Kapitel 13.2

*Sebu*

Blinzelnd wurde ich wach, als die Sonne mir ins Gesicht schien. Heißt, es musste schon um die Mittagszeit sein. Doch ich war noch viel zu faul, um meine Augen schon zu öffnen, so drehte ich mich um und wollte mich an Siiri kuscheln. Müde tastete ich das Bett nach ihr ab, doch es war leer und kalt. Grummelnd öffnete ich nun doch meine Augen und sie lag wirklich nicht mehr neben mir. Vielleicht war sie ja unten? Ich spitze meine Ohren in der Hoffnung, unten etwas zu hören. Doch es war ruhig. Nichts war zu hören und eine dunkle Vorahnung, dass sie weg war, machte sich in mir breit. Ich hatte so gehofft, dass ich neben sie aufwachen würde. Sie in meinen Armen halten und einfach nur betrachten. Ihre sanfte Haut streicheln und mein Gesicht in ihre Haare vergraben, um ihren lieblichen Duft tief in mir aufzunehmen. Mit ihr zusammen aufstehen und mir ihr zusammen frühstücken. Doch anscheinend hatte sie andere Pläne. Verschlafen setzte ich mich auf und sah mich um. Ihre Sachen waren alle weg. Nur meine Sachen lagen noch überall zerstreut herum. Ich stand auf, schnappte mir frische Sachen aus dem Schrank und ging duschen, um richtig wach zu werden. Die letzte Nacht hat ganz schön geschlaucht und das spürte ich nun deutlich. Doch das heiße Wasser machte auch die letzten müden Knochen munter. Nachdem ich im Bad fertig war, schlürfte ich in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen, dabei sah ich einen Zettel liegen.

„Guten Morgen Tiger. Die Arbeit ruft. Ich wollte dich nicht wecken. Bis dann" stand kurz und schmerzlos drauf. Klang doch wirklich sehr zuversichtlich, dass ich sie schnell wieder sehen würde... Mit einer Tasse heißem Kaffee und einer Zigarette machte ich es mir in meinem Wintergarten bequem. Schmunzelnd musste ich da an die letzte Nacht denken. Sie war wirklich unglaublich. Sie wusste genau, was sie machen musste, um mich um den Verstand zu bringen und Gott ja, sie hat es jedes einzelne Mal geschafft. Obwohl sie dabei nicht wirklich zärtlich und liebevoll ist, oder aber genau deswegen? Als wenn sie es nicht zulassen könnte. Denn jedes Mal, wenn ich etwas zärtlicher wurde, drehte sie den Spieß um. Sie konnte sich wohl nicht wirklich fallen lassen. Ob ich das ändern konnte? Ob ich ihr zeigen und beweisen konnte, dass auch langsamer, zärtlicher Sex voller Gefühl Spaß machen kann? Ob ich überhaupt nochmal die Gelegenheit dazu bekam? Ich wagte es stark zu bezweifeln. Der Zettel klang so kühl und eiskalt und nahm mir jegliche Hoffnung. Vielleicht war das Gespräch gestern doch nicht so gut angekommen, wie ich gedacht hatte. Vielleicht hatte es ihr noch mehr Angst gemacht? Ich wollte sie doch damit nicht in die Flucht schlagen. Ich wollte... Ja, was wollte ich eigentlich? War es wirklich nur noch Sex? Ich hatte der Liebe abgeschworen. Die gab es für mich nicht mehr und sollte es auch nicht. Es war doch alles perfekt so, wie es war. Ich konnte mich voll auf meine Musik konzentrieren. Konnte leben, wie ich es wollte. Konnte machen, was ich wollte, wann ich es wollte. Musste auf niemanden Rücksicht nehmen und hatte mir dem Loft mein perfektes Zuhause gefunden. Alles lief doch wunderbar und ich wollte doch gar nicht, das es sich ändert, oder doch? Ich wusste es nicht mehr. In meinem Kopf sprudelten tausende Gedanken herum und machten es fast unmöglich, dass ich mich richtig konzentrieren konnte. Abwechslung musste her und zwar schnell. So schrieb ich meine Jungs, dass sie ihre Hintern zu mir bewegen sollte. Und natürlich, dass sie das Bier nicht vergessen sollten. Auch wenn es erst früher Nachmittag ist, wie ich mittlerweile festgestellt hatte. Aber man weiß ja nie, was der Tag noch so brachte und so hoffte ich einfach, dass sie es schaffen würden, mich für ein paar Stunden auf andere Gedanken zu bringen. Es dauerte nicht lange, da hörte ich den Fahrstuhl schon. Dann war Pete wohl einer der ersten. Er hatte einen Ersatzschlüssel fürs Loft. War jetzt gerade sehr bequem. So brauchte ich nämlich nicht aufstehen. Da fiel mir Carlos wieder ein. Wo trieb er sich eigentlich rum? Hatte er noch gar keinen Hunger? Da standen Pete und die anderen schon in der Tür und Pete schaute mich schief an.

„Was ist? Hab ich was im Gesicht?" fragte ich grantiger, als beabsichtigt und fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht.

„Wohl eher Kummer im Herzen. Auch Liebeskummer genannt" grinste er und setzte sich neben mich. Irgendwie fühlte ich mich ertappt. Obwohl es doch gar nicht stimmte.

„Halt die Klappe, Spinner. Du weißt, dass ich mich nicht verliebe" meinte ich nur und nippte an meinem nun kalten Kaffee.

„Ich hoffe du weißt, dass niemand vorher gefragt wird, ob er sich verlieben möchte" erwiderte er und ich nickte kaum merklich. Natürlich wusste ich das. Bin doch nicht bekloppt. Verzweifelt ja, aber nicht bekloppt.

„Können wir was machen? Irgendwas blödes? Brauche vielleicht etwas Ablenkung" nuschelte ich schon fast und kam mir wie ein Teenager vor.

„Irgendwas, was mit der Dancingqueen zu tun hat?" fragte Pete. So nennt er sie seit gestern, seit er weiß, dass sie tanzen kann und das sogar sehr gut.

„Wie wäre es mit Blumen vor die Tür legen? Etwas kitschig, aber Frauen stehen total darauf" meinte Teijo und ich konnte nur den Kopf schütteln.

„Sie ganz gewiss nicht. Sie ist anders als alle anderen Frauen. Sie ist...ähm...einfach Siiri" kam ich etwas in Erklärungsnot. Wie sollte ich ihnen das auch erklären, wenn ich es selber nicht richtig verstand. Doch da kam mir eine andere Idee. Blumen würden nicht zu ihr passen, aber ein Tassenkuchen ganz gewiss. „Ich hab eine bessere Idee" stand auf und verschwand in der Küche, während ich sie tuscheln hörte. Ich machte den Tassenkuchen fertig und überlegte, wie wir ins Haus kommen würden, ohne bei ihr klingeln zu müssen. Ich wollte nicht dabei erwischt werden. Vielleicht würde uns ein Nachbar dir Tür öffnen. Ich nahm mir Blatt und Stift und überlegte, was ich ihr dazu schreiben konnte.

„Minun kaunis. Etwas leckeres, das dir deinen Tag versüßen soll ;) Dein Tiger". Gott, klang das kitschig und passte irgendwie überhaupt nichts zu uns. Weder zu ihr, noch zu mir. Egal, nun gab es kein zurück mehr. Schnell zog ich Schuhe und Jacke an und schnappte meine Sachen.

„Abflug Jungs. Wir haben eine Mission zu erfüllen" grinste Pete schief und ich war ihm mal wieder sehr dankbar, dass er und auch die anderen für jeden Scheiß zu haben sind. Wir fuhren runter und stiegen alle bei Pete ein. Hatte heute keine Lust selber zu fahren. Den Tassenkuchen hielt ich die ganze Zeit wie ein rohes Ei in den Händen. Bei ihr angekommen stiegen wir aus und klingelten einmal alle Nachbarn durch, bis uns jemand ziemlich mürrisch die Tür öffnete. Wie kleine Kinder kichernd rannten wir die Treppen hoch. Oben völlig außer Puste, fragten wir uns, warum wir nicht den Fahrstuhl genommen hatten. Ich lauschte an der Tür, doch es war nichts zu hören. Ich stellte den Tassenkuchen vor die Tür und das gefaltete Blatt Papier legte ich darunter. Hoffentlich würde sie es auch bekommen. Und das nicht total bescheuert finden. Während mich die Jungs lachend die Treppen wieder runter zogen, zogen Zweifel in mir auf. War das wirklich eine so gute Idee? Vielleicht würde sie mich nun für verrückt halten. Oder für einen Stalker.

„Denke nicht so viel darüber nach. Ändern kannst es jetzt eh nicht mehr" schob mich Pete ins Auto und fuhr los.

„Aber wenn sie mich nun für einen Psychopaten hält?"

„Sie kennt dich jetzt seit vier Tagen. Sie wird sicherlich schon gemerkt haben, dass du einer bist" grinste Teijo sich eins.

„Gott, bist du heute wieder witzig" grummelte ich, konnte mir aber ein schmunzeln nicht verkneifen. Sie hatten ja recht. Jetzt war eh alles zu spät und im schlimmsten Fall würde sie sich nie wieder melden. Doch mit dieser Angst hatte ich vor der Aktion ja auch schon zu kämpfen.

„Kommt, lasst uns in der Kneipe was trinken gehen. Vielleicht kann ja eine der Kellnerin dich etwas ablenken" meinte Pete und ich konnte deutlich in seinem Blick sehen, dass er genauso wie ich wusste, dass das nicht klappen wird. Aber besser, als zuhause weiter in Gedanken zu versinken. So nickte ich ihm zu und den Rest der Fahrt schaute ich schweigend aus dem Fenster, während die anderen wieder rumalberten und sich gegenseitig aufzogen. Doch meine Gedanken waren trotz allem nur bei ihr. Und es fühlte sich schrecklich an, dass sie nicht hier war. Nicht hier bei mir, in meinen Armen. Hatte Pete etwa recht und ich hatte wirklich Liebeskummer? Hatte ich mich tatsächlich verliebt? Verliebt in diese wunderschöne, faszinierende Frau, die eigentlich keine Nähe zuließ?

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