[02]
Jisung PoV
Den nächsten Tag tat mir mein Bein natürlich immer noch weh. Wir waren damit nicht beim Arzt gewesen, da meine Mutter der Ansicht war, dass es reichen musste, wenn ich mich einfach auf mein Bett legte und es kühlte. Felix und Chan hatten schon gefragt, wo ich geblieben war, woraufhin ich nur meinte, dass ich die Treppe runter gefallen war und jetzt Zuhause saß und versuchte meine Langeweile zu vertreiben. Trotz meiner Schmerzen schickte meine Mutter mich den nächsten Tag wieder in die Schule, weshalb ich mich nun die Treppen hoch in den Klassenraum quälte.
"Jisung? Solltest du nicht zu Hause bleiben und dich schonen?", fragte Chan besorgt, als ich in den Klassenraum kam.
"Ja, sollte ich.", antwortete ich. "Aber meine Mutter findet es besser, mich zur Schule gehen zu lassen."
"Kannst du dich nicht einfach selbst entschuldigen?"
"Nicht jeder hier ist 18, Chan. Felix und ich dürfen das erst nächstes Jahr."
"Stimmt ja. Hab ich schon wieder vergessen, sorry."
"Schon okay. Es ist auch schon ein wenig besser als gestern und ich kann mich ab Freitagnachmittag komplett ausruhen, falls es dann überhaupt noch weh tut."
"Dann ruh dich aber auch wirklich aus, Jisung.", meinte Chan streng.
"Mach ich. Keine Sorge."
Felix setzte auch zum Reden an, doch wurde unterbrochen, als unser Lehrer mit dem Unterricht begann und kam bis zum Ende der Stunde auch nicht mehr wirklich zu Wort. Oder er hatte einfach nicht mehr im Kopf, was er hatte sagen wollen.
Wieder gingen die beiden vor, da ich noch kurz brauchte, um meine Sachen zu sortieren und meinen Schokoriegel aus dem Rucksack zu suchen. Ich quälte mich gerade die ersten Stufen wieder runter, als hinter mir eine bekannte Stimme ertönte.
"Brauchst du Hilfe, Kleiner? Nicht dass du wieder fällst.", fragte er und kam zu mir.
Er kam zu mir. Der Ausdruck in seinen Augen war liebevoll und besorgt. Vorsichtig strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte seine Hand an meine Wange, ehe er sich langsam vorbeugte und- Jetzt reiß dich zusammen, Jisung!
"Geht schon, denke ich. Trotzdem danke.", antwortete ich und versuchte mir nichts von meinen Gedanken anmerken zu lassen, sondern ging stattdessen die Treppe runter, wobei er mich ziemlich schnell überholte und sich mir in den Weg stellte.
"Jisung, du siehst aus, als würdest du jeden Moment wieder runterfallen und wenn du in dem Tempo weiter gehst, bist du unten, sobald die Pause zu Ende ist und du wieder hoch musst, also lass mich dir bitte einfach helfen."
"Wie du meinst...", seufzte ich und stützte mich an ihm, sodass wir deutlich schneller voran kamen.
"Was machst du überhaupt hier? Du bist verletzt. Du solltest nach Hause und dich ausruhen."
"Erklär das mal meiner Mutter.", erwiderte ich belustigt.
"Meine hätte mich vermutlich weggesperrt, damit ich auch nicht nur auf die Idee kommen kann, abzuhauen und zu tanzen."
"Du tanzt?", fragte ich überrascht.
"Was ist daran so überraschend?"
"Du siehst eher aus wie diese 'Tanzen ist voll schwul'-Typen."
"Echt? Naja eigentlich passt das mit dem Tanzen dann ja zu mir."
"Das heißt du bist schwul?"
"Ja, du doch auch, oder nicht? Dein Kumpel hat zumindest so geredet, als wärst du es."
Verdammt, Lee Felix. Konntest du nicht einmal deine Klappe halten?
"Hm? Ja, ich auch. Also, Lee Minho. Was außer Tanzen und Männern magst du sonst noch?"
Er lachte leise und seine hübsche Lache ließ mich lächeln.
"Ich helfe gerne süßen Jungs die Treppe runter, nachdem sie mich umgeschmissen haben wie einen Bowlingpin.", antwortete er. "Okay, nein, ich antworte schon ernsthaft. Ich treffe mich gerne mit meinen Freunden und mache etwas mit ihnen."
Hatte er mich gerade süß genannt? Oder hatte ich mir das nur eingebildet?
"Oh! Wir machen nächste Woche eine Art Spieleabend bei mir. Warum kommst du nicht auch?", fragte er begeistert, als wir unten an den Treppen ankamen.
"Klingt gut. Aber wer ist 'wir'?"
"Hyunjin, Seungmin, Changbin, Jeongin und ich. Naja und du dann auch, wenn du willst."
"Einverstanden. Zumindest Hyunjin und Seungmin kenne ich."
"Was sagst du dazu, wenn wir beiden uns vorher noch treffen? Dann können wir uns ein wenig besser kennenlernen."
Ein Kennenlernen mit Minho alleine? Das klang toll! Wir würden bestimmt viel Spaß haben und vielleicht konnte ich dem Älteren ja ein wenig näher kommen.
"Ja, klar! Hast du morgen Zeit?"
"Jap, hab ich. Dann..."
Er zückte sein Handy, entsperrte es und gab es mir.
"Bitte sehr, der Herr."
"Was soll ich damit? Das ist schließlich deins."
"Ich brauche deine Nummer, Kleiner.", schmunzelte er.
"Oh, richtig..."
Ich tippte schnell meine Nummer und meinen Namen ein, ehe ich es ihm zurück gab.
"Wie viel Zeit haben wir eigentlich noch?", fragte ich.
"Drei Minuten oder so. Soll ich dir schon mal wieder die Treppen hoch helfen?"
"Ich komme schon klar...", antwortete ich.
"Das hast du vorhin auch gesagt und es war ganz eindeutig besser, dass ich dir geholfen habe."
"Stimmt auch wieder. Auch wenn es irgendwie unnötig war, dass ich runter gegangen bin."
"Ja, das war es.", lachte der hübsche Junge und wieder konnte ich nicht anders, als zu lächeln. Sein Lachen war einfach zu schön.
"Nächste Pause bleibe ich einfach im Klassenraum.", meinte ich und wir gingen wieder hoch.
Vor meinem Klassenraum blieben wir stehen.
"Dann bis morgen.", verabschiedete er sich.
Er kam näher, legte seine Hände an meine Wangen und drückte mir einen langen Kuss auf die Stirn, ehe er sich wieder von mir löste und mich anlächelte. Seine Hände behielt er weiterhin an meinen Wangen.
"Bis morgen.", antwortete ich, als ich wieder aus meiner kleinen Träumerei aufwachte, und war ein wenig enttäuscht, als ich seine Hände nicht an meinen Wangen spürte. Zum Abschied winkte er mir nur kurz zu.
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