Alec saß missmutig in der Cafeteria gegenüber von Jace und Clary. Die beiden fütterten sich gerade gegenseitig mit Pommes und Jace machte Clary Komplimente, dass das Rot ihrer Haare viel hübscher als das Rot des Ketchups sei.
An normalen Tagen hätte Alec darüber geschmunzelt, aber er hatte heute schlechte Laune. Er hatte sich heute morgen von Magnus verabschieden müssen, weil dieser zu seiner Mutter nach Phoenix geflogen war. Sie hatten sich in der Küche nur kurz zugewinkt und jetzt stellte Alec fest, dass ihm das alles andere als reichte. Natürlich wusste er mal wieder nicht, wie er Magnus das klar machen sollte. Er traute sich sowas einfach nicht. Und Magnus hatte bislang noch keine Anstalten gemacht, ihn küssen zu wollen. Vielleicht wollte er das gar nicht? Entnervt fuhr Alec sich durch die Haare. Wieso machte er sich so viele Gedanken darüber?
Jace war so nett gewesen und hatte sie mit seinem Auto abgeholt, denn sonst hätte auch Izzy zu Fuß gehen müssen und auf diese Litanei hatte Alec überhaupt keine Lust.
Izzy saß nun neben ihm und fragte, ob alles okay sei.
„Ja," fauchte er sie an. Beschwichtigend hob sie die Hände und wollte gerade etwas Schnippisches erwidern als ihr Handy piepte.
Hi, Isabelle.
Wer ist da?
Ich bin's. Simon.
Izzys Herz machte ungewollt einen kleinen Hüpfer.
Hi, Simon.
Hi.
...
Was bedeuten die
...?
Dass ich nicht weiß,
was ich sagen soll.
Ich auch nicht.
Verwirrt starrte sie auf's Display.
Warum schreibst du
mir dann?
Oh, bitte entschuldige.
Dann kam nichts mehr. Nachdem sie zwei Minuten auf ihr Handy gestarrt hatte, knallte sie es wütend auf den Tisch.
„Was ist denn mit dir jetzt los?" maulte Alec sie an.
„Schlechte Laune ist wohl ansteckend." fauchte sie, stand auf, griff ihr Telefon und ging mit langen Schritten nach draußen. Sie ging auf die Wiese zu, auf der sie ihre letzten Pausen immer verbracht hatten und da saß er. Der Grund ihres plötzlichen Stimmungswechsels.
Simons Brille hing etwas schief auf seiner Nase, denn er starrte konzentriert auf sein Handy und schien irgendwas zu tippen und wieder zu löschen. Gedankenverloren kaute er auf seiner Unterlippe und schielte immer auf einen zerknüllten Zettel, von dem er offenbar Notizen ablas.
Plötzlich kniff er die Augen zusammen und Izzys Handy piepte erneut.
Hast du vielleicht
Irgendwann mal mit
Mir Kino trinken.
Was sollte das jetzt bedeuten? Isabelle Lightwood hatte genug von diesem Theater. Entschlossen ging sie zu ihm rüber und baute sich vor ihm auf.
„Was soll das heißen?" fragte sie ihn und hielt ihm ihr Handy hin.
Simons Kopf wurde tiefrot und mit einer zitternden Hand nahm er ihr Handy.
„Oh."
Izzy stemmte die Hände in die Hüften und wartete.
„Ich.. ich hab mir Notizen gemacht.. und.." stammelte Simon.
Entnervt hob Izzy den zerknüllten Zettel auf, bevor Simon ihn nehmen konnte.
Hi, Isabelle.
Ich bin's, Simon.
a) Hättest du vielleicht Lust, mit mir ins Kino zu gehen?
b) Hättest du vielleicht Lust, mit mir was Trinken zu gehen?
c) Darf ich dich mal auf ein Eis einladen?
PS: Es tut mir leid, dass ich deine Füße geküsst habe.
Der letzte Satz war durchgestrichen.
Gerührt schlug sich Izzy die Hand vor ihren Mund.
„I-ist dir schlecht?" stammelte Simon und sprang auf, um ihr zu helfen.
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Nein, du Idiot." kicherte sie.
„T-tut mir leid." Beschämt senkte Simon den Kopf.
Vorsichtig legte Izzy ihre Hand an seine Schulter.
„Ja." sagte sie nur.
Fragend blickte er sie an.
„Und ja. Und ja."
Er schien noch immer nicht zu begreifen.
Sie rollte mit den Augen und lächelte. „Zu a, b und c. Simon. Soll ich es dir vielleicht aufschreiben?"
Erkenntnis breitete sich auf seinem Gesicht aus und plötzlich strahlte er über beide Ohren. Izzy fand, dass ein glücklicher Simon ein sehr süßer Simon war. „Echt?" fragte er verblüfft.
„Sehr gerne, Simon. Können wir nur die Reihenfolge ändern?"
„Wie meinst du das?"
„Was hälst du davon, wenn wir heute nach der Schule ein Eis essen? Ich habe solchen Appetit auf Eis."
Simon konnte nur nicken. Izzy nahm ihm ihr Handy aus der Hand und lächelte nochmal über ihre Schulter als sie zurück in die Cafeteria spazierte.
Wieder drinnen ließ sie sich breit grinsend neben Alec plumpsen und legte ihren Kopf an seine Schulter. Fragend sah er sie an.
„Was hast du genommen?"
„Nichts." seufzte sie.
„Eben fauchst du mich an und jetzt willst du kuscheln?"
„Ja." Ein weiteres Seufzen.
„Du machst mir Angst."
Breit grinste Izzy Alec an und wand sich dann Jace zu. „Du brauchst mich nachher nicht mit zurücknehmen."
„Wieso? Ist Magnus wieder da?" fragte Jace.
„Nein, aber.. ich habe noch ein Date."
„Ein Date?" fiepste nun Clary.
Izzys Kopf nickte ganz schnell, so aufgeregt war sie. „Ich gehe mit Simon ein Eis essen."
„Oh mein Gott." kreischte Clary aufgeregt und begann, auf dem Stuhl auf und ab zu hüpfen.
„Na endlich." stöhnten Alec und Jace gleichzeitig.
Alecs Handy piepte. Er zog es aus der Tasche und hatte eine Nachricht von einer fremden Nummer.
Bin gut angekommen.
Wer ist da?
Alexander?
Alec musste kurz grinsen. Schnell tippte er die nächste Antwort.
Ich kenne keinen
Alexander.
Sehr witzig, Lightwood.
Hast du heute einen
Clown gefrühstückt?
Du warst doch dabei und
weißt, was ich zum
Frühstück hatte.
Wie ist Phoenix?
Heiß. Und trocken.
Wie geht's deiner Mom?
Ganz gut. Sie redet viel.
Dann hast du das wohl
von ihr ;)
Die Gene kann man nicht
verleugnen.
Wie geht es dir?
Geht so.
Geht so? Heute früh war
doch noch alles gut.
Da warst du auch noch da.
Heißt das, du vermisst mich?
Simon hat Izzy nach einem
Date gefragt.
Das wurde auch Zeit. Wann
denn?
Sie gehen heute nach der
Schule ein Eis essen.
Wie originell.
Izzy ist ganz aus dem
Häuschen.
Das freut mich.
Mich auch.
Vermisst du mich denn
jetzt?
Magnus Bane, immer auf
der Jagd nach Komplimenten.
Alexander Lightwood, Meister
im Ablenken von Themen.
Ein bisschen vielleicht.
Ich denke, es ist ein bisschen
mehr, aber ich lasse das jetzt
mal gelten.
...
Du fehlst mir auch.
Wir sehen uns Sonntag.
Auf jeden Fall. Bis dann.
Lächelnd steckte Alec sein Handy ein. Izzy schaute ihn argwöhnisch an. „Wer war das?"
„Wer war was?"
„Mit wem hast du geschrieben?"
„Ist doch egal."
„Nein. Du grinst."
„Du grinst auch."
„Du weißt auch, warum!"
„Bleibst du so oder ziehst du dich noch um?"
Geschockt schaute Izzy zu Clary und beide begannen eine hitzige Diskussion über Izzys Outfit für ihr Date. Magnus hatte wohl Recht mit seiner Aussage. Alec war ein Meister im Ablenken von Themen.
Abends lag Alec mit seinem iPod auf seinem Bett und dachte an Magnus. Was machte er wohl gerade? Er hatte geschrieben, dass er ihm fehlt. Aus dem Augenwinkel sah er, dass seine Tür sich öffnete.
„Kannst du nicht anklopfen, Iz?" fragte er und zog seine Kopfhörer aus den Ohren.
„Habe ich, aber du hast nicht geantwortet. Sonst gehe ich dann immer, aber ich wollte doch erzählen, wie es war."
„Was soll das heißen ‚Sonst gehst du dann immer?'"
„Naja, sonst eben. Magnus kann ja abschließen, aber ich klopfe immer bei dir. Aber ich gehe wirklich immer, wenn du nicht antwortest, Alec. Versprochen!" schwor sie.
Alecs Herz klopfte schnell in seiner Brust. Er befürchtete, dass sie mindestens ein Mal reingeschaut haben musste, wenn sie es ihm so versicherte. Er musste mit Magnus darüber sprechen.
„Wie war es mit Simon?" lenkte er nun erfolgreich wieder ab und setzte sich auf.
Izzy, in T-Shirt und Jogginghose, sprang zu ihm auf's Bett und quietschte vergnügt. „Oh Gott, Alec. Er ist ja so putzig!"
Alec lachte. „Putzig?"
„Ja, wie ein kleiner Hundewelpe. Er stottert ganz oft und traut sich kaum, mich anzusehen. Aber dann, wenn er sich nicht beobachtet fühlt, macht er so süße Sachen, wie meine Tasche festhalten bevor sie vom Stuhl rutscht oder die Sahne von meinem Eis essen, weil er in einem Nebensatz gehört hat, dass ich sie nicht mag, mir aber dann extra Streusel holt, weil ich die mag." Izzy seufzte.
Alec lächelte. „Er mag dich wirklich sehr, Iz."
„Ich denke, ich mag ihn auch." Dabei wurde sie ein bisschen rot.
Liebevoll nahm Alec sie ihn den Arm und drückte sie. „Wann seht ihr euch wieder?"
„Wir wollten heute Abend ins Kino."
„Wow, Simon gibt Gas."
Izzy lachte. „Naja, ich habe bestimmt, dass wir das tun. Er muss noch etwas an seiner Schüchternheit arbeiten."
Gegen Mitternacht lag Alec, wie erwartet, schlaflos auf seinem Bett. Er hatte sich bereits Magnus' Bettzeug von nebenan geholt, doch das schien dieses Mal nicht zu helfen. Sein Handy brummte lautlos.
Du bist noch wach.
Woher willst du das
wissen?
Sonst hättest du nicht
so schnell geantwortet.
Touché.
Nimm mein Bettzeug,
Alexander.
Hab ich schon.
Es hilft nicht.
Wieso nicht?
Woher soll ich das
wissen? Ich kann nicht
schlafen.
Tut mir leid. Ich auch
nicht.
Wieso nicht?
Ich denke darüber nach,
was du gerade machst.
Ich liege im Bett und
kann nicht schlafen.
Vielen Dank für diese
Information, Alexander.
Sehr gern. Schlaf gut,
Magnus.
Schlaf überhaupt,
Alexander.
Ich versuch's.
Alec legte sein Handy zurück auf den Nachttisch und drückte sein Gesicht in Magnus' Kissen, um seinen Geruch tief einzusaugen. Es roch gut, aber nicht wie das Original. Alec seufzte. Zum Glück waren es nur zwei Nächte.
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