging schließlich einfach. Wie gesagt, sie war nicht wütend auf Minai, am Anfang war es eher Enttäuschung, nun Gleichgültigkeit. Daran konnten auch Hanako und Fia nichts ändern und sie ließen die beiden schließlich einfach in Ruhe.
Das Training wurde dadurch nur sehr leicht beeinflusst, da Aori ja immer noch mit Fia kämpfen konnte. Außerdem beschäftigte sie sich ja auch noch mit Crona, dieses Training wurde überhaupt nicht beeinflusst. Allerdings verbrachte Aori insgesamt wohl mehr Zeit mit Crona als mit ihren Freundinnen, was Minai aus einem ihr unbekannten Grund nicht gefiel.
Sie fing an, die beiden bei ihrem Training zu beobachten. Aori schien in Cronas Gegenwart wirklich sehr glücklich zu sein und das beruhte offensichtlich auch auf Gegenseitigkeit. Die Blicke, die manchmal zwischen den beiden wechselten, hatten etwas beeindruckendes. Es war nicht direkt so, dass es so aussah, als wären die beiden mehr als nur Freunde, aber andererseits konnten sie auf keinen Fall nur Freunde sein.
Minai regte das auf. Sie wollte, dass mit ihr und Aori wieder alles so wäre wie ein paar Monate zuvor, als ihr Aori ihr Geheimnis gestanden hatte und es noch keine Probleme gab. Aber sie hatte nicht den Mut, wieder zu Aori zu gehen. Immer wieder überlegte sie, dass es besser wäre, wenn Crona einfach verschwinden würde, da Aori sie dann wieder mehr „brauchen" würde. Aber diese Gedanken ließ sie schnell wieder fallen, da sie sich damit selbst erschreckte.
„Was denke ich denn da schon wieder?! Minai, reiß dich zusammen! Das bist nicht du! Sowas darf man nicht mal denken!"
Manchmal hatte sie das Gefühl, jemand würde sie beobachten, besonders wenn sie schlief. Sie hatte zwar keine Alpträume mehr, aber trotzdem fühlte sie sich nicht allein in ihren Träumen. Das, was sie am meisten beunruhigte, war, als sie eines Morgens, kurz bevor sie aufstand, noch einmal einen Traum hatte, in dem sie sich praktisch selbst sah, wie sie Aori und Crona beobachtete. Der Traum endete damit, dass eine ihr unbekannte, weibliche Stimme sagte: „Dein Wunsch sei mir Befehl!" Danach wachte sie auf, allerdings war das kein Alptraum gewesen, weshalb sie auch nicht weiter darüber nachdachte.
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