Shots für die Freunde
Alex' Sicht:
Ich weiß, dass ich mich in Teilen falsch verhalten habe. Blöd bin ich nicht. Wenn überhaupt bin ich ein Arschloch. Ich war mal eines und dachte ich hätte diese Art an mir abgelegt. Aber nein, ich musste Lu heute Abend natürlich mies behandeln. Ich habe mich schon so sehr zusammengerissen, als Jana mit meinem T-Shirt gespielt hat. Das hat mich an damals erinnert, als ich sie in ihrem Wohnheim besucht habe und..
„Ich hoffe, dass ich sie nicht verjagt habe", höre ich Jana vorsichtig, als sie zurück in die Küche kommt, „Dein Bruder singt etwas." „Dann wird Lu jetzt ohnhin vor seiner Nase tanzen." „Hey, mach dir nichts draus. Das alles ist nicht leicht für dich", versucht Jana mich zu beruhigen, indem sie ihre Hand auf meinen Arm legt. Wie unauffällig. Wie oft ich dieses Szenario schon erlebt habe.. und da draußen im Wohnzimmer tanzt die Frau, die es nicht so einfach macht wie jede andere, die mich jeden Tag auf's Neue fordert, weil ich ihr gerecht werden will.
Mit Lu ist es nicht einfach und deshalb nicht langweilig. Jana ist nur eine wie alle anderen. Wieso sonst habe ich sie recht schnell von meiner Prioritätenliste geschmissen. Gut, ist auch schon fast zehn Jahre her. Aber wenn Lu Gefühle für Fabi hat.. Nein, das hat sie nie behauptet. Sie hat keine Gefühle für ihn und ich habe keine Gefühle für Jana. Ich sollte mich nur dementsprechend verhalten..
„Nein, ich lag falsch. Es ist für Lu nicht leicht. Das einzige das für mich nicht leicht ist, ist dass ich es nicht gewohnt bin, in einer Situation wie dieser zu sein. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich vorher mal eine Beziehung gehabt hätte." „Das ist nicht deine Stärke, wenn ich ehrlich bin", schmunzelt mir Jana entgegen und scheint verstanden zu haben, dass ich mich zurückziehen sollte.
„Ich werde mal nach ihr sehen", gebe ich ihr Bescheid und verlasse die Küche, nachdem sie genickt hat. Ich finde Lu recht schnell und gehe auf sie zu, als sie mich nicht sieht. Als ich ihr nahe genug bin lege ich meinen Arm um sie und nähere mich ihrem Ohr. „Es tut mir leid", entschuldige ich mich aufrichtig.
Luisa's Sicht:
Überrascht von Alex' Einsicht drehe ich mich zu ihm um. „Wofür entschuldigst du dich genau?", hake ich nach. Zuvor schienen ihm ein paar Punkte nicht sonderlich stark einzuleuchten.. Alex seufzt schwer. Er ist es eben nicht gewohnt, sich Fehler einzugestehen.
„Ich war frustriert davon, dass deine Eltern und dieser Lifestyle in unserem Leben so präsent sind, obwohl du dir das selbst nicht wünschst. Ich wollte mich ablenken und habe die Party veranstaltet, ohne an dich zu denken. Ich habe mit Jana geflirtet und bin dich wegen Fabi angegangen, obwohl ich weiß, dass du nicht bei ihm bist", zählt er brav auf.
„Und das tut dir alles leid?", frage ich noch einmal genauer, lasse ihn aber seinen Hand an meine Taille legen. „Ja, alles", bestätigt mir Alex noch einmal nickend und lächelt mich entschuldigend an. „Okay", erwidere ich sanft. „Okay?" „Ja, okay", wiederhole ich ruhig, „Ich kann verstehen, dass die Situation blöd ist. Ich möchte das ja selbst nicht. Und solange du nicht gerade Jana mit wohin-"
„Nein", schüttelt Alex schnell seinen Kopf. „Objektiv betrachtet hast du mir keinen Grund gegeben, wegen ihr sehr wütend zu sein. Ich denke nur, dass sie das subjektiv anders sieht.. also mach ihr da bitte keine falschen Hoffnungen sonst bleibt es bei den Flirts und auf Dauer fände ich es fragwürdig." „Du meinst wie bei Fabi und-" „Wir sind nur Freunde!", halte ich schnell dagegen und lache, als Alex mich mit einem Grinsen weiter zu sich zieht.
„Ich gebe das ungern zu, aber du hast wohl Recht. Vermutlich eine Gabe, die dir im Studium geholfen hat." „Wenn es mir nur in meiner Beziehung das eine oder andere Mal helfen würde", ziehe ich ihn grinsend auf und bin froh, dass wir wieder so miteinander reden. Ich habe kein Problem damit, schnell zu verzeihen. Alex ist einsichtig und das ist das Wichtigste. Ich verstehe ihn und er versteht mich.
„Ich sehe, ihr beiden seid wieder ekelhaft glücklich?", stellt Fabi scherzhaft fest woraufhin wir beide nicken. Das heißt, dass ich nicht auf seine Couch zurückgreifen muss. Das wäre ohnehin nicht meine bevorzugte Variante gewesen, einfach weil es aktuell wohl zu privat wäre. Mit seiner Couch hätte ich sonst kein Problem, die ist toll. „Du findest schon auch noch die Richtige, Bruderherz", zieht Alex Fabi auf und bringt mich damit zum Lachen. Die beiden sind genug angetrunken, um sich mal wieder lebhaft und stressfrei zu unterhalten.
„Selbst wenn ich noch Jahre brauche, die Richtige zu finden, heirate ich immer noch vor euch." „Na immerhin bin ich weg vom Fenster, bevor du enterbt wirst", fügt Mike grinsend hinzu, als Maxi und er zu uns stoßen. Ist doch ganz nett, dass die beiden hier sind. Es scheinen sich gerade alle miteinander zu verstehen. Mehr als diese familiären Momente zwischen mir und meinen Freunden habe ich mir nicht gewünscht.
„Wenn wir meinen Eltern den Rest geben wollen und du Geld brauchst könnten wir ja noch heiraten", schlägt Maxi Mike vor. „Ich bin froh, wenn ich mit dem Thema durch bin", gebe ich erleichtert zu. „Da hat jemand nach Shots gerufen und hier bin ich", ruft Hannah, die zu uns stößt und jedem außer Maxi einen Shot gibt. Na da bin ich mal gespannt..
„Ich weiß du lebst nicht mehr in Saus und Braus aber trotzdem darf auch die Mittelschicht mit uns Steuerzahlern teilen", pöbelt Maxi schon los. „Entschuldige, die sind alle für meine Freunde aber wenn du gelernt hast, dich zu benehmen, gibt's eine verzögerte Lieferung", grinst ihm Hannah provokativ entgegen. Hm.. die Aussage fande ich kreativer.
„Und weil du von so wenig Leuten toleriert wirst brauchst du zwei Shots?", kontert Maxi skeptisch. „Oh der? Nein, Süßer, der ist für mich", grinst Kathi, die zu uns kommt, und nimmt den Shot von Hannah entgegen. Wenn Maxi brodeln könnte, wäre er wohl der perfekte Vulkan, auch wenn ich immer noch nicht verstehe warum genau die beiden sich hassen. Auch wenn es Hass ist, stehen sich die beiden auf irgendeine Weise doch näher als Lea und er.. fast schon süß. Aber den Gedanken behalte ich lieber für mich.
„Nimm meinen." Ich reiche ihm meinen Shot, weil ich sowieso nicht gerne Alkohol trinke. Zu viele Erinnerungen. Dafür freue ich mich mit allen, als sie anstoßen und bin doch ziemlich dankbar für diesen Abend und wie er ausgegangen ist.
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