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Jannis und Leo rauchten auf und traten wieder ins Wohnzimmer. Jannis setzte sich auf Leszs Schoß und nahm ihm den Becher aus der Hand.

„Das ist was anderes, oder?", fragte er, nachdem er einen Schluck genommen hatte, und schaute in den Becher.

„Jägermeister-E", sagte Lesz.

„Auch Flying Hirsch genannt", mischte Leo sich im Vorbeigehen ein.

„Hat Kian uns gemischt", erklärte Lesz weiter und nickte in Kians Richtung, der sich mit dem Mädchen neben sich unterhielt, deren gebräunte Haut sich von dem Weiß des trägerlosen Tops abhob.

„Ich misch dir auch noch was geiles, Jannis", rief Leo von der Tür aus und Jannis lächelte ihn an, ehe er im Flur verschwand.

Vroni drückte sich aus der Couch hoch, schob sich am Tisch vorbei und umarmte Jannis mit einem Grinsen im Gesicht.

„Es ist voll geil, dass du uns hergebracht hast", lachte sie und lehnte sich auf ihn.

„Ihr seid echt fetter als ihr ausseht", scherzte Lesz und versuchte seine Sitzposition ein wenig zu verändern.

„Fresse, Leszi", lachte Vroni, hob den Blick und schlug ihm mit der flachen Hand kräftig gegen die Stirn, ehe sie sich wieder Jannis zuwandte und ihm einen Kuss auf die Wange gab.

„Es ist voll geil, dass ihr hier seid", lachte der, schloss seine Arme um sie und lehnte sich schwungvoll zurück, sodass sie den Boden unter den Füßen verlor.

„Jannis, Alter!", beschwerte Lesz sich lachend, als er Jannis' Schulter ins Gesicht bekam. Er drehte das Gesicht zur Seite.

Jannis hielt die lachende Vroni noch einen Moment in der Luft, dann rutschte sie durch seine Arme nach unten bis ihre Füße wieder den Boden berührten. Sie drückte Jannis nochmal.

„Kian ist richtig cool", sagte sie an seinem Ohr. „Leo auch, aber nicht so cool wie Kian."

„Ich mag ihn auch", stimmte er zu und strich Vroni über den Rücken, dann löste sie sich, kniff Lesz grinsend in die Wange und beeilte sich auf ihren Platz zwischen Marti und Kian zurückzukommen. Grob quetschte sie sich zwischen die beiden Jungs und drückte als nächstes Marti.

Leo tauchte vor Jannis auf und drückte ihm einen Becher in die Hand.

„Long Island Ice Tea", sagte er, stieß seinen eigenen Becher gegen Jannis' und trank einen Schluck.

„Danke", lächelte Jannis, schnupperte an dem Getränk und probierte einen Schluck. Schmeckte wie Eistee. Seltsamer Eistee.

Die Türklingel übertönte die Musik und Niklas löste sich vom Laptop.

„Steh mal auf", sagte Lesz und drückte seine Hände leicht in Jannis' Rücken, während Niklas an ihnen vorbei in den Flur ging.

„Warum?"

„Ich brauch was neues zu trinken." Lesz schüttelte seinen leeren Becher von Jannis' Nase und der führte ihm den Long Island Ice Tea an die Lippen.

„Probier das hier." Er hob den Becher und Lesz schluckte.

„Ja, ganz nett", meinte er, als Jannis wieder abgesetzt hatte, und schob etwas fester. Jannis erhob sich und ließ sich auf die Sitzfläche fallen, als Lesz aufgestanden war.

„Warte, ich komm mit", hielt Leo ihn auf, kippte den Inhalt aus seinem eigenen Becher runter und hielt inne, um ein lautes Rülpsen aus seiner Kehle entweichen zu lassen. „Jetzt können wir", grinste er, legte den Arm um Lesz und ging Seite an Seite mit ihm Richtung Küche. Kaum waren die beiden durch die Tür, stürmte ein Mädchen mit schwarz gefärbtem Haar und einem bauchfreien Top ins Wohnzimmer, die ein glitzerndes Piercing in ihrem Bauchnabel trug. Niklas folgte dich hinter ihr.

„War ja klar!", sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften. Sie blieb zwischen Jannis und dem leeren Stuhl von Leo stehen, den wütenden Blick auf Kian gerichtet. Vroni wandte ihr neugierig den Blick zu, in dem von Kian schwang neben Überraschung und Freude auch eine böse Vorahnung mit.

„Isi", sagte er ein wenig unsicher.

„Nichts, Isi! War ja klar, dass ich hier ankomm', du hättest mich übrigens auch abholen können, und dich wieder mit zwei Schlampen im Arm vorfinde." Sie deutete auf das Mädel zu Kians rechter, dann auf Vroni und Jannis schaute Kian an, dessen Arme an seiner eigenen Seite lagen. Er drehte den Kopf zu Isi und schaute sie von der Seite an.

Niklas schlich an ihr vorbei und trat mit beschäftigter Miene an den Laptop.

„Ich hab überhaupt niemanden im Arm, ich sitze hier nur", sagte Kian und stand auf.

„Was hat er wieder gemacht, als ich nicht hier war, Niklas?", fragte Isi und schaute an Jannis vorbei zu ihm. Niklas löste den Blick nicht von seinem Bildschirm. Kian schob sich am Tisch vorbei und trat an Isi heran, aber sie drehte den Kopf weg, als er sie küssen wollte. „Nein, Freundchen, so läuft das nicht. Meine Zuneigung musst du dir verdienen!"

Jannis hob die Augenbrauen und trank aus seinem Becher. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass die beiden ständig stritten. So schlimm waren nicht mal seine Eltern. Obwohl ... Er stand auf, ging auf der anderen Seite am Tisch vorbei und nahm Kians Platz auf der Couch ein, während der nach Isis Hand griff.

„Mach jetzt keinen Stress", bat er, aber sie zog die Hand weg und verschränkte die Arme.

„Hättest du mich einfach mal abgeholt, dann wäre das alles nicht passiert."

„Ich bring dich dafür nachher nach Hause", sagte Kian ruhig.

„Ja ja." Sie lachte auf. „Das will ich sehen. Am Ende bring sowieso wieder ich dich nach Hause weil du zu viel gesoffen hast. Es ist immer das gleiche mit dir, Kian, ich hab da wirklich keinen Bock mehr drauf."

Vroni beugte sich an Jannis' Ohr heran.

„Sie ist nicht cool", flüsterte sie und grinste, als Jannis grinste.

„Kian hat schon mal von ihr erzählt", flüsterte er zurück.

„Dann geh doch!", wurde Kian laut. „Verpiss dich, wenn ich so scheiße bin!"

Isi hob die Augenbauen und schaute ihn einen Moment lang fassungslos an.

„Bitte, dann geh ich", sagte sie und wandte sich Richtung Tür.

„Ja, geh." Kian verschränkte die Arme.

„Ich geh", drohte seine Freundin.

„Bitte, niemand will dich hier", zischte er.

Isi ließ ihren Blick kurz über die schweigenden Partygäste schweifen, ehe sie ihn wieder anfunkelte. „Fick dich, Kian, fick dich einfach!", brüllte sie. Sie stieß Jannis' ehemaligen Stuhl an, als sie Richtung Tür eile und schubste Leo zur Seite, der mit Lesz in der Tür stehen geblieben war.

Kian blieb stehen, schaute ihr hinterher und trat mit geballten Fäusten den wackelnden Stuhl neben sich um. Niklas hob alarmiert den Kopf.

„Hey, Mann", sagte Leo, kam ins Wohnzimmer und legte Kian eine Hand auf die Schulter. Er reichte ihm seinen Becher. „Hier, trink. Scheiß auf Isi, die hat dich gar nicht verdient."

Kian setzte an und trank den Becher in einem Zug leer, zerknüllte ihn und warf ihn in die Zimmerecke.

„Komm." Leo legte seinen Arm um ihn und nahm ihn mit sich in die Küche, während Lesz ein wenig verloren in der Tür zurück blieb und in großen Schlucken aus seinem Becher trank. Mit dem Blick folgte er den beiden Jungs.

Einen Augenblick schwiegen die Leute im Wohnzimmer, dann setzten sie ihre Gespräche fort, als wäre Isi nie dagewesen.

„Was war'n das?", fragte Lesz und schaute zu seinen Freunden. Seine Zunge stieß beim Reden an.

„Das war ein Beziehungsstreit", erwiderte Vroni, stand auf und zog Lesz auf die Couch. „Rutsch mal", sagte sie zu Jannis und schob ihn gegen das Mädchen mit dem weißen Top, um genug Platz für Lesz und sie selbst zu schaffen.

„Hätt' ich ja gar keinen Bock drauf", meinte er und trank aus seinem Becher. „Ich bleib lieber bei dir. Hier ... hab vergessen was das ist, aber probier." Er hielt Jannis den Becher hin und legte seinen Kopf auf dessen Schulter, in einer Position, die ziemlich unbequem aussah. Ein Rülpsen löste sich aus seiner Kehle. Jannis nahm den Becher entgegen und schmeckte Fanta.

„Bist du besoffen, Leszi?", lachte Vroni, nahm Jannis den Becher aus der Hand und probierte. „Hmm, was ist das?"

„Fanta-Korn", sagte Lesz mit geschlossenen Augen.

„Ich dachte du hast vergessen was das ist", grinste Marti.

„Ja."

„Ich behalt das mal. Komm, stoß mit mir an", lachte Vroni und streckte Marti den Becher hin. Ihre Tonlage war etwas schiefer als sonst. Marti stieß mit ihr an und leerte seinen ersten Becher.

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