andere Autos, andere Familien


„Hey, da bist du ja", begrüße ich Alex, als er zu mir ins Auto steigt und lege meine Tasche auf der Rückbank ab. Das fühlt sich so angenehm normal an. Ich hole ihn von der Arbeit ab. Wie es ein normaler Mensch ohne all die Erwartungen macht. Außerdem schaffe ich es mittlerweile eine ganze Stunde im Auto zu stizen und zu fahren. Praktisch, dass der Weg zu Alex' Schule und zurück diese Stunde nicht überschreitet.

„Ja. Sag mal, hast du für dein Auto einen guten Deal bekommen? Ich würde mir auch mal ein Neues anschaffen und wenn das nicht zu teuer ist.." Ich runzle verwundert über seine plötzliche Frage die Stirn aber denke mir nicht viel dabei. Wenn ich ihm sage, dass es ein Geschenk war, weiß er sofort Bescheid. „Es ist geleast." Ja, das entspricht wohl der Wahrheit. Immerhin läuft es über die Firma.

„Und die Tasche? Wie viel gebt ihr Frauen für sowas aus?" Okay, das erscheint mir nun wirklich merkwürdig. Wieso fragt mich Alex nach meiner Handtasche? Er hatte sonst auch nie Interesse an solchen Dingen, womit ich auch ziemlich zufrieden bin. Aber moment.. letztens hatten mich doch seine Schülerinnen angesprochen. Sie werden doch nicht im Unterricht über mich geredet haben? Außerdem wirkt er ziemlich angespannt.

„Alex, was ist los?" „Hast du mal einen Beitrag über dich gesehen? Du trägst den Titel Millionärserbin." Ich wollte das nie thematisieren, deshalb habe ich es auch nie erwähnt. Das Thema und vor allem der Titel hängen mir so zum Hals raus.

„Müssen wir echt darüber reden?", frage ich vorsichtig, aber Alex' enttäuschter Blick bestätigt meine Befürchtung. Vor allem scheint er nicht nur enttäuscht, sondern auch wütend zu sein. Ganz toll. Wenn meine Eltern nur nicht die wären, die sie sind..

„Das hast du mir verheimlicht und das ist echt keine Kleinigkeit. Denkst du, ich bin nur auf's Geld aus oder wieso hast du nie was gesagt?", regt er sich schon verständlicherweise auf. „Ich hab es nur nie erwähnt. Ich halte es nicht für wichtig und rede einfach nicht gerne darüber." „Wissen es die anderen? Hannah, Fabi?"

„Hannah und Fabi kennen meine Familie. Ich war mit Hannah im Internat und auf der Privatschule und Fabi hat mit meinem Bruder studiert", erkläre ich als hätte er nach unserer Freundschaft gefragt. „Verstehe. Und ich bin der Idiot, der nichts kapiert hat." „So ist das nicht, das weißt du", seufze ich schwer, doch Alex legt seine Hand an den Knauf der Tür.

„Alex warte, bitte", seufze ich frustriert über mich selbst und diese Situation, „Ich bin nicht gerade glücklich über einen solchen Titel, okay? Das mag vielleicht undankbar klingen, aber ich will mich aus dem Unternehmen meiner Eltern und der Öffentlichkeit raushalten. Ich rede nicht gern über das Thema oder meine Familie, deshalb hab ich nie was erwähnt."

„Du hättest es mir von Anfang an sagen sollen. Gut, nicht von Beginn an aber sobald es ernst wurde. Ich musste mir die Berichte heute von meinen Schülerinnen zeigen lassen. Und mal ehrlich, eine so teure Handtasche? Ich müsste ein halbes Jahr dafür arbeiten", spricht er diesmal entspannter. „Die war ein Geschenk zum Abi."

„Ich wurde damals zum Essen eingeladen." „Tut mir leid, dass du es so erfahren hast", entschuldige ich mich ernsthaft, „Du hast es vielleicht Maxi und Mike schon angesehen, dass wir nicht die typischen Studenten sind." „Ich hatte die beiden für die angeberische Sorte BWL-Studenten gehalten."

„Verständlich", nicke ich, „Ich wollte es dir nicht verheimlichen. Ich.. Da war wohl eine Angst, dass es unsere Kennenlernphase erschwert. Seit ich klein war wussten Leute wer ich bin und hatten eine Erwartung an mich. Du nicht. Es hat sich so leicht angefühlt, weißt du?" „Ich verstehe das, ehrlich. Ich kann dir nicht sagen wie ich reagiert hätte, wenn ich davon gewusst hätte. Ich denke du hast Recht. Es wäre wohl nie so weit gekommen, weil ich dich wohl wirklich als eine andere Person wahrgenommen hätte", gibt Alex zu, „Ich könnte dich ja googeln und-"

„Nein, bitte nicht", sage ich voreilig. Dann würde er von meinem Bruder erfahren und das möchte ich ihm in einem passenderen Zeitpunkt sagen. „Ja, das wäre wirklich komisch. Mir hat schon der Artikel über dich gereicht, den sie mir heute im Unterricht gezeigt haben." „Was stand darin?" „Die Frage, ob du und dein Bruder die Firma übernehmen werdet. Ist das denn geplant?", hakt Alex interessiert nach, „Ich will die ganze Wahrheit wissen."

„Du hast gelesen wer meine Eltern sind und gesehen wie mein Bruder drauf ist. Dass mein Auto geleast ist stimmt, aber über eine der Firmen. Ich habe zu meinem 18. Geburtstag einen SQ7 bekommen. Dafür wurde von mir erwartet, dass in die Fußstapfen meiner Mutter trete. Mein Großvater hat ihr fünf Firmen vererbt und sie hat zehn weitere selbst gegründet. Sie waren wohlhabend, aber mein Vater und sie haben sich den großen Erfolg zusammen aufgebaut. Und das-"

„Wird von dir erwartet." Ich nicke stumm. „Deine Eltern werden sich wohl kaum damit zufrieden geben, dass ich nur ein Lehrer bin." „Du bist nicht nur ein Lehrer", stelle ich klar, „Was meine Eltern denken spielt hier keine Rolle. Du teilst dein Wissen mit deinen Schülern und ich bewundere dich jedes Mal dafür, wenn du darüber redest, dass du darin aufblühst. Ich will, dass das mit uns klappt und da geht es nur um dich und mich." „Danke, dass du ehrlich warst", nickt Alex und schmunzelt dann, „Was gab's dann zum bestandenen Examen? Eine Yacht?"

„Nein, das nicht. Ich brauchte ein neues Auto und-" „Dein Audi war so schnell kaputt?" „Nein, eigentlich.. Der steuerliche Vorteil war ausgeschöpft." Wie kann ich mir nur so schnell realistische Erklärungen ausdenken? „Was meinst du?", frage ich ihn nach einem Moment des Schweigens. Ich spüre, dass er wieder ernster wird. „Ich will das hier.. ehrlich. Aber es macht gerade alles Sinn. Warum Fabi meinte, dass ich dich gar nicht kenne, dass wir nie über deine Familie gesprochen haben." 

„Fabi kann nicht beurteilen was zwischen dir und mir ist", entgegne ich ihm frustriert darüber, dass Fabi einen auf minimalster Stufe versucht hat, uns zu sabotieren. Wir hatten darüber gesprochen. Er konnte verstehen wie wichtig mir das mit Alex und mir ist. „Anscheinend kann er das schon. Lu, ich muss mir Gedanken machen. Ich will das mit dir, ehrlich. Aber das ist keine kleine Sache. Paare sollten keine Geheimnisse voreinander haben. Davon hatte ich genug in der Vergangenheit und ich wenn ich mich für eine Beziehung entscheide, dann ohne Geheimnisse. Ich will das, ehrlich. Aber ich muss darüber nachdenken." 

„Alex.. können wir nicht bei einem Essen darüber reden?" „Ich denke die Restaurants, die du gewohnt bist, kann ich mir nicht leisten. Das sind alles Aspekte, über die wir uns klar werden müssen", seufzt Alex und drückt den Türknauf nach unten, „Wir sehen uns bald, okay?" 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top