Heilende Häde und eine besondere Freundschaft
Langsam kam er wieder zu sich. Azuro blickte sich um. Wo befnd er sich? Wieso war er hier?
Langsam kehrten seine Erinnerungen zurück, da war das Battle mit Miko, der verrückte Lehrer Shelton, seine Freunde und ... Neala. Azuros Blick schweifte umher, er war in einem Krankenzimmer. Etwas lag auf seinem Nachttischkäschen. Ein grün-bläuliches Häufchen Stoff, er dachte an seine Schlangenhaut, doch bevor er noch die Kraft aufbringen konnte, es genauer anzuschauen, öffnete sich die Zimmertür einen Spalt. Herein lugten ein paar neugierige Augenpaare.
Als sie bemerkten, dass Azuro wach war, stürmten Nico und Sai ins Zimmer und führten einen Jubeltanz auf: „Er ist wach! Er lebt!" Als sie sich beruhigt hatten, wollte Azuro wissen, was gestern noch passiert ist und wie lange er geschlafen hatte.
„Es war ziemlich langweilig ohne dich", bemerkte Nico und fixierte dabei einen bestimmten Punkt im Krankenzimmer. Sai plauderte derweil einfach los: „Ich kann verstehen warum du einen Tag lang geschlafen hast. Nico hat mir genauestens erzählt, was passiert ist. Der Übungskampf ist zurzeit Thema Nummer 1 in der Schule...", doch der Patient schnitt seinem Zimmerkollegen das Wort ab: „Stimmt! Wie geht es Miko? Ist er schwer verletzt?" wollte er besorgt wissen. Seine Gedanken schlugen Purzelbäume, warum lag er nicht auch im Krankenzimmer. Nico meinte nur beiläufig: „ Keine Ahnung, aber weshalb sorgst du dich so um ihn, er hat dir gestern diese ganzen Verletzungen zugefügt?"
„Das ist schwer zu erklären, aber eigentlich wollte er das gar nicht", versuchte es Azuro, doch er erntete nur verständnislose Blicke. Der schwarzhaarige Junge richtete sich auf. All seine Knochen schmerzten, doch das war ja schon ein Dauerzustand. Mit zusammengebissenen Zähnen stieg er aus dem Bett und humpelte zur Tür.
„Halt!" riefen seine erstaunten Freunde, doch Azuro ließ sich nicht aufhalten. „Tut mir leid, ich muss nach ihm sehen", sagte er nur beim Hinausgehen. Langsam stolperte er den Gang entlang und suchte nach der Tür, an der Mikos Name geheftet war. Er war noch nicht weit gekommen, da vernahm er seine beiden Zimmerkammeraden hinter sich. „Warte Azuro, wir helfen dir", hörte er Sai rufen und im nächsten Moment standen sie neben ihm und stützten ihn. Dankbar nahm er die Hilfe an und gemeinsam fanden sie die richtige Tür. Was würde ihn erwarten? Zaghaft klopfte er an und trat mit seinen zwei „Stützen" ein.
Eine raue, schwache Stimme meldete sich, die Freude in ihr war aber nicht zu überhören: „Azuro? Alles klar bei dir?" Miko saß in seinem Bett, zur Hälfte mit Pflastern vollgeklebt und mit Verbänden umwickelt. „Es tut mir leid, wegen gestern,... ich konnte mich wieder nicht beherrschen", stotterte er weiter. Die Drei traten näher an das Bett und Azuro meinte nur: „Schon gut, aber du siehst aus wie ein Patchwork-Polster. Man sieht fast kein freies Stück Haut mehr von dir."
„Ich?" entgegnete Miko „Schau dich mal an, du bist bunt wie ein Fleckenteppich!" Alle lachten ausgelassen. Nico holte den Stoff aus seiner Jackentasche, den er von Azuros Nachtisch noch schnell eingesteckt hatte. „Hier, der Shelton hat uns gestern noch einen 'guten' Rat gegeben. Wir sollten sicherheitshalber immer unsere Anthetenhandschuhe bei uns haben."
Er hielt Azuro den Stoff vor die Nase. „Meine Schlangenhaut,...", im gleichen Moment wusste er auch was das war. Mit weit aufgerissenen Augen nahm er die Handschuhe entgegen und rief begeistert: „Wow! Wahnsinn! Neala, ich könnte dich küssen. Du bist die Beste, ich liebe dich!" Er drehte sein wertvolles Geschenk schwärmerisch herum. Als er begriffen hatte, was ihm da gerade über die Lippen gerutscht war, wurde er rot, wie eine überreife Tomate.
„Ähm,... so meinte ich das natürlich nicht, es ist nur weil... Ach vergesst es einfach." Nico und Sai fingen prompt an, ihn zu necken. Auch Miko kicherte, aber er sah Azuro fragend an: „Warum liebst du Neala, wenn Nico dir deine Handschuhe bringt?" er streckte die Hand danach aus und sagte neugierig: „Ach egal, zeig mal her. Was ist das für ein besonderes Material?" Er fuhr mit der Hand über das Schlangenleder und setzte einen bewundernden Blick auf. „Echt cool, wo hast du die her?" fragte er besessen.
Azuro, der noch immer zwischen seinen zwei Freunden, gestützt dastand, versuchte sich gerade aufzurichten. Es fiel im nun schon sichtlich schwer, sich auf den Beinen zu halten. „Neala hat sie gemacht. Deshalb... ähm, bin ich ihr sehr dankbar. Ich finde sie auch toll, ich meine die Handschuhe, sie lagen die ganze Zeit schon auf meinem Nachttisch und ich hab sie nicht bemerkt und nicht anprobiert." Erklärte ihm Azuro schwerfällig.
„Na dann wird es aber Zeit!" mit diesen Worten stülpte Miko seinem Freund die Handschuhe über. Andächtig sahen alle auf Azuros Hände. Es war ein beruhigendes Gefühl, die Schlangenhaut zu spüren. Er öffnete die Kapsel und steckte seinen Antendoiten hinein. Sofort überkam ihn wieder diese heilende Wärme, die er schon einmal miterlebt hatte. Damals, im Untergrund, als er den Wasserfall hinuntergestürzt war. Tief atmete Azuro ein und fühlte sich immer besser. Sein Körper schmerzte nicht mehr und seine blauen Flecken, verschwanden in Sekundenschnelle.
„Das tut so gut, ich fühle mich wie nach einem 14 tägigen Urlaub am Strand", schwärmte er. Er brauchte nun seine Helfer nicht mehr. Stramm stand er da und hatte auch gleich darauf einen Einfall. „Miko, gib mir deine Hände." Dieser zögerte noch, so ganz geheuer war ihm das Ganze nicht.
„Keine Angst, die Schlangenhaut hat heilende Kräfte. Vielleicht funktioniert es auch bei dir", beruhigte ihn Azuro und streckte ihm seine Hände entgegen. Als Miko die Schlangenhaut berührte, spürte er sofort ein Kribbeln.
„Das ist einfach nur der Hammer", musste er zugeben. „Ich fühle mich so was von fit, sag ich euch!" Nico und Sai waren sprachlos. Sie konnten es immer noch nicht glauben. Erst als Miko aus seinem Krankenlager stieg und die Bandagen und Verbände entfernte, wachten sie wieder aus ihrer Starre auf.
„Irre! Gratuliere Azuro, du bist ab heute der Medizinmann in unserer Schule." Sai klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Wir sollten die Sache noch nicht an die große Glocke hängen", warnte dieser. „Ich hab noch keine Erfahrung damit, also behaltet das Geheimnis bitte für euch." Er sah seine Freunde fragend an, die einer nach dem anderen, zustimmend nickten.
„Aber gegen unser Vorhaben, die Schule zu erkunden, steht nun nichts mehr im Wege", sagte Miko erwartungsvoll zu Azuro. „Was meinst du? In einer halben Stunde vor der Schule?" Er stubste seinen Freund in die Seite und grinste. „Du bist wieder ganz der Alte. Na schön, dann bringen wir es hinter uns", meinte der und fragte Sai und Nico, ob sie auch mitkommen wollten. Die zwei waren noch zu sehr mit den Geschehnissen von vorhin beschäftigt.
Dass sie keine Draufgänger waren, wussten auch alle, darum verneinten sie mit einem Lächeln. Sie begleiteten Azuro noch in den Jungentrakt und waren insgeheim noch stolzer als zu vor, mit ihm in einem Zimmer zu sein.
Nach fünf Minuten war Azuro fertig mit duschen und anziehen, keiner konnte sich erklaren, wie er dies so schnell geschafft hatte. Er war so energiegeladen, dass er nicht stillhielt.
Dankbar sah er noch mal auf seine Handschuhe, die er sich jetzt wieder überstreifte und küsste sie. „Danke, Neala", flüsterte er in seine Hände, öffnete sie sogleich und hauchte den Kuss mit seinen Gedanken zu ihr. Sie hatte ganze Arbeit geleistet. Die Handschuhe waren perfekt. Sobald er von der Erkundungstour wieder zurückkam, würde er sie suchen und sich bei ihr bedanken.
Sein fitter Körper gab Azuro auch gleich eine gehörige Portion Selbstvertrauen. Er würde es schaffen und sich in dieser besonderen Schule wohlfühlen. Alles was er bisher in anderen Schulen erlebt hatte, würde endlich verblassen. Die schlechten Erinnerungen, Erniedrigungen und Misserfolge. Alles würde sich jetzt ändern. Mit erhobenem Kopf stieg er die Treppe zur Eingangshalle hinunter.
Miko, der bereits am Eingang wartete, war ein Freund für ihn, auch wenn es eine eigenartige Weise war, wie sie diese auslebten.
Als Azuro die ersten Wutausbrüche miterlebte, passierte es immer wieder, dass er dabei verletzt wurde, manchmal auch durch Mikos Hand. Die blauen Flecken holte sich Azuro immer, wenn er Miko zügeln wollte. Trotzdem stand er zu ihm, schließlich war diese Kehrseite seines Freundes nur ein Bruchteil seiner Persönlichkeit. Er konnte diese Ausfälle auf einer Hand abzählen, doch für Azuros Eltern war Miko ein schwarzes Schaf. Die Ausrede, sich im Turnunterricht die Schwielen und Blutergüsse geholt zu haben, war für sie unglaubwürdig. Sie sahen die Verletzungen immer im Zusammenhang mit Miko und darum setzten sie sich heftig dafür ein, dass er damals von der Schule verwiesen wurde.
Die Trennung von ihm war für Azuro wie eine Bestrafung. Nach diesem Vorfall zog er sich immer mehr von seiner Familie zurück. In der Schule hatte er niemanden mehr, den er sich anvertrauen wollte, so wurde er auch dort bald zum Einzelgänger.
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