27

„Sicher, dass du nicht mitkommen willst?", fragte Jannis und schaute Lesz an, während Skorupy ihre winzigen, spitzen Zähnchen in seinem Handrücken versenkte.

„Ja", sagte Lesz überzeugt.

„Kein Bock auf Leo?", fragte Jannis mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.

„Er ist halt nicht so mein Fall."

„Ist ja auch kein Problem." Jannis streckte die Finger aus und Skorupy umklammerte seinen Zeigefinger, ehe sie sich auf den Rücken fallen ließ und mit ihren Hinterläufen gegen die Seite seiner Hand trat, während sie ihre Zähne neben seinem Nagelbett versenkte.

„Ich bleib noch hier, Svea kommt auch nachher."

„Auch gut", lächelte Jannis, hob seine Hand ein wenig und kitzelte Skorupy unter dem Bauch, woraufhin sie die Ohren zurücklegte und ihm eins mit der Pfote verpasste.

Die beiden verabschiedeten sich mit einer Umarmung an der Wohnungstür.

„Pass auf dich auf", sagte Lesz und Jannis lächelte ihn an.

„Mach ich. Du auch", erwiderte er und steuerte die schmutzige Treppe an. Er warf Lesz noch ein Lächeln zu, während er die Stufen hinabsprang, dann stieß er die Haustür auf und trat in den lauen Abend.

Sommer, es war endlich Sommer. Endlich Ferien, endlich Freiheit. Keine Schule, keine Hausaufgaben und vor allem keine Mutter, die ihm mit Hausaufgaben auf die Nerven gehen konnte.


Leo hatte André und einen Bierkasten dabei. Gemeinsam legten sie den Weg zum Wald zurück.

„Hier, jetzt bist du mal dran", sagte Leo und drückte André den Kasten in die Arme, als sie Jannis' Siedlung erreichten.

„Warum hast du nicht einfach'n Rucksack mitgenommen?", stöhnte André und schwang sich den Kasten auf die Schulter.

„Warum hast du keinen Rucksack mitgenommen?", erwiderte Leo und holte den Tabak aus der Innentasche seiner Kutte hervor.

„Kann ich riechen, dass du direkt 'nen ganzen Kasten holen willst?"

„Letztes Mal hatten wir kein Bier, das war auch nicht gut", grinste Jannis und André warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

„Was willst du eigentlich schon wieder, he?", fragte er und hatte er gerade noch genervt geklungen, untermalte jetzt eine aufdringliche Aggressivität seine Stimme.

„Entspann dich mal", sagte Leo und leckte das Pape an.

„Ich hau dir gleich ganz entspannt aufs Maul", drohte André Jannis und spuckte auf den Boden.

„Mach du mal", erwiderte der ungerührt und nahm von Leo den Tabak entgegen.

„Was schleppst du eigentlich die ganze Zeit dieses Kind an, Alter?", wandte André sich an Leo und nahm den Kasten von der Schulter, um ihn an seiner Seite zu tragen.

„Halt mal die Fresse, Jannis ist mega korrekt", erwiderte Leo und entzündete ein Streichholz, ehe er es mit eleganter Geste an die Zigarette zwischen seinen Lippen führte.

Bis sie den Kiesweg erreichten presste André nur eingeschnappt die Lippen aufeinander, dann drückte er Jannis den Kasten in die Arme.

„Wenn du mitsaufen willst, musst du auch tragen", sagte er und hob die Augenbrauen.

„Da hat er Recht", grinste Leo.

Mit beiden Händen packte Jannis von der Seite in den Kasten und trug ihn ein paar Meter vor seiner Brust, dann ließ er ihn an seine Seite hängen und trug ihn mit einer Hand. Wechselte, als seine Schulter sich anfühlte, als würde sie gleich einfach abfallen. Seine Handflächen begannen zu schmerzen und Schweiß trat ihm auf die Stirn.

„Ist es das überhaupt wert?", seufzte er und stolperte.

„Ja!", sagten Leo und André wie aus einem Mund.

„Lass bloß nix fallen!", sagte André warnend.

„Dann trag's halt selbst", sagte Jannis und wollte ihm den Kasten wieder in die Arme drücken, aber André machte einen Satz zurück und schüttelte den Kopf.

„Du bist dran", sagte er.

Der Kasten mitsamt Inhalt schaffte es unbeschadet zur Lichtung, aber Jannis rieb sich mit verzogenem Gesicht die Oberarme.

„Solltest mal deinen Bizeps trainieren", grinste André und boxte dagegen, woraufhin Jannis ihn böse anschaute er laut lachte. „Mach mal Feuer, Kleiner."

„Mach du mal Feuer und hör auf dich wie'n Wichser zu benehmen", erwiderte Leo.

Jannis setzte sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baumstamm, während Leo in den Kasten griff. Er drehte den Deckel einer Flasche Perlenbacher ab und hielt sie Jannis hin.

„Hier, die Belohnung", grinste er und Jannis hob seinen lahmen Arm und griff die Flasche. Er schenkte Leo ein erschöpftes Lächeln und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn, ehe er einen Schluck von der herben, wenigstens noch halbwegs kühlen Flüssigkeit nahm.

Es dämmerte, während André Stöcke zusammensuchte und die Feuerstelle so vorbereitete wie Kian es Jannis gezeigt hatte. Unter dem dichten Blätterdach wurde es schnell dunkel. Bald erhellten Flammen die umstehenden Stämme und eine wohlige Wärme erhitzte die sich abkühlende Luft wieder.

„Ein wunderschöner Abend, oder?", seufzte Leo und nahm einen Schluck aus seiner Flasche.

„Wirste jetzt kitschig?", grinste André, der sich ebenfalls eine Flasche griff und sich auf den alten Blättern niederließ.

„Wie könnte ich nicht, wenn ein so schöner Mann wie du neben mir sitzt?", erwiderte Leo und schaute André aus treuen Augen an.

„Halt die Fresse", meinte der, zog aber einen Mundwinkel zu einem Grinsen hoch. Er wandte sich an Jannis. „Warst du eigentlich auch da? Auf dieser Party von Niklas?"

„Ja", sagte Jannis und nahm einen Schluck aus seiner Flasche.

„War irgendwie jeder da außer mir?"

„Zumindest fast", meinte Leo.

„Was hat der Wichser mich auch nicht eingeladen?" André führte die Flasche an die Lippen.

„Du hast seinen Laptop geklaut", lachte Leo.

„Ich? Woher will er wissen, dass ich das war?"

„Komm, wer soll's sonst gewesen sein?"

„Is' klar, gebt dem Einbrecher die Schuld." André hob erneut die Flasche an die Lippen, konnte sich das Lachen aber nicht verkneifen, als Leo lauthals anfing. Auch Jannis grinste. „Typisch", fügte er grinsend hinzu.

„Du warst es, oder?", fragte Leo und André schüttelte den Kopf. „Natürlich warst du's", grinste ersterer.

„Laber nich', erzähl mal lieber was mit Kian und Isi war. Kommt der eigentlich heute auch noch?"

„Keine Ahnung", sagte Leo und schaute über die Schulter in Richtung Weg.

„Der trifft sich heute mit Vroni", sagte Jannis.

„Oho, wer ist denn Vroni?", grinste André.

„'ne Freundin von mir."

„Oho, eine Freundin also." Er lachte und Jannis seufzte.

„War da eigentlich was zwischen denen auf der Party? Ich hab da nur so ganz dunkle Erinnerungen", sagte Leo.

„Keine Ahnung. Sie haben sich auf jeden Fall echt gut verstanden."

„Gut verstanden, so so", warf André grinsend ein.

„Junge, bist du untervögelt oder so?", lachte Leo.

„Ich such mir halt keine Kinder zum Ficken."

„Jetzt, wo du's sagst ..." Leo wandte Jannis den Blick zu und rutschte ein wenig näher an ihn heran. Er setzte einen verrührerischen Blick auf, spitzte die Lippen ein wenig und wackelte mit den Augenbrauen. „Na, Jannis, wie sieht's aus? Du und ich?" Er formte einen Kussmund.

„Ich bin sofort dabei", erwiderte Jannis mit einem Grinsen auf den Lippen, versuchte ebenfalls verführerisch zu schauen und beugte sich in Leos Richtung.

André trank und rüpste dann lautstark.

„Lasst gut sein, Jungs", sagte er, aber Leo hielt den Blickkontakt noch einen Augenblick länger aufrecht.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top