[06]

Jisung PoV

Ich spürte, wie mir Minho mit seiner Hand durch die Haare fuhr und mich am Kopf kraulte. Anscheinend war ich während des Films eingeschlafen, aber es war auch schwierig gewesen, das nicht zu tun, denn Minho war bequem. Sein Körper gab mir Wärme und eine unerklärliche Sicherheit. Ich fühlte mich bei ihm irgendwie wohl und geborgen.

"Minho, hast du Besuch?", hörte ich eine laute, weibliche Stimme sagen. Vermutlich kam sie von seiner Mutter. "Da stehen Schuhe, die ich noch nie gesehen habe."

"Nicht so laut... Ja, habe ich und er schläft."

"Naww... Wie goldig... Ich wusste gar nicht, dass wir noch eine vierte Katze haben."

"Haben wir. Und er heißt Jisung."

Ich miaute leise, was Minho zum Lachen brachte.

"Ihr zwei seid wirklich süß zusammen."

"Wir sind nicht zusammen.", antwortete Minho. "Dafür kennen wir uns noch nicht lang genug."

"Wie schade... Naja, ich lass euch mal wieder in Ruhe euren Film sehen. Oder schlafen. Was euch lieber ist. Oh, eine Sache noch: Was wollt ihr zum Abendessen? Habt ihr Lust auf irgendwas spezielles?"

"Ich nicht. Mach einfach, was du geplant hattest. Was ist mit dir, Kleiner?"

"Ich esse sowieso alles. Ich brauche nichts besonderes."

"Okay, dann viel Spaß euch beiden noch.", sagte sie und ging dann vermutlich in die Küche.

"Minho, wie meintest du das eben...?", fragte ich unsicher.

"Was genau?"

"Dass wir uns noch nicht lange genug kennen, um zusammen zu sein... Heißt das, dass du mich magst? Oder dir sogar etwas mit mir vorstellen kannst?"

"Das heißt, dass ich mir irgendwann etwas mit dir vorstellen könnte, aber es nicht sicher weiß, weil wir uns noch nicht lange kennen, und dass ich dich besser kennenlernen will, weil du mich interessierst. Nein, faszinierst. Gott, klingt das kitschig..."

Ich kicherte leise.

"Wenn das kitschig für dich ist, dann gefällt es mir, wenn du kitschig wirst. Das ist irgendwie niedlich.
Ich kann mir, um ehrlich zu sein, auch ziemlich gut vorstellen, dass wir beide mal zusammen kommen. Ich mag sehr dich, Minho."

"Das heißt, wir lernen uns besser kennen und schauen, ob sich etwas zwischen uns entwickelt?"

"Ja, das heißt es.", lächelte ich.

"Gefällt mir."

"Mir auch. Das heißt nämlich auch, dass ich zum ersten Mal etwas besonderes für jemand anderen bin..."

Bei meinem zweiten Satz stiegen mir Tränen in die Augen, doch ich hielt sie so gut es ging zurück.

Minho setzte sich auf und symbolisierte mir, dass ich mich auf seinen Schoß setzten sollte, was ich auch tat. Dann umarmte er mich, was ich als Gelegenheit sah, mich wieder an ihn zu kuscheln.

"Warum sagst du sowas...?", fragte er und klang dabei nicht weniger bedrückt als ich.

"Weil es so ist... Du bist der erste, bei dem ich das Gefühl habe, dass er mich wirklich wertschätzt. Auch wenn ich ein kleines Klammeräffchen bin."

"Aber was ist mit deinen Freunden? Sollten die nicht für dich da sein...?"

"Sind sie irgendwie... Aber halt nicht so sehr, wie ich es brauche. Sie sind eher füreinander da und ich bin überflüssig."

"Ach, Kleiner..." Er sah mich an und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich angefangen hatte zu weinen. "Das hast du nicht verdient. Du bist wundervoll, hörst du? Und es ist schrecklich, dass dir das niemand gezeigt hat. Von jetzt an kümmere ich mich um dich. Du bist nicht mehr alleine."

Ich fing nur noch mehr an zu weinen, als er das sagte.

"Jetzt hör schon auf damit... Ich will nicht, dass du traurig bist."

"Dann hör du auf solche Sachen zu sagen.", schniefte ich und weinte weiter, wenn auch weniger als zuvor. "Wo warst du die ganze Zeit über, Minho?"

"Ey, Minho, du fauler Sack. Du sollst beim Tischdecken helfen!", hörte ich es von Sungjae aus dem Flur.

"Jetzt nicht!", rief Minho zurück, woraufhin Sungjae ins Wohnzimmer gestürmt kam.

"Meine Fresse! Jisung's Arsch kann warten! Hör auf damit, dich immer vor allem zu drücken! Denk doch einmal nicht nur an di-", er stoppte im Satz, als er sah, wie ich, nicht mehr weinend aber mit Tränenspuren im Gesicht, auf Minho's Schoß saß. "Oh..."

"Ja. Oh."

"Tut mir leid. Ich dachte nicht, dass... Alles okay bei dir, Jisung?"

"Geht schon.", antwortete ich und zwang mich zu einem kleinen Lächeln.

"Lee Sungjae! Lee Minho! Hört mich in diesem Haus eigentlich irgendjemand?!"

"Wir kommen!", rief Sungjae und ging wieder. Ich machte Anstalten aufzustehen, doch Minho stoppte mich.

"Du kannst dich auch noch weiter bei mir ausruhen, wenn du das lieber willst. Meine Mutter versteht das."

"Schon okay, Minnie. Ich hab eh langsam Hunger bekommen.", meinte ich und stand auf.

"Minnie?"

"Jap. Ji und Minnie.", erklärte ich und zeigte bei unseren Namen auf uns, was ihn sanft lächeln ließ.

"Dann auf in die Küche, Ji."

"Kann ich vorher noch ins Bad?"

"Klar. Das ist hinter der Tür gleich rechts neben der Haustür."

"Danke."

Ich ging ins Bad und wusch mir als erstes das Gesicht, denn ich mochte es nicht, wie sich mein Gesicht anfühlte, wenn ich geweint hatte. Dann wusch ich mir schnell noch die Hände und ging in die Küche, wo ich nun auch auf Minho's Eltern traf.

"Hallo.", begrüßte ich sie und wurde ebenfalls begrüßt. Sie stellten sich mir als Sungho und Miyeon vor und ich stellte mich ebenfalls vor.

"Setz dich zu mir, mein Kleiner.", sagte Minho, woraufhin ich mich auf den leeren Stuhl neben ihn setzte.

"Wir haben verstanden, dass du auf Jisung stehst, Minho. Du musst das nicht noch betonen. DEIN Kleiner hat das bestimmt auch schon mitbekommen. Heiratet doch einfach.", zog Sungjae ihn auf. Die beiden schienen damit echt Spaß zu haben.

"Sei leise. Was zwischen Ji und mir ist, hat dich gar nichts anzugehen. Du bist nur neidisch, weil es mit dir niemand länger als eine Woche aushält."

"Minnie, ich will ja nichts sagen, aber wir kennen uns auch noch nicht länger als eine Woche.", lachte ich und wir begannen alle zu essen.

"Und trotzdem werden wir länger als eine Woche zusammen verbringen, oder etwa nicht?"

"Doch, klar..."

"Na dann. Achso, Mama, ist es okay, wenn Ji nächste Woche Freitag auch zu unserem Spieleabend kommt?"

"Von mir aus ja, aber ich bin ja auch den halben Abend nicht da. Was sagst du dazu Schatz?"

"Gerne. Mit einem Teenager mehr komme ich noch klar. Ich wollte dann Spaghetti machen. Isst du Fleisch in der Soße, Jisung? Oder bist du Vegetarier oder Veganer? Oder hast irgendwelche Allergien, bei denen man aufpassen muss?"

"Vermutlich ist er beides nicht sonst könnte er ja nicht Minho's-"

"Sungjae!", rief Miyeon entgeistert, während mir bei der Vorstellung davon, was er als nächstes sagen wollte, das Blut in Wangen und Ohren schoss. "Nicht beim Essen."

"Tut mir leid...", murmelte er und sah leicht beschämt zu mir. Warum auch immer ihm das jetzt peinlich war, wenn ich hier saß und langsam die Farbe einer Tomate annahm.

"Also, Jisung. Gibt es etwas, was du nicht isst?", fragte Sungho, woraufhin ich einfach nur den Kopf schüttelte und Minho mir mit einer Hand durch die Haare wuschelte.

"Wofür war das?", fragte ich verwirrt.

"Mir war einfach danach. Du bist echt süß, wenn du rot wirst."

__________________________________

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top