Kapitel 11.2

*Sebu*

„Jung? Alt trifft es wohl eher" erwiderte sie unverblümt und es sah für einen kurzen Moment so aus, als ob sie dies Ernst meinen würde, doch dann zuckte es verräterisch um ihren Mundwinkel.

„Nun werde mal nicht frech, minun kaunis" grinste ich sie an, „Wie jung bist du denn? Auch wenn man eine Frau nicht nach ihrem Alter fragt, aber wenn wir schon beim Thema sind".

„Ich bin 23. Dann hast du bald Geburtstag? Wenn du das noch so betonst" fragte sie weiter.

„Ja, am 13. diesen Monats"

„Also dafür, dass du schon so alt bist, hast dich ganz gut gehalten. Auch dein Stehvermögen kann sich durchaus noch sehen lassen" schmunzelte sie keck.

„Freche Ziege" und zog spielend einen Schmollmund. Sie grinste mich an und wir frühstückten zu Ende. Zusammen räumten wir den Tisch ab und es fühlte sich in dem Moment einfach alles so richtig an.

„Wie lange wohnst du eigentlich schon hier?" fragte sie, als sie hoch ins Schlafzimmer ging.

„Seit 5 Jahren wohne ich jetzt hier. Und Carlos seit knapp einem Jahr. Ist also noch ein recht junger" antwortete ich, während ich mich rauchend in den Wintergarten stellte.

„Und hast du alles alleine eingerichtet oder hattest du Hilfe?"

„Die meisten Ideen stammen schon von mir. Hab mir aber Unterstützung durch einen Inneneinrichter geholt, der mir geholfen hat, meine Ideen umzusetzen oder mir andere Vorschläge gemacht hat. So wurde meine persönliche Wohlfühloase daraus. Und seitdem ist das meiste eigentlich so geblieben" nahm Carlos auf den Arm, folgte ihr nach oben und als ich sah, dass sie sich ihr Kleid von gestern anzog, zog sich mein Herz schmerzlich zusammen. War nun der Abschied gekommen? Ein Abschied für immer?

„Das ist euch sehr gut gelungen. Und es war wirklich noch nie eine Frau hier, mit der du geschlafen hast?" fragte sie mich leicht ungläubig und lehnte sich neben mir ans Geländer, welches uns ins offene Wohnzimmer unter uns schauen ließ.

„Nein. Du bist die erste... Was das anging, war mein Loft noch Jungfrau. Es war mir immer wichtig, dass dies mein persönlicher Rückzugsort ist und bleibt..." antwortete ich ehrlich und sah deutlich, dass das Thema von ihrer Seite noch nicht beendet war, doch sie beließ es bei meiner Antwort und fragte nicht weiter nach.

„Ich ähm danke dir für die letzten 2 Tage. Doch nun muss ich los... Die Arbeit ruft..." meinte sie und kraulte Carlos, der es sich in meinem Arm gemütlich gemacht hat. Schnurrend rieb er sein Köpfchen an ihrer Hand. Eigentlich sollte ich froh sein, dass es hier nun endet und doch machte sich ein komischer Schmerz in mir breit. Und diesen wollte ich nun wirklich nicht wahrhaben.

„Ich muss in der Stadt noch etwas erledigen. Darf ich dich mitnehmen und unterwegs absetzen?" fragte ich, während Carlos in ihre Arme klettert und sich weiter verwöhnen ließ.

„Wenn es keine Umstände macht..." meinte sie und ging schon runter.

„Überhaupt nicht. Gib mir 5 Minuten, dann können wir los" extra langsam suchte ich mir Sachen aus dem Schrank raus und zog mich um. Ich musste wirklich in die Stadt. Wollte die Eissorten kaufen, die sie gestern aufgezählt hat. Vielleicht kam sie ja wirklich mal auf ein Eis vorbei... „Wir können" rief ich, als ich die Treppe runter ging. Sie verabschiedete sich von Carlos, der sie traurig anmauzte, „Das Angebot steht nach wie vor, dass du ihn besuchen kommen kannst, wann immer dir danach ist..." schnappte mir meine Geldbörse, Handy und Autoschlüssel und rief den Fahrstuhl. Nickend setzte sie Carlos ab und mir schien, als wäre sie ebenfalls nicht glücklich über diesen Abschied. Aber vielleicht täuschte ich mich ja auch. Ich fuhr mit ihr runter in die Tiefgarage und hielt ihr die Beifahrertür von meinem silbernen Aston Martin auf.

„Schicker Schlitten. Dankeschön" schmunzelte sie und stieg ein. Warum musste sie gleich um die Ecke wohnen. Traurig seufzend stieg ich ein und fuhr das kurze Stück zu ihr schon extra langsam, um sie noch ein paar wenige Minuten länger bei mir zu haben. Vor ihrer Tür hielt ich an, stieg schnell aus und hielt ihr wieder die Tür auf. Dankend stieg sie aus. Für meine nächste Frage sammelte ich allen Mut zusammen, den ich finden konnte.

„Magst du mir noch deine Handynummer geben? Falls mal wieder jemand von uns Lust auf ungezwungenen Spaß hat..." fragte ich schon recht schüchtern und erkannte mich selbst kaum wieder. Ich sah, dass sie zögerte und schickte innerlich Stoßgebete zum Himmel. Es schien zu helfen, denn sie gab mir ihre Nummer und ich ihr meine. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und ehe ich noch etwas sagen konnte, war sie schon in den Hausflur verschwunden und die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen. Mit gemischten Gefühlen stieg ich wieder ins Auto und fuhr in den nächsten Supermarkt um ein paar Einkäufe zu erledigen. Völlig in Gedanken versunken, schmiss ich alles, was ich brauchte, in den Einkaufswagen. Sie hatte mir wirklich ihre Handynummer gegeben. Hoffte sie auch, dass sich unser Treffen wiederholt? Ok, sie hatte kurz gezögert, aber das ignorierte ich erstmal gekonnt. Das konnte schließlich vieles bedeuten. Nachdem ich bezahlt hatte, verstaute ich alles im Auto und fuhr zurück zu einen Umweg. Natürlich wieder an der Promenade lang und gab richtig Gas. Ich liebte das Gefühl, als würde ich fliegen. Mein Adrenalin stieg deutlich an und doch fühlte es sich heute anders an, als sonst. Es hatte normalerweise etwas Beruhigendes an sich und ließ mich kurzzeitig alles vergessen. Doch heute war dem nicht so. Sie schwirrte die ganze Zeit in meinem Kopf herum und ich verstand einfach nicht, warum. Ich fuhr nach Hause, verstaute meine Einkäufe und sah mich um. Was konnte ich nun machen? Irgendwas musste ich machen. Es kribbelte richtig in meinen Fingern und so drehte ich die Musik auf und begann mein Loft gründlich zu putzen. Tat mal wieder Not, wie ich feststellen musste. Carlos beobachtete mich die ganze Zeit misstrauisch, doch das ignorierte ich erstmal.

Als ich fertig war, war es schon früher Abend und ich ließ mich erschöpft auf die Couch fallen, als mein Handy klingelte. Ob sie mir geschrieben hat? Ich nahm es und starrte das blinkende Briefsymbol in der oberen Ecke an. Irgendwie traute ich mich nicht. Vielleicht beendete sie die Sache ja doch? Man Sebu, jetzt sei nicht so ein Schiss und schau nach, flüsterte meine innere Stimme und ich öffnete die Nachricht. Als ich sah, dass sie von Pete war, konnte ich eine leichte Enttäuschung nicht unterdrücken. Er wollte gleich vorbei kommen und bisschen quatschen. Ich sagte zu und schloss die Augen.

Als es klingelte, schreckte ich hoch, schaute mich kurz verwirrt um und als es nochmal klingelte, fiel mir wieder ein, dass Pete kommen wollte. Ich musste wohl weggenickt sein, denn mir kam es vor, als hätten wir erst vor ein paar Sekunden geschrieben. Ich schickte den Fahrstuhl runter, holte 2 kalte Bier aus dem Kühlschrank und ließ mich wieder auf die Couch fallen. Das putzen hatte ganz schön geschlaucht.

„Na du" rief er mir zu und wie immer begrüßten wir uns mit Handschlag und Umarmung. Danach ließ er sich neben mich fallen, „Alles klar bei dir? Schaust fertig aus".

„Sehr nett umschrieben... Waren paar lange Tage und hab heute schon den Frühjahrsputz gemacht" grinste ich schief und nippte an meinem Bier.

„So fleißig kennt man dich ja gar nicht" grinste Pete frech, „Film schauen oder unser Wochenende planen?"

„Bin heute irgendwie nicht ganz anwesend mit meinen Gedanken, würde daher sagen, wir gehen gleich zum Film schauen über. Da muss ich nicht aufpassen und kann nichts falsch machen" erwiderte ich und schon saß Carlos auf meinen Schoß. Das hat er wohl mitbekommen. Wenn wir Filme schauen, sitzt er immer auf meinen Schoß und diskutiert auch gerne mal mit. Pete suchte Sucker Punsch raus, legte ihn ein und machte es sich neben mir bequem. Carlos ließ ihn dabei keine Sekunde aus den Augen und hoffte wohl, er hätte einen guten Film ausgesucht. Noch bevor der Film richtig angefangen hatte, waren meine Gedanken schon wieder weiter gewandert. Ob sie noch auf der Arbeit war? Ob es zu früh, wenn ich ihr jetzt schrieb? Ich wollte sie ja nicht verschrecken. Wollte eigentlich nur wissen, wie es ihr geht. Vielleicht langweilt sie sich ja und ich könnte sie etwas ablenken. Schnell verwarf ich den Gedanken und versuchte mich auf den Film zu konzentrieren, während ich Carlos ausgiebig kraulte. Besonders spannend schien der Film nicht zu sein, denn nach kurzer Zeit hatte Carlos sich aufrecht hingesetzt und fing laut an, zu schimpfen. Immer laute mauzte er den Fernseher an und wedelte wild mit seiner Pfote rum. Zwischendurch schaute er Pete und mich immer wieder Vorwurfsvoll an, ganz nach dem Motto, wie konntet ihr nur so einen miesen Film aussuchen. Schmunzelnd machte ich ein Video davon und überlegte nicht lange. Ich schickte es Siiri...

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