Kapitel 7.2
*Sebu*
Deutlich stand ihr die Überraschung ins Gesicht geschrieben und ich hoffte sehr, sie würde ihr wirklich gefallen. Ich bin wach geworden, als sie sich aus meiner Umarmung befreit hat. Doch als ich kurz danach die Dusche im Bad hörte, wusste ich, dass sie nicht wieder ins Bett kommen würde und so stand ich auf und bereite ein Frühstück vor. Ich konnte es mir nicht erklären, aber ich wollte einfach nicht gehen. Zu sehr genoss ich ihre Anwesenheit. Als sie die Erdbeere runtergeschluckt hat und sich mit der Zunge über ihre Lippen leckte, konnte ich einfach nicht widerstehen und so legte ich meine Lippen auf ihre. Irgendwie sagte mir mein Gefühl, dass sie nicht auf diese Romantikschiene abfährt und auch nicht auf Zärtlichkeit. So knabberte ich an ihrer Unterlippe und stupste mit meiner Zunge dagegen und bat um Einlass, den sie mir auch kurz danach gewährte, während sie ihre Arme um meinen Nacken schlang und mit ihrer Hand in meine Haare griff. Ich zog sie ein Stück dichter ran, als unsere Zungen sich ein leidenschaftliches Duell lieferten. Unsere Lippen und unsere Zungen schmiegten sich perfekt aneinander und ich genoss jede einzelne Sekunde. Immer wilder erforschten wir den Mund des anderen, bis sie sich, schwer atmend, von mir löste und auf den Herd deutete.
„Oh Backe, die Brötchen hab ich total vergessen" keuchte ich, ebenfalls außer Atem und holte die Brötchen aus dem Ofen, wobei ich mir natürlich die Finger leicht verbrannte.
„Man sollte halt nicht mit dem Feuer spielen, wenn man die Regeln nicht beherrscht" nahm sie schmunzelnd meine Hand und hielt sie unter fließendem, kaltem Wasser.
„Freche Ziege" grinste ich zurück und schaute mir die Brötchen genauer an, „Schauen doch noch ganz gut und Essbar aus. Dann lass uns mal essen, bevor der Tiger ungemütlich wird oder gar verhungert". Schmunzelnd schenkte sie uns Kaffee ein und dann ließen wir uns das Frühstück schmecken.
„Da hast du dir wirklich Mühe gegeben. Vielen Dank dafür" bis sie herzhaft von ihrem Brötchen ab. Sie schien keine von diesen Frauen zu sein, die sich nur von Salat und Wasser ernährt. Das gefiel mir ebenfalls, wollte man doch nicht mit einem Skelett Spaß haben. Und auf ihre Figur achten brauch sie auch ganz sicher nicht.
„Das war das mindeste, was ich machen konnte, nach dem du mir diese tolle Nacht mit dir geschenkt hast" nippte ich an meinem Kaffee und sah ihr dabei tief in ihre dunkelblauen Augen, die tiefschwarz, wie die Nacht leuchteten.
„War ganz ok" erwiderte sie frech grinsend.
„Nur ganz ok? Nun bin ich ja schockiert" meinte ich brüskiert, konnte mir aber ein Schmunzeln nicht verkneifen, „Erweist du mir nachher die Ehre, dich zum Essen einladen zu dürfen?" Und wieder war da dieser nervöse Schatten, der über ihrem Gesicht huschte. Nur sehr kurz und doch lang genug, um das ich ihn gesehen habe. An einer Einladung zum Essen ist doch nun wirklich nichts Schlimmes dran. Oder ging das über unverbindlich hinaus? Vermutlich schon, aber ich konnte nicht anders.
„Typisch Kerl. Noch beim Essen und schon an die nächste Mahlzeit denken. Mal schauen" war ihre recht knappe Antworte darauf. Hoffentlich bin ich jetzt nicht über Ziel hinaus geschossen mit meiner Frage.
„Wir müssen doch essen, damit wir groß und stark bleiben und euch beschützen können" versuchte ich sie abzulenken.
„Wohl eher, damit ihr eines Tages einen ordentlichen Bauch aufweisen könnt, auf dem ihr beim Fernsehen schauen euer Bier abstellt" nippte sie schmunzelnd an ihrem Kaffee.
„So weit wird es hoffentlich bei mir nicht kommen. Geh ja nicht umsonst ab und zu ins Fitnessstudio und manchmal achte ich sogar auf meine Ernährung" grinste ich.
„Wenn ich nett wäre, würde ich ja sagen, dass man das sieht. Aber so kann ich nur sagen, dass du ruhig mal öfter hingehen könntest" erwiderte sie ernst, stand auf und ging auf den Balkon. Hat sie das jetzt wirklich ernst gemeint? Findet sie mich zu dick? Oder zu wenige Muskeln? So kann sie mich doch hier jetzt nicht stehen lassen. Somit ging ich hinter her und stellte mich direkt hinter sie.
„Falls das jetzt ein Scherz war, fand ich das nicht sonderlich witzig" versuchte ich es auf die schmolltour. Sie drehte sich um und schaute mich an, während ich noch immer einen Schmollmund zog und gab meinem Dackelblick zum Besten. Leise lachte sie mich an.
„Du musst dich für gar nichts schämen. Du schaust super aus, so wie du bist" lächelte sie mich an und strich mit ihren Fingern über dem Hemd meinen Oberarm entlang. Da war er wieder. Dieser wohlige Schauer, der durch meinen Körper zog. Auch auf meinen Lippen zeichnete sich nun ein Lächeln ab. Was machte diese Frau nur mit mir?
„Vielen Dank. Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben. Du bist wunderschön, minun kaunis. Wollen wir uns langsam fertig machen? Wir müssen auch noch zu mir, damit ich mich umziehen kann und Carlos hat bestimmt auch schon umgeräumt" fragte ich, während ich sie nicht aus den Augen ließ.
„Ok, aber wenn ich einen Anruf bekomme, muss ich los zur Arbeit. Wer ist Carlos? Und warum sollte er umräumen?" fragend lief sie ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Ihre Antwort versetzte mir einen kleinen Stich. Hoffentlich musste sie heute nicht arbeiten. Ich wollte sie noch immer nicht gehen lassen. Wollte sie einfach nur bei mir haben. Ich stellte mich an den Türrahmen und beobachtete sie.
„Carlos ist mein Kater und er dachte, ich komme letzte Nacht nach Hause. Das nimmt er mir bestimmt etwas übel. Aber keine Angst, er ist ein ganz lieber, genau wie sein Herrchen" grinste ich sie schief an.
„Ja ne ist klar, Tiger" lachte sie. Sie zog das berühmte kurze schwarze Kleid an, das sich hauteng um ihren perfekten Körper schmiegte. Dazu schwarze Stiefel, mit ziemlich hohen Pfennigabsätzen. Anerkannt pfiff ich und nickte ihr zu. Ich half ihr in ihren Mantel und zusammen verließen wir die Wohnung und machten uns auf dem Weg zu mir. Ich hielt ihr meinen Arm hin und sie harkte sich ein.
„Wo wohnst du denn?" fragte sie ganz nebenbei, während sie locker mit mir Schritt halten konnte. Ein Wunder mit den Stiefeln.
„Ich wohne nicht so weit weg von hier. Ungefähr 15 Minuten zu Fuß. Ich kann auch ein Taxi rufen, wenn das mit den Stiefeln zu anstrengend wird" schmunzelte ich.
„Hallo? Ich habe die ganze letzte Nacht damit getanzt und hab mich, im Gegensatz zu jemand anderem, nicht über schmerzende Füße beschwert" grinste sie.
„Das war jetzt ganz klar 1:0 für dich, minun kaunis" lachte ich. Nun wirkte sie wieder total entspannt und konnte sogar frech werden. Was war es nur, das sie so aus der Ruhe brachte? Lag es wirklich an mir? Oder an den Männern allgemeinen? Und warum hatte mir die WG noch nichts von ihr erzählt, wo sie doch wussten, dass wir beide nur Spaß wollten. Ich würde so gerne mehr über sie erfahren, doch mir fehlte der Mut zum Fragen. Hatte ich doch Angst, sie würde dann einfach gehen und ich würde sie dann nie wieder sehen. Das war es ganz gewiss nicht, was ich wollte.
„Da wären wir schon" während ich sprach, schloss ich auf und rief den Fahrstuhl.
„Du wohnst in einem alten Fabrikhaus? Das ist ähm mal was anderes" erwiderte sie, während ich sie in den Fahrstuhl schob.
„Ja. Es wurde umgebaut und nun gehört das obere Loft mir. Ich habe es mir damals angeschaut und praktisch sofort da drin verliebt. Nun wohne ich seit 5 Jahren hier und würde es immer wieder so machen" erklärte ich, während wir mit dem Fahrstuhl, der direkt mit meiner Wohnung verbunden war, hochfuhren. Was hab ich mir nur dabei gedacht? War ich denn verrückt? Ich habe noch niemals eine Frau mit der ich geschlafen hab, mit in mein Loft genommen. Und doch wollte ich es genauso. Ich wollte es ihr zeigen. Ich wollte, dass es ihr gefällt. Ich wollte, dass sie sich bei mir wohlfühlt. Und vielleicht würde sie ja wieder kommen. Vielleicht würde ich hinter ihr Geheimnis kommen. Erfahren, woher sie kommt. Erfahren, warum sie sich zwischen durch immer wieder so zurückzieht. Als würde sie vor etwas fliehen wollen. Fliehen vor mir?
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