-Chapter one-


- But pretty isn't everything, right?

Genervt schiebe ich mir meine Sonnenbrille von Dior in die goldblonden Haare. Ausnahmsweise habe ich diese offen und lockig über meine Schultern fallen lasse. Außerdem trage ich eine Bluse, bei der ich die obersten Knöpfe offen gelassen habe, eine blaue gerade geschnittene königsblaue Hose mit feinen schwarzen Punkten und einen perfekt dazu passenden blauen Blazer, verfeinert mit schwarzen Elementen. Natürlich stammen alle Dinge von einem bekannten Designer.

"Passen sie doch auf! Der Koffer ist von Bugatti und der von Titan." Fauche ich den Polizisten wütend an. Der Polizeibeamte, welcher die ehrenvolle Aufgabe bekommen hat mich zu meinem Erzeuger und seiner Familie zu fahren, sieht mich ebenfalls genervt an. Ich ignoriere ihn nun allerdings gänzlich und steige vorne ein. Soll er doch sehen, wie er meine Koffer ihn sein winziges Auto bekommt. Ich wollte ja gar nicht erst hier sein, also sollte er sich von mir auch keine Hilfe erwarten.

Wir fuhren inzwischen schon ungelogen 30 Minuten. Die Stadt hatten wir schon längst hinter uns gelassen und als der Wagen dann endlich hielt, konnte ich weit und breit nichts außer Landschaft ausmachen. Während der Polizist meine Koffer auslud beschaute ich mir das zu gegeben ziemlich große und eigentlich sogar recht gemütlich wirkende Haus genauer.

Es hatte wohl ursprünglich einen weißen Anstrich, der sich im Laufe der Jahre leicht bräunlich verfärbt hat. Zusätzlich rankten sich wilde Sträucher die Fassade hoch und ab runden taten das ganze rote Dachziegel, die dem Haus einen naja wohnlichen Tatsch verliehen. Langsam musste ich mir eingestehen, dass ich schon länger kein so personalisiertes Haus gesehen hatte.

Vorsichtig klopfe ich an die weiß angestrichene Türe, doch keiner macht auf. Kurz stehe ich ratlosem herum, bis ich beschließe mich umzusehen. Hinter dem Haus ragt ein größeres Gebäude in die Luft, anscheinend die Stallungen.

Es ist wirklich sehr lange her, als ich das letzte mal auf einem Pferd gesessen habe und ich muss fast wehmütig an diese Zeit zurück denken. Schnell schiebe ich die Gedanken allerdings zur Seite. Reiten macht eh nur einen fetten Arsch und O-Beine.

Mit schnellen, bestimmten Schritten betrete ich den Stahl, auf passend das ich nirgendwo hinein trete, was meinen neuen Schuhen schaden könnte. Ich höre leise Stimmen von dem anderen Ende des Stalles und folge ihnen, mehr bleibt mir ja nicht übrig. Hoffentlich hat der Polizist wenigstens in der Zeit meine Koffer vor das Haus gebracht hat.

"Jenaro kommst du heute mit zum Platz?" Höre ich eine Jungenstimme fragen.
"Ja, ich hoffe mal. Heute kommt doch die Tochter von Michael, keine Ahnung was meine Mama für die Zicke geplant hat." Erwidert jemand, der sich ziemlich angepisst anhört. Oh man was für ein ignoranter, voreingenommener Idiot. Ich bin ja wohl keine Zicke?!

"Woher willst du wissen, das sie eine Zicke ist? Obwohl vergiss das, klar ist sie eine." Sagt schon wieder ein anderer Junge. Langsam komme ich echt durcheinander.
Bevor er es sich allerdings ganz bei mir verscherzen kann, komme ich hinter meinem Heuhaufen hervor, stelle mich provokant hin und meine: "Gut zu wissen, was ihr so über mich denkt."

Sie drehen sich geschockt zu mir um und reisen ihre Augen auf. Minutenlang passiert nichts.
"Na, Sprache verschlagen? Eigentlich wollte ich nur wissen ob ich einfach so in das Haus gehen kann, aber ich glaube ihr seid zu unterentwickelt um mir das überhaupt beantworten zu könne." Ich lächle sie an, so langsam müsste doch was passieren. Oder sind sie wirklich so dumm, wie sie auf den ersten Blick wirken?

Tatsächlich findet einer seine Sprache wieder.
"Äh wir waren bloß überrascht." Meint dieser und lächelt mich schief an.
"Über was?" Hacke ich nach und man sieht ihm an das er mir diese Frage nicht beantworten will. Na seien wir mal nicht so und fragen nicht weiter nach.
"Egal, wollt ihr jetzt mal diesem dummen Polizisten helfen meine Koffer aus seinem Auto zu bekommen!" Befehle ich ihnen schon fast. Wenn sie schon denken, dass ich wäre eingebildet, warum sollte ich mir die Mühe machen dieses Bild von mir zu ändern. Schließlich bin ich es auf unbekannte ja auch.

Sie erheben sich genervt und folgen mir sogar aus den Stallungen heraus. Vor dem Haus finden wir einen ziemlich gestresst aussehenden Polizisten vor, aber nirgends meine Koffer. "Ich hoffe, das du meine Koffer bereits rein getragen hast." Meinen ich zu ihm und blicke ihm überheblich an, er nickt darauf nur kurz.
Die Latinos hinter mir äffen mich nach, aber für Streit bin ich gerade nicht auf gelegt.

"Also wer von euch ist mein neuer Mitbewohner?" Frage ich die Gruppe von Jungs und lasse meine Blicke über sie wandern.
"Leider ich." Meint der mit den schwarzen, kurzen Haaren und karamellfarbenen Augen. Auch das ignoriere ich, so nett wie ich bin.
"Dann kannst du mir ja sagen wo meine Erzeuger ist." Erwidere ich immer noch mit einem arroganten Unterton. Der Polizist hat sich schon längst wieder verdrückt.

"Du meinst wo dein Vater ist? Ja das könnte ich, aber ehrlich gesagt habe ich darauf keine Lust." Er widert er. Ich sehe ihn empört an, während er sich weg dreht und einfach mit seinen hässlichen Freunden davon trampelt.

Seufzend wende ich mich wieder dem Haus zu. Vorsichtig öffne ich die Haustüre und trete ein. Innen stehe ich zuerst in dem Eingangsbereich. Der Boden besteht aus hellem Holz und insgesamt wirkt es ziemlich gemütlich und einladend.

Ich sehe mich weiter um. Rechts grenzt die Küche an und links liegt das Wohn - und Esszimmer. Langsam laufe ich die Holztreppe hoch in den ersten Stock. Ich gehe den länglichen Gang entlang und finde so einiges.
Zwei Badezimmer, ein großes Schlafzimmer, sie zwei andere Zimmer.

Allerdings nicht mein Zimmer, deshalb beschließe ich in den zweiten Stock weiter zu gehen. Als erstes sehe ich meine Koffer im ganzen Flur verteilt stehen. Schnell sammle ich alles zusammen und bleibe bei einer Tür mit einem Zettel auf dem mein Spitzname steht stehen.

Mein Zimmer ist weiß gestrichen und auch ziemlich groß. Selbst wenn es nur ein drittel der Größe von meinem alten Zimmer hat, ist es auf eine schäbige Art wirklich schön. Aber das werde ich niemals zugeben. Trotz allem wünschte ich mich am liebsten wieder nach Hause. Zu meiner Mutter, meinen Freunden, meinem Pool und meinem Extra Ankleidezimmer.

Müde lasse ich mich auf das Himmelbett in der Mitte des Zimmers fallen und breite meine Arme aus. Ich wünschte meine Mutter wäre noch am Leben und keine berühmte Modeagentin. Tiffany, Brittany und die anderen schreiben mir dennoch ununterbrochen. Kein Wunder schließlich bin ich jetzt Millionärin, ohne jemals gearbeitet zu haben und das wollen sie ausnutzen. 

In diesem Moment höre ich Stimmen von unten. Also auf geht's in den Kampf. Ach wie sehr ich mich doch freue meinen Erzeuger wieder zu sehen. Das letzte Mal war ja nur vor circa 17 Jahren.

Zögerlich laufe ich nun die Treppe wieder runter. Meine Lust meinen Erzeuger und seine glückliche neue Familie zu treffen hält sich in Grenzen. Er kann mir eigentlich gerne gestohlen bleiben.

Im Wohnzimmer stehen zwei kleine wirklich süße Mädchen, eine Frau und anscheinend mein Erzeuger. Er hat hellbraune Haare und blaue Augen. Ja, richtig gelesen mein Vater ist nur ein halber Latino und mit erschrecken muss ich feststellen, dass ich ihm sogar ähnlich sehe.

Jeder denkt sich jetzt wo liegt das Problem? Aber ich hasse meinen Erzeuger wirklich abgrundtief und das soll er auch zu spüren bekommen. Laut räuspere ich mich. Beide Erwachsenen fahren herum und starren mich verwirrt an.

"Wer bist du den?" Frägt mich auch schon mein Erzeuger verwundert. Kann der sich nicht erinnern, dass heute seine 'Tochter' kommen sollte?

"Also eigentlich bin ich Benjamin Blümchen, aber meine Freunde dürfen mich nur Ben nennen." Sage ich vollkommen ernst. Beide starren mich immer noch an, sodass ich mir einen Seufzer nicht unterdrücken kann.
"Ich bin Mara, ich sollte heute ankommen. Ihr wisst schon, seine Tochter. Klingelt es bei euch?" Frage ich und verdrehe meine Augen genervt. Das ist etwas, was ich einfach nicht unterdrücken kann.

Man kann fast schon mit an sehen, wie sie langsam beginnen zu begreifen.
"Ah freut mich Mara. Ich bin Luciana, aber nenn mich Lucy." Meint die Frau und streckt mir freundlich lächelnd ihre Hand hin. Ich schüttle sie kurz. Dabei lächle ich sie sogar noch schwach an, schließlich ist sie wirklich nett und kann nichts für meine Situation. Auch mein Vater hält mir seine Hand hin, die ich allerdings ignoriere.

"Ich bin oben in meinem Zimmer. Wenn was ist ruft mich einfach." Meine ich zu Lucy und mache mich schon auf den Weg zu meinem Zimmer." "Okay in einer halben Stunde gibt es Kuchen, komm dann runter." Ruft sie mir noch nach.

Veröffentlicht: 03.02.2016
Verbessert: 03.01.2017
Wörter: 1439

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top