Kapitel 9.1
*Siiri*
Wollte er es wirklich darauf anlegen? Er wusste wohl nicht, dass mein Kämpfer der klare Favorit in diesem Kampf war und das sah man jetzt schon deutlich. Anderseits, was hatte ich schon zu verlieren?
„Wenn ich verliere, bekommst du von mir eine Massage, die du nie wieder vergessen wirst" grinste ich Herausfordernd und schlug ein.
„Na wenn das kein Grund ist, meinem erst recht die Daumen zu drücken" schmunzelte er siegessicher. Ob ich es wollte oder nicht, ich konnte es nicht abstreiten, dass ich mich zwischen durch amüsierte. Es machte irgendwie Spaß mit ihm und es war immer noch ungezwungen. Zumindest erweckte es bis jetzt den Eindruck. Ob Jukka sich doch getäuscht hatte? Wie verhielt sich denn ein Mann, der mehr von einem wollte? Konnte man es ihnen ansehen? Oder gab es deutliche Anzeichen dafür? Ich wusste nicht, wie ich es rausbekommen sollte, daher beschloss ich, die Gedanken erst einmal beiseite zu schieben und zu schauen, was die Zeit noch so mit sich brachte.
„Ha, nun liegt deiner am Boden und es erweckt nicht den Eindruck, als ob er nochmal aufstehen würde. Schaut aus, als ob ich heute noch eine tolle Massage bekomme, Minun kaunis" schmunzelte er.
„Freu dich nicht zu früh, Tiger. Gerade, wenn man es am wenigsten erwartet, stehen sie wieder auf und dann hast du keine Chance mehr" grinste ich und tatsächlich, bei 9 rappelte sich mein Boxer wieder auf und teilte nochmal ordentlich aus. Zufrieden nahm ich zur Kenntnis, dass Sebu sich darüber aufregte und leise vor sich hin fluchte. Und dabei sah der Kerl einfach nur verdammt heiß aus. Die Massage würde ich ihm jetzt in diesem Moment sogar freiwillig geben, wenn er mich drum bitten würde. Er müsste mich nicht mal bitten. Es erwähnen würde schon vollkommen reichen. Was hatte dieser Kerl nur an sich, das mich so an ihn faszinierte? Sowas hab ich noch nie erlebt und eigentlich wollte ich das auch gar nicht. Es wirbelte mein gesamtes Leben und mein Denken um und darauf hatte ich sogar keine Lust. Kostete es mich doch nur Nerven und verursachte Kopfschmerzen. So in Gedanken versunken merkte ich gar nicht, dass diesmal ich ihn anstarrte. Merkte auch nicht, dass er es dafür umso mehr mitbekam.
„Hey Minun kaunis, nun verpasst du aber alles wichtige, wenn du mich so anstarrst" nippte er an seinem Glas. Verdammt, das hatte mir gerade noch gefehlt und irgendwie war mir das peinlich.
„Vielleicht fand ich dich gerade einfach viel spannender als den Boxkampf" versuchte ich es mit seinen eigenen Worten, was ihn zum Lachen brachte. Dieses strahlen in seinen hellblauen Augen brachte mich völlig aus dem Konzept. Wie konnte man nur so glasklare wunderschöne Augen haben, die einem so in ihren Bann ziehen? Ich zwang mich selber dazu, meinen Blick wieder auf den Fernseher zu lenken und sämtliche Gedanken weit nach hinten zu verschieben. Runde 7 von 12 wurde gerade eingeläutet, als meiner eine heftige rechte austeilte und der Gegner zu Boden ging.
„Verdammt. Steh auf du Memme, ich möchte doch meine Massage haben" schimpfte da jemand neben mir und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Ich habe es dir gesagt, Tiger. Wer mit mir wettet, hat schon verloren. Somit gibt es keine Massage für dich" nippte ich an meinem Glas, als mein Kämpfer durch KO gewonnen hat.
„Glückwunsch zum Sieg, minun kaunis. Da ich ein fairer Verlierer bin, bekommst du natürlich deinen versprochenen Schokoladenkuchen. Aber vorher gehen wir eine Rauchen" schmollte da jemand, stand auf und hielt mir schon wieder grinsend seine Hand hin. Diese ergriff ich und mit einem Ruck hatte er mich hochgezogen. Im Wintergarten setzte er sich in seine Hängematte, während ich stehen blieb.
„Und du kannst wirklich backen? Nicht, das ich nachher eine Lebensmittelvergiftung wegen dir bekomme" harkte ich nach, während ich genüsslich an meiner Zigarette zog.
„Naja, also so direkt eigentlich nicht... Das ist so ein Tassenkuchen, den bekomme ich auch noch hin" stotterte er verlegen und fuhr sich grinsend durch seine Haare.
„Dann muss ich wenigstens nicht stundenlang darauf warten" zwinkerte ich ihm zu und sah, wie er erleichtert ausatmete. Hatte wohl mit einer anderen Reaktion gerechnet.
„Dann zeig ich dir jetzt mal, wie perfekt ich den hinbekomme. Das ist nämlich auch eine Kunst für sich und gar nicht so einfach, wie immer alle denken" lachend ging er in die Küche und sofort fühlte ich mich wieder unwohl. Ich mochte es nicht, irgendwo hier in diesem Loft alleine zu sein. So drückte ich schnell meine Zigarette aus, folgte ihm in seine offene Küche und setzte mich wieder auf die Arbeitsfläche, während ich ihm zuschaute.
„So schlecht sieht das gar nicht aus, was du da veranstaltest" grinste ich frech, um meine aufkeimende Angst zu überspielen. Ob es ihm störte, das ich ihm praktisch die ganze Zeit am Hintern klebte? Mir würde das tierisch auf den Sack gehen, aber er erweckte nicht den Eindruck. Mauzend sprang Carlos auf die Arbeitsfläche und rieb sein Köpfchen an meiner Hand. Ich nahm ihn auf den Arm und kraulte seinen Bauch, was ihm ein zufriedenes schnurren entlockte.
„Na da hat dich einer wirklich ins Herz geschlossen, wenn er dir schon folgt zum kuscheln. Magst du auch Sahne auf deinen Kuchen haben?" während er mir einen kleinen Löffel reichte.
„Klar, wenn man schon sündigt, dann doch bitte richtig" nachdem er Sahne auf den Tassenkuchen raufgemacht hat und diesen mit Streusel verziert hat, reichte er ihn mir.
„Voila Madam, es ist angerichtet. Der berühmte Schokokuchen ala Sebu" schmunzelte er.
„Vielen Dank der Herr" stand auf und machte einen eleganten Knicks. Nachdem wir beide wieder auf der Couch saßen und ich mir den Schokokuchen schmecken ließ, platzierte sich Carlos auf Sebu's Schoß und ließ sich ausgiebig kraulen.
„Schmeckt wirklich ausgezeichnet" seufzte ich zufrieden und ließ den Löffel wieder in meinen Mund verschwinden. Nachdem die Tasse leer war, stellte ich sie auf den Tisch und sah ihm einfach nur dabei zu, wie er Carlos verwöhnte, der es ihm mit einem tiefen Schnurren dankte.
„Kannst du auch so schön schnurren, Tiger? Oder muss ich da auf Carlos zurückgreifen, wenn ich das hören möchte?" fragte ich ihn, während ich ihn weiterhin nicht aus den Augen ließ. Nun drehte er seinen Kopf zu mir und erwiderte den Blick.
„Probiere es doch aus, wenn du es wissen möchtest. Macht bestimmt mehr Spaß, als wenn ich dir das so verraten würde" grinste er verschmitzt. Das ließ ich mir doch nicht zweimal sagen. Meine Hand legte ich in seinen Nacken und während ich diesen kraulte, legte ich meine Lippen auf seine. Sein Arm legte er um mich und drückte mich so enger an sich. Perfekt schmiegten sich unsere Lippen aneinander, als seine Zunge meine Unterlippe lang fuhr und um Einlass bat. Diesen gewährte ich ihm nur zu gerne. Leise seufzte er in den Kuss hinein, während sich unsere Zungen ein wildes Spiel mit dem Feuer lieferten. Langsam ließ ich meine Hand höher wandern und versenkte sie in seinen weichen Haaren, als er mich mit seinen Händen an der Hüfte packte und mich auf seinen Schoß zog. Als ich mit der freien Hand seinen Oberarm hochstreichelte, schurrte er tatsächlich leise in den Kuss und zog mich noch enger an sich, während sich seine Hände den Weg über meinen Rücken zu meinem Po suchten. Als er diesen fand und fest hineingriff, entfloh mir ein leises keuchen, was unser Zungenspiel noch wilder werden ließ. Gierig erkundeten wir den Mund des anderen, als ob uns dieser völlig fremd wäre. Gott, dieser Kerl brachte mich völlig um den Verstand. Keine Sekunde hielten unsere Hände still. Erforschten unaufhaltsam den Oberkörper des anderen. Als ich mich durch den Stoff seines Shirts in seinem Rücken festkrallte, stöhnte er auf und unterbrach den Kuss, was mir Zeit zum Atmen verschaffte. Denn es fühlte sich so an, als ob ich dies eben nicht getan hatte. Auch er atmete schwer. Eine Weile schauten wir uns einfach nur in die Augen und versanken jeweils in die des anderen, bis er mit einer Aussage drohte, alles zum Einstürzen zu bringen.
„Schlaf heute Nacht hier, bei mir..." hauchte er mit seiner tiefen Stimme, was mir sofort eine Gänsehaut bescherte. Allerdings kam dies nicht durch seine Stimme, sondern durch meine Panik, die sich sofort in mir breit machte. Ich konnte hier nicht schlafen. Auf keinen Fall. Das würde nicht gut gehen. Letzte Nacht hatte mich vermutlich lediglich meine Erschöpfung diesen erholsamen Schlaf geschenkt, doch diese Nacht würde das nicht klappen. Und ich wollte nicht hier sein, wenn er schläft. Wollte nicht allein mit meinen Gedanken sein. Mit meiner Angst und dieser unglaublichen Panik, die mir gerade sämtliche Luft zum Atmen nahm. Schnell stand ich auf und ging in den Wintergarten. Ohne eine Antwort ließ ich ihn da einfach sitzen und zündete mir gierig eine Zigarette an. Tief inhalierte ich den Qualm und schloss für einen Moment meine Augen. Sämtliche tief vergrabene Bilder und Szenen spielten sich in meinem Kopf ab, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich versuchte sie abzuschütteln, doch vergebens. Mit so einer Wucht prasselten die Erinnerungen auf mich ein, dass sie mir die Luft ab schnürten. Ich wollte das nicht sehen. Ich wollte es nicht wieder durchmachen. Es kostet jedes Mal so viel Kraft, das ich bald nicht mehr konnte. Kurzzeitig wurde mir schwarz vor Augen, als ich zwei starke Arme um mich spürte. Ich wollte meine Augen nicht öffnen. Ich wollte nicht, dass er sie sieht. Wollte nicht, dass er meine Panik erkennt und doch war es viel zu spät dafür.
„Minun kaunis. Ich wollte dich nicht in Angst und Schrecken versetzen. Komm, ich bring dich ins Wohnzimmer und dann schenk ich dir einen neuen Drink ein. Der wird dich etwas beruhigen" und führte mich zur Couch. Widerstandslos ließ ich mich führen, fehlte mir zum Wehren die Kraft. Wie sollte ich ihm das nur erklären? Er würde es nicht verstehen. Niemals. Kraftlos und zitternd ließ ich mich auf die Couch fallen, während er zu seiner Bar ging und mir, mit einem besorgten Blick, einen Whisky eingoss und mir das Glas reicht.
„Trink das bitte. Das wird dir helfen" und setzte sich neben mich. Langsam ließ ich das brennende Getränk meinen Hals hinabgleiten, bis das Glas gelehrt war und stellte es ab. Zögerlich griff er nach meinen Händen und hielt diese einfach fest, während er mit dem Daumen über meinen Handrücken streichelte.
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